Hallo Edith,
Welche Bedeutung haben eigentlich die Häuser mit den
dazugehörigen Tierkreiszeichen in einem Geburtshoroskop?
Ein astrologisches Haus ist sowas wie ein Energiefeld mit einer ganz bestimmten Färbung. Das erste Haus, welches vom Aszendenten beherrscht wird, ist die Anlage, die der Native in seinem Leben verwirklichen will. Das 1. und 12. Haus sind die wichtigsten Häuser, da die anderen Häuser sich nach diesen beiden entsprechend „mitfärben“ müssen… Das 1. Haus ist das Energiepotential, welches dem Prinzip des 12. Hauses nach sich in der Erscheinung manifestieren will. Beispiel: Ist das 12. Haus (=das Prinzip der Dinge) das Tigerhafte, dann kann im 1. Haus nur Aggression zur Verfügung stehen; ist das 12. Haus dem Prinzip nach das Verwurzelnde, dann kann im 1. Haus nur die Energie zur Verfügung stehen, welche der Horoskopeigner benötigt, um sich entsprechend in seinem Umraum zu verwurzeln. Ist im 12. Haus die Musik, muss im 1. Haus die „gute Stimme“ sein, um das mal ein bißchen einfach darzustellen (das Beispiel wird natürlich der richtigen astrologischen Deutung nicht gerecht). Insofern sind die Häuser 1 und 12 sich ähnlich, wobei das 1. Haus die Erscheinung des 12. Hauses ist. Das 12. ist halt noch nicht in der Zeit, eben unsichtbar, es ist ein Prinzip und ein Prinzip ist nie sichtbar!. So, und alle anderen Häuser sind abhängig von diesen beiden Häusern. Die obere Reihe, vom 12. Haus ausgehend in Richtung des Uhrzeigersinns, ist jeweils mit den Häusern verwandt, die vom 1. Haus entgegen des Uhrzeigersinns sich bewegen. Somit sind sich das 11. und 2. Haus, das 10. und 3. Haus, das 9. und 4. Haus ähnlich, nur mit dem Unterschied, dass die obere Reihe das Prinzip der unteren Reihe ist und somit die untere Reihe „sichtbar“ ist. Z. B. ist das 11. Haus der Ursprung, also die Teilung des Prinzips in seine Polaritäten. Wir leben in einer polaren Welt, insofern muss sich das Prinzip (um in der Welt sein zu können) irgendwie teilen in männlich/weiblich, hell/dunkel, heiß/kalt, dick/dünn etc. Und diese Teilung passiert im 11. Haus, wobei die untere Entsprechung (das 2. Haus) nur diese Teilung in der Erscheinungswelt ist. Die Entsprechung für das 2. Haus ist somit die Ausführung der Entstehung der Polaritäten in der Erscheinungswelt und mithin die Abgrenzung des Reviers, die Verdichtung der richtungslosen Energie des 1. Hauses in konkrete Substanz etc. Das 8. Haus und das 5. Haus sind auch gleich, d. h. es sind gleiche Entwicklungsstufen oder Energieformen. Das 8. Haus ist die Form des subjektiven Triebes, der im 5. Haus ausgelebt wird. Mithin ist das 8. Haus die Form der Gestalt, die wiederum im 7. Haus erscheint. Wenn nun in den jeweiligen Häusern noch Tierkreiszeichen stehen, heißt das nur, dass das jeweilige Haus seiner Grundbedeutung nach entsprechend der jeweiligen Tierkreiszeichen gefärbt wird. Z. B. Steinbock im 3. Haus und möglicherweise Saturn drin mit Aspekten zu Pluto: „finstere Darstellung, schwarze Kleidung, etc.“. Da muss man halt entsprechend bildhaft kombinieren! Wie du siehst, ist der Tierkreis keineswegs chaotisch, sondern gehorcht einer wunderbaren göttlichen Ordnung.
Als bestes Häusersystem hat sich nach Forschungen Döbereiners das PLACIDUS-Häusersystem herausgestellt.
