Weinende männer und männlichkeit

die folgende frage hätte ich sicherlich auch im brett lust&liebe stellen können, aber hier scheint es mir die geeignetere plattform zu sein:

…in der letzten nacht hatte ich ein sehr langes telefonat mit einer freundin. manchmal wurden unsere themen derart intensiv, daß wir uns selbst und einander fragen stellten, deren antworten nur noch gefühlsmäßig zu beantworten waren. aber bei näherer betrachtung lösten sich die antworten in ermangelung logischer gedankengänge wie von selbst wieder auf, und wir waren so schlau wie vorher…

eines unserer themen war „männlichkeit“, also das empfinden einer frau, woraus männlichkeit besteht. über umwege kamen wir an die frage heran, ob eine frau es als männlich empfindet, wenn ein mann sich an ihrer schulter ausweint. nein, bitte jetzt nicht die frage diskutieren, warum männer nicht ihre gefühle zeigen wollen… können… sich dafür schämen… das ist ein thema für sich und ein unendliches noch dazu!

sie sagte, daß sie es als männlich empfindet. also nicht nur, daß es nicht an seiner männlichkeit kratzt und diese schmälert… nein, sie empfindet es direkt als männlich!

ich bin durchaus flexibel und denke, in vielen dingen weiter als der „durchschnittsmann“ zu sein. aber als vertreter der masulinen spezies habe ich dennoch sehr große schwierigkeiten, diesen gedankengang nachzuvollziehen. hier sind mir deutliche grenzen gesetzt… vermutlich ein natürliches phänomen, begraben in den tiefen meines geschlechts.

helft mir bitte mal aus dieser sackgasse heraus!

gruß!
tino

Hallo Tino,

mit diesem Thema beschäftige ich mich ganz gerne, darum hier meine Gedanken dazu:

Was ich an Männern schätze, ist Geradlinigkeit. Und die finde ich meistens bei Männern, die nicht zu gefühlsbetont sind und ihr Verstand nicht in einem Sumpf von Emotionen verloren geht.
Was ich an Männern nicht mag, wenn sie vor lauter Nüchternheit kein Einfühlungsvermögen mehr haben, wohl möglich noch humorlos, phantasielos und spießig sind. Über etwas lachen zu können, Ideen zu haben, und jeden anderen so lassen zu können wie er ist, dazu gehört auch Gefühl, Selbstsicherheit und Selbstbewußtsein.
Also, die Mischung macht es - Gefühl und Verstand zur rechten Zeit.
Wenn ein Mann weint, und Trost bei seiner Freundin sucht, dann ist dies menschlich, wie Du bereits festgestellt hast. Zum zweiten gehört auch heutzutage Mut dazu für einen Mann Tränen zu zeigen, und die innere Stärke ein Gefühl zu zeigen, bei dem man von anderen verletzt werden könnte. Es ehrt die Freundin, wenn er ihr in diesem Moment vertraut. Und das könnte eine Bindung verstärken.

Ein Weichei oder Softi ist für mich derjenige, der eine starke Frau neben sich braucht, weil er ohne so jemanden nicht gut leben kann. Ich habe da einen Typen vor Augen, der immer ein wenig auf die Tränendrüse drückt, um Mitleid und Mütterlichkeit hervorzurufen. Weißt Du was ich meine? Das hat was mit Kalkül und nicht mit echten Gefühlen zu tun.
Alles in allem hat Weinen und Männlichkeit nichts miteinander zu tun. Hat denn Weinen und Weiblichkeit etwas miteinander zu tun? Nö, nicht, gell?
Viele Grüße
grilla

Hallo,

also für mich hat es einen ganz besonderen Reiz wenn Männer weinen. Es ist einfach diese Mischung aus Männlichkeit (=Körperbehaarung, Stimmlage, Bewegungen, Denkstrukturen, usw.) und Zerbrechlichkeit. Allerdings habe ich einen Freund der eher in die Kategorie Machos gezählt werden kann, trotzdem ist er sehr offen was Gefühle angeht.

Grüße von Harriet

Hi, du solltest öfter weinen, das ist n. psychisches Ventil,
darft bloß nicht drin verharren, das ist gefährlich.
Wenn du natürlich immer den starken spielst, darft du auch nicht weinen, bloß dann kann irgendwann alles in dir zusammenbrechen,
also vorerst munter drauflosweinen, wenn du das nicht mehr kannst bist du innerlich erstarrt, un das möchte doch wohl keine Frau, oder ?
Tschüßße

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Hallo Tino,

eines unserer themen war „männlichkeit“, also das empfinden
einer frau, woraus männlichkeit besteht. über umwege kamen wir
an die frage heran, ob eine frau es als männlich empfindet,
wenn ein mann sich an ihrer schulter ausweint. nein, bitte
jetzt nicht die frage diskutieren, warum männer nicht ihre
gefühle zeigen wollen… können… sich dafür schämen… das
ist ein thema für sich und ein unendliches noch dazu!

sie sagte, daß sie es als männlich empfindet. also nicht nur,
daß es nicht an seiner männlichkeit kratzt und diese
schmälert… nein, sie empfindet es direkt als männlich!

