Weinen in Württemberg

Alemannisch, Badisch, Schwäbisch, Pfälzisch, Fränkisch
das sind so in etwa die Dialekt-Landschaften Baden Württembergs.
Babylonisch!
Hier mal nur die mundartlichen Varianten für „weinen“:

blärra/blära/bleara
heila/heula
hüla
brülla/briala/breala
keina/höina
räta
briaga/breaga
schreia, hat gschrea/hat gschraua
bella
greina, hat greana/hat greint
bfusen

Könnt ihr diese Ausdrücke einer bestimmten Landschaft zuordnen?
Kennt ihr noch weitere Varianten von „weinen“ (in Baden Württemberg)?

Hallo Hermes,

ich meine Folgendes zuordnen zu können:

blärra/blära/bleara

tut man in jedem Fall im Remstal. Wohl auch im ganzen Großraum Stuttgart. Ich würde es aber mit „p“ am Anfang schreiben wegen der Betonung.

heila/heula

dito, dürfte aber eher eine Anleihe aus dem Hochdeutschen sein.

brülla/briala/breala

briala tun die Südbadischen Kleinkinder im Schwarzwald (Ortenau und umliegende Täler)

greina, hat greana/hat greint

kommt immer häufiger vor, je näher man sich von Stuttgart aus der Alb nähert

Alles ohne wissenschaftlichen Nachweis, sondern nur aus persönlicher Erfahrung

Gruß
Lawrence

In BW sagt man:
Greine, Heile (Heulen). Manchmal auch Blärre (von Geplärre) oder auch Pienze (so in etwa das Geräusch eines kleinen Hundes).

In BW sagt man:

Wo in BW ?

mfG Hermes

Hallo

Lawrence

http://mundartgesellschaft-wuerttemberg.de/sprachkar…
dieser Link weist auf eine Sprachkarte zum Thema „weinen“.
Leider ist sie recht unscharf und farblich miserabel abgestimmt.
Aber ich meine ihr entnehmen zu können, dass für das Remstal eher „heila/heula“ in Frage kommt.
Im Übrigen stimmt sie auch mit meinen Erfahrungen nicht so richtig überein.
Man darf natürlich nicht vergessen, dass heutzutage die Sprachgrenzen verwischt werden, durch den Mix der Bevölkerung der jeweiligen Gebiete.
Ich selbst spreche Mundart.
Aber längst nicht mehr ausschließlich die meiner Heimat (Schwenningen/Neckar).
Seit über dreissig Jahren lebe ich bei Stuttgart.
Einige Jahre meines Lebens habe ich auch in Düsseldorf und Itzehoe verbracht.
Das ruiniert den Dialekt.
In Stuttgart werde ich für einen vom Bodensee gehalten, in meiner Heimat aber hält man mich für einen Schwaben aus der Stuttgarter Gegend.
Ich bedauere das sehr.
Gerne erinnere ich mich an die Sprache meiner längst verstorbenen Großmutter,welche noch ein schönes Alemannisch sprach.
Aber selber sprechen kann ich das schon lange nicht mehr.
Ich bin mit den Flüchtlingen aus dem Osten aufgewachsen und hatte auch welche in der Familie (eingeheiratet).
Im Elsaß hört man noch unverfälschte alemannische Laute.
Aber gerade in Gegenwart von „Dütsche“ sprechen die Elsäßer lieber französich (vor allem die jungen).

Danke für Deinen Beitrag
mfG Hermes

Aber ich meine ihr entnehmen zu können, dass für das Remstal
eher „heila/heula“ in Frage kommt.

Hallo Hermes,

den Remstäler Dialekt spreche ich selbst. Von daher möchte ich behaupten, dass Heila ond plärra ned desselbe send.
Heila bezeichnet das normale weinen eines Kindes oder auch Erwachsenen.
Plärra ist eher dieses grundlose, zornige Kind, das die Tränen mit Gewalt herausdrückt.

