WDR Servicezeit: Spekulation mit Lebensmitteln

Moin zusammen,

dass ich eine gepflegte Feindschaft zu foodwatch pflege, mag dem einen oder anderen schon mal aufgefallen sein, aber ich hab heute durch Zufall diesen Beitrag beim WDR gesehen:

http://www.wdr.de/tv/servicezeit/sendungsbeitraege/2…

Und dann lese ich nach kleiner Recherche diesen Artikel (ist einer in einer größeren Auswahl):

http://wcms.uzi.uni-halle.de/download.php?down=25900…

Was mich nervt, ist nicht die Tatsache, dass foodwatch was behauptet (die brauchen Spenden, die schreien, damit man sie hört), mich nervt, dass der WDR das ungeprüft sendet.

Keine Widerworte, foodwatch ist quasi der Redakteur des Beitrags. Und die Deutsche Bank, die vielleicht intern festgestellt hat, dass Spekulationen keinen wirklichen Einfluss auf Lebensmittelpreise haben, sagt nichts, weil eine kleine NGO mit gut vernetzten Fernsehsendern einen Shitstorm provozieren kann (wie heute beim WDR, als die Deutsche Bank quasi als Schuldige definiert wurde).

Gruß

ALex

http://wcms.uzi.uni-halle.de/download.php?down=25900…

Das ist keine wissenschaftliche Studie o.ä., sondern eine Darstellung der persönlichen Meinung des Autors.

Was mich nervt, ist nicht die Tatsache, dass foodwatch was
behauptet (die brauchen Spenden, die schreien, damit man sie
hört), mich nervt, dass der WDR das ungeprüft sendet.

Woher weißt du, dass der WDR es nicht geprüft hat? Außerdem steht Foodwatch nicht alleine da. Auch andere Organisationen wie z.B. die Welthungerhilfe verurteilen - begründet - die Spekulation mit Lebensmitteln.

Tach,

das ist nicht persönlich, sondern ist Standard. Finnanzspekulationen sind nicht Ursache für Preissteigerungen bei Lebensmitteln. Foodwatch und Welthungerhilfe sind professionelle Kampagnendurchführer, die von Spendengeldern leben, daher das Gekreische.
Gerade FW wird regelmäßig überführt, wissenschaftlchen Blödsinn zu verbreiten oder zu fordern.

Strubbel
f:open_mouth:)

also Spekulationen haben angeblich keinen Einfluß auf Preise ? Mit dieser Ansicht dürftest Du aber ziemlich alleine dastehen - denn irgendwoher muß der Gewinn ja schließlich kommen, der durch Spekulation erzielt wird…

Gruß
nicolai

Tach Niolai,

du verwechselst Ursache und Wirkung. Die Preise steigen z.B., weil Biosprit statt Lebensmitteln angebaut werden (also kein Getreide für LM, sondern zur Biospritgewinnung). Ackerland steht nicht unendlich zur Verfügung. Der Bedarf steigt aber. Dadurch steigen Preise an den Weltmärkten. Unabhängig davon, ob jemand darauf spekuliert, oder nicht.
Lebensmittespekulanten machen übrigens auch heftige Verluste. Wenn nämlich durch eine unerwartet gute Ernte das Angebot steigt, rauschen die Kurse in den Keller.
Dazu kommen Rollverluste.
Diese kann dir EXC prima erklären. Den wenigsten Soft-Commodities-Fonds sind dauerhaft sehr erfolgreich.

Strubbel
€:open_mouth:)

also Spekulationen haben angeblich keinen Einfluß auf Preise ?

Ja neee - aber doch nur einen positiven!!! Deswegen muss man die Spekulation mit Lebensmitteln vielmehr fördern - je mehr Kohle man damit machen kann, umso mehr Lebensmittel werden natürlich produziert (lohnt sich ja) und niemand muss dann mehr hungern. Sagt jedenfalls der oben verlinkte Ingo Pies, der dies dem staunenden Publikum als ‚konkrete Wirtschaftsethik‘ verkauft. 2 x 3 macht 4 widdewiddewitt und Drei macht Neune, ich mach’ mir die Welt widdewidde wie sie mir gefällt … Diese These ist in ihrer eleganten Schlichtheit eigentlich nur vergleichbar mit F.K. Waechters genialer Lösung des Welthungerproblems („Einfach mehr spachteln!“).

