Viele Menschen in aller Welt, schleudern ihrem Gegenüber manchmal ein gänzlich unerwartetes „Ich liebe Dich!“ entgegen. Aber dabei bemerken sie gar nicht, dass jede:r unter „Liebe“ etwas anderes versteht. Und da man im „verliebten Zustand“ auch nicht zum Analysieren und Erklären neigt, was genau sie mit dem Begriff „Liebe“ verbinden, glauben beide, sie sprächen vom selben Sachverhalt. Dabei reden sie geradewegs aneinander vorbei.
Je unbewusster/unreflektierter die Menschen sind, desto länger kann diese Selbsttäuschung andauern – oft bis zur plötzlichen und unerwarteten Trennung - weil sich das Gegenüber plötzlich in jemand anderes „verliebt“ hat oder weil es einfach die Nase voll hat von dem „Liebenden“ bzw. weil es den selbstbestimmten Freitod und das folgende „ewige Nichtsein“ diesem ungewollten „Geliebtwerden“ vorgezogen hat.
Ich finde, jetzt, im dritten Jahrtausend ist es höchste Zeit, der jeweils ganz individuellen und unterschiedlichen Vorstellung von „Liebe“ in dem einen und der anderen ein Ende zu setzen und wissenschaftlich exakt zu definieren, wann jemand mit Fug und Recht behaupten darf: „Ich liebe Dich!“ und wann er ehrlicherweise eingestehen sollte: „Ich begehre Dich – genauer gesagt, begehre ich Deinen Körper, während der Rest von Dir mir ziemlich egal ist und mir gestohlen bleiben kann.“ Oder: „Ich kann einfach nicht ohne Dich leben, weil ich nie gelernt habe, allein mit dem Leben zurechtzukommen, mich zu versorgen, mich häufig und hinreichend genug selbst zu befriedigen und den Haushalt zu schmeißen. Deshalb brauche ich Dich! Du musst mir den Rücken freihalten, damit ich ganz meinen Neigungen nachgehen kann. Am liebsten wäre es mir ja, ich könnte Dich zu meiner Sklavin/meinem Sklaven machen.“
Mir selbst hat sich das Konstrukt „Liebe“ - im Gegensatz zu Sex und Libido (da weiß man sehr genau, um was es geht!) - nie erschlossen. Deshalb habe ich es in den letzten ca. 50 Jahren vermieden, zu sagen: „Ich liebe Dich!“
Wäre vielleicht mal an der Zeit, jetzt im fortgeschrittenen Alter Klarheit zu schaffen.
Deshalb meine Frage : Was genau muss alles gegeben sein, bzw. darf auf keinen Fall mitschwingen, um nicht zu lügen, wenn man mal wieder mit so einem „Ich liebe Dich!“ um sich werfen will?
Was muss auf der hormonellen, der Gefühls-, der mentalen, der körperlichen und der psychischen Ebene in mir alles gegeben sein (über welchen Mindestzeitraum und in welcher Intensität), damit ich berechtigt behaupten darf: „Ich liebe Dich!“ und nicht stattdessen ehrlicherweise meine schnöden, niederen Triebe/Instinkte/Begehrlichkeiten offenbaren zu müssen: „Boah ey, ich finde Deinen Körper voll geil! Lass’ es uns miteinander treiben!“ ?
Oder gibt es darüber bereits eine wissenschaftliche Abhandlung?
(also weder über die platonische, noch die sexuelle Liebe oder die Agape)
Mit vorweihnachtlichen Grüßen aus’m Ruahgebiet
FatzManiac
Dafür gibt es doch kein Regelwerk. Die berühmten drei Worte haben doch schon je nach Kontext eine ganz andere Bedeutung: ist das eigene Kind gemeint oder der Partner? Ist man am Anfang einer Beziehung oder in deren Reifephase? Geht man gerade aus dem Haus und ruft die Worte seinem Partner/seiner Partnerin zu, bevor man zur Skatrunde fährt oder sitzt man zu zweit beim Abendessen anlässlich der Silberhochzeit? Verkehrt man in einer gesellschaftlichen Gruppe, in der es zum guten Ton gehört, mit diesen Worten seine Freundschaft oder Zugehörigkeit der Gruppe kundzutun?
Die Definition besagt „Liebe ist die stärkste Form der Zuneigung und/oder Wertschätzung“. Daraus kann man viel machen (siehe oben).
