Weihnachtsgrüße nach Kontaktabbruch?

Hallo Ihr Lieben,

nach dem Tod meines Mannes im Juni wünscht meine Schwiegermutter keinen Kontakt mehr zu mir, was ich in den letzten Monaten auch respektiert habe (obgleich ich ihre Vorwürfe nicht nachvollziehen kann und es auch schlicht falsche Anschuldigungen waren, ich aber eben auch weiß, dass man in der Trauer nicht immer „gerecht“ sein kann).

Meine Schwiegermutter ist sehr selbstgefällig (anders kann ich es nicht benennen) und käme nie auf den Gedanken, sich bei mir zu melden.

Jetzt stehe ich vor der Frage: Ist es angebracht, ihr eine Weihnachtskarte zu schicken? Ich persönlich empfinde es als unhöflich, es nicht zu tun, aber ich möchte meinen Schwiegereltern mit diesem Weihnachtsgruß nun auch nicht die Festtage „vermiesen“.

Mein Schwager meint, ich solle seinen Eltern das „Trauerjahr“ lassen und mich erst im nächsten Jahr wieder melden.

Aber wann denn 2012? Ist Weihnachten nicht ein guter Anlass? Oder sollte ich es einfach bei dem Kontaktabbruch belassen?

Was tätet Ihr?

Danke fürs Lesen und liebe Grüße

Kathleen

Hallo Kathleen,

schreib zu den strategischen Feiertagen (Weihnachten, Ostern, Geburtstag und was sonst noch wichtig ist in eurer Familie) eine Karte, wenn du es schaffst, einen kleinen Brief. Du musst keine Romane dichten, musst nichts reinschreiben, was du nicht empfindest. Ein paar fromme Wünsche, ein freundlicher Gruß. Du schlägst 2 Fliegen mit einer Klappe: Zum Einen genügst du mit dem Schreiben deinem Empfinden, dass es richtig ist, sich zu melden. Und außerdem hälst du der Schwiegermutter das Törchen offen, sich irgendwann vielleicht wieder bei dir zu melden. Wenn die Schwiegermama das alles nicht will, soll sie es dir ausdrücklich und unmissverständlich mitteilen. Dann kannst du deine Bemühungen um sie immer noch einstellen, aber dieser Schnitt geht dann von ihr aus.

Ich wünsche euch allen, dass ihr mit der traurigen Situation fertig werdet.

Liebe Grüße
Barbara

Hallo Kathleen,

ja, es ist immer schwer, nach solch schwerer Zeit, wie ihr sie hattet, dann noch gerecht zu reagieren. Ich würde auch eine Karte schreiben, damit du deinen Erwartungshaltungen und Empfindungen gerecht wirst und dir nachher auch niemand nachsagen kann, du hättest dich nicht gemeldet.

Was heißt schon „Feiertage verderben“? Eine Grußkarte kann einen solchen Einfluss nicht haben, nachdem, was ihr durchgemacht habt. Da ist die Trauer und der Verlust größer als ein eventueller Ärger über eine Weihnachtskarte. Mach, wie es dir in den Sinn kommt, ich persönlich würde aber zu „ja“ tendieren :smile:

Alles Gute bei deinem ersten Weihnachten ohne deinen Mann, sei dir gewiss, dass viele in Gedanken bei dir sind und dir nur Gutes wünschen.

lg, Dany

Mach, wonach Dir ist
Hi!
Also mein Rat lautet: Wenn Du gern eine Karte schicken möchtest, dann tu es. Wenn nicht, dann nicht.

Strategische Überlegungen würde ich außen vor lassen. Zum einen, weil so eine evtl. unerwünschte Karte beim Empfänger keinen größeren Schaden hinterlässt. Zum anderen: wenn die Karte im Müll landet, wirst Du es evtl. gar nicht erfahren bzw. es wäre ja auch kein großer Verlust.

Was Du vermeiden solltest: Große Erwartungen daran zu knüpfen - das könnte übel enttäuscht werden.

Alle Gute
kernig

Hallo Kathleen,

zumindest für gläubige Christen ist das Weihnachtsfest m. E. eine sehr geeignete Gelegenheit, über Liebe, Nächstenliebe und Vergebung nachzudenken. Insofern gefällt mir deine Idee eines vorsichtigen Friedensangebotes -als solche verstehe ich die von dir beabsichtigte Geste.

