Wege aus der Krise

Guten Tag,

um Europa aus der Krise zu fuehren gibt es diverse Optionen. Einige davon werde ich hier vorstellen und bin gespannt was ihr davon findet oder ob jemand evtl. noch eine andere Moeglichkeit sieht.
(Griechenland benutze ich als Beispiel, man kann jedoch jedes andere Krisenland an der Stelle einsetzen).

Option A:

Eurobonds werden eingefuehrt. Nach Einfuehrung der Schuldenbremsen (was sicher stellen soll dass Krisenlaender nicht die neu erlangte Bonitaet zur immensen Neuverschuldung nutzen) ist dies der wahrscheinlichste Schritt. Die Folgen waeren dass Laender wie Griechenland weniger fuer Zinsen ausgeben und deshalb auch weniger sparen muessen. Andere hoch verschuldete Laender wie Deutschland muessen viel hoehere Zinsen bezahlen. Da man dies aufgrund der Schuldenbremses nicht mit neuen Schulden bezahlen kann fehlt dieses Geld im Haushalt. Wenn die Steuern nicht erhoeht werden muss im Haushalt gekuerzt werden was Deutschland wirtschaftlich sowie sozial schaden wird.
In Griechenland wird sich wirtschaftlich nicht viel aendern da es keine strukturellen Veraenderungen gibt. Sparmassnahmen werden nur teilweise durchgefuehrt werden da die Angst vor einem Staatsbankrott durch Eurobonds genommen wurde.

Option B:

Griechenland fuehrt ueber Nacht den Drachmen wieder ein. Die Waehrung wird massiv abgewertet was Griechenlands Wirtschaft unterstuetzt da diese wieder guenstiger exportieren kann. Importe werden sich verteuern was die Nachfrage nach griechischen Produkten im Inland ansteigen laesst. Da Griechenland Schulden in Euro hat werden sie diese mit ihrer schwachen Waehrung kaum bedienen koennen. Diese muessen ganz oder zum grossen Teil abgeschrieben werden was zu einem Dominoeffekt fuehren wird wenn die anderen EU-Staaten die Verluste der Banken nicht auffangen (bail out). Bei wievielen der GIIPS Staaten sich Europa das leisten kann ist die Frage. Langfristig wird die Verschuldung der „gesunden“ Staaten massiv ansteigen bis am Schluss die Retter selbst Rettung brauchen.

Option C:

Griechenland bleibt im Euro aber aendert oder ignoriert die EU Vertraege indem es sukzessive Handelbeschraenkungen einfuehrt. Die eigene Wirtschaft waechst da sie nicht mehr mit Produkten aus dem Ausland konkurrieren muss. Da Griechenland wenig exportiert werden in der Exportindustrie kaum Arbeitsplaetze wegfallen, dafuer werden viele Arbeitsplaetze durch die erhoehte Binnennachfrage entstehen. Durch sinkende Arbeitslosigkeit benoetigt der Staat weniger Haushaltsmittel. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung steigen die Staateinnahmen und Griechenland erlangt Bonitaet und ist nicht auf externe Hilfen wie Rettungspakete oder Buergschaften (Eurobonds) angewiesen. Exportlaender wie Deutschland werden aufgrund wegbrechender Exporte fuer eine hoehere Binnennachfrage sorgen muessen.

Was sind eure Meinungen und Argumente?

Gruss

Desperado

Hallo,
ich meine, was Mr Dax staendig wiederholt, trifft den Kern des Problems. Zinsbehaftetes Geld fordert unendliches Wachstum, auch von Schulden, und laeuft nur ein paar Jahrzehnte. Dann muessen die Schulden gestrichen werden.

Die Schulden des einen sind das Vermoegen des Anderen. Bedeutet Enteignung in irgendeiner Weise. So wie es jetzt laeuft, mit immer mehr Verschleierung ueber Steuer, Garantie, EZB, Anleihekauf, IWF und Rettungsschirm, heisst doch nur, das Volk soll es (noch nicht) merken und ruhig bleiben (beim Melken).

