Hallo.
Ist es schon zuviel verlangt, dieses bißchen Grips da oben für
einen Augenblick zusammenzunehmen, und einfach noch einmal zu
schauen, ob es wenigstens lautlos ist?
Und du meinst ernsthaft, dass es so ganz furchtbar ist, wenn
man zwischen all den Dingen an die Lehrer vor/nach/während dem
Unterricht denken müssen, mal vergisst das Handy
auszuschalten?
Eindeutig - ja.
Es ist einfach das Anstandsminimum. Von den Schülern wird auch jahrelang (zurecht) verlangt, daß man ordentliche Mitschriften führt, seine Hausaufgaben erledigt, ein bißchen lernt usw… Schließlich haben sich Schüler eigentlich auch um nichts anderes den lieben langen ganzen Tag zu kümmern.
Bei Lehrern ist das ähnlich.
Ich sehe es ja ein, daß man auf der weichen Linie, hier und da dem Gebimmle Sanftmut entgegenbringt.
Ich kenne aber - Gott sei Dank - noch genug Lehrer, denen das nicht nur ABSOLUT PEINLICH wäre, sondern auch MEHR ALS nur unprofessionell vorkommen würde - Berufsethos kann man das nennen, so man möchte.
Also, von wem sollen sich Kinder sowas denn abschauen? Von den
ganzen Fuzzis im Zug, die auf dem Weg ins Büro lauthals in ihr
Handy schreien? Oder meinst du Kinder lernen, indem es ihnen
einfach plötzlich so von selbst einfällt, was sich gehört?
Wenn Mama dann ihr Töchterchen im Unterricht anruft, wer setzt
denn da die Maßstäbe fürs Benehmen?
Das ist ein durchaus richtiger Ansatz. Ich nehme, überspritzt gesagt, sofort jeden Lehrer in Schutz, wenn ich mir diese Erziehungs- und Verhaltenszustände bei den Schülern anschaue. Kein Thema.
Das ist trotzdem keine Ausrede oder Ablenkung von dem Punkt, daß Schule eigentlich auch Erziehungsanstalt ist. Der Lehrer kann ohne schlechtes Gewissen ebenfalls für Verhaltensnormen sorgen.
Du - als Lehrer (?) - müßtest das von allen sogar am ehesten und idealistischsten sehen UND einsehen.
Sag bitte nicht, daß Du Dich damit überfordert fühlst, oder es nicht Deine Angelegenheit sei. Dieses Land braucht nicht noch mehr Lehrer der resignativen Sorte.
Prinzipien und Regel sind ja schön und gut, keine Frage.
Jedoch müssen diese auch flexibel sein.
Regel 583, Absatz 7a bei Prinzipien –
Flexibilität ist kein Selbstzweck.
Sicher, Regeln und idealistische Maßstäbe (also Prinzipien) müssen flexibel sein - die hier besprochene Thematik fällt aber nicht annähernd in diese Grenzbereiche.
Bei dem, worum es hier geht, ist schon vom Problem her keine Flexibilität weder notwendig, noch nützlich, noch angebracht.
Prinzipien und Regeln heißen eben genau deswegen Prinzipien und Regeln, weil sie nicht bei jeder dahergelaufenen, konfliktträchtigen Alltagssituation ins Unermeßliche verbogen, uminterpretiert, ausgehöhlt oder sogar außer Kraft gesetzt werden.
Auch Toleranz gehört zum guten
Benehmen dazu und leider zeigst du davon nicht wirklich viel.
Toleranz ist ein mächtiges Wort - man kann auch zuviel Toleranz zeigen (dann kippt das gesunde Prinzip der Toleranz ins ganze Gegenteil ab), und es sei wiederholt gesagt: Bei dem, worum es hier geht, ist Toleranz gar nicht notwendig, sondern kontraproduktiv.
Natürlich, darfst du zu Anfang sowas gleich sagen. Davon hält
dich ja keiner ab. Aber mal ehrlich, was machst du denn,
wenn dein Schüler rausrennt? Oder wenn er/sie sich einfach
nicht ein bisschen darum kümmert, was du sagst?
Schön und gut, aber DAS KANN doch nicht die Ausrede für einen Lehrer sein, daß er so etwas zuläßt.
Willst Du mir tatsächlich hier einreden, Du genießt sowenig Respekt und Autrität in Deiner Klasse, daß Du bei solchen Dingen hilflos zuschaust und einfach mit den Schultern zuckst?
An Deiner Stelle hätte ich längst vor die Tür eine Sitzbank gestellt, damit dieser Wahnsinn aufhört.
Ehrlich: Suche den Hardliner in Dir - was Du hier beschreibst, sind nicht tolerierbare Zustände. Nicht mehr, nicht weniger.
