Weiß nicht mehr weiter

Hallo ihr Lieben,

Ich bin 19 und bin gerade für 1 Jahr im Ausland und bin seit 1 Monat dort. Am Anfang hatte ich sehr starkes Heimweh, mittlerweile geht es eigentlich. Klar gibt es immer mal wieder solche Phasen, in denen ich meine Familie vermisse, aber das hält sich wirklich in Grenzen. Ich habe auch eine super nette Gastfamilie.

Vor ca. 3 Wochen fingen bei mir plötzlich Magenprobleme an. Zu diesem Zeitpunkt war ich eigentlich ganz glücklich, hier war jedoch gerade Feiertag sodass ich natürlich auch viel durcheinander gegessen habe.
Mir ist eigentlich dauerhaft übel, ich hab etwas Magenschmerzen, muss unregelmäßig auf die Toilette und werde dann so nervös, dass ich anfange zu schwitzen und zittern.
Ich habe schon abgenommen obwohl ich schon für meine Größe relativ wenig wiege, ich wollte hier ein bisschen zunehmen…
Letzte Woche wurde bei einem Arzt Gastritis diagnostiziert, ich habe Magensäurehemmer bekommen und eine strenge Diät gemacht, aber die Probleme gehen einfach nicht weg. Einen tag ist es mal besser, der andere ist wieder schlechter.
Ich weiß einfach nicht weiter, ich weiß nicht ob das alles psychisch ist, denn ich bin ja noch 1 Jahr hier! Ich kann nicht einfach das psychische „aus dem Weg räumen“. Ich will hier sein und ich will hier Spaß haben, aber mit meinem Magen geht das nicht. Und das macht mich natürlich wieder traurig, eine inziger Teufelskreis.
Ich kann auch nicht nach hause fahren für ein Wochenende da ich in Südamerika bin.

Was denkt ihr sollte ich tun? Ich fühle mich hier schon echt ganz wohl, aber ich weiß einfach nicht mehr weiter. 1 ganzes Jahr mit den Problemen halte ich nicht durch…

Ganz liebe Grüße!

Hallo Cupcake 123!

Das klingt ja wirklich nach ner üblen Sache. Ich schieße jetzt mal mit meinem Verdacht total ins Blaue und sage aus meiner zeitlich doch beschränken Erfahrungen hier ( bin nur ein paar Jährchen älter als du :wink: ), dass Gastritis in deinem Alter meistens psychologische Ursachen hat. Wichtig ist jetzt, auf jeden Fall weiterhin in ärtzlicher Therapie zu bleiben, denn hier wird dein Körper in Mitleidenschaft gezogen. Aber kontaktiere, soweit möglich, auch einen Psychologen. Glaubst du denn, dass diese Probleme durch dein Heimweh ausgelöst werden oder kommt das von weiter unten? Und falls es das Heimweh ist, wie eng ist deine Bindung an die Familie und was war die längste Zeit, die du jemals ohne sie verbracht hast? Ist das für dich Neuland? Stehst du unter Streß? Alles sehr wichtige Fragen.

Ich hoffe, ich konnte vorerst helfen.

LG

Hallo !

Das ist natürlich wieder diese Sache mit den Ferndiagnosen, aber du warst ja beim Arzt…

Magenprobleme können sehr viele Ursachen haben. Mir fallen da noch folgende Ursachen und Möglichkeiten ein:

  • Nahrungsumstellung : Vermutlich ist die Ernährung sehr anders, ungewohnt. Vielleicht wird auch scharf gewürzt ? Das kann auf den magen schlagen und eine Woche oder so Behandlung ist vielleicht ein bißchen kurz. Versuchs ein paar Tage mit : Zwieback, schwarzer Tee, Haferflocken, leichter Kost mit wenig Gewürzen. (Zunehmen kannst du immer noch wenn es dir wieder gut geht.)
  • andere hygienische Bedingungen: ungewohnte Bakterien - in welchem Land bist du und wo ? Im brasilianischen Dschungel oder einer mexikanischen Großstadt ? Hast du vielleicht einen erfahrenen Ansprechpartner/Schüleraustauschorganisation oder Ähnliches die damit Erfahrung haben würden ?
  • Die Klimaumstellung : kann sehr auf den Magen schlagen und ein Monat ist noch nicht sehr lang
  • Heimweh/seelisches Unwohlsein : Such dir einen Ansprechpartner, vielleicht auch eine gute(n) Freund/in per Internet und sprich dich gründlich aus. Horch in dich hinein und hör auf dein Gefühl.
    Ob du da bleiben kannst und willst kannst nur du allein in dir erspüren. Falls nicht : Das ist keine Schande und auch kein Beinbruch, vielleicht ist es einfach nicht der richtige Zeitpunkt und in 2 Jahren sieht die Sache ganz anders aus.