Es mag ja sein, dass Spekulationen mit Lebensmitteln regelmäßig zu künstlich verknappten Märkten und damit zu steigenden Weltmarktpreisen und gelegentlich zu Hungerrevolten führen wie z.B. 2007/2008 (u.a. in Mexiko, Marokko, Indien, Mauretanien, Tunesien, Kamerun, Senegal, Jemen, Elfenbeinküste, Haiti, Ägypten, Burkina Faso, Bangladesh, Somalia und Kenia). Aber das liegt nur daran, dass die Eingeborenen dort eben keine Ahnung von Wirtschaftsethik haben und insbesondere Herrn Professor Ingo Pies nicht kennen. Daher wissen sie nicht, dass Finanzmarktspekulationen mit Agrarprodukten nicht nur aus ökonomischer Sicht wertvoll sind sondern auch aus moralischer Sicht wünschenswert („financial market speculation with agricultural commodities is both valuable from an economic point of view as well as desirable from a moral point of view“). Sonst würden sie sicherlich alle freudig hungern, ist ja schließlich für eine gute und moralisch richtige Sache.

Ich frage mich nur, warum unser Qualitätsentwicklungshilfeminister Niebel nicht auf die Idee kommt, Herrn Pies, diesen famosen deutschen Professor für neoliberale Wirtschaftsethik, mal auf eine weltweite Vortragsrundreise durch die Slums von Kalkutta, Dhaka, Mogadischu, Mexiko City usw. usf. zu schicken, damit er den Leuten mal erklärt, wie „valuable“ ihr Hungern „from an economic point of view“ und wie „desirable“ es „from a moral point of view“ ist. Am besten würde Herr Niebel Herrn Pies gleich dabei begleiten. Dafür müsste man nicht einmal Steuergelder verprassen (was Herrn Niebel ja ein großes Anliegen ist), das könnte die Deutsche Bank aus der Portokasse sponsorn. Der Steuerzahler müsste dann nur für die Witwenrenten aufkommen. Also - mir persönlich wär’s das wert.

Freundliche Grüße,
Ralf

Servus,

es ist mir in letzter Zeit schon bei einigen journalistischen Beiträgen aufgefallen, dass - nicht nur im genannten Fall - immer mehr einseitig und ungeprüft berichtet wird.

Das fängt bei Banken an und hört beim Urheberrecht auf.

Bevorzugt machen die Journalisten sich hierbei zum Lobbyist für die „armen, unterdrückten“ NGOs.

Wenn man aber mal hinter die Kulissen schaut und sieht, mit welchen Mitteln Greenpeace und Co. zum Teil arbeiten, frage ich mich immer häufiger, wer hier in Wirklichkeit der „böse Bube“ ist.

Gruß,
Sax

Termingeschäfte auf Lebensmittel
Hallo,

also Spekulationen haben angeblich keinen Einfluß auf Preise ?
Mit dieser Ansicht dürftest Du aber ziemlich alleine dastehen

  • denn irgendwoher muß der Gewinn ja schließlich kommen, der
    durch Spekulation erzielt wird…

wenn heute jemand darauf setzt, daß Orangensaftkonzentrat im nächsten Frühjahr teurer sein wird als heute, dann schließt er ein Termingeschäft ab. Dadurch ändert sich aber weder die Nachfrage noch das Angebot noch der Preis im nächsten Herbst.

Im kommenden Herbst wird zum Fälligkeitstermin entweder ein Barausgleich vorgenommen oder dem Spekulanten Ware vors Haus gestellt. Auch dadurch ändern sich weder Nachfrage noch Angebot noch der Preis.

Hat der Spekulant richtig gelegen, dann bekommt er entweder eine Zahlung vom Kontrahenten oder er kann seine Ware zum aktuellen Preis verkaufen, hat aber (hoffentlich unter Berücksichtigung von Lager-, Transport-, Vertiebs-, Marketing- und Kapitalbindungskosten) bei Abschluß des Geschäfts weniger bezahlt. Auch dadurch ändern sich weder Angebot noch Nachfrage noch Preis. Der Spekulant hat einfach dadurch Geld verdient, daß er eine Preisentwicklung vorhergesehen bzw. erahnt hat.

Nichts anderes machen Unternehmen übrigens auch: sie investieren und produzieren in der Hoffnung, daß sie das Zeug am Ende teurer verkaufen können als sie es produziert haben. Nur heißen diese Leute dann vornehmer Unternehmer und eben nicht Spekulanten.