Offene Schuldenstreichung gaebe es mit
A Inflation (8Prozent 10 Jahre) oder
B Vermoegen enteignen.

Entscheidend ist, das ohne (Buerger-)Krieg zu schaffen.

Bei der Gelegenheit koennte man auch ueber zinsfreies Geld nachdenken, und neu eine staatliche Geldschoepfung einfuehren.

Wenig Hoffnung macht die Aussage eines Theoretikers zu Geldsystemen, die Wissenschaft Volkwirtschaft kenne derzeit kein Geldsystem, das langfristig funktionieren kann.

Vermutlich bleibts bei der schwachen Variante. Merkozy haben deutlich gesagt, 9.Dez2011, A gemeinsam und B neue Regeln. Kommentar von mir, Austritt aus der Euro-Zone, sofort Wiedereintritt in die EU, Status dann wie England. Eigenes Geld, wieder mit Zins, Haircut beim Umtausch. Kein Grossmachtdeutschland (Helmut Schmidt) weil Kontrolle mit Frankreich gegeben. Haircut wie Boston Consulting vorgeschlagen hat, paar Billionen Geldvermoegen streichen, Guthaben, Spargelder, Lebensversicherungen. Der Euro bleibt bestehen in den Restlaendern, und wertet ab.
Gruss Helmut

Hallo mal wieder Desperado (ach wie schön passt dieser nick zu dem vom Dir gewählten Thema…),

um Europa aus der Krise zu fuehren gibt es diverse Optionen.
Einige davon werde ich hier vorstellen und bin gespannt was
ihr davon findet oder ob jemand evtl. noch eine andere
Moeglichkeit sieht.
(Griechenland benutze ich als Beispiel, man kann jedoch jedes
andere Krisenland an der Stelle einsetzen).

Wobei ich nicht alle Krisenländer gleich setzten würde, aber aus deutscher Sicht wären zumindest am Anfang die notwendigen Schritte
die selben/gleichen (gewesen…).

Option A:

Eurobonds werden eingefuehrt. Nach Einfuehrung der
Schuldenbremsen (was sicher stellen soll dass Krisenlaender
nicht die neu erlangte Bonitaet zur immensen Neuverschuldung
nutzen) ist dies der wahrscheinlichste Schritt. Die Folgen
waeren dass Laender wie Griechenland weniger fuer Zinsen
ausgeben und deshalb auch weniger sparen muessen. Andere hoch
verschuldete Laender wie Deutschland muessen viel hoehere
Zinsen bezahlen. Da man dies aufgrund der Schuldenbremses
nicht mit neuen Schulden bezahlen kann fehlt dieses Geld im
Haushalt. Wenn die Steuern nicht erhoeht werden muss im
Haushalt gekuerzt werden was Deutschland wirtschaftlich sowie
sozial schaden wird.
In Griechenland wird sich wirtschaftlich nicht viel aendern da
es keine strukturellen Veraenderungen gibt. Sparmassnahmen
werden nur teilweise durchgefuehrt werden da die Angst vor
einem Staatsbankrott durch Eurobonds genommen wurde.

Einverstanden - und damit ist es KEINE „Möglichkeit aus der Krise“. Wiedermal ein süßes Gift, das die notwendigen Maßnahmen nur verzögert, wenn nicht gar nie ausreichend zum Einsatz bringt.

Zugegebener Maßen haben wir durch die Stützungspakete sowieso schon eine Art Eurobond-Haftungsverbund durch die Hintertür, aber der muss begrenzt bleiben und an Maßnahmen geknüpft werden. Schlimm genug - zugegeben.