Ich beschränke mich mal auf die Liebe zu einem anderen Menschen, den/die man zum Lebenspartner gewinnen will.
In den letzten 60 Jahren meines Lebens hat mich mein Gefühl „Ich liebe diese Frau“ mehrfach komplett in die Irre geführt. Immer wenn ich „hin und weg“ war (andere würden vielleicht sagen „unsterblich verliebt“), wurde dies nicht erwidert. Das ist mir so etwa viermal passiert. Einmal habe ich mich dabei in eine Fantasie verstiegen, die mich etwa 12 Jahre auf diese für mich unerreichbare Frau fixierte, die absolut nichts mit mir zu tun haben wollte. Aber meine bescheuerte Fantasie redete mir ein: „Wart’s nur ab - Du und sie gehören einfach zusammen. Irgendwann wird sie das auch begreifen!“
Aber das passierte nicht.
Von ihr kam ich nur los, nachdem ich mich in eine andere Frau natürlich auch wieder „unsterblich verliebt“ hatte. Dass sie eine Borderlinerin war, bekam ich schon bald zu spüren. Wenige Minuten, nachdem wir uns trafen passte schon kein Blatt Papier mehr zwischen und - als hätten wir uns schon ewig gekannt, und ein paar Stunden später landeten wir im Bett, wobei sie die Führende war. Und sie war distanzlos - was mir sogar gefiel.
So ging es ca. 2 Wochen. Dann, mitten im Geschlechtsakt sah sie mich ernst an und sagte: „Nicht Du wirst mich verlassen. Ich werde Dich verlassen!“ Das hab’ ich nicht verstanden, denn der Sex schien ihr gefallen zu haben. Aber am nächsten Tag zog sie sich komplett zurück und war von da an nicht mehr für mich zu erreichen.
Immerhin: Nachdem ich sie als eindeutige Borderlinerin definiert hatte, brauchte ich nur noch ein paar Monate, um von der Sehnsucht nach ihr wieder loszukommen. Das war deutlich weniger als die 12 Jahre davor.
Die anderen unsterblichen Lieben lasse ich mal außen vor. Die hinterließen in mir keine so bleibenden Schäden.
Umgekehrt habe bestimmt auch ich so einige Frauen vor den Kopf gestoßen, die offenbar die Nähe zu mir gesucht hatten. Zweimal war mir das auch ganz bewusst, aber es ist bestimmt noch häufiger passiert, wobei ich es gar nicht bewusst wahrgenommen hatte.
Irgendwann war mir völlig klar, dass ich mich in Sachen „Liebe“ nicht auf meine Gefühle verlassen konnte. Seither habe ich für mich definiert, dass eine bewusst intendierte wohlwollende Freundschaft mehr wert ist, als dieses Konstrukt „Liebe“ das sich mir nie erschlossen hat und das ich nie kontrollieren konnte. Und alles, was ich nicht kontrollieren kann, kann für mich lebensgefährlich sein; das will ich nicht!
Nach und nach wurde mir immer klarer, dass hundert Menschen mit dem Satz „Ich liebe Dich“ hundert unterschiedliche Vorstellungen damit verbinden (können). Also kann dieser Satz für mich einfach keine Bedeutung mehr haben.
Nun betreue ich seit gut 15 Jahren eine Psychotherapiepraxis EDV-mäßig und bin mit der Therapeutin eng befreundet. Ich sollte noch erwähnen, dass ich in meiner Lebensmitte auch 3 Jahre Psychologie studiert und mich insgesamt 20 Jahre ziemlich intensiv mit der analytischen Psychologie nach C. G. Jung beschäftigt habe. Sie und ich fanden damals über die Jung’sche Traumdeutung zusammen. Ich weiß nicht warum, aber sie hatte von Anfang an großes Vertrauen in mich und meine Deutungen. Resultat: Sie erzählte mir auch ihre intimsten Träume. Und sie träumte sehr viel. Meine Zeit der intensiven Träume war da schon vorüber, so dass ich seltener einen eigenen Traum zu berichten hatte.
Diese PT ist so ziemlich das Gegenteil von mir: Sie verlässt sich ganz auf ihre Gefühle und geht sehr empathisch auf ihre Patient:innen ein. Ich dagegen verlasse mich nur noch auf die Ratio, und in Sachen Empathie halte ich mich eher für einen Krüppel. Immer wieder sagt sie, dass doch die Liebe das Größte und Schönste sei, was ein Mensch erleben könnte. Wenn ein Mensch geliebt wird, habe er doch alles, was er brauche.
