Webhosting ohne ip-adresse?

Hallo, bei der Suche nach einem Webhostinganbieter bin ich auf einen gestoßen, der beim Bestellen der Domain fragt, ob ich eine eigene IP-Adresse haben möchte. Dafür will er 1 € (30%) mehr pro Monat.
Jetzt bin ich total verunsichert. Was ist die Konsequenz, wenn ich die „eigene IP-Adresse“ hier abwähle.

Hallo zweiter-dilettant!

Webhosting ohne IP-Adresse gibt es nicht. Daher ist der Titel der Frage etwas irreführend.

Es handelt sich also um Webhosting für rund 3,50 Euro pro Monat und für 1 Euro mehr bekommt man eine eigene IP-Adresse? Das ist ein Schnäppchen, vorausgesetzt, dass die Leistung stimmt.

Die Konsequenz bei Abwahl der Option „eigene IP-Adresse“ ist, dass man sich eine IP-Adresse mit anderen Kunden teilt. Das ist Standard. Viele Domains werden auf den gleichen Server (IP-Adresse) geroutet und der Webserver entscheidet dann anhand der angefragten Domain über die Ausgabe des gefragten Dokuments (Website).
Bei einer eigenen IP-Adresse gehört die Adresse nur einem Kunden, der dennoch mit anderen Kunden auf einem Server gehostet kann. Eine eigene IP-Adresse braucht man, wenn man beispielsweise ein SSL-Zertifikat (weitere Folgekosten) einsetzen möchte. Also verschlüsselte Verbindungen anbieten möchte, was bei einem Onlineshop Eingabe von Kundendaten) nötig ist. Auch weitere Vorteile kann man mit einer eigenen IP-Adresse nutzen. So lassen sich SEO-Maßnahmen viel effizienter einsetzen.

Aber das ist sicher alles nicht wirklich wichtig, denn wer die Vorteile einer eigenen IP-Adresse nicht kennt, wird sicher bislang keinen Nutzen für sein Webhosting im Auge haben, bei dem man die Vorteile einer eigenen IP-Adresse nutzen könnte.

Aber ist sicher mit der Frage gemeint, dass man eine eigene IP-Adresse für 1 Euro bekommt? Es gibt auch die Variante, in der allein das Routing auf eine eigene IP-Adresse einen Mehrpreis kostet, wobei die eigene IP-Adresse extra beantragt werden muss. Also Vorsicht und vorher genau lesen, was die Leistungen wirklich beinhaltet und was nicht.

Mit freundlichem Gruß,
Peter Ralf Lipka
ActualVision praezi-tec GmbH, Berlin/Deutschland

Hallo praesi-tec,

vielen Dank für die schnelle und ausführliche Antwort. Interessant fand ich die Bemerkung: „So lassen sich SEO-Maßnahmen viel effizienter einsetzen.“ Wieso? In meiner Einfalt dachte ich, dass eine Top-Level-Domain gleich einer Top-Level-Domain ist, auch ohne eigene IP-Adresse?
Und vielen Dank für Ihre Geduld und Nachsicht den Unwissenden gegenüber.

Hallo zweiter-dilettant!

Wenn Sie statt der Domain die IP-Adresse in die Adresszeile des Browsers eingeben, dann erreichen Sie bei einer eigenen IP-Adresse Ihre Homepage. So sollte es zumindest sein. Sind Sie auf einem Hostingserver und müssen sich die IP-Adresse mit anderen Kunden teilen, dann erreicht man über die IP-Adresse nicht mehr Ihre Homepage, sondern die des Hostingservers. Entweder bekommen Sie das Login zum Kundenbereich oder es erfolgt eine Umleitung auf die Website Ihres Hosters. Im dümmsten Fall erreichen Sie eine Fehlerseite. Nun können Sie sich vorstellen, wie Google & Co in dieser Angelegenheit bewerten. Einmal führt die Domain und die IP-Adresse eindeutig zum gleichen Ergebnis und im anderen Fall nicht. Und diese Art Identifikation über die IP-Adresse (ich will nun nicht mit Fachbegriffen langweilen) findet man zahlreich im Internet. Auch bei Emails kann es tückisch werden, sollte ein Hostingkunde über eine Sammel-IP Spam verteilen. Dann kommt nämlich die ganze IP auf den Index und alle Kunden mit dieser IP können keine Emails mehr schreiben, bis der Hoster die IP gewechselt hat. Das muss aber erst einmal auffallen und viele Hoster haben weder eine gute Überwachung noch einen Spamfilter auf dem Mailausgang…
Und was auch noch zum Problem werden kann ist die so genannte „böse Nachbarschaft“, die einem seine Homepage böse in der Wertung herabziehen kann. So betreiben Sie beispielsweise eine Informationsseite zum Thema Kinderschutz oder leiten ein Kinder-Freizeitheim und auf der selben IP-Adresse findet Google & Co Webseiten mit Erotikinhalten. Was meinen Sie, wird Google & Co dann noch von Ihrer kinderfreundlichen Website halten? Nicht ohne Grund ist bei den meisten Großanbietern für Webhosting das Hosten von Erotikinhalten verboten. Doch wer kontrolliert das überhaupt? Und Erotik ist ja längst nicht das Einzige, was eine „böse Nachbarschaft“ auf der IP-Adresse sein kann. Mittlerweile sind die Suchmaschinen so genau, dass auch noch ganz andere inhaltliche Gegensätze gefunden und bewertet werden. Das Erotikthema ist nur das älteste Problem dieser Art. Ebenso unglücklich wäre natürlich, wenn eine Naturschutzorganisation auf der gleichen IP-Adresse mit einem Händler für Chemiereiniger liegen würde.

Solche Kriterien entscheiden sicher bei SEO-Maßnahmen nicht, ob Sie zu bestimmten Suchbegriffen mit Ihrer Homepage auf der ersten oder zweiten Ergebnisseite stehen. Wenn das Ihr Problem ist, dann haben Sie so einzigartige Inhalte, dass die IP-Adresse recht egal ist. Aber ob Sie mit Ihrer Homepage innerhalb der ersten 10 Ergebnisseiten stehen oder erst viel weiter hinten, kann eine solche Entscheidung sehr wohl ausmachen. Aber da müssen Sie sich für Ihren Bedarf genauer von Ihrem SEO-Berater informieren lassen. Nur ein Tipp: Kennt der SEO-Mann die Vor- und Nachteile einer eigenen IP-Adresse gar nicht, was leider immer häufiger bei den vielen Blendern auf dem Markt vorkommt, wissen Sie zumindest schon einmal, dass Sie dringend einen neuen SEO-Berater brauchen.

Mit freundlichem Gruß,
Peter Ralf Lipka
ActualVision praezi-tec GmbH, Berlin/Deutschland

Hallo praezi-tec,

vielen herzlichen Dank für die ausführliche und verständliche Erläuterung. Hoffentlich kann auch mal anderen so weiterhelfen.