Ich hoffe, ich hab dir ein paar hilfreichen Ideen geben können und wünsche dir gute Besserung !

Grüße aus dem kalten Deutschland.

Hallo,

da Du unter „Psychologie“ schreibst, gehe ich mal davon aus, dass Du selbst doch eher in der psychologischen Ecke suchst. Und klar, dass ist natürlich alles eine ganz enorme Umstellung. Ich weiß nicht, wie eng Du bislang in deine Familie und einen Freundeskreis eingebunden warst, und wie leicht es Dir fällt, neue Kontakte zu schließen oder Dich mit Dir selbst zu beschäftigen. Aber eine „nette“ Gastfamilie alleine kann da ggf. nicht ausreichend sein.

Da wir inzwischen sehr erfahren mit der anderen Seite der Geschichte sind (letzte Woche kam das achte Au-Pair hier an), sind wir gerade in den ersten Wochen immer sehr aufmerksam, wie es unseren Mädels geht. Und da gibt es wirklich eine riesige Bandbreite. Angefangen von glücklichen introvertierten Typen, die mit sich und der Welt zufrieden sind, auch wenn sie nur ihren Job in der Familie machen, und sonst eher vor dem Fernseher/Computer hängen, über Kandidatinnen, denen wir die Tage möglichst voll stopfen müssen, und denen wir die Gelegenheiten schaffen müssen, Kontakte zu knüpfen, damit sie sich nicht traurig und einsam fühlen, bis hin zu denen, die gleich am ersten Tag alleine los ziehen, und innerhalb weniger Wochen ein eigenes Netzwerk hier vor Ort haben, mit dem sie dann unterwegs sind.

Und da müsstest Du jetzt mal überlegen, ob Du da bislang wirklich die Unterstützung gefunden hast, die Du brauchst, und welche alternativen Möglichkeiten es gibt, diese ggf. auch anderweitig zu bekommen. Bist Du mit anderen jungen Leuten in ähnlicher Situation vor Ort vernetzt? Machst Du Sprachkurse, bei denen Du mit Leuten in vergleichbarer Situation Kontakt hast? Schaffst Du es, diese Kontakte über das „zwingend notwendige“ Maß hinaus auszubauen? Wie beschäftigst Du Dich sonst so? Welche Möglichkeiten gibt es, die freie Zeit zu nutzen/zu gestalten?

Auf der anderen Seite würde ich allerdings tatsächlich auch die ganz einfachen Zusammenhänge wie Essen und Klima bzgl. Magen/Darm nicht außen vor lassen. Gerade wenn schärfer als daheim gegessen wird, merkt man ggf. plötzlich bis dahin nicht aufgefallene Empfindlichkeiten ganz anders.

Gruß vom Wiz

Hallo,
bevor nicht mehr mögliche Ursachen ausgeschlossen wurden, würde ich mich nicht mit der psychischen Erklärung zufrieden geben. Besonders weil du schreibst:

… Heimweh,
mittlerweile geht es eigentlich.

Vor ca. 3 Wochen fingen bei mir plötzlich Magenprobleme an.

…viel
durcheinander gegessen habe.

… Südamerika bin.

ich an deiner Stelle würde als erstes an eine Infektion denken, ganz oben auf meiner Liste stünde Helicobacter pylori.

Wurde beim Arzt daraufhin untersucht? Wurde Blut gezapft? Wenn ja, was wurde untersucht, wie sind die Werte? Wird eine Magenspiegelung erwogen?

Erst wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen wurden kann man auch eine psychische Komponente erwägen.
Gute Besserung… otherland

Hallo cupcake, also, was glaubst Du??? Fahr doch, wenn es geht, für eine Woche mal nach Hause…Dann weißt Du es genau…im übrigen sind Statistisch 75% aller Erkrankungen Psychosomatisch, das heißt nicht, das Du Körperlich krank bist, das haißt,…Deine Seele ist Krank, und entäußertsich in Deinen Beschwerden, mal drüber nachdenken, …und ich wünsch Dir gute Besserung,…lg

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Hallo cake.