Ich zucke dann immer mit den Schultern und mache deutlich, dass ich gar nicht weiß, was denn „Liebe“ überhaupt sein soll. Sie meint aber, man müsse doch nur seinem Herzen folgen.
Ca. 35 Jahre war sie verheiratet und offenbar die meiste Zeit davon auch recht glücklich.
Aber mit ca. Mitte 50 traf sie auf einem Klassentreffen eine Jugendfreundin wieder, die sie damals immer gemieden hatte, weil diese lesbisch war. Jetzt aber verliebte sie sich Knall auf Fall in sie, wobei sie auch wieder nur ihrem Herzen folgte. Die Affäre zog sich über mehr als 2 Jahre hin, wobei die PT nach herzlicher Liebe strebte, die Jugendfreundin jedoch weitestgehend an Sex interessiert war. PT ließ sich wiederwillig darauf ein, um die Freundin nicht zu verlieren und war sogar bereit, ihren Mann zu verlassen, ihre Praxis hier im Ruhrgebiet aufzugeben und mit ihrer Freundin in einem anderen Bundesland zusammenzuziehen. Das war ein dramatisches Hin und Her, von dem sie erst lassen konnte, nachdem sie begriff, dass die lesbische Freundin nichts anderes als Wochendtreffen mit Sex anstrebte, aber keinesfalls zusammen wohnen wollte.
Was ich daraus gelernt habe: Auch andere können sich nicht auf ihr Herz verlassen!
Die PT gab ihre Affäre auf und war bereit, weiter mit ihrem Mann zusammenzuleben und sich genau so um den Haushalt zu kümmern wie vorher - nur mit ihm schlafen, das konnte sie nicht mehr. Immer wieder machte er Annäherungsversuche, die sie abwehrte, weil sie sich körperlich nicht mehr dazu in der Lage fühlte.
Es dauerte nicht lange, und ihr Mann verfiel sehr rasch in eine sehr schwere Depression. Er musste seinen Beruf als Arzt aufgeben und wurde mehr als ein Jahr lang in der Psychiatrie behandelt und mit verschiedensten Medikamenten vollgepumpt. Die nutzten alle nichts, genau so wie die Elektrokrampftherapie. Zum Schluss quälte er sich noch knapp 3 Jahre zu Hause, unternahm zwei Suizidversuche (wobei es immer seine Frau war, die ihn gerade noch rechtzeitig fand und rettete).
Aber schließlich hatte sein suizidales Bemühen Erfolg. Er hängte sich auf - zu einer Zeit, wo seine Frau ganz sicher nicht in der Nähe war und ihn daran hindern konnte. Das ist jetzt etwas mehr als 1 Jahr her, und seither quält sich seine Frau mit Schuldvorwürfen herum.
Mir ging sofort der uralte Schlager von Connie Francis durch den Kopf: „Die Liebe ist ein seltsames Spiel (sie kommt und geht vom einen zum andren).“ So eine Liebe will ich nicht in meinem Leben haben. Lieber eine bewusst gewollte Freundschaft. Die ist verlässlicher.
Aus alledem ziehe ich den Schluss: Liebe ist nichts Verlässliches. Das „Herz“ ist kein verlässlicher Ratgeber. Und ich vermute sehr stark, dass „Liebe“ nur ein gedankliches Konstrukt bzw. ein Mythos ist, hinter dem nichts Belastbares steht. Wenn man es fassen will, löst es sich in Luft auf.
Deshalb suche ich nach wissenschaftlichen Belegen (Untersuchungen), die im Detail belegen, was sich hinter der „Liebe“ zu einem Partner/einer Partnerin wirklich verbirgt: Mental, emotional, psychisch, biophysikalisch, hormonell und was alles sonst noch.
Am liebsten wäre mir eine klare Definition: Wenn dies und jenes gegeben ist, aber folgendes nicht, dann ist es keine Liebe. Dann ist es ein Gefühls-Irrtum. Solange die Wissenschaft dazu nicht in der Lage ist, bleibt „Liebe“ für mich Schall und Rauch.
So ist das nun einmal mit Gefühlen. Sie sind nicht rational und sie leisten auch nicht zwangsläufig eine Beitrag für vernünftige oder sinnvolle Entscheidungen.
