Welche Instinkte haben wir Menschen?

Liebe wer-weiss-was-Gemeinde,
ich glaube, dass wir Menschen sehr wenig Instinkte haben gegenüber der Tierwelt.
Ich kann mich an ein Experiment erinnern: Da krabbelten 1jährige Babys auf einer Glasplatte. Als unter der Glasplatte Glasscherben waren, krabbelten die Babys einfach weiter. Als dann aber ein Abgrund war, schreckten die Babys zurück und krabbelten nicht weiter. Die Angst vor dem Abgrund war also ein Instinkt.
Ebenso ist es ein Instinkt bei Babys, dass sie schreien, wenn sie Hunger hatten.
Das sind aber auch die einzigen Instinkte, die mir einfallen. Gegenüber der Tierwelt, die extrem instinktgeprägt ist, sind die menschlichen Instinkte rar.
Liege ich falsch? Gibt es weitere menschliche Instinkte, die vielleicht sogar beim erwachsenen Menschen aktiv werden?
Vielen Dank im Voraus für die Antworten!
Ich wünsche euch allen eine frohe Weihnacht.
Stefan

Hallo
Der Vergleich hinkt aber ganz gewaltig . Woher sollte ein Baby wissen was Glasscherben sind und auch noch gefährlich denn ein Baby kennt das noch nicht . Das mit dem Abgrund und dm Hunger ist ganz normaler Instinkt .
viele Grüße  noro

Der Vergleich hinkt aber ganz gewaltig . Woher sollte ein Baby
wissen was Glasscherben sind und auch noch gefährlich denn ein
Baby kennt das noch nicht .

Schön, dass du auch erkannt hast, was ungefähr die Definition von Instinkt ausmacht. Das Baby kann genauso wenig wissen, was ein Abrund ist, aber es schreckt eben davor zurück => Instinkt

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Hi

Erstmal vorweg, es gibt nicht DEN Instinkt. Was ist das überhaupt? Angeborenes Verhalten? Was ist „angeboren“? Was erlernt? Ist ein Instinkt immer unbewusst? Und was ist überhaupt Bewusstsein? Du kannst sicherlich nicht sagen, dass Tiere automatisch instinktiv handeln, ohne jemals gedacht zu haben - oder vielleicht doch? Und was hebt den Menschen davon ab, nicht auch völlig instinktiv zu handeln?

Vielleicht auch nicht unerheblich: was sind Instinkte, was sind Reflexe? Wer auf eine heiße Herdplatte fasst, wird die Hand automatisch zurückziehen. Doch daran ist nichteinmal das Gehirn beteiligt, das Rückenmark entscheidet für dich. Das Gehirn wird nur nachträglich informiert.

Vielleicht kannst du deine Frage ja nochmal etwas präzisieren.

Frohe Weihnachten

Karana

Seit wann gibt es Glasscherben?
Seit wann gibt es Abgründe?

Hallo,

da gibt es sicher eine Menge mehr. Das Erkennen bestimmter, grundlegender Gesichtsausdrücke (z.B. Lächeln, Ekel) würde ich z.B. dazu zählen.
Auch wenn der Begriff „Instinkt“ nicht richtig eindeutig definiert ist.

Ich denke aber schon, dass beim Menschen der Anteil instinktiver Verhaltensweisen verhältnismäßig kleiner ist. Das ist eine Voraussetzung für die große Anpassungsfähigkeit des Menschen an unterschiedliche Lebensbedingungen und -situationen.

Weniger instinktgebundenes Verhalten - mehr durch Lernen oder Reflexion bestimmtes Verhalten = größere Variabilität. Wenn das mit dem Lernen und Überlegen klappt, ist das ein evolutionärer Vorteil.

Viele Grüße,

Jule

Hallo.

Ich glaube, man muss es fett schreiben.
Der Mensch ist eine Tierart, wie alle anderen auch.
Eine blöde Art!
(Unser Leben besteht aus Essen und Trinken, Schlafen und Vögeln. Den Rest der Zeit blödeln wir rum, weiter nix.)

Diese Art ist nun seit Millionen Jahren der Evolution unterworfen und hat deswegen zwangsweise alle Instinkte, die sie zum Überleben und Vermehren braucht. Ebenso zwangsweise hat unsere Art so gut wie alle Instinkte mit den meisten anderen Tierarten gemeinsam. Wobei natürlich manches, weil unnütz, im Laufe der Entwicklung, weg gefallen ist, während anderes verstärkt wurde.
Regenwürmer z.B. haben den Urinstinkt, möglichst viel Körperkontakt mit ihrer Umgebung zu suchen, der Mensch hat diesen Instinkt nicht (mehr), aber das Warzenschwein aber auch nicht.