Die Spekulation hat übrigens tatsächlich sogar Vorteile, weil es den Landwirten durch die mittlerweile recht große Bandbreite an Derivaten und Termingeschäften möglich ist, ihre Einkommen etwas unabhängiger von Wetter und Preisschwankungen zu machen. Sie können Wetterderivate kaufen und damit Schäden durch Hagelschlag zumindest finanziell kompensieren, sie können ihre Ernte frühzeitig verkaufen und zwar zu einem heute bekannten Preis, der unabhängig ist von späteren Preisschwankungen aufgrund eines Überangebotes oder einer BSE-Hysterie usw.

Und noch eines: die Aussicht auf steigende Preise führt vor allem dazu, daß mehr produziert wird. Das kann natürlich zu einem Überangebot und damit zu fallenden Preisen führen aber das geht ja dann „nur“ zu Lasten der Landwirte und deren Mitarbeiter. Derartige Schweinezyklen sind aus einigen Branchen bekannt, denen vor allem gemein ist, daß zwischen Idee und fertigem Produkt ein längerer Zeitraum liegt. Speicherchips sind ein beliebtes Beispiel dafür aber auch Schweinehälften lassen sich nicht von heut auf morgen aus dem Hut zaubern (auch wenn der Trend zu schnellerwachsenden Schweinen immer noch nicht gestoppt ist). Dafür braucht man eine Sau, einen Eber, etwas Kerzenschein, stimmungsvolle Musik und viel Geduld, denn schließlich dauert es noch vier Monate bis zur Geburt und weitere sechs Monate zur Schlachtung.

In zehn Monaten kann aber viel passieren: Schweinegrippe, Maul- und Klauenseuche, allgemein um sich greifender Vegetarismus usw. Da ist es doch besser, wenn der Landwirt seine Schweinehälften schon heute zu einem ihm bekannten (und auskömmlichen) Preis verkaufen kann - und der Vertragspartner und Problemlöser ist doch tatsächlich der Spekulant, der auf steigende Preise setzt.

Dem Landwirt entgeht u.U. dadurch Gewinn, aber wenn er mit dem erzielten Preis zufrieden ist, kann es ihm ja egal sein. Interessanter wird es aber, wenn der Preis für Schweinehälften sinkt, weil zu viele Landwirte es ihren vierbeinigen Kumpanen kuschelig gemacht haben und es zu einer Geburtenexplosion kommt. Dann hat der Landwirt alles richtig gemacht und einen auskömmlichen Preis erzielt, den er ohne seine Absicherung nicht hätte erzielen können. Er wird dem Spekulanten danken, sein Geld einstreichen und dann mit den Hühnern ins Bett gehen.

Gruß
C.

…die Erklärung mag zwar sehr nett gemeint sein, bringt jetzt aber eigentlich keinen „Wissenszuwachs“ für mich, da sie am eigentlichen Problem vorbeigeht :
erhöhte Nachfrage steigert den Preis (schön für den „Produzenten“, bzw. eigentlich eher für die „Zwischenhändler“, da eine „positive“ Entwicklung der Weltmarktpreise nur selten, bzw. in geringem Ausmaß an den „Produzenten“ weitergegeben wird) -->
Spekulation erzeugt „künstliche“ Erhöhung der Nachfrage (Nachfrage nicht aus „Bedarfsgründen“, sondern aus „Erwartung steigenden Bedarfs“) -->
„Derivate“ sind zumeist „Spekulationen“ auf diese „Spekulation“, also im Grunde noch perverser und völlig abgekoppelt von der natürlichen Relation Angebot - Nachfrage, machen aber mittlerweile den überwiegenden Teil der „Börsengeschäfte“ aus. -->
Künstlich erhöhte Nachfrage steigert „künstlich“ den Verkaufspreis -->
Erhöhte Verkaufspreise bedingen Finanzierungsprobleme bei „ärmeren“ Konsumenten/Abnehmern, da sich die tatsächliche Bedarfsnachfrage nicht verändert, unabhängig vom „künstlichen“ Preis; Getreide und Schweinehälften (hübscher Ausdruck übrigens, erinnert mich ans vorvorige Jahrhundert : „Ich mach´ in Schweinehälften, etc.“ ;-D, als tatsächlich noch hauptsächlich „Warentermingeschäfte“ die Hauptspekulationen an der Börse waren…) sind aber für den Menschen, im Gegensatz zu Microchips, Erdöl oder Kupfererzen nicht verzichtbar (kann die Nachfrage nicht reduziert werden).
Die Spekulation auf „fallende Preise“ ist insofern dabei irrelevant, da sich dadurch der Endverkaufspreis der Güter (in diesem Fall Nahrungsmittel) durch die Mechanik des „Handels“ nicht wirklich verringert (erzielte Gewinne werden abgeschöpft, da eine Preisreduktion aufgrund der unveränderlichen, bzw. durch Bevölkerungszuwachs stetig steigenden Nachfrage zwecks „Erhöhung“ ebendieser „Nachfrage“ nicht erforderlich ist).–>
Obenangeführte „Finanzierungsprobleme“ werden durch „Kreditvergabe“ aufgeschoben, woraus ebenfalls wieder Gewinne entstehen.
Ergo : Gewinne entstehen zu Lasten des Endverbrauchers/Konsumenten

