Weibliche Rationalität

das wusste doch mein „Kumpel“ Arthur S. schon zu beantworten:

Schon der Anblick der weiblichen Gestalt lehrt, daß das Weib weder zu großen geistigen, noch körperlichen Arbeiten bestimmt ist. Es trägt die Schuld des Lebens nicht durch Thun, sondern durch Leiden ab, durch die Wehen der Geburt, die Sorgfalt für das Kind, die Unterwürfigkeit unter den Mann, dem es eine geduldige und aufheiternde Gefährtin seyn soll.

Kurze 9 Jahre nach diesem Statement wurde er von ein paar Kampfemanzen erschlagen :smiley: oder ist er einfach so gestorben? Ich weiß es nicht mehr :wink:

Hi, warum zeigte die weibliche Rationalität in der ganzen Philosophiegeschichte des Westens seit über 2500 Jahren kaum Präsenz, ist ihr Hirn kleiner (J, St. Mill hat dieses Vorurteil z. B. schon 1869 thematisiert)???
existo

Antworten von „Anonym“ sollte man grundsätzlich löschen.

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Hi.

Deine „männliche Rationalität“ scheint bei dieser Fragestellung zu versagen, denn du berücksichtigst nicht, dass Frauen in den letzten „2500 Jahren“ - wie auch den 2-3 Jahrtausenden davor - systematisch unterdrückt wurden und daher nur in Ausnahmefällen Gelegenheit hatten, einen Beitrag zur Wissenschafts-, Literatur- und Kunstgeschichte zu leisten. In der Antike trugen viele Frauen, deren Namen heute so gut wie vergessen sind, Wichtiges zur Heilkunst und Philosophie bei, z.B. Axiothea, eine Schülerin von Platon, die dieser sehr bewunderte. Bezeichnend für die allgemeine Unterdrückungssituation ist, dass Axiothea, wie auch ihre Freundin Lasthenia. die Schule des Platon nur in männlichen Gewändern besuchte. Platon schätzte Axiothea so hoch, dass er Vorlesungen verschob, wenn sie aus irgendeinem Grund nicht anwesend sein konnte, und das den anderen Studenten gegenüber damit begründete, der der Verstand, der „alles erfassen könne“, nicht „gegenwärtig“ sei. Eine andere Frau, Arete, zog jahrelang durch griechische Städte, z.B. Athen, lehrte Philosophie und Naturkunde, schrieb mehrerere Bücher und baute sich einen Schülerkreis auf, dessen Namen z.T. heute noch bekannt sind. Aria war eine heilkundige Griechin, die von Galenus hochgeschätzt wurde. Hypatia war in Alexandria eine berühmte und hochgelehrte Philosophin, die von einem grausamen christlichen Mob eines Tages auf der Straße in Stücke gerissen wurde (2009 verfilmt mit Rachel Weiz in der Hauptrolle).

Man könnte die Liste ewig fortsetzen. Im 19. Jahrhundert, der Zeit der beginnenden Frauenemanzipation, begannen sich die Chancen der Frauen auf breitere öffentliche Anerkennung ihrer geistigen Gaben zu verbessern. Ein Beispiel für überragende Intelligenz ist Madame de Stael, eine politisch aktive und sehr einflussreiche Literatin der Napoleon-Zeit. Bezeichnend ist dennoch das Schicksal der kompositorisch hochbegabten Fanny Hensel, einer Schwester von Mendelssohn-Bartholdy, deren Bestrebung nach Veröffentlichung ihrer Kompositionen von ihrem Bruder systematisch unterdrückt wurde.

Die Spekulation über Gehirngröße-bedingte Unterschiede der Intelligenz ist unsinnig. Einsteins Gehirn wog nur 1230 Gramm und war damit deutlich leichter als ein Durchschnittsgehirn (1400 Gramm). Entscheidend für eine ´ganzheitliche´ Intelligenz ist eine hohe Komplexität der Vernetzung zwischen den beiden Gehirnhälften, wie sie bei Einsteins Gehirn festgestellt wurde.

Chan

Ich denke, es ist ein Triumph weiblicher Vernunft und Überlegenheit. Dass sie sich eben nicht in die männlich-gockelhaften Überlegenheitswahnvorstellungen einmischte. Und diese ihren unerfüllten Schicksalen überließ.

Mittlerweile jedoch beginnt moderne Philosophie sich des Themas Gefühle eher anzunehmen. Und es besteht Hoffnung, dass die männliche Fraktion sich ihrer eingesteht. Und mal zu denken beginnt.

p

Nein, Oliver wollte dir lediglich aufzeigen, dass du ein Oxymoron benutzt hast.