Ein Beispiel für einen Instinkt, den wir nicht mehr brauchen, ist etwa der Klammerinstinkt beim Baby, einst war er nötig, damit wir uns im Fell der Mutter fest halten konnten, heut ist er unnütz, weil Mütter kein Fell mehr haben. Es gibt ihn aber noch. Ein anderer Urinstinkt beim Baby ist es, bis zu einem gewissen Alter, alles menschenähnliche anzulächeln, was sich über es beugt, auch wenn es ausschaut wie Frankensteins Monster. Überhaupt ist Lächeln beim Menschen sowas wie ein Urinstinkt, es wird von allen Menschen auf der ganzen Welt verstanden. Auch unsere Fremdenfeindlichkeit, unser Misstrauen gegenüber „anders“ aussehenden, ist ein gut begründbarer Urinstinkt.

Instinkte werden, wiederum wie bei anderen Tierarten auch, zum Teil gefördert, zum Teil gebremst oder umgeleitet, durch Sozialisation, Kultur und Erziehung. Wir sind lernfähig. So wie die Hühner, die erst lernen müssen, gefährliche große überfliegende Vögel von harmlosen zu unterscheiden.

Natürlich macht uns unser Großhirn ständig vor, dass wir irgendwelche Entscheidungen mit dem Verstand treffen, wenn wir uns schon längst instinktiv entschieden haben, das macht es so schwer, die eigentlichen instinktiven Mechanismen, die dahinter stecken, zu erkennen. Echte Konflikte zwischen Verstand und Instinkt können zu schweren psychischen Schwierigkeiten führen.

Vergleiche mit anderen Tierarten decken dann manchmal instinktive Verhaltensweisen beim Menschen auf, so haben wir, wiederum nur als Beispiele, bei der Sozialisation viel mit Meerschweinchen gemeinsam, unser Paarungsverhalten findet seine Grundzüge schon bei paarbildenden Fischen, grundlegende Verhaltensweisen bei der Jungenaufzucht finden sich, unter vielen, etwa beim Löwen, aber auch beim Spatz.

Und wenn dir eines Tages deine Traumfrau begegnet, dann ist sie das nur, weil du als Kind instinktiv aus den Frauen deiner Umgebung gelernt hast, wie eine Traumfrau aussehen muss.

Frohes Fest,
Nemo.

Beim Abgrund muss man fragen, ob das Baby wirklich davor zurückschreckt.
Gewiss nicht aus der Erkenntnis heraus, dass es da hinunter fallen kann.

Wahrscheinlich liegt es doch nur daran, dass es nicht mit einem seiner Arme/Beine ins Leere greifen möchte. Weil es gelernt hat, dass man dann leicht umfällt.

So, wie jeder Hund auch.

Der Versuch an sich ist Blödsinn.

Gruß, Nemo.

Hi,

genau. Passende -Lektüre dazu für den UP: http://www.amazon.de/Inkognito-geheimen-Eigenleben-u…

die Franzi

Hi Stefan,

ich glaube, dass wir Menschen sehr wenig Instinkte haben
gegenüber der Tierwelt.

Glauben ist so eine Sache. Und nicht mal eine schlechte, wenn man es erst mal nur als eine Ausgangsbasis zum Denken und Forschen nimmt. Mir fallen jedenfalls spontan etliche Knackpunkte auf:

  • Unser Hirn unterscheidet sich nicht so sehr von dem der übrigen Säuger, speziell von Schimpansen. Der Verstand oder vielleicht besser der Abstraktionsgrad ist gewachsen, und hat durch mehr Quantität eine neue Qualität erreicht. Dass die Instinkte reduziert wurden, davon habe ich noch nichts gelesen.

  • Was an Instinkten in dir/mir wirken, und was du/ich davon mitbekommen, sind zwei völlig unterschiedliche Dinge. Unser Geist hält sich gern für den Herrn, aber es gibt etliche Forschungsergebnisse, die mich eher zu dem Schluss kommen lassen, dass der Geist nur der „numerische Koprozessor“ ist, der gelegentlich vom Stammhirn aufgerufen wird, wenn komplizierte Probleme zu lösen sind. Mein Tipp wäre, dass unser Bewusstsein so ca. 99 % von ungewussten Prozessen nichts mitbekommt.

  • Der Geist neigt zu einer gewissen Uberheblichkeit, als wäre er etwas besseres als Körper, Triebe, Instinkte oder Gefühle. Letztere antworten zwar nicht so wohlartikuliert, aber beharrlich und unbestechlch. Zur Psychoanalyse findest du ganze Bibliotheken.

Ich kann mich an ein Experiment erinnern … Das sind aber auch die einzigen Instinkte, die mir einfallen.

Ist ja grad Neujahr. Die Zeit der guten Vorsätze. Also achte mal 2015 darauf, was du alles machst, ohne nachzudenken. Und lies mal die gängigen populärwissenschaftlichen Quellen. Auch wenn da Unterscheidungen ins Spiel kommen, Reflexe, Automatismen und und und. Hormone. Psychoanalyse.

Und wie ordnest du Gerechtigkeit, Rache, Liebe, Hass, Hilfe usw. ein?

Du machst mit der Frage ein Fass auf, dessen Boden ich nicht habe. Ich habe aber Ahnung von der Komplexität, eine geringe. Eine geringe Ahnung von der hohen Komplexität natürlich!

In diesem Sinne Gutes Neues, Zoelomat