Grüße
nicolai

Hallo,

eigentlichen Problem vorbeigeht :
erhöhte Nachfrage steigert den Preis

in dem von mir geschilderten Szenario gibt es keine erhöhte Nachfrage.

Spekulation erzeugt „künstliche“ Erhöhung der Nachfrage
(Nachfrage nicht aus „Bedarfsgründen“, sondern aus „Erwartung
steigenden Bedarfs“) -->

Wieso sollte es einer „künstliche“ Erhöhung der Nachfrage geben?

„Derivate“ sind zumeist „Spekulationen“ auf diese
„Spekulation“, also im Grunde noch perverser und völlig
abgekoppelt von der natürlichen Relation Angebot - Nachfrage,
machen aber mittlerweile den überwiegenden Teil der
„Börsengeschäfte“ aus. -->

Derivate sind weder pervers noch sind sie von irgendetwas abgekoppelt und daß sie mittlerweile den überwiegenden Teil der „Börsengeschäfte“ ausmachen, könntest Du vielleicht erst einmal belegen.

Künstlich erhöhte Nachfrage steigert „künstlich“ den
Verkaufspreis -->
Erhöhte Verkaufspreise bedingen Finanzierungsprobleme bei
„ärmeren“ Konsumenten/Abnehmern, da sich die tatsächliche
Bedarfsnachfrage nicht verändert, unabhängig vom „künstlichen“
Preis; Getreide und Schweinehälften (hübscher Ausdruck
übrigens, erinnert mich ans vorvorige Jahrhundert : „Ich mach´
in Schweinehälften, etc.“ ;-D, als tatsächlich noch
hauptsächlich „Warentermingeschäfte“ die Hauptspekulationen an
der Börse waren…) sind aber für den Menschen, im Gegensatz
zu Microchips, Erdöl oder Kupfererzen nicht verzichtbar (kann
die Nachfrage nicht reduziert werden).
Die Spekulation auf „fallende Preise“ ist insofern dabei
irrelevant, da sich dadurch der Endverkaufspreis der Güter (in
diesem Fall Nahrungsmittel) durch die Mechanik des „Handels“
nicht wirklich verringert (erzielte Gewinne werden
abgeschöpft, da eine Preisreduktion aufgrund der
unveränderlichen, bzw. durch Bevölkerungszuwachs stetig
steigenden Nachfrage zwecks „Erhöhung“ ebendieser „Nachfrage“
nicht erforderlich ist).–>
Obenangeführte „Finanzierungsprobleme“ werden durch
„Kreditvergabe“ aufgeschoben, woraus ebenfalls wieder Gewinne
entstehen.
Ergo : Gewinne entstehen zu Lasten des
Endverbrauchers/Konsumenten

Ehrlich gesagt, geht mir da zu viel durcheinander: Ethik, Wirtschaft und fragwürdige Annahmen als Ausgangspunkte. Daß Du ständig (aus mir unverständlichen Gründen) Begriffe mit „“ kennzeichnest, macht die Sache auch nicht verständlicher, weil ich nicht weiß, was Du mit „“ ausdrücken willst.

Kurz und gut: wenn Du eine Meinung hast, von der Du nicht abrücken willst, dann laß mich das bitte wissen. Ich kann meine Zeit dann anderweitig nutzen. Falls Du Fragen hast: nur zu.

Gruß
C.

Hallo,

Im kommenden Herbst wird zum Fälligkeitstermin entweder ein
Barausgleich vorgenommen oder dem Spekulanten Ware vors Haus
gestellt. Auch dadurch ändern sich weder Nachfrage noch
Angebot noch der Preis.

nun will der Spekulant aber keine Ware haben, da er meist kein Lebensmittelhändler ist, sondern die Optionen vorher möglichst gewinnbringend verkaufen. Das geht dann noch einige Stufen weiter und zum Fälligkeitstermin hat dann jemand viel geld für Optionen bezahlt, die er natürlich durch die Produktpreise wieder versucht hereinzubekommen oder er geht Pleite. Davon hat der Landwirt nix mehr und der Endkunde muss einen überhöhten Preis bezahlen.