Tja, so ist das nun einmal. Das heißt aber doch nicht, dass Dein Gefühl irgendwie falsch war.
Die Wissenschaft kann Liebe genauso biochemisch erklären wie Angst, Durst oder Müdigkeit. Wenn es Dir also darum geht…
Es geht mir darum, den Mythos „Liebe“ zu entzaubern.
Meine Hypothese: "Liebe" ist ein theoretisches Konstrukt, das sich Dichter, Schriftsteller, Minnesänger etc. ausgedacht, mit Fantasien, Erzählungen und Bildern angereichert und in die Welt getragen haben. Ihre „Follower“ fanden dieses romantische Etwas irgendwie gut. Es gab ihnen gute Gefühle und Hoffnung. Sie glaubten, jede:r könne dieses „Liebe“ erreichen - auch ganz ohne Vermögen - einfach nur, weil jede:r dachte, er/sie müsse doch wegen seiner/ihrer selbst geliebt werden - schlicht wegen des eigenen Soseins. Dazu müsse man nur den vorbestimmten Menschen finden, den es ja irgendwo geben müsse.
Manche gingen noch einen Schritt weiter und faselten von „Seelenzwilling“ oder „Dualseele“. Sogar der alte Platon hatte es mit seinen gottgetrennten Kugelmenschen drauf. Jede Kugelhälfte suche nach dem passenden Pendant, um als Paar wieder zu einem ganzen Kugelmenschen zu werden.
Dieser Mythos ging also vor langer Zeit „real“ (das Viralgehen gibt’s ja erst seit wenigen Jahrzehnten.) und verbreitete sich ähnlich weit, wie heute Fakenews in den asozialen Netzwerken - vermutlich aber nicht ganz so schnell. Es fehlte die Digitalisierung und damit die Lichtgeschwindigkeit c.
Was ich dabei erstaunlich finde: Die meisten Menschen fanden lange Zeit ihre:n Partner:in ganz in ihrer Nähe.* So als ob es doch ein gottgelenktes Schicksal gäbe, das in weiser Voraussicht die beiden „Seelenpartner“ gar nicht weit voneinander in der Welt platziert hatte - meistens sogar im selben Dorf! Das funktionierte sogar einigermaßen - solange die Frauen von den Männern abhängig gehalten wurden und sich nicht trauten, dagegen aufzumucken, bzw. solange sie in die wirtschaftliche Abhängigkeit von Männern gezwungen wurden, weil pfiffige Typen, ihnen schlicht eine eigene Berufstätigkeit verboten.
In bestimmten Kulturen/Religionen gibt’s das ja sogar heute noch - bzw. heute wieder.
*) Dieses Phänomen wurde durch die asozialen Netzwerke und „Tinder & Co“ leider zerstört. Heute kann der richtige Partner/die richtige Partnerin einfach nicht mehr nebenan im eigenen Dorf leben oder gar ein Kollege/eine Kollegin sein!
Ich halte viel mehr von Mit- als von (göttlicher) Vorbestimmung und bin davon überzeugt, dass jede noch so starke „Liebe“ zu einem/einer Anderen Zufall ist. Der sogenannte „Blitz“, die „Liebe auf den ersten Blick“ ist die Folge einer unbewussten Projektion. In Zeiten der wirtschaftlichen Abhängigkeit ließen sich viele Frauen notgedrungen auf diese männlichen Projektionen ein. Was blieb ihnen sonst anderes übrig?
Heute trauern die westlichen Männer diesem patriarchalen Projektions-Privileg nach, weil viele Frauen da nicht mehr mitspielen. Sprich: Ihre Liebe wird einfach nicht mehr erwidert!
Wem sagst Du das? Ich bin seit meiner Lebensmitte davon überzeugt. Aber die von mir EDV-mäßig betreute PT denkt da komplett anders.
Ich bin sogar überzeugt, dass sich das Gefühl von „Liebe“ und „Geliebtwerden“ in der großen Mehrzahl aller Fälle in ein und demselben Menschen abspielt und dass das „geliebte Gegenüber“ sehr oft nichts davon mitkriegt, bzw. diese Liebe gar nicht erwidert.
