Welche Ausgangssprache ist besser für Spanisch? (English oder Deutsch)

Hallo,

vielleicht sieht die Frage etwas unverständlich aus, versuche das zu präzisieren.
Ich spreche deutsch und englisch fließend. Als ich angefangen habe rumänisch zu lernen, musste ich feststellen, dass deutsch eine sehr schlechte Ausgangsbasis ist. Viele Worte ähneln sich dem englischen einfach mehr und man kann die Verknüpfung leichter herstellen.

Beispiel:
englisch - rumänisch - deutsch

  • sandwich - sandviș - Butterbrot
  • pork - porc - Schwein
  • tramway - tramvai - Straßenbahn
  • with pleasure - cu plăcere - gern geschehen

Es wäre also viel einfacher gewesen einen englischsprachigen Lehrer für rumänisch zu haben.

Deshalb die Frage:
Welche Ausgangssprache wäre wohl die bessere für Spanisch?

Servus,

Rumänisch ist eine romanische Sprache - übrigens diejenige der romanischen Sprachen, die dem Latein der Kaiserzeit am nächsten steht, trotz des eingewanderten slawischen Vokabulars.

Deutsch und Englisch sind germanische Sprachen.

Die einzelnen Beispiele, die Du gibst, sind teils Zufälle, zu denen ich Dir auch deutsche Worte im Rumänischen geben kann - ein șnițel und eine halbă bekommst Du nicht bloß in Hermannstadt und Schäßburg; teils (pleasure, pork) geht es um die nicht sehr häufigen romanischen Worte im Englischen, die nicht aus dem Englischen plötzlich eine romanische Sprache machen würden.

Spanisch als romanische Sprache hat genau wie das Rumänische keine unmittelbare Ähnlichkeit mit germanischen Sprachen - wenn man mal von ein paar Grundzügen absieht, die viele europäischen Sprachen gemeinsam haben. Die Grammatik ist dort ein bisschen weniger stark zurückgebildet als im Englischen, insofern könntest Du eher vom Deutschen aus im Spanischen landen, aber auch nur ungefähr. Wenn Du sonst keine romanische Sprache (sowas wie Französisch, Italienisch, Portugiesisch, Rätoromanisch) kannst, ist es besser, Du betrachtest das Spanische halt als was Neues - oder eben als Cousine des Rumänischen.

Schöne Grüße

MM

Also ich würde einen spanischsprachigen Lehrer nehme, der kann das bestimmt am besten von der Aussprache her.
Ich habe mein Spanisch schon als Kind ( ohne Lehrer ) gelernt und ab und zu im Englischunterricht davon profitiert aber wie von Aprilfisch schon gesagt Zufälle!
Gruß
M

Hi,

das nützt relativ wenig. Auch mit einem muttersprachlichen Lehrer werden die deutschen Schüler sich weigern, das spanische c sowie v und b richtig auszusprechen - weil das scheiße klingt und das keiner (= kein Deutscher) so sagt. Dafür kann der spanischmuttersprachliche Lehrer möglicherweise nicht erklären, warum irgendwas im Deutschen anders ist - außer, er ist in D aufgewachsen und zweisprachig. Aber dann ist er ja kein „richtiger“ muttersprachler mehr, oder?

die Franzi

Wenn der Schüler sich weigert ist natürlich Hopfen und Malz verloren -
Collin_Sale will aber - glaube ich jedenfalls.
Warum soll er kein „richtiger“ muttersprachler mehr sein?
Wenn ich in Spanien aufgewachsen bin ist Deutsch dann nicht mehr meine Muttersprache?
So ein Quatsch!

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Hallo,

ich sehe genau, was du meinst.
Ich bin ebenfalls Deutsch/Englisch geprägt. Als ich angefangen habe, Italienisch zu lernen, hatte ich genau die gleichen Aha-Erlebnisse wie du.
Soddisfaddo? satisfied
sopresa? surprise
attention? attenzione
montagna? mountain

Die Ähnlichkeiten im Vokabular waren überraschend. Wobei man unterscheiden muss, was im Englischen vom Latein der römischen Besetzung hängengeblieben ist und was die Normannen nach 1066 über das Französische nach England gebracht haben (was ja für das oft existierende parallele Vokabular auf verschiedenen Sprachebenen verantwortlich ist: beef/cattle - boeuf, pig, sow/pork - porc usw.) .