Gruß
T.

Im kommenden Herbst wird zum Fälligkeitstermin entweder ein
Barausgleich vorgenommen oder dem Spekulanten Ware vors Haus
gestellt. Auch dadurch ändern sich weder Nachfrage noch
Angebot noch der Preis.

nun will der Spekulant aber keine Ware haben, da er meist kein
Lebensmittelhändler ist, sondern die Optionen vorher möglichst
gewinnbringend verkaufen.

Das Intrument Future ist Dir ein Begriff? Da wird am Ende einfach nur der Gewinner ausbezahlt und eben keine Ware verschoben oder für eine Option händeringend ein Käufer gesucht. Deswegen sind Futures bei Spekulanten so beliebt.

Anders als bei Aktien kann man den Preis zum Termin auch nicht ohne weiteres beeinflussen, um ihn zu seinen Gunsten zu verbessern. Dafür bräuchte man nämlich nicht nur viel Geld und ein Depot, sondern auch Logistik-/Lagerkapazitäten.

Termingeschäfte allgemein
(Aber) Hallo,

wenn heute jemand darauf setzt, daß Orangensaftkonzentrat im
nächsten Frühjahr teurer sein wird als heute, dann schließt er
ein Termingeschäft ab. Dadurch ändert sich aber weder die
Nachfrage noch das Angebot noch der Preis im nächsten Herbst.

Der Preis ändert sich sofort nach oben!!! Bei Abschluss des Termingeschäfts.

Denk doch mal an das Bauwesen (Beschleunigungsmaßnahmen und/oder Vertragsstrafenregelungen) oder das Speditionswesen/Produktionswesen (just in time).

Wenn der vereinbarte Termin gehalten wird, dann unter der Maßgabe eines zu Beginn höheren Preises (Übernahme von Risiko will bezahlt sein). Wird der vereinbarte Termin nicht gehalten, dann steigt der „Preis“ nochmals, dann im nächsten Herbst deines Beispiels :smile:

Die Spekulation bezieht sich auf den zweiten Teil des Geschäfts. Das Nichterreichen des vereinbarten Ziels.

Das (meist gemeinsam getragene, win-win-) Risiko auf den ersten Teil des Geschäfts.

Franz

Hallo,

wenn heute jemand darauf setzt, daß Orangensaftkonzentrat im
nächsten Frühjahr teurer sein wird als heute, dann schließt er
ein Termingeschäft ab. Dadurch ändert sich aber weder die
Nachfrage noch das Angebot noch der Preis im nächsten Herbst.

Der Preis ändert sich sofort nach oben!!! Bei Abschluss des
Termingeschäfts.

wie sollte ein heute abgeschlossenes Termingeschäft unmittelbar und sofort auf den Spotpreis im Herbst durchschlagen?

Wenn der vereinbarte Termin gehalten wird, dann unter der
Maßgabe eines zu Beginn höheren Preises (Übernahme von Risiko
will bezahlt sein). Wird der vereinbarte Termin nicht
gehalten, dann steigt der „Preis“ nochmals, dann im nächsten
Herbst deines Beispiels :smile:

Ich verstehe nicht, was Du mir damit sagen willst. Wie schon erwähnt, bevorzugt der landläufige Spekulant Börsengeschäfte, die nur durch die Zahlung von Geld erfüllt werden. Da gibt es weder Steine zu schleppen noch Bagger zu fahren.

Die Spekulation bezieht sich auf den zweiten Teil des
Geschäfts. Das Nichterreichen des vereinbarten Ziels.

Auch das verstehe ich nicht. Bei einem Termingeschäft wird geliefert oder gezahlt. Damit das sichergestellt ist, hat der Stillhalter Sicherheiten zu hinterlegen.

Kann es sein, daß hier etliche über Sinn und Unsinn von Termingeschäften diskutieren, die gar nicht wissen, wie diese funktionieren?

Gruß
C.

Hallo Christian!

Kann es sein, daß hier etliche über Sinn und Unsinn von
Termingeschäften diskutieren, die gar nicht wissen, wie diese
funktionieren?

Mit der Annahme triffst du vermutlich ins Schwarze, aber das Problem liegt woanders.