Ich sehe im Moment, und soweit ich kann, keinen psychischen bedeutsamen Anteil an Deinen Magenproblemen.

abifiz
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Gib dir Zeit zum Ankommen
Hallo,

für mich klingt das deutlich sowohl nach physischen als nach psychischen Ursachen. Die Beschwerden begannen in der 2. Woche deines Aufenthalts - da scheint mir doch einiges dafür zu sprechen, dass du Anpassungsschwierigkeiten an Nahrung, Umgebung und Krankheitserreger hast. Diese haben gleichermaßen mit der Psyche wie dem Körper zu tun.

Von meinen eigenen Auslandaufenthalten kenne ich ähnliche Probleme in den ersten Wochen. Natürlich spielt die Psyche immer eine gewisse Rolle - auch und vor allem in der Art und Weise, wie man solche Störungen bewertet. Abzunehmen ist dabei grundsätzlich normal und pendelt sich meist nach ein paar Wochen ein.

Der „Kulturschock“ ist nicht zu unterschätzen - je nachdem, wo man ist, kann der einen ganz schön kalt erwischen :smile:. Auch wenn man sich grundsätzlich sehr auf den Aufenthalt gefreut hat und vordergründig gut zurecht kommt.

Vielleicht könnte dir helfen, dir einfach mal ein wenig Zeit zum Ankommen zu geben. Statt im Hinterkopf zu haben: „Hilfe, ich muss ein ganzes Jahr so aushalten!“ könntest du beschließen, mal gelassen abzuwarten, wie sich dein Aufenthalt und dein Befinden in den nächsten Wochen entwickelt. Kein Mensch zwingt dich, ein Jahr zu bleiben :smile:.

Indem du dir selber den Druck nimmst, dass du mit diesem schlechten Gefühl so lange „durchhalten“ musst, erlaubst du dir auch, erst mal nur die Umstellung zu meistern. Heimfahren kannst du immer noch :smile:. Es nicht gleich zu tun, ist doch nicht gleichbedeutend mit der Entscheidung, 12 Monate Magenprobleme ertragen zu müssen.

Nach meiner Erfahrung sind für viele die ersten 6 Wochen die „kritische“ Phase. Meist beginnt der Stress nach den ersten 1-2 Wochen, wenn man nicht mehr akut reizüberflutet ist, aber trotzdem unglaublich viel zu bewältigen hat.

Deshalb: Versuch’ dich zu entspannen und dir zu gestatten, dass es dir schlecht gehen darf. Körper und Seele haben grade eine Menge zu verarbeiten :smile:.

Die Heimat läuft dir nicht weg, und du kannst jederzeit in den Flieger klettern :smile:.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

Du schreibst zwar ins Psychologie-Brett und die psychischen Ursachen (Stress, Heimweh…) können sicherlich eine psychosomatische Magenschleimhautenzündung hervorrufen, aber ich würde immer erstmal die organischen Ursachen ausschließen.

Du schreibst, dass Du in Südamerika bist (einer der Klassiker von Magenerkrankungen wenn man aus Europa kommt) und dass die Beschwerden vor drei Wochen anfingen - also eine Woche nach Deiner Ankunft.

Ich würde, wenn es Dir psychisch gut geht (Gastfamilie, soziale Kontakte, sich im Rahmen haltendes Heimweh) eher auf eine Infektion als Ursache „tippen“ - kein Leitungswasser trinken, keine Eiswürfel und mich nach dem Prinzip „cook it, peel it or leave it“ ernähren.

Solange Du noch Beschwerden hast, halte Dich an die Diät (auch wenn Du dabei etwas abnimmst) und gehe nochmal zur Nachuntersuchung zum Arzt.

Gute Besserung & viele Grüße

… Statistisch 75% aller Erkrankungen
Psychosomatisch, …

… für diese Behauptung hätte ich doch gern eine Quelle.
Mal dahingestellt was die ‚Seele‘ sein soll.

Hallo,

vielen vielen Dank für eure zahlreichen Antworten. Ich gehe nochmal morgen wahrscheinlich zum Arzt, wo ich dann eine nachuntersuchung habe. Da kann ich ja vielleicht auch fragen, ob wir nicht noch einige Tests machen können. Bisher wurde nur der Stuhl getestet, aber da habe ich noch kein Ergebnis…Blut wurde mir nicht abgenommen.
Es stimmmt, dass ich mich schon umstellen musst von der Nahrung her, aber so anders ist das Essen hier nicht. Bin übrigens in einer Kleinstadt in Chile :smile:
Natürlich ist es mir auch wichtig, erstmal die physichen Ursachen zu klären, denn ich mache mir sehr viele Gedanken woher das alles kommt.

