Weg vom gewohnten Umfeld

Hallo Eltern,

hat jemand Erfahrungen damit, wie man einem 6- jährigen einen Umzug „beibringen“ kann?
Wobei hier der Umzug nicht nur ein paar Straßen weiter stattfindet, sondern mehrere hundert Kilometer.
Er hat hier viele sehr gute Freunde und ist überall sehr beliebt; es würde uns sehr schwer fallen, ihn hier rauszureissen.
Noch ist alles „in der Schwebe“, aber der einzig echte Grund, der uns zögern lässt, sind die Bedürfnisse unseres Sohnes.
Auf der anderen Seite hätte seine Mama danach viel mehr Zeit für ihn (beruflich bedingt). Das würde ihm auch gut gefallen.

Hat jemand Ideen dazu?

Vielen Dank!
H.

Hallo

bin zwar keine „Elter“, aber eine Pädagogin.

zu eurem Beitrag fallen mir spontan folgende Gedanken ein:

-Kinder sind flexibler als wir denken. Vorallem wenn sie ein gutes Elternhaus haben. Die Basis eines guten Elternhauses sind glückliche Eltern! Also macht euren Traum wahr!

-lasst das Kind mitreden. NICHT bei der grundsätzlichen Entscheidung(damit wäre es überfordert!) aber bei kleinen Dingen. Zum Beispiel wie sein Zimmer dann aussehen soll, manche Möbel, das Geschirr, der Garten…was soll denn alles mit eingepackt werden…e.t.c.

-Zeigt ihm möglichst bald den neuen Ort, die neue Schule, den Schulweg damit es sich damit anfreunden und seinen Freunden davon erzählen kann. Vielleicht sogar ein paar Fotos machen, die man zeigen kann?

-Kinder haben einen natürlicheren Umgang mit Abschied nehmen. Es tut trotzdem weh, sie kommen aber rascher darüber hinweg. Wichtig ist, dass sie den Abschied selber gestalten können und er nicht plötzlich stattfindet. Zum Beispiel eine Abschiedsparty für alle Freunde. Dazu passt der Name „Auf-Wiedersehen-Party“ besser, weils positiver und nicht „für immer“ formuliert ist. Vielleicht ein Buch schenken, auf dem jeder Freund einen Eintrag gestalten kann.

-Jedes Leben ist voller Abschiede! Viele davon sind schmerzvoll und manche davon für immer. Viele Erwachsene können nicht damit umgehen, weil sie es nie gelernt haben. Man kann die Kinder nicht in Watte packen und sie vor solchen Gefühlen „schützen“. Sie sollen es erleben und lernen, dass es so ist…

…aaaaaaber auch:

-Dem Kind die Möglichkeiten des „Freundschaften erhaltens“ aufzeigen und vor allem auch vorleben. Ihr werdet euch auch von vielen und vielem trennen müssen. Zeigt dem Kind, wie IHR damit umgeht.

so, hoffe dass euch meine Gedankenblitze etwas helfen.
Grüsse
Andrea

Hi,

auch ich bin im Alter von 9 Jahren mit meinen Eltern umgezogen, auch ca. 200 km weit weg. Auch ich hatte viele Freundinnen und war sehr beliebt. Trotzdem hatte ich überhaupt nichts gegen den Umzug, im Gegenteil, ich habe mich darauf gefreut. Das mag natürlich typbedingt sein; mein Sohn (jetzt 8) fängt schon an zu heulen, wenn ich die Möglichkeit in Erwägung ziehe, innerhalb unseres Ortes umzuziehen.
Bei mir war es so, dass wir von der Großstadt aufs Land gezogen sind, und das fand ich total spannend. Wir waren ja vorher schon ein paarmal dort, zur Hausbesichtigung, und ich konnte es kaum erwarten, dort zu wohnen und alles zu erkunden.
Vielleicht solltet ihr mit eurem Sohn mal in den Ort fahren. Vielleicht gefällt es ihm dort gut. Vielleicht betrachtet er den Umzug ja auch als aufregendes Abenteuer. Wer weiß?
Und der Meinung, dass Kinder flexibel sind, schließe ich mich ebenfalls an. Ich nehme an, euer Sohn kommt nächstes Jahr erst in die Schule? In der Grundschule werden sowieso viele neue Freundschaften geschlossen. Und auch, falls er schon in der Schule ist und wechseln muss, wird er bestimmt schnell neue Freunde finden, zumal du ja sagst, dass er beliebt ist und kein Außenseiter. Dann wird er bestimmt keine Probleme haben.