Für ein beliebiges Produkt braucht’s einen Produzenten und wie auch immer gestaltete Warendistribution. Die Kette hält man so schlank wie irgend möglich und nötig, weil jedes Aufblähen dem Produzenten und/oder dem Verbraucher schadet. Leute, die keinerlei Beitrag zu Herstellung oder Verteilung leisten, verursachen Kosten, denen kein Nutzen für Produzenten oder Verbraucher gegenüber steht. Nun kann man von Termingeschäften und in anderen Fällen von Derivaten erzählen, was aber wenig daran ändert, dass sich Leute in die o. g. Kette einklinken, die nur qua Kapitalkraft zu Marktteilnehmern werden und deren Gewinne zu 100% zu Lasten von Erzeugern und Verbrauchern gehen. Diese Leute und Unternehmen leisten rein gar nichts Wertschöpfendes, es sind verzichtbare Mitesser.

Natürlich verkauft ein Schrotthändler seinen Stahl zu einem ihm passend erscheinenden Zeitpunkt. Natürlich schließen Lieferanten Verträge zur Lieferung zu einem späteren Zeitpunkt und natürlich ordern Kunden ihre Ware wenn irgend möglich zu einem günstig erscheinenden Zeitpunkt. Die Genannten treiben also durchaus Spekulation, sind aber gleichzeitig unverzichtbarer Teil des Warenflusses.

Der Hersteller von Spezialmaschinen wird einen Teufel tun, irgendwelche zwischengeschaltete Trittbrettfahrer zu füttern - auch wenn sie sich Börsianer, Makler oder sonstwie nennen - die einfach nur abgreifen, ohne erkennbaren Nutzen zu bieten. In diesen Segmenten wird solches Treiben auch gar nicht erst versucht. Es passiert nur bei austauschbarer Massenware. Dabei finde ich die Kritik an Trittbrettfahrern, die Nahrungsmittel verteuern, durchaus nachvollziehbar. Es kann keinen Zweifel daran geben, dass das Tun dieser Trittbrettfahrer des Marktes schädlich ist, denn sie leisten in der Wertschöpfungskette nichts und leben trotzdem.

Dass man zur Rechtfertigung des Treibens Situationen benutzt, in denen Spekulanten draufzahlen, kann ich zwar verstehen, ändert aber nichts daran, dass diese Leute allesamt entbehrlich und für die Enden der Kette des Warenflusses in den meisten Fällen schädlich sind.

Gruß
Wolfgang

Das Intrument Future ist Dir ein Begriff? Da wird am Ende
einfach nur der Gewinner ausbezahlt und eben keine Ware
verschoben oder für eine Option händeringend ein Käufer
gesucht. Deswegen sind Futures bei Spekulanten so beliebt.

Aber am Ende, heist ja, dass die Gewinnzahlen gezigen bzw. das Produkt verkauft wird, was eigentlich dahnterstand (wir reden ja von Lebensmitteln)

Anders als bei Aktien kann man den Preis zum Termin auch nicht
ohne weiteres beeinflussen, um ihn zu seinen Gunsten zu
verbessern. Dafür bräuchte man nämlich nicht nur viel Geld und
ein Depot, sondern auch Logistik-/Lagerkapazitäten.

Nun sind ja Futures nicht nur Spielscheine, die zwischen einigen Brokern hin- und hergeschoben werden sondern dahinter stecken meist Anleger wie Banken und Grosskonzerne, wo durchaus eine Logistik vorhanden ist.
Der obige Satz entspricht der Behauptung, dass ein oddset-Spieler keine Fussballergebnisse beeinflussen kann. Das stimmt zwar, bedeutet aber noch lange nicht, dass Fussballspiele nicht beeinflusst werden.

Gruß
T.

Absicherung
Hallo Wolfgang,

Für ein beliebiges Produkt braucht’s einen Produzenten und wie
auch immer gestaltete Warendistribution. Die Kette hält man so
schlank wie irgend möglich und nötig, weil jedes Aufblähen dem
Produzenten und/oder dem Verbraucher schadet. Leute, die
keinerlei Beitrag zu Herstellung oder Verteilung leisten,
verursachen Kosten, denen kein Nutzen für Produzenten oder
Verbraucher gegenüber steht. Nun kann man von Termingeschäften
und in anderen Fällen von Derivaten erzählen, was aber wenig
daran ändert, dass sich Leute in die o. g. Kette einklinken,
die nur qua Kapitalkraft zu Marktteilnehmern werden und deren
Gewinne zu 100% zu Lasten von Erzeugern und Verbrauchern
gehen. Diese Leute und Unternehmen leisten rein gar nichts
Wertschöpfendes, es sind verzichtbare Mitesser.

die Absicherung von Marktpreisrisiken ist ein Bestandteil des Risikomanagements – ganz gleich, ob das nun den Marktpreis von Währungen, von Geld (Zinssätze), von Schweinebäuchen oder elektrischer Energie betrifft. Die Absicherung ermöglicht es Unternehmen, unabhängig von Marktpreisveränderungen den Gewinn allein aus ihrem eigentlichen Geschäftsmodell heraus zu erzielen.