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Das ist nicht dasselbe! Hier vermengst du zwei verschiedene Kategorien miteinander. Ein schwarzer Schimmel ist eine falsche Bezeichnung, weil es zum Schimmel keinen Unterschied in seiner Singularität gibt. Das Adjektiv „weibliche“ Rationalität hingegen ist ein Unterschied, wie „tierische“ Rationalität, die das Überleben des Tieres sichert. Die „weibliche“ Rationalität ist im Gegensatz zur „männlichen“ sehr wohl ein großer Unterschied, den ich ja speziell thematisieren will.
existo

Erster Satz findet durch zahlreiche fortschrittlich denkende Philosophen AUSDRUCK, zum Beispiel durch die Philosophin Nomy Arpaly, Professorin an der Universität in Providence,

Weiter durch Ronald de Sousa, emeritierter Professor an der Universität von Toronto (vergleiche sein Buch „Rationalität der Emotionen“ - Zitat aus diesem bUCH „Um einen Anfang zu machen, möchte ich sagen, worüber ich überhaupt rede. Doch obwohl ich annehme, dass wir ungefähr verstehen, was Objekte von Emotionen sind, kann ich keine Definition anbieten.“ Das ist ein anderes Denken als bei jenen, die sofort immer nach einer „Definition der Begriffe“ verlangen, weil sie gar nicht selber denken können oder von vornherein gar nicht selber denken wollen).

Weiter denkt in dieser Richtung beispielsweise die (attraktive) Philosophin Sabine A. Döring, Professorin für Philosophie an der Uni Tübingen.

Ich könnte noch mehr fortschrittlich denkende Philosophen und Philosophinnen als Beispiel erwähnen, will dies aber damit gut sein lassen.

Was dein letzter Satz in deinem von mir oben zitierten Kommentar betrifft, könnte man überspitzt sagen, dass in der 2700 Jahre langen westlichen Philosophie, die Philosophen für das praktische Leben wenig Nutzen bieten. Statt dessen verstiegen sich viele Philosophen in selbstgefälliger Luftakrobatik, schön zur Unterfütterung theologischer Spekulationen, oft als intellektuelle Helfer lebensfeindlicher Machtsysteme.

Es wird Zeit, nach ca. 2700 Jahren, jetzt endlich selber zu denken!!!
existo

Wieso widersprechen sich die beiden Begriffe, erkläre mal, statt nur zu insistieren.

das musst du mit Oliver diskutieren, ich hab nur wiedergegeben, was er wahrscheinlich gemeint hat.

Ja, natürlich und das im Spaß. Denn obwohl der einleitende Nebensatz des UP zwar grundsätzlich ein diskussionswürdiges Thema eröffnen könnte, wenn mit ihm gefragt werden sollte, warum es z.B. weniger (bekannte, bedeutende) Philosophinnen als Philosophen in 2.500 Jahren Philosophiegeschichte gegeben habe, führt der zweite Teil, in dem die unterschiedliche mittlere Gehirngröße von Männern und Frauen angesprochen wird, das UP ins Bodenlose, auch wenn die Bezeichnung der Heranziehung des biologischen Unterschieds zur Erklärung des angenommenen historischen Unterschieds als Vorurteil die Funktion ihrer Erwähnung im UP scheinbar abmildert. Deshalb mein „Ab ins Plauderbrett!“.

Beste Grüße

Oliver

Oh man,

ich hab mich grad so weggepackt…
Wie geil, vielen Dank für das Zitat!

VG und schönes Restsonntag,
Grünblatt

Hast Du schon einmal einen schwarzen Schimmel gesehen?

Ab ins Plauderbrett!

Beste Grüße

Oliver

J. St. Mill hat diese Thematik mit dem weiblichen Gehirn anders beantwortet als dein „Kumpel“ Arthur S., von dem ja hinlänglich bekannt ist, wie negativ sein Bild der Frauen war, weil er in seinem Leben mindestens zweimal von seinen weiblichen „Liebesobjekten“ einen Korb erhielt, als er sie heirateten wollte.

Der englische Philosoph John Stuart Mill hielt schon im 19. Jahrhundert das Gehirn von Frauen für genauso groß, wie das von Männern, entgegen vieler „wissenschaftlicher“ Vorurteile.

Der „Schüler“ von Arthur Schopenhauer, Friedrich Nietzsche, war ebenso wie sein einstiger „Lehrer“ von den Frauen zutiefst gekränkt worden!

Diesem Thema hat unter anderem der „einflussreichste Psychoanalytikers der USA“, Irvin D. Yalom, einen Roman gewidmet „Und Nietzsche weinte“ (siehe Buch bei Amazon oder Film auf YouTube). Angeblich hat Nietzsche geweint wegen der verweigerten Liebe der schönen Russin Lou Salomé, die von dem Herrn Professor Nietzsche nur geistig profitieren wollte, sich aber ansonsten Nietzsche verweigerte.