Nun zum psychischen. Es stimmt, dass das alles hier komplettes Neuland für mich ist. Ich war bisher minimal 2 Wochen von meiner Familie getrennt. Trotzdem hätte ich irgendwie nicht erwartet, dass ich Heimweh bekomme, bzw. keine Lust mehr auf das ganze habe. Manchmal denke ich mir schon, warum ich das alles hier mache. Aber es stimmt auch, dass ich mir mega den Druck mache, sei es so schnell wie möglich die Sprache zu lernen oder auch meine Gastfamilie nicht zu enttäuschen (kann vieles nicht mitmachen, da es mir ja dauernd einfach nicht gut geht /:smile:. Ich hatte davor nie irgendwie psychische Probleme oder so und habe ein sehr enges Verhältnis zu meiner Familie vor allem zu meiner Mutter, ich habe auch das Gefühl sie alleine zurückgelassen zu haben, denn ich bin das letzte Kind, das jetzt gegangen ist.
Andererseits habe ich hier in meiner Stadt noch 6 andere deutsche Freiwillige, in denen ich schon echte Freunde gefunden habe. Allerdings hat niemand von ihnen mit den gleichen Problemen zu kämpfen - das gibt mir das Gefühl, dass ich hierfür einfach nciht gemacht bin. Und ich habe einen tollen Ansprechpartner, allerdings führt er dass alles nur auf psychische Ursachen zurück. Morgen haben wir auch ein Treffen mit ihm und da werde ich nochmal mit ihm sprechen.
Wenn ich mit anderen unterwegs bin, dann bin ich auch eigentlich glücklich nur wenn ich in meinem Zimmer bin dann ist es schon nicht so toll und ich fühle so - iwie als hätte ich damit eben einen Fehler begangen. ich finde Chile irgendwie gerade garnicht toll, dabei habe ich es mir so toll vorgestellt.

Nach Hause fahren ist nich so einfach. Dann müsste ich einen riesen Haufen der Kosten übernehmen, mehrere 1000€. Das will ich aber im Moment auch gar nicht. Das mit meinem Magen lässt mich über so viel nachdenken, worüber ich eigenlich garnicht nachdenken will.
Also ein Psychologe ist hier schwer :smiley: Zumal ich noch schlecht spanisch verstehe oder reden kann. Außerdem - wer bezahlt das? (:

Ich danke euch trotzdem für alle eure Antworten, hat mir auf jeden Fall weitergeholfen das mal aus allen Richtungen zu beleuchten (:

Liebe Grüße, euer Cupcake

Hallo cupcake,

nun ja, wenn du erwartet hättest, dich so nach deiner Familie zu sehnen, wärst du ja wahrscheinlich nicht gefahren!

Ich persönlich halte es übrigens sowieso für grenzwertig, dass heute alle in so weit entfernte Länder reisen „müssen“. Man gilt ja gar nix mehr, wenn man nicht nach Peru, Panama oder Chile reist! Der Nachteil ist das was du gerade erlebst, man kann auch nicht mal eben nach Hause. Aber du wirst sicherlich wissen, das deine Familie dich bestimmt lieber - auch unter Verlust von einigen Euros - wieder daheim hätte, als dass du 12 Monate krank bist, oder?! Dieses Wissen im Hintergrund sollte dich stärken!

Darüber hinaus musst du bedenken, dass du - da du so in deiner Familie verwurzelt bist, wie du schreibst - dich sehr plöztlich zur Eigenständigkeit gezwungen siehst, zu Hause im Alltag merkt man eben doch nicht, wieviel die Eltern einem abnehmen was man jetzt selbst machen muss und wie sehr sie dich stützen.

So wie du schreibst, cupcake, bin ich aber sicher, dass du es schaffst! Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass es manchmal ein wenig viel plötzlicher „Input“ ist, den der Geist verarbeiten muss. Manchmal zwingt der dann den Körper Ruhepausen einzulegen, damit dieses Verarbeiten stattfinden kann. Schade nur, wenn das mit körperlichem Unwohlsein einhergeht.