Viele Grüße
Nelly

Servus,

wenn’s sein muß muß es eben sein.
Für den kleinen ist dieser Wechsel bestimmt nicht ganz einfach, aber mit entsprechender Unterstützung der Eltern wird er es bestimmt schaffen.
Ich denke, das Wichtigste hierbei ist, daß der neue Wohnort ein langfristiges Zuhause wird, und nicht gleich der nächste Umzug folgt, sonst können Schäden entstehen, die Zeit Lebens bestehen bleiben.
(Hier spreche ich aus eigener Erfahrung, ist damals einfach denkbar schlecht gelaufen.)

a) heute gibts Telefon, und so kann der kleine noch seine alten Freunde anrufen und angerufen werden.

b) am neuen Wohnort gibt es auch Kinder in seinem Alter, da sollten die Eltern einach neuen Kontakten nicht im Wege stehen.

c) jetzt kann ich nicht mehr, denn bei diesem Thema kommen mir heute noch die Tränen (jetzt 46)

tschüß und alles gute zum neuen anfang

Richy

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Hallo,

meine Söhne (heute 13 und 11) sind bereits dreimal umgezogen, der nächste Umzug steht in knapp einem Jahr bevor. Bislang jeweils im Umkreis von ca. 100 km, was für kleine Kinder eben auch schon eine Weltreise ist; nächstes Jahr sind es gut 400 km.

Sie sind in die Entscheidung immer mit eingebunden gewesen, haben sich Häuser mit angesehen, Schulen bzw. Kindergärten. Wir haben über die Vorteile gesprochen aber die Nachteile nicht schöngeredet. Wichtig finde ich, daß der Kontakt zu besonders lieben Menschen aufrecht erhalten wird. Beim Jüngeren ist das z.B. ein Kindergartenfreund, den er seit mittlerweile sieben Jahren kennt. Bei der momentanen Entfernung gibt es zwar keine Spontanbesuche unter der Woche mehr, dafür regelmäßige Wochenenden, Telefonate, E-Mails etc.

Ich habe die Jungs niemals angeflunkert à la „Das wird alles wunderschön.“, sondern darauf geachtet, auch auf Fragen wie: „Werde ich XYZ dann noch besuchen können?“ oder „Werde ich die neuen Lehrer/Klassenkameraden mögen?“ ehrlich zu antworten „Nicht mehr so häufig wie jetzt.“ oder „Das weiß ich nicht, aber nette Menschen gibt es überall.“

Rückblickend hätten meine Zwei die Umzüge sicherlich schwieriger weggesteckt, wenn ich nicht lange Autofahrten, hohe Telefonrechnungen etc. akzeptiert hätte, damit sie ihr bisheriges Umfeld nicht von heute auf morgen vollkommen verlieren. Insgesamt haben es beide leicht, sich in neuen Umgebungen zurecht zu finden, sie sind sehr offen für neue MenschenSituationen und haben durch die Umzüge (auch) an Stärke gewonnen.

Viel Glück euch -

Sams

Die erste Antwort hat eigentlich schon alles gesagt was es zu dem Umzugsthema zu sagen gibt, dennoch frage ich mich ehrlich, ob Deine Frage wirklich mit Deinem Sohn zu tun hat.

Vielleicht hast Du ja selbst Bammel vor dem Umzug und schiebst hier nur Deinen Sohn vor.

Es ist meine Ansicht, dass häufig Kinder als Grund vorgeschoben werden und dann später mit den Konsequenzen fertig werden müssen, quasi als die „Verantwortlichen“ für Sachen hingestellt werden.