Alle Reden von der Fiskalunion. Es ist logisch, dass das die Konsequenz einer Währungsunion ist, aber man hätte vorher wissen müssen, dass es bei der Fiskalunion enorme soziale Spannungen geben wird (früher oder später). Wie will man eine Fiskalunion in einem föderalistischen Europa mit erneut föderalistischen Strukturen innerhalb der Staaten und den unterschiedlichen Kulturen vereinbaren, kontrollieren und durchsetzen? Wenn Fiskalunion die notwendige Konsequenz aus der Währungsunion ist, aber nicht zu verwirklichen ist, was heißt das dann? Ich sage, das sollte heißen Ende der Währungsunion.

Ein Vorstandsvorsitzender eines großen Konzerns sagte dieser Tage in einem Zeitungsinterview, bei dieser Konstellation jetzt müssten südeuropäische Krisenländer die Mentalität einer schwäbischen Hausfrau entwickeln. Abgesehen davon, dass diese Mentalität in den meisten südeuropäischen Familien (entgegen weitverbreiteter Vorurteile) vorherrscht, bleiben die Mezzogiorno-Probleme, die Korruption, die Missorganisation, die Klassenkämpfe im Außenverhältnis (Verhalten außerhalb der Familien) in den Strukturen dieser Länder.

Option B:

Griechenland fuehrt ueber Nacht den Drachmen wieder ein. Die
Waehrung wird massiv abgewertet was Griechenlands Wirtschaft
unterstuetzt da diese wieder guenstiger exportieren kann.
Importe werden sich verteuern was die Nachfrage nach
griechischen Produkten im Inland ansteigen laesst. Da
Griechenland Schulden in Euro hat werden sie diese mit ihrer
schwachen Waehrung kaum bedienen koennen. Diese muessen ganz
oder zum grossen Teil abgeschrieben werden was zu einem
Dominoeffekt fuehren wird wenn die anderen EU-Staaten die
Verluste der Banken nicht auffangen (bail out). Bei wievielen
der GIIPS Staaten sich Europa das leisten kann ist die Frage.
Langfristig wird die Verschuldung der „gesunden“ Staaten
massiv ansteigen bis am Schluss die Retter selbst Rettung
brauchen.

Ja, das könnte man machen. Dazu müssten die Banken endlich vernünftig gesteuert werden (passiert nicht), damit Rettung auch Rettung bedeuten würde. Man kann den Ausstieg eines Krisenlandes nach dem anderen auch umdrehen und sagen, wer ist dann letztlich KEIN Krisenland mehr? Und folglich gleich den Euro begraben. Dass das auch für Deutschland zunächst eine bittere Pille wäre, habe ich schon öfter beschrieben, aber Schweiz, Japan kennen diese Probleme auch und stellen sich ihnen (soweit es geht).

Und USA versucht den Vorteil, den Deutschland aus dem Euro hat, anders zu erzielen. Warum ist USA SO sehr an der Lösung der Probleme in Europa interessiert? Klar, da spielen die Banken eine Rolle. Aber der Hauptgrund ist ein anderer. USA hat schon immer dafür gesorgt, dass sein Dollarkurs schön niedrig bleibt, um den Export am Laufen zu halten. Eine Eurokrise würde den USD Stärken. Es ist die schwache US Wirtschaft, die den USD Höhenflug gegen den Euro bisher verhindert. Aber USA will einen starken Euro und einen „relativ“ schwachen USD.

Option C:

Griechenland bleibt im Euro aber aendert oder ignoriert die EU
Vertraege indem es sukzessive Handelbeschraenkungen einfuehrt.
Die eigene Wirtschaft waechst da sie nicht mehr mit Produkten
aus dem Ausland konkurrieren muss. Da Griechenland wenig
exportiert werden in der Exportindustrie kaum Arbeitsplaetze
wegfallen, dafuer werden viele Arbeitsplaetze durch die
erhoehte Binnennachfrage entstehen. Durch sinkende
Arbeitslosigkeit benoetigt der Staat weniger Haushaltsmittel.
Durch den wirtschaftlichen Aufschwung steigen die
Staateinnahmen und Griechenland erlangt Bonitaet und ist nicht
auf externe Hilfen wie Rettungspakete oder Buergschaften
(Eurobonds) angewiesen. Exportlaender wie Deutschland werden
aufgrund wegbrechender Exporte fuer eine hoehere
Binnennachfrage sorgen muessen.