Ob deine Schwiegereltern es annehmen wollen oder nicht, kann dir dann letztlich beinahe egal sein.

Liebe Grüße und Gottes Segen für euch alle in dieser schweren Zeit!
sine

Hallo,

ich würde keine Karte schicken, wenn sie mir ausdrücklich gesagt hätte dass sie keinen Kontakt zu mir wünscht. Ich finde das schon sehr deutlich. Anders wäre es , wenn lediglich der Kontakt in letzter Zeit eingeschlafen wäre, dann wäre das ein guter Anlaß zur Kontaktaufnahme.

LG

Hallo,
die erste Frage wäre: Sind da noch Kinder (Enkel) im Spiel?
Wie alt sind die. Habe sie Kontakt zur Großmutter?
Wenn ja, solltest du den Kontakt nicht ganz abbrechen.

Wenn nicht, ist es wohl tatsächlich vollkommen dir überlassen,
Hast du das Bedürfnis, dann schreibe.
Hast du das Gefühl, dass sie evtl. doch dir erwartet,
sich mal zu melden?

Kommst du dir dabei aufdringlich vor, dann lasse es.
Es wird so sein, wie immer:
Was man auch macht, es ist falsch (oder auch nicht).
Gruß Uwi

nach dem Tod meines Mannes im Juni wünscht meine
Schwiegermutter keinen Kontakt mehr zu mir, was ich in den
letzten Monaten auch respektiert habe (obgleich ich ihre
Vorwürfe nicht nachvollziehen kann und es auch schlicht
falsche Anschuldigungen waren, ich aber eben auch weiß, dass
man in der Trauer nicht immer „gerecht“ sein kann).
Meine Schwiegermutter ist sehr selbstgefällig (anders kann ich
es nicht benennen) und käme nie auf den Gedanken, sich bei mir
zu melden.
Jetzt stehe ich vor der Frage: Ist es angebracht, ihr eine
Weihnachtskarte zu schicken? Ich persönlich empfinde es als
unhöflich, es nicht zu tun, aber ich möchte meinen
Schwiegereltern mit diesem Weihnachtsgruß nun auch nicht die
Festtage „vermiesen“.
Mein Schwager meint, ich solle seinen Eltern das „Trauerjahr“
lassen und mich erst im nächsten Jahr wieder melden.
Aber wann denn 2012? Ist Weihnachten nicht ein guter Anlass?
Oder sollte ich es einfach bei dem Kontaktabbruch belassen?
Was tätet Ihr?

Schwierig…
Hallo Kathleen,

Du hast hier ja schon einmal über das schwierige Verhältnis speziell zu Deiner Schi-Mu berichtet.

Aus dem Bauch raus würde ich sagen, schick ihr eine Weihnachtskarte. Andererseits…was willst Du schreiben?? Liebe Weihnachtsgrüße? Alles Gute für das nächste Jahr?

Ich denke, so speziell wie Deine Schwi-Mu zu sein scheint, wird alles was Du schreiben wirst,zu Deinen Ungunsten verdreht. Das geht eventuell, so gut wie es gemeint ist, nach hinten los.

LG
Harleybiene

Hallo Kathleen,

Deine grundsätzliche Frage „Schreiben oder nicht“ kann ich nicht einschätzen.
Aber: Wenn Du Sorge hast, dass ein Gruß Deinen Schwiegereltern „die Festtage vermiesen“ könnte, dann überleg doch, etwas früher, in der Adventszeit, zu schreiben. Dann wär da etwas mehr Abstand zu den ganz heiklen Tagen, die nach so einem Verlust ja meist besonders belastet sind.

Ich wünsch Dir, dass Du eine gute, für Dich stimmige Entscheidung findest.

Viele Grüße und gute Wünsche!

Jule

Danke @all
Guten Morgen Ihr Lieben,

Harleybiene hat Recht: Meine Schwiegermutter hat mir in der Vergangenheit auch alles negativ ausgelegt/mir Vorwürfe gemacht, wenn es nicht ihren Vorstellungen entsprach (lach, und davon gab es nicht wenig!).