Nietzsche aber wollte von dieser Frau „alles“ (Sex und Ehe), wobei das bis heute in der Nietzsche-Forschung offen ist, ob er vielleicht doch wenigstens „einmal“ Sex hatte, denn als Lou Salomé als alte Frau von einem Journalisten auf die Beziehung mit Nietzsche angesprochen wurde, sagte sie viel bedeutend „vielleicht“, soll heißen, vielleicht hatte sie doch Sex mit dem Philosophen, als er zum Beispiel mit der Russin allein auf einen Berg stieg, während unten sein männlicher Rivale wartete?

Eigenartigerweise stürzte dieser „Rivale“ dann viel später bei einer einsamen Bergwanderung zu Tode. Ob es ein Unfall war oder Selbstmord (aus Liebeskummer zur schönen Russin, die sowohl Nietzsche wie sein „Rivale“ in einer Dreierbeziehung liebten), ist nicht geklärt.

Wenn es eine Icone gab im 19. Jahrhundert von emanzipierter weiblicher Rationalität, dann bestimmt die schöne Russin Lou Salomé, die nach der geistigen „Lehre“ bei Professor Nietzsche später selber eine berühmte Psychoanalytikerin wurde, die sich von Sigmund Freud überzeugen ließ, mit dem sie eine platonische Beziehung pflegte (zuerst mit Nietzsche, später mit Sigmund Freud, beide Beziehungen waren rein platonisch).

Lou Salomè hatte eine weibliche Rationalität, die nicht nur Nietzsche verrückt machte, sondern auch andere Geistesgrößen, wie zum Beispiel Rainer Maria Rilke, mit dem sie mehrere Jahre verkehrte, wobei nicht klar ist, ob sie mit ihm sexuelle Beziehungen unterhielt, denn als sie schließlich einen Professor heiratete, schloss sie Sex mit ihrem Ehemann aus - zumindest in ihrem Ehevertrag. Ob sie sich ihm dann aber doch irgendwann hingab, ist eine offene Frage, denn ihr Ehemann drohte bei der ewigen sexuellen Verweigerung seiner Frau mit Selbstmord.

Die schöne Russin Lou pflegte während ihrer ganzen Ehe noch zahlreiche weitere Beziehungen zu anderen Männern, nur unter dieser Bedingung hatte sie ihren Ehemann, einen „unterwürfigen“ Uni-Prof., überhaupt geheiratet. :yum:
existo

Haben denn diese Philosophinnen, die du erwähnst, Schriften hinterlassen???

Wenn das der Fall ist, warum wurde diesen Frauen dann bis heute so wenig Popularität zuteil, in der einschlägigen philosophischen Literatur???

Das Argument, dass Frauen früher politisch mehr unterdrückt waren als heute, klärt doch keinesfalls, WARUM diese Frauen bis heute so unbekannt sind, im Gegensatz zur Literatur, die nur die Philosophen verehrt!!!

Diese Frage lässt sich nicht allein mit der früheren gesellschaftlichen Machtverhältnissen beantworten, sondern meines Erachtens nur damit, dass fortschrittlich denkende Philosophen (anstatt den Aristoteles und Kant zum tausendsten Mal zu interpretieren!!!) die Macht der Medien in einer Meta-Philosophie themaisieren, die zur heutigen radikal veränderten Welt PASST, von der weder Aristoteles noch Kant etwas WUSSTEN!!!

In einer fortschrittlichen Medienphilosophie geht es darum, sich im Wettbewerb mittels der knappen Ressource der Aufmerksamkeit durchzusetzen, da kann man nur allein mit „Begriffen“, wie einst noch in der mittelalterlichen Scholastik, einer Welt ohne YOUTUBE, HOLLYWOOD UND FERNSEHEN, nicht mehr ausschließlich die Welt verstehen.

In diesem PROZESS (vergiss die sogenannten „Naturgesetze“, an die die Nawis noch als ein Absolutes GLAUBEN, die Nawis verstehen nichts von Medienphilosophie und Medienwissenschaft!), in dem die Medien die Welt beherrschen, und wo es immer mehr explosionsartig um einen Wettbewerb der KREATIVITÄT geht, sind die Frauen, die du namentlich erwähnst, leider so gut wie unbekannt, das ist eine Tatsache.
existo

Kitzel mich mal, denn das ist ein Argument für typisch konservative Denker. Gibt es immer noch ein Tabu über Themen, die nicht zu denken sind in der Philosophie, weil sie angeblich „ins Bodenlose führen“, als eine von konservativen Denkern tabuisierte „Vorsichtsmaßnahme“? Das Gegenteil ist gefragt!
existo

Moin,
die eigentliche Frage ist doch warum Elefanten und Wale nicht viel präsenter in der Philosophiegeschichte sind, da deren Hirne ja deutlich größer sind als die von Männern.

Gruß
Grin