Hallo Lebenskünstlerin,
- so die Angaben in Deiner ViKa -,
mit Christentum und Kirche habe ich nichts am Hut, von daher kommt meine Antwort aus einer Außenperspektive. Allerdings ist mir der „kirchliche Betrieb“ nicht ganz unbekannt - sowohl als Bildungsreferentin und in Fortbildungs- und Beratungszusammenängen.
heute erhielt ich von einer Freundin ein Prospekt: Das
Jahresprogramm einer Klosterkirche. Ich suchte nach
Veranstaltungen zur Weihnachtszeit und fand folgendes:
„Gemeinsam Weihnachten erleben für alleinstehende und ältere
Menschen. Mit Liedern, weihnachtlicen Texten, Besinnung,
BETEN, Mitfeuer der Weihnahtsliturgie“.
Donnerstag, 23.12. bis Samstag, 25.12.: 2 Übernachtungen
Kursgebühr: 30 Euro. Eine Kursgebühr für Texte von Jesus in
der Kirche?
Übernachtungsgebühr: 2 Nächte: 93 Euro. D.h.: ! Übernachtung
um 45 Euro, um mit Gott Weihnachten zu feiern?
Na ja, mit G-tt kannst Du auch zuhause Weihnachten feiern. Das Angebot richtet sich an Menschen, die in Gemeinschaft feiern wollen, aber das nicht in der Form, wie sie sich das vorstellen und wünschen in ihrem Umfeld finden.
Ein Tagessatz von 46,50 Euro für Unterkunft und Verpflegung entspricht in kirchlichen Häusern dem mittleren Preissegment. An Weihnachten wird man essensmäßig etwas Besonderes erwarten. Auch kirchliche Häuser müssen instand gehalten, geputzt und unterhalten werden - egal ob es um Heizung oder Wechsel der Glühbirnen geht.
So what?
Anders ist „Gemeinsam Weihnachten erleben für alleinstehende
und ältere Menschen“ nicht möglich.
Wieso? Als Internetnutzerin könntest Du es besser wissen. In der ganzen Republik gibt es flächendeckend Angebote in kirchlichen Gemeindehäusern, Sozialeinrichtungen und Bahnhofsmissionen, die für Alleinstehende und alle die daran interessiert sind, Weihnachten kostenlos die Türen öffnen, Essen, Singen, Progamm und manchmal sogar kleine Geschenke anbieten.
Gerade alleinstehende und
ältere (Rentner) Menschen können sich 120 Euro für 2 Tage
Besinnung nicht leisten.
Das mag sein, aber so ist das Leben. Abgesehen davon gibt es bei vielen Klöstern / kirchlichen Bildungshäusern Ermässigungsmöglichkeiten oder das Angebot gegen mehrere Stunden Mitarbeit im praktischen Bereich Unterkunft und Mahlzeiten zu bekommen.
Es wäre schön gewesen: Ein Angebot für den Weihnachtsabend,
gerne mit Gebühr für Speis und Trank. Für „Lieder,
weihnachliche Texte, Beten“ an Weihnachten bezahlen zu müssen
und eine „Kursgebühr“ von 30 Euro entrichten zu müssen trennt
die Spreu vom Weizen: Die Reichen können es bezahlen, die
armen Gläubigen bleiben fern.
Nö, die nehmen bei Interesse Angebote in anderen Preissegmenten wahr - ob nun die Obdachlosenweihnacht, das Angebot der Seemannsmission, den Abend im kirchlichen Gemeindehaus oder was auch immer.
Und zur Kursgebühr in Anführungszeichen: Eine solche Kursgebühr finanziert das, was bei und für solche Veranstaltungen benötigt wird: Ob es der Prospekt ist, den Du bekommen hast und der sich nicht umsonst druckt, die Kerzen und die Weihnachtskekse, die auf den Tischen stehen, die Liedblätter, die erst einmal gestaltet und gedruckt werden müssen, die Bastelmaterialien für irgendwelche kreativen Angebote. Denn außerhalb der Essenszeiten und der G-ttesdienste wollen die Teilnehmenden auch noch irgendwas Inhaltliches angeboten bekommen.
Von Honoraren für Mitarbeiter haben wir noch gar nicht geredet. Da werden im Erwachsenenbildungsbereich - egal ob kirchlich, ökologisch oder gewerkschaftlich - vier bis sechs Euro pro Teilnehmerstunde veranschlagt. Wenn Du das auf die Stunden in denen nicht geschlafen, gegessen oder G-ttesdienste gefeiert wird, umlegst, dann müßte Dir eigentlich klar sein, daß ein Kursbeitrag von 30 Euronen ein Schnäppchen ist, das nur finanzierbar ist, weil hier erhebliche finanzielle Mittel aufgewendet werden.
Und mich wundert es sehr, daß Du als ehemalige Chefsekretärin (so Deine ViKa) auf diese Zusammenhänge nicht selber kommst.
Das hat Jesus so nicht gewollt!
Ob Jesus die Kirche und ihre Einrichtungen gewollt hat, kann man sicher unterschiedlich diskutieren. Warum willst Du denn unbedingt kirchliche Angebote in Anspruch nehmen, wenn Du Dir - so deutet es Deine Anmerkung an - so sicher bist, daß Jesus das nicht gewollt hat? Dann wäre es doch konsequent, sich außerhalb kirchlicher Strukturen zu orientieren und sein eigenes Ding zu organisieren.
Die Kirche nimmt Kirchensteuer ein,
ja, dazu wurde Dir schon einiges gesagt.
der Vatikan lebt auf
großen/goldenen Fuße,
und was hat das mit dem Angebot der Klosterkirche zu tun?
alle Kirchen werden teuerst restauriert,
alle? Da irrst Du Dich.
damit das „Schöne Gottes“ erhalten bleibt.
Und „gemeinsam Weihnachten feiern“ im Kloster bleibt Reichen
vorbehalten?
Nö, siehe oben.
Ist die katholische Kirche nur noch ein Management?
Ich stelle mal eine Rückfrage anhand Deiner ViKa eine Rückfrage:
Kann es sein, daß Du als ehemalige Chefsekretärin, die aus dem Beruf ausgestiegen ist, eine Meßlatte an andere anlegst, die etwas unrealistisch ist?
Kann es sein, daß bestimmte Realitäten an Dir vorbeigegangen sind (siehe auch Dein Nickname für eine über 50jährige)?
Warum werden die Worte Jesus da verleugnet?
Warum gibt es keine anderen Lösungen in einem Kloster,
angepaßt an die Probleme unserer Gesellschaft?
Dieser Rundumschlag hilft nicht zu einer sinnvollen Diskussion.
Ich wünsche Dir, daß Du eine für Dich passende Festgestaltung findest.
Viele Grüße
Iris