Moin,
ich hatte vor kurzem eine interessante Diskussion über VoIP.
Da ging es darum, dass sich viele Verbraucher scheuen, auf
VoIP umzusteigen, weil es angeblich weniger zuverlässig ist.
Der Grund ist, dass die Telekom vor Jahrzehnte EWSD Technik von Siemens in die Vermittlungen eingebaut hat, welche außerordentlich viel Strom verbraucht.
Seit 2003 wird diese Technik nicht mehr produziert, seit 2005 gibt es den Bereich bei Siemens gar nicht mehr.
Nun wollen die den Müll raus haben.
An Stelle einer „DSL Kopfstelle“, eines vermittlungsseitigen Splitters und einer EWSD Baugruppe ist dann nur noch die DSL Kopfstelle nötig.
Bringt als gute Kosteneinsparungen.
Zudem sind die Wartungsverträge mit den EWSD Vermittlungen wohl gekündigt.
Jetzt hat mir jemand, der sich als IT-Spezialist ausgab,
gesagt, dass das unbegründet ist, weil die Übertragung beim
Standard und ISDN AS eh nur bis zum KVZ diesen Signaltyp
verwendet und zwischen DIV, HVT und KVZ bereits ausschließlich
ip-basiert kommuniziert wird.
Nee, nicht ganz.
Zwischen Vermittlungsstellen gibt es schon lange keine „Telefonleitungen“ mehr, ab Vermittlung wird alles digital über Glasfasern übertragen.
Der Unterschied ist das Protokoll der Übertragung, dieses ist meines Wissens nach zur Zeit nicht „IP“, also paketvermittelt, sondern ein Protokoll, was eine leitungsvermittelte Übertragung über ein gemeinsames Übertragungsmedium emuliert.
Mal auf deutsch:
Bei IP schicke ich alle Pakete auf die Leitungen, diese Pakete suchen sich weitgehend selber einen passenden Weg zum Ziel und trudeln dort irgendwie, irgendwann mal ein.
Bei einer leitungsorientierten Verbindung wird eine Art fester Übertragungskanal reserviert, bei dem sicher ist, dass alle Bits, welche auf der einen Seite hereingehen, auch auf der anderen Seite in der selben Reihenfolge und nahezu unverzögert herauskommen.
Die Nachteile, dass Faxverbidnungen abbrechen können und bittransparente Datenverbinungen eher gar nicht klappen (EC-Cash, ISDN-Alarmübertragung), hast du beim Internetprotokoll immer, sobald es involviert ist.
Ein Kunde hat schon vor Jahren auf „IP“ umgestellt, seit dem kann ich seine Telefonanlage nicht mehr aus der Ferne warten, sondern muss dahin fahren.
Beim Fax war eine Einstellung nötig, die Verbindungsgeschwindigkeit zu reduzieren.
Bei Anschlüssen, die klassisch angebunden sind, gibt es nicht das Problem.
Das Problem entsteht dadurch, dass die VoIP Daten auf der letzten Meile mit den anderen Datenpaketen konkurrieren müssen und es da keinen echten „Kanal“ für gibt.
Hilfsweise schraubt man nun allen VoIP Paketen ein kleines Blaulicht auf den Kopf, um sie priorisiert zu übertragen.
Und: was schätzt ihr, wie lange wird es normale Anschlüsse
(Standard und ISDN) noch geben? Im Grunde kann doch mit der
entsprechenden Hardware bereits alles über ip abgewickelt
werden, oder? Hab jetzt mal irgendwo gelesen, dass bei der
Telekom selbst die einfachen Telefontarife ohne Internet
ip-basiert geplant werden. Die sind wohl nur noch nicht in der
Vermarktung.
Als Geschäftskunde bekommst du problemlos ISDN. Auch neu. Auch bei der Telekom.
Die reinen Telefontraife sind letzte Woche (zuletzt geprüft) auch noch als „Universal“ (=echtes ISDN) erhältlich.
Und andere Netzbetreiber haben auf andere Technik gesetzt (S12-Vermittlungsstellen z.B.), diese werden meines Wissens sogar noch hergestellt.
Meine persönliche Meinung:
Da es für nicht durch DSL erschlossene Gebiete, für Kunden mit ISDN-Anlagenanschluss oder solche mit ISDN-EC-Cash oder mit ISDN-Alarmwählgerät zur Zeit gar keine Alternative zum ISDN gibt, wird es auch bei der Telekom noch lange ISDN geben.
Die Aussage „2016 wird abgeschaltet, also wechsel Sie besser jetzt!“ dürfte eine Taktik sein, um möglichst viele Baugruppen frei zu bekommen, damit
- man genug Tauschgeräte für verbleibendes ISDN hat
- man die hohen Stromkosten spart - bzw. auf den Kunden abwälzt, da dieser dann ja einen 24/7 laufende VoIP Router benötigt (MEIN Router ist nur an, wenn ich ihn brauche)