Weil es ein Haus in der Wüste gibt, gibt es Gott

Guten Tag und Sch(m)erz beiseite.

Wir (GBS Regionalgruppe Rhein Neckar) hatten am Samstag unseren Info-Stand in Heidelberg. Dann kam gegen 16:00 Uhr ein migrantischer Mitbürger vorbei und sagte dies (ziemlich wortwörtlich):

»Gehst du in Wüste.
Steht da Haus.
Fragst du Mann, wem gehört Haus.
Mann sagt: „Weiss ich nicht.“
Deswegen gibt Gott.«

Das verstehe ich nicht.

Danke & Gruß

Stefan

Der Kerl…
war zulang in der Wüste.

Transsubstantiation des Unwissens
Hi.

»Gehst du in Wüste.
Steht da Haus.
Fragst du Mann, wem gehört Haus.
Mann sagt: „Weiss ich nicht.“
Deswegen gibt Gott.«

Eine Art Koan, aber nicht ganz so abgedreht. Könnte bedeuten, dass „Gott“ notwendig ist, damit die Welt ein sinnvolles Ganzes ergibt. Er ist der Kitt, der die Bruchstücke unseres Wissens zusammenhält, gerade weil man nicht weiß, ob es ihn gibt (er ist ja nicht direkt erkennbar). Paradoxerweise ist also gerade das Nichtwissbare das Sicherheitssnetz für unser Unwissen.

Dieses Unwissen (ich weiß nicht, wem das Haus gehört) „transsubstantiert“ quasi zum Nichtwissbaren, also zu „Gott“. „Gott“ ist der verklärende Name für unser Unwissen.

Dass es ihn gibt (aus Sicht des Spruchs), hilft also, die Lücken im Wissen zu ertragen, ohne zu verzweifeln.

Das war mein Lottotip.

Chan

Man kann sich UNENDLICH viele Dinge denken
Hi,

Gott steht dafür, etwas nicht zu wissen. Früher war alles Gott, weil die Menschen weder von der Natur noch von sich selbst etwas wussten. Deshalb war alles „Gott“, was man nicht anders erklären konnte (vgl. vorstehenden Thread über Auguste Comtes Lehre vom wissenschaftlichen Positivismus).

Ich halte zum Beispiel die Philosophie von Spinoza, der lehrte, Natur und Gott sind dasselbe, für metaphysisch LOGISCH, wie Z: B. auch Goethe, Lessing, Jacobi; Schelling, Hegel usw. Aber seit sich die Philosophie und Wissenschaft von der Religion total emanzipierte, ist „Gott“ in der Philosophie und Wissenschaft nicht mehr nötig. Spinozas „Sittenlehre“ ist zwar für mich persönlich sehr einleuchtend, wenn er in seiner Sittenlehre im 14. Satz proklamiert: „Es gibt kein anderes bestehendes Ding außer Gott, und man kann sich auch kein anderes bedenken.“

Trotzdem denke ich: Man kann sich UNENDLICH viele Dinge ohne „Gott“ denken in der Philosophie und Wissenschaft, wirklich UNENDLICH viele Dinge, zum Beispiel von Differenzierungen der Zeichen, Ideen und der Zeit.

Gruß
C.