Hier ist wohl begrifflich einiges durcheinandergelaufen. Ich werd mal versuchen, ein wenig für Klärung zu sorgen :smile:

Die Begriffe „männlich“ und „weiblich“ kann man eigentlich nur aus zwei Hintergründen definieren:
a) biologisch (z.B. ist es ziemlich „männlich“ sich jeden Morgen den sprießende Bart zu rasieren oder Haare auf dem Rücken zu haben *g*
b) Rollenverhalten (was sich aus dem traditionellen Rollenverständnis heraus ergibt, z.B. ist es in diesem Sine „männlich“ wenn ER den Heiratsantrag macht, und nicht umgekehr)

Das „Ausweinen an einer weiblichen Schulter“ kann jedoch wohl unter keinem dieser beiden Punkte als „männlich“ eingestuft werden, zumal das Einordnen unter „männlich“ das Einordnen unter „weiblich“ ausschließen würde, wenn jedoch auch Frauen sich ausweinen, wäre diese Eigenschaft höchstens „menschlich“ :smile:

ABER, jeder Mensch hat natürlich auch einen persönlichen Erfahrungshorizont, aufgrund dessen er „männlich“ und „weiblich“ bewertet. Wenn also deine Freundin es bislang hauptsächlich mit Männer zu tun hatte, die sich alle an ihrer Schulter ausgeweint haben, FÜR SIE SELBST dieses Verhalten aber nie in Frage kommen würde und sie diese Art Verhalten auch nicht von anderen Frauen kennt, dann kann sie in ihrer individuellen Einschätzung vielleicht zu so einer geschlechterspezifischen Bewertung kommen, was dich aber nicht weiter kümmern sollte, da es dabei nur um ihre INDIVIDUELLE Einschätzung handelt und andere Menschen (Frauen wie Männer) diesbezüglich zu ganz anderen Bewertungen kommen.

Ist jedoch auch dies nicht der Fall, so kann es höchstens sein, dass deine Freundin dir sagen wollte, dass sie solch ein Verhalten bei einem Mann durchaus zu schätzen weiss (aus welchen Gründen auch immer). Nur hat dies dann nichts mehr mit einer geschlechterspezifischen Einordnung zu tun.

Gruss
Marion

hmmm…
danke, pen.
damit bin ich noch nicht durch, muß es noch auflösen…
es wird mich etwas zeit kosten. ich komme darauf zurück.

aber erstmal danke.

gruß!
tino

Huhu Tino!

eines unserer themen war „männlichkeit“, also das empfinden
einer frau, woraus männlichkeit besteht. über umwege kamen wir
an die frage heran, ob eine frau es als männlich empfindet,
wenn ein mann sich an ihrer schulter ausweint.
sie sagte, daß sie es als männlich empfindet. also nicht nur,
daß es nicht an seiner männlichkeit kratzt und diese
schmälert… nein, sie empfindet es direkt als männlich!

Ich habe deinen Artikel hier vorgestern gelesen und seither darüber nachgedacht und möchte dir jetzt doch mitteilen, was bei meiner Denkarbeit herausgekommen ist:
Ich empfinde es nicht als männlich. Aber auch nicht als weiblich. Einfach nur als menschlich.
Ich unterscheide nicht so stark nach männlich und weiblich, sondern sehe Menschen. Und weinen können ist für mich eine Stärke, die diese Person für mich auch sympathischer macht. (Von ausgesprochenen Heulsusen mal abgesehen), egal ob Frau oder Mann. Denn immer wenn man in der Anwesenheit einer anderen Person weint, gibt man einen sehr verletzlichen Teil von sich preis und zeigt Vertrauen, das ist es, was mich dann erfreut.
Ich glaube, es rührt Frau eher an, wenn ein Mann in ihrer Gegenwart weinen kann, als wenn eine Frau weint. Weil sie es halt seltener tun und allen eingeredet wurde, dass wahre Männer nicht weinen.
Ich habe viel nachgedacht, was ich als männlich empfinde, aber mir ist nichts eingefallen! Ausser den rein körperlichen Merkmalen, um die es hier ja aber nicht geht.
Ich habe einen Freund, der kocht, wäscht, putzt,… und ich sehe ihn durchaus als vollwertigen Mann. :wink:
Da ich ja eh der Meinung bin, dass das spezifische Verhalten der Geschlechter zum Großteil anerzogen wurde, kann ich da auch nichts finden :wink:

Mein Fazit, es sind alles nur Menschen… solche und solche.

Bye, Vanessa

danke, nes. o.t. :wink:
:wink:

Weinende Männer sind meiner Meinung nach stärker als diejenigen
die heimlich weinen.
Ich selbst habe, wie es immer heißt, vermieden in der Nähe von anderen Tränen fließen lassen.Nun bin ich Älter und Familiär
gebunden. Seit einiger Zeit habe ich mehr Zeit über das Weinen und es einfach herauszulassen nachzudenken. Ich habe gemerkt das es nicht schlecht ist seine Gefühle heraus zu lassen.
Ich ertappe mich sogar bei Szenen im Fernseh das es mich überkommt.Ich habe festgestellt es ist besser es wo immer es Not tut.Offen Weinen ist besser als versteckt weinen.
Ob Mann oder Frau, es ist egal es ist normal zu weinen.
Ich gebe zu, wenn man es 30 Jahre nicht öffendlich rausläßt,
dann kann es jetzt öffter und zu Zeitpunkten passieren die man nicht vermutet.

Gerhard Popp