Ich fürchte diese Lösung wird nicht funktionieren. Abschotten kann zeitweise klappen, wie wir auch aus dem Ostblock wissen, aber die griechischen Probleme sind zu groß und wehe wehe wenn ich auf das Ende sehe (frei nach W. Busch).

Eine eigene Währung beschränkt den Import von ganz alleine, wenn diese Währung schwach ist. Das kennt Italien aus jahrzehntelanger Übung. Das hast Du schon unter B erkannt. Und auch Deutschland sollte seit dem Euro wissen, dass jedes Jahr, das es sich nicht dem Weltmarkt mit eigener Währung gestellt hat (Euro relativ schwächer als die DM), nur sehr sehr schmerzhaft wieder aufgeholt werden kann.

Fazit

Es ist nie zu spät zum sparen, aber ist die lokale Wirtschaft im globalen Wettbewerb stark genug, sich da heraus zu ziehen? Ich fürchte, es müsste noch viel mehr passieren (die Schwachstellen in den Krisenländern hatte ich oben aufgezählt), aber das wird nicht kommen. Es gibt keine schmerzfreie bequeme Lösung mehr.

Die Krisenländer brauchen Hilfe, aber es muss Hilfe zur Selbsthilfe werden. Aufgrund der verkrusteten Strukturen sehe ich keine Lösung in der Währungsunion. Ich bin für freien Handel und GEZIELTE Hilfe für die Bedürftigen zur Selbsthilfe, aber nicht für ein Fass ohne Boden und versteckte Enteignung. Ich gebe zu, dazu wäre die Währungsunion zu begraben.

Altkanzler Schmidt macht es sich sehr leicht. Ich fand seine umjubelte Rede eine Katastrophe. Politisch nett und historisch verständlich und auch für die Zukunft Europas wünschenswert wenn machbar aber völlig an den Realitäten vorbei. Und das von einem, der sich Wirtschafts- und Finanzexperte nennt. Wahlkampfhilfe hin oder her, angesichts der historischen Dimension der Ereignisse hätte ich ein klares (wenn auch für die EU Partner unbequemes) Statement von ihm erwartet. Und leider fällt ihm zu den Banken auch nicht mehr ein, als alle Investmentbanker zu verteufeln.

Die EU hat sich für die Salamitaktik entschieden (wie das Politiker so oft tun). Also viel Geld nehmen - warten auf ein Wunder - dann feststellen, dass zwar etwas gespart wurde und die Wirtschaft sich nicht so erholt wie erwartet und notwendig und dann wieder aufs Neue viel Geld nehmen und warten und…

Schönen Gruß von

ikarusfly

Hallo Helmut,

ich denke wenn wir anfangen ueber das Zinssystem zu diskutieren dann muessen wir auch ueber das Geldsystem allgemein debattieren. Das waere zwar sinnvoll aber in meinen Ausfuehrungen hab ich mal versucht so wenig wie moeglich vom aktuellen System abzuweichen damit auch die weniger versierten Mitleser es verstehen.

Was findest Du also von den vorgeschlagenen Optionen?

Gruss

Desperado

Hallo Ikarusfly,

hen.

Ja, das könnte man machen. Dazu müssten die Banken endlich
vernünftig gesteuert werden (passiert nicht), damit Rettung
auch Rettung bedeuten würde. Man kann den Ausstieg eines
Krisenlandes nach dem anderen auch umdrehen und sagen, wer ist
dann letztlich KEIN Krisenland mehr? Und folglich gleich den
Euro begraben.