Die Instrumente zur Absicherung der genannten Risiken sind Derivate jeder Art. Wenn man akzeptiert, daß es nicht Sinn der Sache sein kann, daß ein Unternehmen zwar erhebliche Gewinne aus der Produktion erzielt, diese aber dummerweise durch Wechselkursschwankungen zwischen Einkaufs- und Verkaufszeitpunkt aufgezehrt werden, dann muß man wohl oder übel akzeptieren, daß Derivate durchaus ihren Zweck erfüllen. Daß an der Konstruktion, am Vertrieb und an der Abwicklung dieser Derivate auch irgendjemand etwas verdienen muß, dürfte auch etwas sein, auf das man sich verständigen kann.

Nun bleibt am Ende die Frage, was gute Derivate im Sinne der Absicherung sind und was schlechte Derivate im Sinne der Spekulation sind. Da endet dann auch schon die Geschichte, denn eine Trennung ist praktisch nicht möglich.

Der Hersteller von Spezialmaschinen wird einen Teufel tun,
irgendwelche zwischengeschaltete Trittbrettfahrer zu füttern -
auch wenn sie sich Börsianer, Makler oder sonstwie nennen -
die einfach nur abgreifen, ohne erkennbaren Nutzen zu bieten.

Das Beispiel Spezialmaschinenbau trifft es ganz gut. Vom Beginn der Verhandlungen zwischen Käufer und Hersteller bis zur Inbetrieb- bzw. endgültiger Abnahme können problemlos Jahre vergehen. Abrechnungswährung ist häufig (aber nicht immer) der Euro, Rohstoffe werden in der Regel in Dollar gehandelt. Die Margen im Spezialmaschinenbau mögen zwar überdurchschnittlich hoch sein aber sie sind nicht so hoch, daß der Maschinenbauer das Risiko von Wechselkursschwankungen problemlos tragen kann. Aus diesem Grunde gehören gerade die Maschinenbauer zu denjenigen, die Umsätze, Einkauf und Anzahlungen zum größten Teil absichern, sofern sie denn in Fremdwährung stattfinden bzw. geleistet werden. Und das wird natürlich bezahlt – gerade weil sie einen Nutzen darin erkennen. Der besteht nämlich darin, daß der Gewinn sich aus der Differenz von Verkaufserlös einerseits und Produktionskosten zzgl. Absicherung, Transport, Inbetriebnahme und Nachbearbeitung andererseits berechnet, d.h. Währungskursverluste keine Rolle spielen.

Nehmen wir ein anderes Beispiel: Hersteller von Schokoladenprodukten. Die politische Situation in der Elfenbeinküste, aus der etwa 30% der jährlichen Kakaoproduktion stammen (je nach Sorte sogar deutlich mehr) ist eher wackelig. Probleme bei der Produktion bzw. Ausfuhr lassen den Kakaopreis regelmäßig kräftig ansteigen. Der Jahresbedarf an Kakao ist für einen Hersteller saisonal gut planbar, d.h. er weiß schon zu Beginn des Jahres, wie viele Tonnen Kakao welcher Qualität er in welchem Monat braucht.

Also wird – sofern der Preis dann gerade günstig ist – im Frühjahr schon der Einkauf für den Herbst klargemacht. Es gab aber auch Jahre, in dem am „normalen“ Terminhandel größere Mengen Kakao nicht Monate im Voraus zu bekommen waren. Was sehr wohl möglich war, war der Kauf von Derivaten. Bevor man also ins offene Messer lief, handelte man also lieber „warenlos“, um dann beizeiten zwischenzeitlich gestiegene Preise im Spot-Handel mit Gewinnen aus den Derivaten ausgleichen zu können.

Das ganze geht aber noch weiter. So kann man bspw. auch Risiken mit Derivaten absichern, für die es eigentlich keine Derivate gibt. Man muß nur Zusammenhänge bzw. Korrelationen erkennen, d.h. wenn sich der Preis für Schweinebäuche parallel zu den Preisen von Datteln (für die es keine Derivate gibt, von denen ich wüßte), kann man seine offenen Dattelrisiken auch mit Derivaten auf Schweinebäuche absichern.