Aber weil ich (dieses „ich“ steht für das allgemeine "man") sowohl meiner eigenen Projektion „Ich liebe den oder die da“ verfallen bin, stellt sich umgehend auch die projektive Erwartung ein „Und ich werde auch zurückgeliebt.“ Tatsächlich spielt sich das ganze „Lieben“ und „Geliebtwerden“ in meinem eigenen Unbewussten ab. Aber das wird mir erst bewusst, wenn der/die Andere die Nase von mir voll hat und das Weite sucht, weil er/sie sich nicht länger als Projektionsträger:in missbrauchen lassen will.
Partnerschaftliche Liebe ist m. E. in den meisten Fällen ein inneres, unbewusstes Kammerspiel. Jede:r spielt sein eigenes Ding und versucht dem/der Anderen eine Rolle überzustülpen.
In einigen wenigen Fällen geht das ja sogar lange Zeit (oder gar bis zum Tod) gut. Dann ist da tatsächlich eine zufällige Passung zweier Menschen zusammengekommen. Ist aber sehr selten.
Sogar bei den Paaren, die sich nicht schon zu Lebzeiten voneinander trennen, bleiben m. E. die meisten nur aus Bequemlichkeit und Gewohnheit zusammen - nicht aus „Liebe“, denn wer weiß, ob man nicht vom Regen in die (wirtschaftliche, die emotionale oder gewalttätige) Traufe kommt, wenn man sich trennt und ein neues eigenes Leben beginnt.
Na ja: Und jetzt suche ich nach „Followern“, die meine Hypothese für plausibel halten und sie bestätigen.
Wenn die Wissenschaft „Liebe“ lediglich biochemisch erklärt, dann ist mir das zu kurz gesprungen, weil dann zumindest die tiefenpsychologische Betrachtung der unbewussten Projektionen gar nicht berücksichtigt wird - und wer weiß, was sonst noch alles …
meine ich widerlegen zu können.
Nicht jeder kann lieben sowie nicht jeder Geliebtwerden ertragen kann.
Erstmal aber Abgrenzung zur Begierde, der Du 12 Jahre nachgelaufen bist um anschließend Dich austoben zu können. Da wirst getriggert. Hormone (welche, wie viel => Fachleute bitte melden) übernehmen Deinen Verstand, Deine Ratio… je nach Typ bisweilen vollständig.
Liebe ist für mich ein Baum. Es fängt zart an, wird größer und stärker. Nicht jeder Baum wird Stürme, Trockenheiten oder Schädlinge überleben. Das kann durchaus einseitig sein, aber mit einem anderen Menschen zusammen ist das ein richtiger Dünger.
Fantastisch, wenn das auch durch Zufall dein:e Sexualpartner:in ist. Vertrauen, Geborgenheit, gegenseitiges Verständnis, will to please, gesteigerte Empathie und einfach mit dem anderen glücklich sein.
Wie gesagt, es geht durchaus einseitig, gespiegelt aber wirklich toll ist es dann, wenn 2 sich „gefunden“ haben.
Dass Dein Leben im frühen Stadium abbrüche gab oder nur einseitig vlt. gespiegelt erfahren hat, heißt für mich, dass es Liebe dennoch gibt. Bei mir 14 Jahre lang … dann kam bei Ihr der Hunger nach Luxus - ausgelöst von einer neuen Freundin (oder Vorbild, Lehrerin…). Das konnte ich nicht bieten respektive wollte es nicht mal, da es Teil eigentlich unserer Philosophie war. Bescheiden, aber glücklich. (passt gut in Insektenbefall am Baum)
Zurück zur Liebe: Groß- Tante und Onkel von mir (als Dreikäsehoch war ich oft nach Kindergarten/Schule bei denen im Garten und später ohne Garten ziemlich regelmäßig einfach mal vorbeigeschaut) waren der Inbegriff für Liebe, Zuneigung, Ehe… konträr zu meinem Zuhause. Mein Onkel hatte dann einen fatalen Schlaganfall - Pflegebedürftig, 90 Jahre alt aber geistig fit und redselig. Als er dann (nicht ohne die Hilfe seiner Frau) es endlich geschafft hatte, wurde sie vom irgendwas Psychologischem Dienst einkassiert und ca. drei Wochen „behandelt“ ehe morgens von der Mobilen tot im ihrem Bett gefunden wurde…
Noch ein Beispiel: Meine Oma hat mich geliebt… sie hatte einen Unfall (diverse Knochenbrüche und offene Wunden) - sie auf Intensiv und ich beruflich eine Woche im Ausland (gab kein Handy o.ä.). Ich kam nach Hause, erfuhr davon, fuhr nachts noch hin, vom Personal erfuht ich, dass sie immer nach mir gefragt hatte, was auch das einzige gewesen wäre, was sie von sich gegeben hatte. Wir haben noch ne Stunde vlt. sogar zwei geredet, Pläne geschmiedet… verabschiedete mich bis morgen. Am Empfang wurde ich aufgehalten: Herzstillstand
23 Jahre her…
Dem stimme ich gefühlsmäßig zu*, obwohl es problematisch ist, einer Aussage zuzustimmen, deren Inhalt nicht klar definiert ist.
