Hi Wiz,
in meiner Antwort an Pierre dürfte einiges klarer werden. Ich wollte gar nicht alles im Detail be-schreiben.
Ursprünglich bezog sich meine Idee auf Bedürftige, die sich zwischenzeitlich auf andere Zielgruppen erweitert hat.
Laut Bundesregierung soll die Wohnungs- und Obdachlosigkeit bis 2030 beseitigt sein, was ich für unmöglich erachte, da diese zunehmend steigt.
Ich gehe soweit zu behaupten, dass ich den Eindruck habe, Wohnungslosigkeit ist gar gewünscht. Weshalb sollen Vermieter:innen für eine Wohnung oder ein Zimmer z.B. 600 € nehmen, wenn sie für einen einzelnen Bettplatz (ohne Mietvertrag, ohne Rechte) bis zu 6000 € pro Person und Monat erhalten können?
Leider mangelt es vielfach an konkreten Zahlen bzw. die Zahlen sind sehr unterschiedlich. Aktuell sollen ca. 500.000 Menschen wohnungslos bzw. obdachlos sein. 2015 schrieb die Wohnungslosenhilfe, dass es bald 1,9 Millionen sein könnten, und sie schätzte die Zahl der Obdach- und Wohnungslosen weitaus höher ein. Hinzu kommt noch verdeckte Wohnungslosigkeit, z.B. von Frauen die privat bei Freunden, Familie wohnen oder Wohnung bzw. einen Schlafplatz gegen Sex haben.
So ich mich erinnere, sprach Olaf Scholz stolz davon, sie hätten sich durchgerungen jährlich 400.000 Wohnungen zu bauen und dafür 225.000 Millionen zu investieren, was nicht mal eingehalten wird. In einem Artikel las ich, durchschnittlich würde die Unterbringung von Wohnungslosen zwischen 3 - 4000 € kosten. Rechnet man den Durchschnittswert von 3500 € auf eine halbe Million Menschen hoch, komme ich auf 1,750000000 Milliarden Euro - und dies jährlich. Wie passt das zusammen?
Weshalb übernehmen Jobcenter bzw. das Wohnungsamt keine Mieterhöhungen im zwei- bzw. dreistelligen Bereich, zahlen jedoch Notunterkünfte in teils menschenunwürdigen Bedingungen im drei- bis vierstelligen Bereich?
Übel finde ich, dass insbesondere Geringverdiener:innen soviel von ihrem Gehalt abdrücken müssen, dass sie einerseits diese finanzieren können bzw. müssen, doch nicht das Geld aufbringen können, für eine eigene Wohnung, in der sie sich geschützt und geborgen fühlen können.
Ein Recht auf Wohnen ist im Grundgesetz nicht verankert. Man hat ein Recht auf ein Dach über dem Kopf, doch wie das aussieht, ist offen? Und wie es sich mit Menschen auf engstem Raum lebt, mit denen man vermutlich oftmals nicht mal dieselbe Sprache spricht bzw. keine bzw. kaum gemeinsame Interessen hat?
Als Jugendlich war ich in einem „Ausländerlager“, weil ich eine Klassenkameradin besuchte. Sie erzählte, in ihrem Land sei sei eine Prinzessin gewesen, doch sie hätten flüchten müssen. Wie dem auch gewesen sein mag, sie lebten als Großfamilie mit sechs oder sieben Kindern in einem großen, dunklen Raum mit vielen Teppichen. Für mich war das schlimm anzusehen. Später hieß es, dass in dem Asyllager beschlossen worden sei, jeden Tag müsse eine andere Familie für Alle kochen. Das ist menschenverachtendes Verhalten, da jeder das essen können sollte, was der eigenen Kultur und dem eigenen Geschmack entspricht.
Doch heute sind es ja nicht nur Geflüchtete sondern immer mehr Menschen, die sich ihre Miete nicht mehr leisten können, die z.B. von Altersarmut betroffen sind, arbeitslos werden, krank werden oder gerade in einer Lebenskrise stecken, was jedem Menschen passieren kann.
Eine Frau erzählte mir, dass nach 35 Jahren sie eine Räumungsklage erhalten habe. Der Vermieter hatte sogut wie nichts an der Wohnung instandgehalten. Dann hieß es: planieren ist günstiger. als sanieren Sprich einige Vermieter:innen kassieren bestmöglich 100 % Miete und wenn die Wohnung / das Haus abgewohnt ist, wird es abgerissen / grundsaniert, um danach die Wohnungen / das Haus noch teurerer vermieten zu können. Das finde ich nicht rechtens, gleich viele Mieter:innen aus Angst vor Mieterhöhungen, Mängel kaum zu melden wagen.
Unlängst war ein Artikel in der Süddeutschen Zeitung, ca. acht Millionen Menschen hierzulande haben Angst wohnungslos zu werden, sprich knapp 10 %. Tendenz wohl steigend.
Selbst wenn Du meinst und weißt, Dir wird das nie passieren, was ja auch bei den meisten Menschen nicht der Fall sein wird, dennoch zahlst Du mit. Alle Steuerzahler:innen finanzieren diesen Irrsinn. Und für das soziale Klima ist das auch nicht gut. Ich denke, daher kommt der massive Rechtsruck. Mir scheint, viele Menschen denken, wenn es die Flüchtlinge nicht gäbe, hätten sie ausreichend und bezahlbaren Wohnraum. Das sehe ich nicht so.
Und die Kosten werden nicht nur durch die Unterbringung in Notunterkünfte, Pensionen… verursacht, sondern meist können diese Menschen auch nicht mehr arbeiten, sprich wirtschaftliche Verluste.
So Obdachlose oft einer mangelnden ärztlichen Versorgung ausgesetzt sind, steigen bei Wohnungslosen oft Gesundheitskosten deutlich an. Von Folgeerkrankungen wie psychische Leiden mag ich erst gar nicht reden.
In einem Artikel las ich, jeder fünfte Suizid stünde im Zusammenhang mit Arbeitslosigkeit. Wie ist das dann erst bei wohnungslosen bzw. obdachlosen Menschen? Hinzu kommt noch, dass diese hilfs- und schutzbedürftigen Menschen teils von anderen Menschen gedemütigt, geschlagen und getötet werden.
Wieviel Talente und Ressourcen liegen im wahrsten Sinne des Wortes teils auf der Straße? Es gibt hier beispielsweise Experimente eines Musikers, der sich als Obdachloser verkleidet hatte, und - glaube - 20 Dollar in einer halben Stunde gesammelt hatte, indes am selben Abend bei seinem Konzert eine Karte - glaube - 100 Dollar kostete. Jedenfalls wer gesellschaftlich unten angelangt ist, kann teils noch soviele Talente haben, bekommt meist jedoch kaum Chancen, (noch) was draus zu machen. Das ist nicht nur menschenunwürdig und eine Schande für unsere Gesellschaft, sondern wir schaden uns auch selbst und wirtschaftlich damit.
Wenn ich nun hier ein paar Punkte zu dem Thema geschrieben habe, so gibt es sicherlich auch andere Themen, wozu ich ebenso viel und noch mehr Kritik schreiben könnte. Beispielsweise gehört für mich auch die Politik, Justiz, das Gesundheitswesen und einiges mehr reformiert.
Von der Politik glaube ich nicht an Hilfe, da sie durch Parteispenden und persönlichen Geschenken, meines Erachtens viel zu abhängig von der Immobilienlobby ist.
Von daher träume ich von einer themenspezifischen Netzwerkplattform, die mit einem Webkatalog beginnen soll.
Salve,
Romana