Ich denke dass man bei einem eintretenden Dominoeffekt gleich die ganze Wirtschaft mit begraben koennte. Bei einem bail out sogar die Staaten die langfristig pleite gehen muessen - wenn es keine Inflation gibt, was wiederum eine Loesung waere, wenn auch nicht die beste.

Ich fürchte diese Lösung wird nicht funktionieren. Abschotten
kann zeitweise klappen, wie wir auch aus dem Ostblock wissen,
aber die griechischen Probleme sind zu groß und wehe wehe wenn
ich auf das Ende sehe (frei nach W. Busch).

Warum sollte es nicht funktionieren? Klar muss Griechenland ein paar Steuerfahnder mehr einstellen aber hauptverantwortlich fuer die hohe Verschuldung ist der Importueberschuss. Wenn dieser abgebaut wird waechst auch die Wirtschaftsleistung.

Eine eigene Währung beschränkt den Import von ganz alleine,
wenn diese Währung schwach ist.

Das wuerde aber bedeuten dass Griechenland seine Schulden (die ja in Euro sind) nicht begleichen kann mit all den unter Option B beschriebenen Konsequenzen.

Gruss

Desperado

Hallo Desperado,

Ja, das könnte man machen. Dazu müssten die Banken endlich
vernünftig gesteuert werden (passiert nicht), damit Rettung
auch Rettung bedeuten würde. Man kann den Ausstieg eines
Krisenlandes nach dem anderen auch umdrehen und sagen, wer ist
dann letztlich KEIN Krisenland mehr? Und folglich gleich den
Euro begraben.

Ich denke dass man bei einem eintretenden Dominoeffekt gleich
die ganze Wirtschaft mit begraben koennte. Bei einem bail out
sogar die Staaten die langfristig pleite gehen muessen - wenn
es keine Inflation gibt, was wiederum eine Loesung waere, wenn
auch nicht die beste.

Es gilt natürlich, den Dominoeffekt zu verhindern. Retten heißt ja retten. Es wäre natürlich für alle Staaten eine enorme Zusatzbelastung - klar.

Ich fürchte diese Lösung wird nicht funktionieren. Abschotten
kann zeitweise klappen, wie wir auch aus dem Ostblock wissen,
aber die griechischen Probleme sind zu groß und wehe wehe wenn
ich auf das Ende sehe (frei nach W. Busch).

Warum sollte es nicht funktionieren? Klar muss Griechenland
ein paar Steuerfahnder mehr einstellen aber
hauptverantwortlich fuer die hohe Verschuldung ist der
Importueberschuss. Wenn dieser abgebaut wird waechst auch die
Wirtschaftsleistung.

Siehe meine Ausführungen (die Du herausgelöscht hast hier) zu Langfristschäden bei abgeschotteten Märkten. Außerdem muss für die hohe Schuldenlast eine Lösung gefunden werden (wie bei den anderen Lösungen auch).

Eine eigene Währung beschränkt den Import von ganz alleine,
wenn diese Währung schwach ist.

Das wuerde aber bedeuten dass Griechenland seine Schulden (die
ja in Euro sind) nicht begleichen kann mit all den unter
Option B beschriebenen Konsequenzen.

Steigender Export bedeutet wieder steigende Zahlungsfähigkeit für den Schuldendienst (ich will das Thema Schmidt nicht überstrapazieren, aber Exportstärke einem Land vorzuwerfen ist einfach nur Unsinn). Trotzdem müsste sicher in der Anfangsphase zusätzlich bei den Schulden erheblich geholfen werden.

Schönen Gruß von

ikarusfly

Hallo,

Es gilt natürlich, den Dominoeffekt zu verhindern. Retten
heißt ja retten. Es wäre natürlich für alle Staaten eine
enorme Zusatzbelastung - klar.

Aber wer ist denn der starke Retter der es sich leisten kann alle zu retten?

Ich fürchte diese Lösung wird nicht funktionieren. Abschotten
kann zeitweise klappen, wie wir auch aus dem Ostblock wissen,
aber die griechischen Probleme sind zu groß und wehe wehe wenn
ich auf das Ende sehe (frei nach W. Busch).