Zusammen mit der Häusererklärung sollte ich vielleicht noch den französischen Mathematiker und Astrologen Jean Baptiste Morin de Villefranche erwähnen, der für seine Determinationslehre bekannt geworden ist (in der „Astrologia Gallica“ nachzulesen, deren 21. Band übrigens ins Deutsche übersetzt worden ist). Grundlage des Morin’schen Systems ist der Gedanke der Zeichenherrschaft der Planeten. Jedem Tierkreiszeichen ist ein Planet bedeutungsgemäß zugeordnet (z. B. für Widder der Planet Mars, für den Stier der Planet Venus, für den Zwilling der Planet Merkur, für den Krebs der Planet Mond etc.). Und diese Planeten beherrschen das jeweilige Tierkreiszeichen entsprechend ihres eigenen Standes im Horoskop. Ist z. B. der Löwe Herrscher des vierten Hauses und die Sonne steht in 12, dann heißt das, dass das vierte Haus (Empfindungen, Heimat, Seele) ins 12. Haus gebracht wird (Transzendenz, Unsichtbarkeit, Metaphysik). Das würde dafür sprechen, dass es sich um eine Person handelt, die ihre Gefühle sehr stark ausdrückt (Löwe); die Empfindungswelt aber die des Himmels ist. Also es könnte sich z. B. um einen stark gläubigen Menschen handeln. Diese Determinationslehre von Villefranche ist sowohl in der revidierten Klassik, als auch in der Rhythmenlehre und in anderen Schulen, wie z. B. bei Johannes Vehlow, Bernd A. Mertz (der aber fast nur mit äqualen Häusern arbeitet), Heinrich Kündig und viele andere mehr gängig. Die Hamburger Schule arbeitet i.G. nicht mehr mit Häusern, sondern nur noch mit speziellen Wirkpunkten und den üblichen Planeten und deren Halbsumme zueinander. Ich würd’ aber sagen, dass die Hamburger Schule wenig bildhaft deutet, sondern einen sehr technischen Ansatz verfolgt und sie ist außerdem sehr „unübersichtlich“ (was durch diese 360°-Scheiben und 90°-Scheiben nicht unbedingt gemindert wird). I. d. R. kann man mit dieser Technik alles beweisen, weil es einfach zu viele Faktoren gibt, die miteinander kombiniert werden können. Bedenke doch einmal, wie viele Halbsummen in einem gewöhnlichen Horoskop mit Transneptunern vorhanden sind. Das sind unzählig viele! Außerdem zerstören diese Halbsummen den Bildwert in der Astrologie. Aber, das ist jetzt nicht das Thema hier…
Du woltest noch wissen, ob die Besetzung eines Hauses mit vielen Planeten bzw. keinem Planeten bedeutend ist.
Selbstverständlich hat ein Haus auch dann für dich eine Bedeutung, auch wenn kein Planet drinsteht. Um das Haus genauer zu untersuchen, musst du dir den Häuserherrscher (s. Determinationslehre) genauer ansehen. Also steht z. B. im 7. Haus, das vom Widder beherrscht wird, kein Planet drin, der Mars aber (der ja der Herrscher des Widders ist) einen gewaltigen Aspekt zu Pluto und Saturn hat, dann kannst du damit rechnen, dass dieser Mensch in seiner Vorstellungswelt sehr aggressiv und verletzend, heroisch usw. ist. Das ist typisch (wenn auch nicht so extrem und ausgeprägt) bei Waage-ACs, denn die haben ja alle den Widder am DC (Herrscher von 7). Natürlich hat der Stand des Mars’, um bei dem Beispiel zu bleiben, auch eine Bedeutung. Wenn der im 12. Haus stehen würde, dann würde das für gestaute, gehemmte Agressionsbilder sprechen, die nicht ausgelebt bzw. bildhaft aufgenommen werden. So nach dem Motto „Du musst aber schön artig sein!“. In diesem Fall mit Mars in 12 würde der Horoskopeigner aber (unabhängig vom Stand des Widder-Zeichens) ein schwaches Vater-Bild haben.
Freilich ist es aber auch so, dass eine Planetenansammlung meinetwegen im 5. Haus diese 5. Haus-Themen im Leben des Menschen schon sehr in den Vordergrund rücken. Man würde hier auf einen „triebgesteuerten“ (ohne Wertung!) Menschen schließen, auf einen Menschen, dem es schwer fällt, von seiner subjektiven Erlebniswelt und seinen perösnlichen Empfindungen Abstand zu nehmen. Dieser Mensch müsste also in sich verfangen sein, von seinen Trieben allzu sehr abhängig sein. Und das ist durchaus eine schwierige Sache, du brauchst dir nur das Horoskop der Marie Antoinette ansehen. Die ist deswegen auch geköpft worden, weil sie die Bilder der Wirklichkeit, die Begrenzung ihres Wesens, die aus dem 3. Quadranten kommt, also von ihrer Umwelt, nicht beachtet hat. Die haben auch ein Leben auf dem französischen Königshof geführt! Unvorstellbar! Sie soll recht unzüchtig, hochmütig und verschwenderisch gewesen sein und ist deshalb auch verurteilt worden und auf die Guillotine gekommen! Die Wirklichkeit hat zurückgeschlagen. Wie gesagt, die Natur kann sich keine Extreme erlauben, auch nicht das menschliche! Aber irgendwie denk ich mir dann schon, dass so eine Frau mit einer so starken 5.-Haus-Besetzung diese Anlage einfach nicht anders leben kann, die ist halt mal so. Wie soll sie sich denn ändern?!? Das kann die ja gar nicht bei diesem starken Einfluss, die ihre Persönlichkeit und ihr ganzes Wesen extrem prägt. Die Welt ist schon irgendwie grausam, wenn man das so bedenkt. Menschlich gesehen ist sie grausam, in Wirklichkeit aber gerecht.
Das nur, weil du danach fragtest, ob eine Häufung von Planeten in einem Haus bedeutend sind. Also: Sie sind es! Aber nur, wenn sie mit der jeweiligen Anlage, die am AC abzulesen ist, in einer Beziehung stehen (was bei der Marie Antoinette der Fall war).
„Eingeschlossene Häuser“, wie du es geschrieben hast, gibt es nicht! Es gibt nur eingeschlossene Zeichen in einem Haus. Diese Zeichen sind dem jeweiligen Zeichenherrscher, der an der Spitze des Hauses (in Richtung gegen des Uhrzeigersinns) abzulesen ist, untergeordnet!
Viele Grüße,
Herbert