Daher ist es jetzt auch egal, was ich tue/nicht tue (so wie Uwi anmerkte - übrigens sind keine Kinder im Spiel), meine Schwiegermutter wird es mir übel nehmen - besonders jetzt, wo sie noch so in ihrem Schmerz gefangen ist.

Deshalb (und weil die Mehrheit hier an mein Empfinden appelliert) habe ich mich entschlossen, eine Karte zu schicken; allerdings, wie von Jule vorgeschlagen, bereits in der Adventszeit. Das hat nicht nur den Vorteil, dass sich meine Schwiegereltern bis Weihnachten wieder „beruhigen“ können, sondern auch, dass ich meiner Schwiegermutter die Gelegenheit gebe, eventuell ebenfalls ein Kärtchen zu schicken. Aber @kernig: Nein, ich verknüpfe damit keine Erwartung, die enttäuscht werden könnte.

@Barbara: Lach, wenn ich einen Brief über das schreibe, was ich empfinde, wird es definitiv ein Roman! Ich denke, in dieser Konstellation ist wohl weniger mehr, damit reduziere ich die Wahrscheinlichkeit, dass etwas falsch ausgelegt wird.

Ich bin mir zwar noch nicht sicher, was ich genau schreibe, tendiere aber zu: „Trotz unser aller Verlustes wünsche ich Euch eine geruhsame Vorweihnachtszeit, schöne Weihnachten und das Beste für 2012!“

Liebe Sonntagsgrüße

Kathleen

Liebe Melli,

ich würde keine Karte schicken, wenn sie mir ausdrücklich
gesagt hätte dass sie keinen Kontakt zu mir wünscht. Ich finde
das schon sehr deutlich.

ja, es war schon sehr deutlich. Bei dem vorletzten Telefonat machte sie mir nur Vorwürfe, sagte klar, dass sie keinen Kontakt mehr wünscht, und legte einfach auf. Ich versuchte direkt danach mehrfach, sie noch einmal zu erreichen, und irgendwann „erbarmte“ sie sich, den Hörer abzunehmen. Ich meinte, wir sollten so nicht auseinandergehen, aber sie blieb hart.

Nein, ich gehöre nicht zu den übermäßig Harmonie-Bedürftigen, kann auch gut mit Kontaktabbrüchen leben (und meine Schwiegermutter ist mir in den 14 Jahren beileibe nicht so ans Herz gewachsen), aber es ist schließlich die Mutter meines Mannes, der sie trotz aller Macken eben auch geliebt hat, was ich stets genauso respektiert habe, wie ich jetzt auch respektiere, dass eine Mutter, die ihren Sohn verliert, im Schmerz versinkt und ungerecht werden kann. Wenn man da einen Schuldigen ausmachen kann, hilft es manchmal.

Jetzt fragst Du Dich sicherlich, was mich treibt, sich zu melden? Ich kann es Dir nicht genau beantworten. Vielleicht in Gedenken an meinen Mann? Vielleicht in der Hoffnung, dass sie irgendwann begreift, dass ihr Sohn mich geliebt hat und mir bis zum Schluss vertraut hat, dass in mir ein großer Teil von ihm weiterlebt? Die Hoffnung, dass gemeinsame Trauer hilfreich sein kann?

Liebe Sonntagsgrüße

Kathleen

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Hallo Kathleen,

Ich bin mir zwar noch nicht sicher, was ich genau schreibe,
tendiere aber zu: „Trotz unser aller Verlustes wünsche ich
Euch eine geruhsame Vorweihnachtszeit, schöne Weihnachten und
das Beste für 2012!“

spontan und ohne sie und Dich zu kennen würde ich persönlich eher schreiben: „Ich wünsche Euch, dass Ihr mit der Trauer um -Name Deines Mannes- gut über die Feiertage kommt und vielleicht auch ein bisschen Ruhe findet“ oder so in der Art.

Über Weihnachten kommt ja für viele die Trauer nochmal sehr intensiv, da finde ich den Wunsch für schöne Weihnachten etwas gewagt. Ich kann mir vorstellen, dass das leicht in die falsche Kehle rutschen kann.

Nur als Gedanke von mir, es muss ja vor allem für Dich stimmig sein.

Liebe Grüße,

Jule

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