Warum sollte es nicht funktionieren? Klar muss Griechenland
ein paar Steuerfahnder mehr einstellen aber
hauptverantwortlich fuer die hohe Verschuldung ist der
Importueberschuss. Wenn dieser abgebaut wird waechst auch die
Wirtschaftsleistung.

Siehe meine Ausführungen (die Du herausgelöscht hast hier) zu
Langfristschäden bei abgeschotteten Märkten. Außerdem muss für
die hohe Schuldenlast eine Lösung gefunden werden (wie bei den
anderen Lösungen auch).

Welche Ausfuehrungen? Bevor Du oder jemand anders mal wieder das Maerchen von den komparativen Kostenvorteilen erzaehlt bitte mal im Archiv nachsehen was ich davor dazu geschrieben hab denn ich hab keine Lust das staendig zu wiederholen.

Eine eigene Währung beschränkt den Import von ganz alleine,
wenn diese Währung schwach ist.

Das wuerde aber bedeuten dass Griechenland seine Schulden (die
ja in Euro sind) nicht begleichen kann mit all den unter
Option B beschriebenen Konsequenzen.

Steigender Export bedeutet wieder steigende Zahlungsfähigkeit
für den Schuldendienst

Ja, aber der Drachmen wird niemals das Niveau des Euro erreichen und falls doch ist Griechenland eben wieder in der gleichen Situation wie jetzt. (Sollte Griechenland wegen einer Waehrungsabwertung einen hohen Exportueberschuss erzielen dann steigt die Waehrung auch bald wieder und der Export ist dahin.)

(ich will das Thema Schmidt nicht

überstrapazieren, aber Exportstärke einem Land vorzuwerfen ist
einfach nur Unsinn).

Das tut auch niemand. Ich werfe nur Politikern vor an den theoretischen Quatsch der Volkswirte und deren Maerchen von Wohlstand fuer alle durch komparative Kostenvorteile… zu glauben bzw. geglaubt zu haben was dazu gefuehrt hat dass ein Land welches nicht konkurrenzfaehig ist seine Maerkte oeffnet und danach natuerlich zu Grunde geht. Das waere so als wenn ein Gelaehmter gegen einen Profiboxer in den Ring steigt.

Gruss

Desperado

Hallo,

Aber wer ist denn der starke Retter der es sich leisten kann
alle zu retten?

Natürlich müssen die Lasten auf viele Schultern verteilt werden. Es wird immer ein Mix aus Maßnahmen bleiben. Wie bisher auch. Zahlungsaufschub, Verzicht, Banken, besser dastehende Staaten und schlechter dastehende, die mit Reorganisation und Sparkurs ihren Teil dazu beitragen. Zum Thema Banken habe ich hier schon genug geschrieben. Transparenz schaffen ist der erste Schritt dazu. Die Banken sind an dieser zweiten Krise nicht primär Schuld. Es gilt, weitere Forderungsverzichte für die Banken erträglich zu gestalten. Wenn die erste Stufe hält, gibt es dazu keine Dominoeffekte.

Welche Ausfuehrungen? Bevor Du oder jemand anders mal wieder
das Maerchen von den komparativen Kostenvorteilen erzaehlt
bitte mal im Archiv nachsehen was ich davor dazu geschrieben
hab denn ich hab keine Lust das staendig zu wiederholen.

Dann haben wir ja was gemeinsam. Ich will auch nicht dauernd alles wiederholen. Ich habe den Ostblock genannt und auch Währungsvorteile, die, wenn absehbar zeitlich begrenzt, auch wieder zu schmerzhaften Anpassungen führen (Letzteres ist nicht zwingend eine klassische Marktabschottung, wie die Euroeinführung gezeigt hat, aber ein weiterer Beweis, wie negativ sich verspätete Anpassung auswirkt)

Protektionismus im großen Stil führt langfristig zu Nachteilen für alle. Das ist Wirtschaftswissenschaft und nicht meine persönliche Erfindung. Was nicht heißt, dass es gute Gründe geben kann, auch sich mal „begrenzt“ protektionistisch zu verhalten. Wer aber glaubt, er könne sich auf Dauer vom Welthandel abschotten, bekommt irgendwann die Quittung. Das meinte ich mit „wehe wehe wenn ich auf das Ende sehe“.

