Hallo Kate,
ja, das mit der internationalisierten Küche ist sicher ein wichtiger Aspekt. Nicht bloß, was Gewürze betrifft, sondern auch, was die heute „deutschen“ Lebensmittel betrifft, ist sehr vieles erst seit etwa vierzig Jahren hier vertreten: Paprika, Auberginen, Zucchini, Broccoli, Mais etc. etc.
Von den Kräutern, die in D nicht erst seit den 1960er-70er Jahren verwendet werden, also nicht zur angestammten deutschen Küche gehören, geben die meisten (Schnittlauch, Petersilie, Pimpinelle…) getrocknet nicht allzuviel her.
Nicht mit der Funktion von Gewürzen, sondern als Speise, wurden u.a. großblättriger Salbei (in einem Eierteig ausgebacken, dürfte Chinesen nicht so ganz fremd vorkommen) und Sauerampfer (Suppe) verwendet. Beide kann man aber bloß frisch in dieser Form verwenden.
Seltene Ausnahmen von Kräutern, die nicht erst vor kurzer Zeit aus Frankreich und dem Mittelmeerraum zu uns gekommen sind, sondern zur traditionellen deutschen Küche gehören, sind Wermut (nicht bloß zur Gans, sondern zu allen fetten Geflügel- und Fleischgerichten) und vor allem Majoran, der bis in die 1920er Jahre aus Thüringen und Franken international exportiert wurde.
Ist Dir in eigener Anschauung Majoran in China begegnet? Das wäre sonst mein Favorit, zumal das „Wurstekraut“ sich hübsch mit der (freilich erst seit gut zweihundert Jahren) urdeutschen Kartoffel und mit allem vom Schwein verträgt und mir - mit dem Blick des Zaungastes - vor dem Hintergrund fernöstlicher Aromen ziemlich „exotisch“ erscheint.
Für eine chinesische Nase kaum überraschend ist das klassische deutsche Gewürz für dunkle Soßen, die getrocknete Totentrompete (heißt neuerdings pietätvoll „Herbsttrompete“): Auch hier kannst Du aus eigener Anschauung sicher beurteilen, ob sie bei den vielen in China verwendeten Pilzen vertreten ist.
Beim Thema „deutsche Gewürze“ kommt es mir aber ein bissel so vor, als sei dasjenige, das bei Chinesen aus allen Regionen und sozialen Schichten fast sicher auf begeisterten Applaus trifft, der Hopfen.
Schöne Grüße
Dä Blumepeder