„Wegen dem Kind haben wir das nicht gemacht und das konnten wir damals auch nicht.“

GANZ TOLL!

Kinder kann man überall aufziehen und Umzüge sind bekanntlich für alte Bäume beschwerlich und nicht für junge Stecklinge.

Durch meine Umzugserfahrungen in der Kindheit und frühen „selbständigen“ Reiseerfahrungen fühle ich mich heute wohl auf der ganzen Welt. Je früher man mit umziehen etc. anfängt, desto besser.

Die Bindung zu anderen Kindern etc. spielt meiner Meinung nur dann eine tragende Rolle, wenn keine feste Bindung zu den Eltern besteht.

Lieben Gruß
Skyver

Hallo,

ich sehe die Sache ähnlich. Natürlich fand ich als Kind die vier Umzüge der Familie jedes Mal wieder furchtbar. Aber man kommt eben auch schnell wieder darüber hinweg, weil man als Kind ganz automatisch durch Kindergarten und Schule schnell wieder Anschluss und Kontakt findet. Toll, wenn ein Umzug mit einem schulischen Wechsel zusammenfällt (glücklicherweise bei mir, soweit zutreffend immer der Fall gewesen, meine Geschwister hatten es da schwerer), denn dann müssen sich alle im Klassenverband neu orientieren und sortieren. Zieht man mit Geschwistern um, vereinfacht dies die Sache natürlich und kann sogar zu einer Stärkung des familiären Zusammenhalts führen.

Und über die Kinder, finden üblicherweise auch die Mütter dann schnell wieder einen Einstieg. Väter tun sich da mit Kontakten außerhalb des Jobs (und damit in der Nachbarschaft) schon schwerer, wenn sie weniger in die Kinderbetreuung eingebunden sind.

Das soll jetzt nicht heißen, dass Kindern ein ständiges Nomadenleben nichts ausmachen würde, ganz in Gegenteil, jeder Umzug prägt auch mit. Aber diese Prägung im Falle eines sinnvollen oder notwendigen Umzugs kann durchaus auch positiv sein, weil Kinder lernen sich auf neue Situationen einzustellen, offener neue Kontakte zu suchen, …

Das Argument, wegen Kindern nicht umziehen zu können (obwohl dies für z.B. für die berufliche Laufbahn wichtig wäre) halte ich auch für vorgeschoben, oder falsch, weil man damit letztenendes Kindern die Verantwortung für den mangelnden eigenen Mut zu einem Umzug aufbürdet und ihnen schnell Schuldgefühle für den fehlenden beruflichen Erfolg der Eltern macht. Und ganz sicher leiden Kinder mehr unter einem langfristig pendelnden Elternteil, als unter einem einmaligen Umzug. Es ist gut und richtig, bei unklarer Beurteilung der neuen Arbeitssituation ggf. für einige Monate zu pendeln. Aber dies zur Dauereinrichtung werden zu lassen, nur weil Ehepartner nicht den Absprung schaffen und dann die Kinder vorschicken, finde ich grundfalsch (natürlich gibt es Gründe wie Pflegetätigkeit in der Familie, unbezahlbare Wohnungen am Arbeitsort, … die ein längerfristiges Pendeln erzwingen).

Und selbstverständlich sollte man die Kinder in den Umzug altersgerecht einbinden. D.h. schon vor dem Umzug häufiger mal den neuen Wohnort besuchen, gemeinsam Wohnungen besichtigen, sobald die Wohnung feststeht, Farben und Einrichtung gemeinsam planen, Umfeld ansehen, Schulen/Kindergärten aussuchen, … Vielleicht gibt es interessante Einrichtungen am neuen Wohnort für die Kinder, die man schon mal vorab gemeinsam besuchen kann, und wo Kinder schon erste Kontakte knüpfen können. Ggf. gibt es Kinder von künftigen Arbeitskollegen im gleichen Alter und kann schon im Vorfeld gemeinsame Familienaktivitäten veranstalten, …

1A fand ich übrigens bei einem unserer Umzüge, dass mein Bruder noch eine Woche am alten Wohnort bei seinem besten Freund wohnen konnte und mit diesem dann zusammen nachkam und beide dann noch eine Woche zusammen am neuen Wohnort waren. Und dann natürlich das Versprechen, sich auch in Zukunft häufiger mal zu besuchen, zu telefonieren (heute E-Mail schreiben und zu chatten), vielleicht kann man ja auch dem eigenen Kind und den besten Freunden eine billige Webcam schenken, …

Naturgemäß ebben die Kontakte allerdings recht schnell ab und man muss daher keine Angst vor zu hohen Kosten einer solchen Aktion haben.