Ich kenne Deine Beiträge dazu nicht. Ich habe oft genug von den negativen Seiten der Globalisierung geschrieben, aber Abschottung ist jedenfalls keine Lösung, da sind sich alle führenden Wirtschaftswissenschaftler einig.

Ja, aber der Drachmen wird niemals das Niveau des Euro
erreichen und falls doch ist Griechenland eben wieder in der
gleichen Situation wie jetzt. (Sollte Griechenland wegen einer
Waehrungsabwertung einen hohen Exportueberschuss erzielen dann
steigt die Waehrung auch bald wieder und der Export ist
dahin.)

Ich verstehe das nicht. Der Drachmen braucht nicht das Euroniveau zu erreichen. Griechenland muss seinen Platz in der Weltwirtschaft finden, wie jeder andere Staat auch. Es muss sich grundlegend umstrukturieren, Missstände abschaffen und attraktiver werden und im Rahmen seiner Möglichkeiten leben. That’s it. Und wenn es diszipliniert ist, sollte es auch Hilfe zur Selbsthilfe bekommmen. Exportüberschüsse werden auch die Drachme mal steigen lassen. Dann gibt es wieder Anpassungen. Höhereer Import bzw verstärkter Wettbewerb. Wie bei jedem anderen Land der Welt. Wenn diese verrückte Schuldenlast erst „normalisiert“ wäre, Korruption und Misswirtschaft eingegrenzt, außer Landwirtschaft auch etwas moderne Infrasturtur wächst (und marode Staatsquote schrumpft), dann gäbe es auch für Griechenland eine Chance. Die Frage ist nur, ob das alles passiert.

Das tut auch niemand. Ich werfe nur Politikern vor an den
theoretischen Quatsch der Volkswirte und deren Maerchen von
Wohlstand fuer alle durch komparative Kostenvorteile… zu
glauben bzw. geglaubt zu haben was dazu gefuehrt hat dass ein
Land welches nicht konkurrenzfaehig ist seine Maerkte oeffnet
und danach natuerlich zu Grunde geht. Das waere so als wenn
ein Gelaehmter gegen einen Profiboxer in den Ring steigt.

Lieber Desperado, komparative Kostenvorteile ist natürlich KEINE Garantie für Wohlstand für alle. Kinder machen die Augen zu, wenns gefährlich wird. Ist dadurch die Gefahr beseitigt? Ich habe es oben kurz mit Beispielen angedeutet. Abschottung ist kein Ausweg, es ist ein hinausschieben, ein süßes Gift, um so länger Du abschottest, desto schmerzhafter kommt der sowieso irgendwann notwendige Anpassungsprozess. Ich kenne auch die Sorgen beim Kampf von David gegen Goliath. So wie es auch beim freien Markt Mittel zur Machtbeschränkung von Monopolisten geben muss, so stimme ich Dir zu, dass große mächtige Staaten ihre Macht im Handel auch ausnutzen können. Maßnahmen diese Macht einzuschränken ersetzen nicht Marktanpassungen. Daran führt auf Dauer KEIN Weg vorbei.

Das alles erst recht in einer modernen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Schau Dir mal die Verteilung von Rohstoffen und Produktion in der Welt an. Wie soll sich da ein Staat abschotten können?

Klar ein bescheidener Landwirt kann sich eine gewisse Zeit einschränken und teilweise selbst versorgen, aber das ist keine Lösung für einen Staat mit Millionen Einwohnern.

Schönen Gruß von

ikarusfly