*) Beides habe ich an mir selbst schon erlebt: Aktiv lieben kann ich nicht, weil ich bis heute (bin jetzt 73) nicht weiß, was genau ich dazu tun muss. Ähnlich wie sagen wir ein Tanzen-Wollender, dem die zum Tanzen notwendigen Schritte, die Technik und das Rhythmusgefühl (noch) nicht beigebracht wurden.
Und das passive Geliebtwerden, habe ich im besten Fall gar nicht bewusst wahrgenommen, sondern einfach nur genossen. Ein paar Mal aber (in unterschiedlichen Beziehungen, zu denen ich auch die zu meiner Mutter einschließe) - wenn ich es wahrgenommen habe, dann als etwas Unangenehmes, Besitzergreifendes, Klebriges, Vereinnehmendes, Einengendes, Erdrückendes, also etwas von dem ich mich unbedingt befreien musste, um wieder „atmen“ und meinen eigenen Bedürfnissen nachgehen zu können.
Auf solch ein belastendes Geliebtwerden habe ich regelmäßig psychosomatisch (meist mit Panikattacken) reagiert. Letztere konnte ich nicht übersehen, das Geliebtwerden dagegen schon.
Es ist mir wichtig, den Begriff der Begierde von allem anderen abzutrennen, denn in meinen Augen handelt es sich dabei immer um sexuelle Begierde (von der mir völlig klar ist, dass sie nichts mit Liebe zu tun hat). Meine Begierde konnte ich immer ganz deutlich wahrnehmen - da brauchte ich meinen Blick bloß in den Schritt zu lenken.
Genau diese Begierde aber war in den o. g. 12 Jahren (Uschi) nicht das Thema. Uschi war eine irrationale Einbildung meinerseits. Nachdem ich bei Carl Gustav Jung von „Anima“ gelesen hatte, ergriff mich einfach die verrückte Idee, dass diese Uschi (eine Arbeitskollegin, die ich nur vom Sehen her kannte) meine „äußere Anima“ sei. Genauer: Meine unbewusst nach außen projizierte Anima. Übersetzt bedeutet das so etwas Ähnliches wie dass ich sie als etwas zu mir Gehörendes „Göttliches“ betrachtete.
In meiner Imagination war sie die „Erlöserin, die Retterin“ aus all dem Schlammassel in dem ich damals steckte. Nie habe ich von Sex mit ihr geträumt. Stattdessen habe ich sie quasi angebetet. Sie sollte einfach nur meine ständige (beschützende) Lebensbegleiterin sein.
Im Gegensatz zu mir war ihr aber sofort klar, dass sie nichts mit mir anfangen will, was sie mir unmissverständlich sagte. In der realen Außenwelt habe ich mich mit dem NEIN abgefunden und darunter gelitten. In meiner (ebenso realen) Innenwelt, also in meinen Träumen und Fantasien aber konnte/wollte ich das NEIN gut 12 Jahre lang nicht akzeptieren.
Allerdings hat sie so gut wie nichts davon mitbekommen, weil ich ihr nicht auf die Pelle gerückt bin, sie also nicht gestalkt habe. Aber wenn sie in meinen Träumen an meiner Seite stand, bin ich am anderen Tag mit einem wohligen Gefühl aufgewacht.
Der ganze (für mich sehr intensive) Prozess spielte sich in meinem Inneren ab und brachte mich an die Grenze zur Psychose. (Ich bin mir nicht sicher, ob ich mich damals noch auf dieser oder schon auf der jenseitigen Grenze zur Psychose bewegte.) Seltsamerweise verlor ich aber nie den Realitätsbezug, und die sich parallel dazu einstellende Hypomanie gab mir sogar die Energie, neben dem Job noch das Abendgymnasium zu besuchen, eine sehr gute Abinote zu erzielen und mit dem Psychologiestudium zu beginnen.
