Hallo,
ich würde unbedingt dazu raten, den Beruf zu wählen, auf den sie Lust hat. Alles andere wird nur zu Frustration und Unlust führen.
Keine Ausbildung ist ein Zuckerschlecken, es gibt überall Fächer, die einem nicht liegen und Menschen, mit denen man nicht kann. Es ist schon schwierig genug, das wegzustecken, wenn man weiß, dass man auf ein selbst gestecktes Ziel hinarbeitet. Fehlt dieses, ist das Projekt nach meiner Erfahrung schnell zum Scheitern verurteilt.
Und: Vielleicht solltet ihr nicht gleich in 6-Jahres-Schritten denken . Lieber einen Schritt nach dem anderen gehen und sich dabei die Freiheit zugestehen, herauszufinden, ob der Weg, den man eingeschlagen hat, der richtige ist oder ob man sich doch noch einmal neu orientieren möchte.
Möglicherweise mag deine Tochter die Arbeit in der Arztpraxis so sehr, dass sie dort bleiben möchte. Möglicherweise weckt die Ausbildung tatsächlich Lust auf mehr, und sie orientiert sich in die geplante oder eine verwandte Richtung weiter. Und möglicherweise findet sie heraus, dass sie sich im Gesundheitsbereich gar nicht zuhause fühlt.
Ich habe mit meinen Kindern folgende Vereinbarung geschlossen: Sie wählen den Ausbildungsweg für sich selbst und treffen die Entscheidung ohne meine Einmischung, wenn sie diese nicht möchten. In jedem Fall müssen sie die Ausbildung aber zu einem Abschluss bringen. Sie können danach entscheiden, etwas anderes zu tun, aber aufgeben ist nicht.
Das war insbesondere bei meiner Jüngsten nicht ganz einfach, da sie gerne den Weg des geringsten Widerstands ging und relativ schnell bereit war, alles hinzuwerfen, wenn es unbequem wurde. In dieser Hinsicht waren wir aber stur . Ein Abbruch hätte für sie den Verlust aller finanziellen Zuwendungen und anderer Vergünstigungen (wie die Finanzierung ihres WG-Zimmers und der Benutzung des Familienautos) bedeutet.
Sie hat nach ihrer ersten Ausbildung dann zwei Jahre in diesem Beruf gearbeitet und sich dann neu orientiert. Deutlich erwachsener und überlegter - und mit der überaus wichtigen Erfahrung, dass sie schaffen kann, was sie sich vornimmt, wenn sie die Zähne zusammenbeißt. Nun arbeitet sie bereits wieder einige Jahre in ihrem wirklichen Traumberuf, dessen Ausbildungsabschluss sie über einen Externenprüfung erworben hat.
Ganz eigenmotiviert .
Deshalb: Nehmt euch den Druck, dass es sich um eine Lebensentscheidung handelt. Es ist lediglich ein wichtiger Schritt, den man ordentlich gehen sollte, weil er dann weitere Türen öffnet.
Schöne Grüße,
Jule