Aber so wie MM / Aprilfisch schon schreibt, das ist eine relativ überschaubare Menge des Vokabulars und kann im Gegenteil durch „ähnlich, aber nicht gleich“ und durch die Gefahr der falschen Freunde eher hinderlich als förderlich sein.

Du schreibst nirgends, auf welche Art du dir Spanisch aneignen willst. Die enge Verbindung von (lateinamerikanischem) Spanisch und (amerikanischem) Englisch könnte durchaus ein Argument für spanisch-englisch sein.

Von der Grammatik her würde ich allerdings eher für Spanisch-Deusch plädieren, da die englische Grammatik beim konjugieren, deklinieren und allen Gender-Fragen sehr einfach ist, und man sich da von einer Sprache, die ähnliche grammatikalische Konzepte kennt, einfacher nähert.

Grüße
Siboniwe

Hallo,

ich verstehe deine Argumentation hier auch nicht recht. Warum sollten sich Schüler weigern? Das Argument, dass „keiner so spricht“ ist vielleicht bei pubertierenden Schülern ein Argument, aber nicht bei erwachsenen Schülern.

Ein Spanischlehrer muss erklären können, warum etwas in seiner Sprache so ist, wie es ist, und nicht, was anders ist. Wenn er die Ausgangssprache der Schüler kennt, kann das ein Vorteil sein, aber muss nicht und wird eventuell durch anderes aufgewogen. Aber ich kann heute nicht mehr davon ausgehen, dass alle Teilnehmer in einem Kurs die gleiche Ausgangssprache haben.

Über das „richtige Muttersprachler“-Argument, will ich gar nicht reden, denn das würde heißen, das zweisprachige Menschen keine Muttersprache haben.

Aber in einem kann ich dir zustimmen: der Muttersprachler als Lehrer wird generell überschätzt. Man muss kein Muttersprachler sein, um jemanden gut und auch sehr gut in einer Fremdsprache zu unterrichten. Didaktisches Wissen ist wichtiger, als die zu lernende Sprache fehlerfrei zu sprechen (natürlich innerhalb gewisser Grenzen, mir graust es in Erinnerung an Lehrer, die mit bairischem Akzent Englisch sprachen bzw. Lehrer, die regelmäßig mit meinen Söhnen aneinandergerieten, weil die angeblich „falsches Englisch“ sprachen - wobei beide englische Muttersprachler bzw. zweisprachig gleichwertig sind). Mich ärgert es, dass mich private Sprachinstitute nicht als Englischlehrer eingesetzt haben, aber jeden dahergelaufenen jungen Amerikaner als Englischlehrer eingesetzt haben, obwohl der/die keine Ahnung von Grammatik oder Didaktik hatten - aber sie sprachen halt so schön „ausländisch“ (dass sie oftmals einen breiten Akzent sprechen, den man einem Deutschlehrer nie durchgehen lassen würde, steht wiederum auf einem anderen Blatt!)

Grüße
Siboniwe

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Ich habe das bei mir immer als Vorteil angesehen „ich habe eine 2. Muttersprache“ :wink:

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Hi,

richtig, ich htte pubertierende Schüler im Kopf. Dieser Widerstand reicht allerdings durchaus bis Mitte 20. „Weil das doch keiner macht.“ Man darf auch nciht vergessen, dass wir Deutschen den Unterschied wohl hören, aber nicht als bedeutungsvoll ansehen. Das erschwert zum einen das Erinnern, zum anderen verringert es die Motivation, es korrekt nachzumachen. Weil es für den Lernenden sinnfrei bleibt.
Das mit dem „richtigen Muttersprachler“ ist ein Argument aus meiner Erfahrung als Lehrer und w-w-w-Antworter. Kundschaft (= Sprachkursteilnehmer) bevorzugen Lehrer, die die Sprache im Land gelernt haben und möglichst lange da gewesen sind.
Auch hier lebende Kinder russischer Eltern sprechen um so schlechter Russisch, je länger sie in D wohnen.