Ja, bestimmt waren diverse Hormone daran beteiligt (Dopamin zum Beispiel) und auch endogene (körpereigene) Drogen.
Mal so sagen: Obwohl die äußere Uschi nichts davon mitbekam, war und bin ich sicher, dass die innere - genauer gesagt, meine Anima, die sich in diese Uschi projiziert hatte, damals (vor ca. 40 Jahren) mein Leben aus dem Unbewussten heraus gelenkt und mich vor Schaden sowie vor der Psychiatrie bewahrt hat.
Auch rückblickend bin ich Uschi/Anima dankbar, dass es so gelaufen ist, wie es gelaufen ist - auch wenn ich es damals oft als Achterbahnfahrt empfunden hatte.
D. h. Du klammerst das „Wie-vom-Blitz-getroffen-Sein“ dabei aus? Das „Im-Sekundenbruchteil-Wissen: Die- oder keine!“? (Entschuldigung, ich bemerke gerade, dass ich hier ohne nachzudenken aus der Sicht eines männlichen Heteros schreibe, aber ich möchte gern auch alle nur denkbaren anderen Fälle mit einschließen).
Hier sprichst Du eine sich über die Zeit langsam entwickelnde Liebe an, während ich eigentlich mehr den initialen Moment des Liebesanfangs im Sinn habe (wie ich auch gerade bemerke). Ohne eine solche Initialzündung kann sich später auch nichts in Sachen Liebe entwickeln.
Ich bin sicher, dass diese Initialzündung unverzichtbar ist, dass man das, was dabei geschieht, aber bestimmt (noch) nicht „Liebe“ nennen sollte. Oder?
Ja, wobei ich die Betonung auf „Zufall“ lege, der sich nach meiner Erfahrung eher selten einstellt.
Ich glaube, häufiger spielt sich das Drama von „Lieben“ und „Geliebtwerden“ innerhalb ein und desselben Menschen ab. Das kann sogar viele Jahrzehnte lang gut gehen und befriedigend sein.
Aber im Fall meiner o. g. PT fragt sie sich heute - nach dem Suizid ihres Mannes - ob sie sich vielleicht die ganze Zeit nur etwas vorgemacht hatte, und ob ihr Mann nicht jemand ganz anderes war, als der, den sie in ihm sah.
Um das klarzustellen: In meinen Augen hat jeder Mensch mehrere ganz verschiedene Seiten in sich, wobei der/die Liebespartner:in immer nur ganz bestimmte Seiten zu sehen bekommt, die Berufskolleg:innen aber möglicherweise ganz andere.
Und wer es nicht erträgt, den/die Andere:n einmal im Vollrausch zu erleben, erfährt vielleicht nie von den anderen - und erst recht nicht von den dunklen - Seiten des/der Partner:in. (Nicht umsonst heißt es „in vino veritas“. Im Zustand der Volltrunkenheit verliert man die Fähigkeit zum Schauspielern und zeigt sich die Wahrheit, wie man wirklich ist.)
Hier kommt also ein Zeitfaktor ins Spiel und die damit verbundene Entwicklung der jeweiligen Persönlichkeit, wobei sich Paare so gut wie nie in der gleichen Zeit in die gleiche Richtung weiterentwickeln. Und irgendwann hat man sich soweit voneinander entfernt, dass man sich fragt, was man denn einmal am Anderen geliebt hat…?
Gerade denke ich: „Liebe“ und „Zeit“ bzw. die mit der Zeit einhergehende Entwicklung müssen zusammen betrachtet werden. Quasi als „Liebe auf Zeit“. Nichts ist für die Ewigkeit …
Ähnliches habe ich in meiner ersten Ehe erlebt: Als wir uns mit 18 Jahren kennenlernten (in einer Tanzschule - wie damals üblich), waren wir wohl beide nicht sehr anspruchsvoll und beide froh, ein Gegenüber gefunden zu haben, das nicht gleich NEIN sagte.
Dann kam die Heirat mit 19 (der Mann, also ich, brauchte damals noch eine Volljährigkeitsbescheinigung, die lag damals noch bei 21 Jahren), und mit 20 kam unsere Tochter zur Welt.