Das letzte Beispiel verdeutlicht dann auch, warum man zwischen Spekulanten und vorsichtigen Geschäftsleuten eigentlich gar nicht unterscheiden kann.

Gruß
Christian

Das Intrument Future ist Dir ein Begriff? Da wird am Ende
einfach nur der Gewinner ausbezahlt und eben keine Ware
verschoben oder für eine Option händeringend ein Käufer
gesucht. Deswegen sind Futures bei Spekulanten so beliebt.

Aber am Ende, heist ja, dass die Gewinnzahlen gezigen bzw. das
Produkt verkauft wird, was eigentlich dahnterstand (wir reden
ja von Lebensmitteln)

Ein eher unverständlicher Satz. Und nein, beim Future werden keine Produkte verkauft. Es geht nur um den finanziellen Ausgleich von Gewinnen und Verlusten.

Anders als bei Aktien kann man den Preis zum Termin auch nicht
ohne weiteres beeinflussen, um ihn zu seinen Gunsten zu
verbessern. Dafür bräuchte man nämlich nicht nur viel Geld und
ein Depot, sondern auch Logistik-/Lagerkapazitäten.

Nun sind ja Futures nicht nur Spielscheine, die zwischen
einigen Brokern hin- und hergeschoben werden sondern dahinter
stecken meist Anleger wie Banken und Grosskonzerne, wo
durchaus eine Logistik vorhanden ist.

Was für Banken? Meinst Du den Eigenhandel von Banken? Woher sollten die die Logistik haben, um kurz vor dem Fälligkeitstermin auf dem Spotmarkt zigtausend Tonnen Lebensmittel einzukaufen oder zu verkaufen, diese zu lagern und zu transportieren?

Und was für Großkonzerne? Meinst Du welche aus der Lebensmittelindustrie? Die benutzen Derivate als Absicherung- und nicht als Spekulationsobjekt. Da wäre es nicht nur nicht hilfreich, den Markt zu beeinflussen, um bei Fälligkeit einen besseren Preis zu haben, sondern sogar kontraproduktiv.

Also: was oder wen meinst Du? Du solltest doch wissen, daß es nicht hilft, irgendwelche Schlagworte und Nebelkerzen in der Hoffnung in den Raum zu werfen, daß der andere sich vor Schreck unterm Tisch versteckt.

Wenn Du sachorientierte Kritik zur Hand hast, nur raus damit.

Der obige Satz entspricht der Behauptung, dass ein
oddset-Spieler keine Fussballergebnisse beeinflussen kann. Das
stimmt zwar, bedeutet aber noch lange nicht, dass
Fussballspiele nicht beeinflusst werden.

Tolle Geschichte. Wenn Du noch eine, die irgendwas mit Derivaten zu tun hat, zur Hand hast, immer gern.

Künstlich erhöhte Nachfrage steigert „künstlich“ den
Verkaufspreis -->

Schon mal was von Preiselastizität gehört? Höhere Preise SENKEN die Nachfrage. Selbst wenn man also alle Orangen der Welt aufkaufen würde und dann zum dreifachen Preis verkaufen wollte, wäre das garantiert kein Erfolgsrezept…

Gruß

Anwar

Künstlich erhöhte Nachfrage steigert „künstlich“ den
Verkaufspreis -->

Schon mal was von Preiselastizität gehört? Höhere Preise
SENKEN die Nachfrage. Selbst wenn man also alle Orangen der
Welt aufkaufen würde und dann zum dreifachen Preis verkaufen
wollte, wäre das garantiert kein Erfolgsrezept…

…nicht, wenn der Bedarf nicht verringert werden kann - schließlich kann man (zumindest teilweise) ohne Erdöl oder Mobiltelephone, aber nicht ohne Nahrung oder Wasser auskommen…

Gruß
nicolai

p.s. : aber eigentlich steht ja die generelle Frage zur Debatte, inwiefern die Generierung von Geld aus Geld ohne eine damit verbundene Steigerung der Wertschöpfung (Geld = Äquivalent von realer Wertschöpfung) volkswirtschaftlich sinnvoll, bzw. wirtschaftlich und moralisch zu rechtfertigen ist; der „Teilaspekt“ Nahrungsmittel bietet sich lediglich an, da er besonders (stärker als andere) von der moralischen Seite her betrachtet werden kann.