Gruß vom Wiz

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1 Like

Hi Hansson,
ich bin noch nie umgezogen, wir wohnen auf dem Land, am Rand eines Dorfes, vor allem mit viel Platz. Also wenn du vom Land in die Stadt ziehst, ist es sicher eine Riesenumstellung für den Kleinen, noch schlimmer wird es sicherlich vom Haus auf dem Land zur kleinen Stadtwohnung, wie es einer Klassenkameradin (war damals 10) mal ergangen ist. Wir haben übrigens noch Kontakt (wenn auch selten), sie war aber sehr unglücklich in der Stadt. Andersherum ist es sicherlich weniger ein Problem. Durch die Schule hat er sicherlich wieder direkt Anschluß an die neue Klasse.
Aber frag deinen Sohn doch mal, wenn dir seine Bedürfnisse so wichtig sind, vielleicht erleichtert das deine Entscheidung
so long
Natalia

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Hallo Hansson,

Andrea und Sams haben eigentlich schon alles gesagt.
Ich wollte nur ebenfalls einen Erfahrungsbericht zusteuern,
der euch Mut machen soll.
Unsere Kinder sind bereits dreimal umgezogen.
Mit 3 bzw. 4 1200 km von Johannesburg nach Harare, also
in ein anderes Land.
Mit 6 bzw. 7 5000 km von Harare nach Al Khobar, also
in einen anderen Erdteil.
Vor drei Monaten 1000km von einer Seite Saudi-Arabiens
auf die andere.
Und sie wissen, dass wir hier nur ein Jahr bleiben werden
und dann nach Deutschland ziehen werden.

Wir haben immer betont, dass unser Lebensmittelpunkt die
Familie ist. Nicht, dass Freunde nicht wichtig sind,
aber dass ZUHAUSE eben =FAMILIE ist. Beide Jungs tun sich
leicht Freunde zu finden, sie finden schnell Anschluss.
Wesensbedingt traut sich der Aeltere schneller auf neue Menschen
zuzugehen als der Juengere, dafuer ist er aber auch waehlerischer
und es dauert bei ihm laenger, bis er richtige Freunde
gefunden hat.

Sie haben noch heute Kontakt mit Freunden in Suedafrika
(die wir besucht haben, wenn es moeglich war) und mit den
Schulfreunden vom letzten Jahr pflegen sie regen Chatroom-
kontakt, wobei etliche davon inzwischen in den USA, in Kanada
und in England leben. Es hilft in unserer Situation, dass
sie nicht die einzigsten sind, die diese Erfahrungen mit
Umzug gemacht haben.

Das Wichtigste in diesem Zusammenhang ist 1. Ehrlichkeit gegenueber
den Kindern, ihnen nichts vorflunkern; und 2. die positive
Einstellung der Eltern gegenueber dem Umzug. Der traumatischste
Umzug fuer uns, war der nach Zimbabwe - weil ich damals das
Gefuehl hatte, dass ueber meinen Kopf entschieden wuerde. Die
Kinder lebten sich erst richtig ein, nachdem ICH die Meckerei
aufgab und dem Erlebnis positiv gegenueber stand. Ironischerweise
ist uns allen der Abschied von Zimbabwe am schwersten gefallen
und wenn die Umstaende es zuliessen, wuerden wir alle lieber
heute als morgen wieder dorthin ziehen.

Es ist sicher gut, die Befindlichkeiten von Kindern in Betracht
zu ziehen, aber man sollte ihre Empfindlichkeiten nicht ueberschaetzen.

Gruesse

Elke