Wenn du diese Phase überwunden hast, wirst du sehr viel mitnehmen aus dieser Erfahrung und gut gerüstet sein, um nicht nur dieses eine Jahr, sondern später auch das Ausziehen etc. von zu Hause gut zu meistern. Auch wirst du wahrscheinlich lernen, die eigene Familie noch einmal mit anderen Augen zu sehen und ganz anders schätzen zu lernen.

Natürlich immer vorausgesetzt, die körperliche Situation lässt sich lösen und du bleibst vor Ort. Denke auch immer daran, was du alles erzählen kannst, wenn du wieder zu Hause bist (selbst wenn du nur kurz bleibst). Und letztendlich kann es sogar dazu führen, dass man nach der Reise ganz genau weiss, warum man sich für die Zukunft doch lieber in der Heimat einen Job sucht und/oder nicht später auswandert. Mir haben meine vielen Dienstreisen in den vergangenen Jahren jedenfalls eben dies gezeigt. So viel Schönes es auch in der Welt gibt, es ist - für mich - nicht mit dem Gefühl zu vergleichen, welches mich befällt, wenn ich wieder in Deutschland lande! Trotzdem reise ich immer wieder gern (auch mal einige Monate).

Gruß
Nita

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Aufgeben kannst du immer noch
Hallo,

wenn du dir deine eigenen Aussagen mal anschaust, findest du vermutlich selbst die Antwort auf deine Probleme :smile:.

Ich war bisher minimal 2 Wochen von meiner Familie getrennt. Trotzdem hätte ich irgendwie nicht erwartet, dass ich Heimweh bekomme, bzw. keine Lust mehr auf das ganze habe. Manchmal denke ich mir schon, warum ich das alles hier mache.

Es ist nicht allein die Tatsache, dass du nun schon deutlich länger und weiter von deinen Lieben weg bist, als jemals zuvor in deinem Leben. Du fühlst dich im Augenblick krank und schwach und vermisst aus diesem Grund die familiäre Geborgenheit und Sicherheit doppelt so stark. Und auch, wenn es dich vielleicht nicht tröstet: Das ist völlig normal.

Aber es stimmt auch, dass ich mir mega den Druck mache, sei es so schnell wie möglich die Sprache zu lernen oder auch meine Gastfamilie nicht zu enttäuschen

Das könnte ein grundsätzliches und tiefer liegendes Problem sein. Du hast anscheinend hohe Ansprüche an dich selbst und gestehst dir nicht zu, nicht perfekt zu funktionieren. Du nimmst dir vor, schnell die Sprache zu beherrschen, an Gewicht zuzunehmen und das Ganze unter dem Zwang: „Ich muss mich verdammt noch mal wohl fühlen!“ :smile:.

Hinter all dem stehen Ängste, die sich auf die Verantwortlichkeit gegenüber anderen Menschen beziehen:

…habe ein sehr enges Verhältnis zu meiner Familie vor allem zu meiner Mutter, ich habe auch das Gefühl sie alleine zurückgelassen zu haben

Du kannst nicht alle Menschen gleichzeitig glücklich machen: Deine Mutter aus ihrer (von dir vermuteten!) Einsamkeit retten, deine Gastfamilie durch Sprachfähigkeiten und Unternehmungslust beeindrucken und selbst eine so gravierende Veränderung in deinem Leben ohne Wimpernzucken wegstecken :smile:.

Allerdings hat niemand von ihnen mit den gleichen Problemen zu kämpfen - das gibt mir das Gefühl, dass ich hierfür einfach nciht gemacht bin.

Menschen sind verschieden. Und: Ich habe viele Leute erlebt, bei denen der Einbruch erst nach einigen Wochen oder Monaten kam. Zu einem Zeitpunkt, zu dem die, die am Anfang gelitten haben, längst mit sich und ihrem Leben im Reinen waren.

Wenn ich mit anderen unterwegs bin, dann bin ich auch eigentlich glücklich nur wenn ich in meinem Zimmer bin dann ist es schon nicht so toll und ich fühle so - iwie als hätte ich damit eben einen Fehler begangen

Auch das ist ganz typisch für Heimweh. Alleine im stillen (fremden, nicht so schönen…) Kämmerlein, wird einem plötzlich bewusst, dass man nicht mehr zuhause ist und man stellt die eigene Entscheidung in Frage.

ich finde Chile irgendwie gerade garnicht toll, dabei habe ich es mir so toll vorgestellt.