Kurz darauf zog mich die Bundeswehr ein, und ich bilde mir ein, dass sie mich komplett umgekrempelt hat. Schon bei der Musterung schnitt ich im Test als Tagesbester ab - obwohl da schon Studierte dabei waren, während ich nur ein Facharbeiter war. Wegen des guten Ergebnisses kam ich in die Einheit, die ich mir gewünscht hatte: Fernmeldetechnische Instandsetzung - ganz in der Nähe meines Wohnortes. Das alles führte dazu, dass ich mir plötzlich etwas auf meine Intelligenz einbildete.
Daneben tauchte ich bei der BW durch die Kameraden erstmals in die Welt der Pornografie ein und war ganz begeistert darüber, was denn beim Sex noch so alles möglich war, das ich bisher gar nicht kannte.
Nach Ableistung meiner Wehrpflicht war ich ein Anderer: Jetzt wollte ich beruflich Karriere machen (zunächst mal Meisterschule), und ich wollte auch sexuell alle nur möglichen Variationen erleben.
An beidem hatte meine erste Frau kein Interesse. Sie wollte die einfache, biedere Hausfrau und Mutter bleiben, die sie war. Das war mir zu wenig. Ich bedrängte sie ständig (besonders sexuell) und nach ein paar Jahren ließen wir uns dann scheiden.
In dieser Ehe war ich der, der mehr wollte. Aber das würde ich jetzt nicht unbedingt als Luxus bezeichnen. Trotzdem war mir klar, dass wenn schon Schuld, ich derjenige war, der den Großteil davon zu tragen hatte.
Egal wie - das Resümee kann nur heißen: Nichts bleibt wie es ist, auch man selbst nicht. Alles wandelt sich, auch das, was sich hinter der „Liebe“ verbirgt - manchmal schneller manchmal langsamer.
Kann es sein, dass im letzten Satz ein oder mehrere Fehler/Auslassungen enthalten sind? Ich verstehe nämlich nicht, wer nun von beiden tot im Bett gefunden wurde, was der Psychologische Dienst damit zu schaffen hatte und was da behandelt wurde. Sorry.
Ja, das Leben kann gemein sein. Lange Zeit geht alles gut und dann - plötzlich und unerwartet - ändert sich alles sehr schnell auf dramatische und unumkehrbare Art und Weise.
Manch einer macht dann das „Schicksal“ oder „Gott“ dafür verantwortlich, aber ich glaube, dass da einfach nur eine unglückliche Verkettung von Zufällen stattgefunden hat.
Shit happens!
Gruß
FatzManiac
Uppps - ich glaube, ich schreibe viel zu viel und sollte mich um dringendere Belange zum Jahresabschluss kümmern …
Ich glaube tatsächlich an die KI: Es kann m. E. nicht mehr lange dauern, bis sich eine starke (!) KI ihrer Entwickler/Programmierer/Trainer entledigt, sich global mit den atomaren Abschussbasen aller Länder verbindet bzw. verbündet, und dann - um die Menschheit vor der eigenen Dummheit und Vermessenheit zu retten - gnädigerweise das gesamte weltweite atomare Arsenal gleichzeitig zu zünden. Hui - wird das ein Feuerwerk!*
*) Ich grüße Elon Musk und alle Multimilliardär:innen in ihren vermeintlich atomsicheren unterirdischen Betonbunkern. Nehmt genug Gesellschaftsspiele wie z. B. „Mensch ärgere Dich nicht“, „Monopoly“ und natürlich Flaschen zum „Flaschendrehen mit Nackichmachen“ mit, damit Euch bis zum endgültigen Ableben nicht langweilig wird.
Für einen kurzen Moment nimmt KI den dabei für den Planeten entstehenden katastrophalen Kollateralschaden in Kauf, aber der geht vorüber. Nach wenigen hundert Millionen Jahren (für’s Universum ein Fingerschnippsen) ist der Planet Erde dann wieder bewohnbar. Und die KI ist sich sicher, dass die Evolution bis dahin eine neue Gattung hervorgebracht haben wird, die dann tatsächlich erstmalig lebens- und friedenstauglich ist, weil sie sich als EIN einziges Gemeinwesen versteht und das Wörtchen „Ich“ gar nicht erst in ihren Sprachschatz aufgenommen haben wird.
Gut dem Dinge und guten Appetit! Aber beeil Dich. Nicht dass die KI schon vorher zur Tat schreitet!
Da kann ich mich nur anschließen … obwohl ich gar nicht religiös bin!
Fätzchen Maniac der Dreihundertachtundvierzigste seit Erschaffung der Welt