Es macht ihn meinen Ohren einen Unterschied, ob eine Mutter zu ihrem Kind sagt:

„Musch doch ned heila!“
oder
„Was plärrsch denn scho wieder?!“

Ein weiteres Wort, dass mir für weinen eingefallen ist, ist übrigens
Ralla

Gruß
Lawrence

In BW sagt man:

Wo in BW ?

mfG Hermes

Bei Heidelberg.
Klar, es kann sein, dass es in einem Dorf fünf Kilometer weiter völlig andere Ausdrücke gibt.

Es macht ihn meinen Ohren einen Unterschied, ob eine Mutter zu
ihrem Kind sagt:

„Musch doch ned heila!“
oder
„Was plärrsch denn scho wieder?!“

Ein weiteres Wort, dass mir für weinen eingefallen ist, ist
übrigens
Ralla

Gruß
Lawrence

Hallo Lawrence
das ist doch schön, wie variantenreich Dialekt sein kann.
Viel farbiger als das Hochdeutsche.

Danke für Deine Ausführungen.
mfG Hermes

Bei Heidelberg.
Klar, es kann sein, dass es in einem Dorf fünf Kilometer
weiter völlig andere Ausdrücke gibt.

Danke für Deine Erklärung
Ist es nicht interessant, wie variantenreich unsere Dialekt sind.
Dagegen haben wir doch ein armseliges Schriftdeutsch - oder?

mfG Hermes

Danke für Deine Erklärung
Ist es nicht interessant, wie variantenreich unsere Dialekt
sind.
Dagegen haben wir doch ein armseliges Schriftdeutsch - oder?

mfG Hermes

Hajo, des glabsch awa!

Hallo,

Bei Heidelberg.

Wobei ich nicht mit der Schreibweise von E.B. übereinstimme.
In Heidelberg und in der ganzen Kurpfalz heißt es „greune“ oder „groine“.
Der unten angesprochene Unterschied zwischen „haila“ und „plärra“, wird hier durch „greune“ und „haile“ angedeutet (greune ist eher weinen, haile ist härter).

Gruß
Elke

Servus,
Gerne erinnere ich mich an die Sprache meiner längst
verstorbenen Großmutter,welche noch ein schönes Alemannisch
sprach.
in diesem Fall solltest Du „brüala/briala“ verwenden. Blära geht im Oberland ziemlich weit in den Alemannischen Raum hinein, die Grenze „blära/brüala“ verläuft heute südlich von Ravensburg.

Wobei brüala nicht bloß für Weinen, sondern auch für Schreien steht: „S wîd go Ränga, ma heat dr Erwin (cholerischer Nachbar im Tal) Bröla…“

Daß für Weinen und Brüllen das gleiche Wort verwendet wird, ist auch nördlich der schwäbisch/alemannischen Sprachgrenze so: Im Biberacher Raum ist ein weinerlicher Bub ein „Blärhäge“, wodurch belegt ist, daß das Völkchen südlich der Donau so vital ist, daß selbst kleine Kinder mit der Urgewalt eines Stiers (= Häge) brüllen, wenn sie weinen.

Schöne Grüße

MM

Alemannisch, Badisch, Schwäbisch, Pfälzisch, Fränkisch
das sind so in etwa die Dialekt-Landschaften Baden
Württembergs.
Babylonisch!
Hier mal nur die mundartlichen Varianten für „weinen“:

Hier in Südbaden hört man am häufigsten *plärre* („Bis eins plärt!“)
Grüße
Fini

Alemannisch, Badisch, Schwäbisch, Pfälzisch, Fränkisch
das sind so in etwa die Dialekt-Landschaften Baden
Württembergs.
Babylonisch!
Hier mal nur die mundartlichen Varianten für „weinen“:

Nordschweiz (Raum Basel)

blärra/blära/bleara

plääre

hüla

hüüle

briala/breala
briele

greina, hat greana/hat greint

gryyne