Traum und Realität sind zwei verschiedene Dinge. Was du gerade erlebst ist, die beiden miteinander abzugleichen. Das geht logischerweise erst mal zu Lasten des Traums. Es ist ein bisschen wie wenn man einen Film sieht, nachdem man das Buch gelesen hat. Meist findet man zumindest den Film doof, manchmal auch die ganze Geschichte - obwohl bzw. gerade weil das Buch so toll war.

Ich kann dir versichern, dass du Chile in dem Augenblick anfangen wirst zu lieben, in dem du zulassen kannst, den Menschen dort nahe zu kommen. Nicht nur oberflächlich freundlich, sondern persönlich nah. Das scheint dir jetzt vielleicht unmöglich, wird sich aber ändern, wenn du bleibst.

Im Augenblick fragst du dich vermutlich, warum zum Teufel du deine geliebte Mom verlassen hast, um bei fremden Leuten zu leben, die du nicht nur sprachlich nicht wirklich verstehst :smile:. Nach nur vier Wochen ein vergleichbares Gefühl von Nähe und Vertrautheit entwickelt zu haben, ist aber schlicht und ergreifend nicht möglich. Deshalb: Gib euch Zeit. Deine Mom geht dir doch nicht verloren und du nimmst ihr auch nichts weg, wenn du deiner Gastfamilie ein bisschen was von deinem Herzen öffnest.

Alle meine Kinder waren längere Zeit im Ausland. Am besten hat es die Älteste weggesteckt. Sie hatte nach 4 Monaten mal zwei Wochen Krise und das war’s dann auch. Obwohl sie mal ziemlich krank wurde und viel Leid gesehen hat. Meine Jüngste musste ich zum Bleiben zwingen. Sie hasste mich spontan ein paar Wochen dafür:smile:. Irgendwann wurde es besser. Und als sie zurück kam, war sie in jeder Beziehung unglaublich gewachsen und sehr stolz und glücklich über die hinter ihr liegende Zeit samt aller Herausforderungen.

Du machst das schon :smile:

Schöne Grüße,
Jule

3 Like

‚Perfektionismus‘
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Hi cake.

Ich schließe mich Jules Antwort an.

Noch kurz zum mittlerweile bei Deinen Worten tendentiell aufscheinenden „Perfektionismus“.

Die Neigung dazu bildet einen heiklen psychischen Hintergrund, der manchmal eher hilfreichen, manchmal schädlichen Charakter aufweist.

Bekämpfe ihn nichr direkt: Dämme ihn nebenbei und fortgesetzt ein, und zwar durch die Einübung gewährenderer Haltungen. Dauert lange, klappt meistens.

abifiz
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Also für mich klingt das ganz nach Stress, aber da ich kein Experte bin, schlage ich vor, dass du mal diesen
Burn Out Test machst. Was ich dort nämlich in den Fachartikeln gelesen habe, können das Anzeichen sein, wenn du, wie gesagt, schwitzt, mit dem Magen Probleme bekommst, etc…

Hallo :smile:
mein Beitrag ist mittlerweile 3 Jahre her! bin jetzt schon 22 und seit 2 jahren wieder in Deutschland. Ich bin heute wieder auf meinen Beitrag gestoßen und wollte mich trotz der langen Zeit die vergangen ist mal melden, denn ich finde bei solchen fragen weiß man nie wie es schlussendlich ausgegangen ist.
Jule, deine Antwort hat mir damals unglaublich viel Mut gemacht, dir ein riesiges Danke dafür. Auch an die andern die sich Zeit genommen haben :smile:
Ich bin dort geblieben und bereue es keine Sekunde. Ich habe angefangen richtig gut die Sprache zu lernen, habe Freunde gefunden und eine feste Beziehung gehabt. Ab ca. 2 Monaten ging es mir richtig gut. Magenprobleme haben mich leider das ganze Jahr immer mal wieder ein wenig begleitet, aber da bin ich denke ich einfach empfindlich.

An sich war das einfach eines der tollsten Jahre überhaupt. falls jemand in einer ählichen SItuation ist, lohnt es sich wirklich durchzuhalten und die Zähne zusammen zu beißen wenn es einem erstmal nicht gut geht. Gerade wenn man eher von der sensiblen Sorte ist wie ich :blush:

Danke ihr lieben für eure damalige Hilfe und bis bald vielleicht,
euer Cupcake