Und natürlich muss ich auch mit dem Deutschen vergleichen können, wenn ich Deutschmuttersprachler unterrichte (falls diese noch nicht pubertieren - vor Beginn der Pubertät sind sie einfach neugierig und machen was gesagt wird). Ältere Schüler fragen "Warum?2 und argumentieren „Aber das macht man im Deutschen doch auch nicht!“. Wenn Du dann als Lehrer sagst, „Aber hier ist Spaqnisch und nicht Deutsch!“, bist Du raus.

die Franzi

Obwohl man sagt, dass Englisch eine germanische Sprache ist, ist die Wirklichkeit nicht so einfach. Englisch, viel mehr als Deutsch ist durch und durch mit Latein und Franzoesisch durch gedraengt. Und in den Staaten gibt es auch viele spanische Woerter die man benutzt (burro, burrito, canyon, lariat, mesa, taco;, sombrero, hasta lluego, tamales, usw.).

Weil nur ~10 von den haeufigsten englischen Woerter sind mit Spanisch verwandt (und 9 davon sind auch mit Deutsch verwandt, und fast alle anderen auch mit Deutsch eng verwandt), es gibt tausende von haeufig benutzten spanischen Woertern, die englische Kognaten haben.
Siehe, z.B., Spanish Cognates - 1001 Spanish Words You Already Know (www.realfastspanish.com) .

Dazu kommt es, dass Spanisches Basisgrammatik sehr zu Englisch ist.

Ich zitiere, als Gegenrede zu anderen Aussagen in Thread, mal einen Text, der ziemlich genau das wiedergibt, was ich hier auch geschrieben hätte:

Englisch ist gewissermassen eine Stieftochter des Lateinischen. Als germanische Sprache
ist das Englische mit dem Deutschen verwandt; der englische Wortschatz stammt aber zu
einem weit grösseren Teil als der deutsche aus dem Lateinischen: Mehr als die Hälfte der
heutigen englischen Wörter sind lateinisch-romanischen Ursprungs. Keine der übrigen
germanischen Sprachen hat sich den klassischen und romanischen Sprachen in dem Masse
geöffnet wie das Englische. Von den nichtromanischen Sprachen ist Englisch somit
diejenige mit dem stärksten romanischen Einschlag. Je ‚anspruchsvoller‘ ein Text ist, desto
stärker ist das lateinische Element vertreten, und zwar nicht nur beim Wortschatz, sondern
auch auf dem Gebiet der Syntax und der Stilistik. Bei umgangssprachlichen Texten, mag der
Prozentsatz lateinischstämmiger Wörter unter 50% betragen; in den wissenschaftlichen
Fachsprachen geht er oft weit über zwei Drittel hinaus. Als führende internationale
Wissenschaftssprache bringt das Englische ständig neue Fachausdrücke hervor, die zumeist
aus lateinischen Bestandteilen gebildet sind. Die lateinische Einfärbung der germanischromanischen
Mischsprache -wird dadurch zusehends verstärkt.’
So zu lesen bei
Michael Mader,
Lateinische Wortkunde für Alt- und Neusprachler,
Der lateinische Grundwortschatz im Italienischen, Spanischen, Französischen und
Englischen,
Stuttgart 2000, S.26

Gruß
F.

Deutsch ist auf jeden Fall eine der besten Ausgangssprachen wenn es um die Aussprache anderer Sprachen geht. Dadurch, dass Deutsch nicht so singend ist, wie beispielsweise das Französisische, kann sich ein Deutsch Muttersprachler normalerweise bei der Aussprache viel besser anpassen.

Ich selber spreche Spanisch und Englisch. Die beste Ausgangssprache in grammatikalischer Hinsicht fand ich allerdings Französisch :smile:

Englisch ist ganz klar besser. Es gibt viele gemeinsame Vokabeln (wobei auch falsche Freunde dabei sind) aber auch die Grammatik hat mehr gemeinsamkeiten als mit Deutsch. Als ich Spanisch gelernt habe, konnte ich sowohl Englisch als auch Deutsch. Deshalb weiß ich das.

Ich wohne in Russland und russisch ist meine Muttersprache. Deutschsprachiges Raum habe ich nur, als Tourist ab und zu besucht. Einmal habe am Bahnhof in Moskau einen ethnischen Deutschen getroffen (sogenannten Wolgadeutschen, Innen haben wir bei uns 2 Mln). Diese getroffene Deutschen haben in Deutschland schon mehreren Jahren gewohnt und stark bewundern wurden, warum ich Hochdeutsch spreche? „Wir können so nicht“ - haben sie mir gesagt. - Und wie soll ich sprechen? Schreibe ich darüber zudem, daß weit nicht jeder, der im Land lebt und seine Sprache als Muttersprache auffaßt, wirklich mit ihr beherrscht!