Mich würde es schon zur Weißglut bringen, wenn ich das mir selbst gegenüber alles so resignativ hinnehmen würde.
Wenn das Ziel lautet „besseres Benimm und angemesseneres Verhalten während des Unterrichts“ und der einzige Weg dorthin ein paar schärfere und eisigere Maßnahmen sind, dann mußt Du diesen Weg einfach gehen. So einfach ist das …
Kotzt Dich Deine schulterzuckende Haltung nicht selbst an?
Nimm Dir doch einmal mehr Goethe zu Herzen:
Am Anfang war die TAT!
Rausschmeissen? Dann kann er ja endlich in Ruhe telefonieren.
Nicht, wenn das Handy ein paar Tage eingezogen ist.
Du kannst nicht einfach das Handy einziehen und behalten…
Doch, sofern es entsprechend in der Hausordnung steht.
Auch eine Sache, daß sich da das Kollegium entsprechend engagiert und das Menschenmögliche tut, um den häuslichen Erziehungsdefiziten entgegenzuwirken.
Schon sind wir wieder beim Idealismus, Berutsethos und Selbstverständnis des Lehrers.
;das nennt sich Diebstahl und kurz darauf hast du die Eltern auf
dem Hals.
Auch militante Eltern kann man ungespitzt in den Boden stampfen - besser gesagt, ganz kalkuliert und ironisch auflaufen lassen.
D
Ich habe da als Nicht-Lehrer echte „Felderfahrung“ …
Auch wenn dir das nicht passt, menschliches Zusammenleben
funktioniert nicht nur durch Regeln sondern basiert zu großen
Teilen auch auf Kompromissen.
Aber nicht auf faulen Kompromissen oder auf ungebührlichen Verhalten einer bestimmten Gruppe.
Dein Satz ist sogar eine wahre Ironie: Ja, menschliches Zusammenleben basiert auf Kompromissen! In diesem Fall ist der eindeutige Kompromiß, daß die Kinder die Handys auschalten, wegpacken und nicht im Unterricht rausrennen, telephonieren oder sonst was für Mist anstellen.
Ich meine, alleine auf so eine Idee zu kommen, im Unterricht zu telephonieren oder einfach rauszurennen! *kopfschüttel*
Wenn ich mir überlege, was da die Eltern und Lehrer mit einem vollführt hätten bei solchen Totalaussetzern.
Welche Beobachtungen? Es gibt neben Empirismus auch den
Rationalismus …
Also beziehst du dich hauptsächlich auf die Rüpel in der Bahn,
die alten Damen keinen Platz machen?
Auch diese Rüpel sitzen oder saßen in Schulen.
Kann ja nicht jeder verdammte Trutsch nach der 8. abgehen *fg* …
Bitte? Aufgestanden? Geschlagen? Getreten?
Erzähl bitte noch einmal, daß Du nicht langsam an Deinen
eigenen Worten zweifelst, es sei kein Krieg im Klassenzimmer?!
Ich muß kein großes, tiefgreifend durchdachtes Urteil fällen,
um klar zu erkennen, daß dieses Verhalten in der Stunde MEHR
ALS DANEBEN und UNDULTBAR ist.
Mehr als daneben, sicherlich. Undultbar keineswegs,
schließlich ist es ja passiert.
Daß es passiert ist, hat nichts mit der Unduldbarkeit zu tun.
Im Gegenteil: Es muß gerade deshalb als unduldbar klargestellt werden, damit es NICHT nochmals vorkommt.
Stichwort: Eigeninteresse des Lehrers. Oder wieder die „alte Leier“:
Selbstverständnis des Lehrers, Idealismus des Lehrers, Berufsethos des Lehrers.
In der einen Stunde, sicherlich. Generell kann man das aber
nicht sagen. Darum ging es mir ja. Ich hatte es auch nur als
Beispiel genannt, da du anscheinend (korrigier mich ruhig)
alle Jugendlichen in einem Topf wirfst.
Gott behüte. Ich erlebe Gott sei Dank noch mehr als genug Gegenbespiele zu den „Gestörten“ in Deiner Klasse.
Verhalten der „heutigen Jugend“ und lässt keine Gegenargumente zu.
Nein, nein - ich habe ja die Teilmenge entsprechend spezifiziert, um die es hier geht. Ich pauschalisiere ja gerade nicht auf alle, weil es immer noch eine Mehrheit an relativ vernünftigen Kindern gibt.
Ich finde es ja schön für dich, wenn du zu Schulzeiten immer
perfekt und gehorsam warst.
Ich wette, daß sieht so ziemlich jeder Lehrer und Mitschüler tüchtig anders …
[Hier] kommen wir aber wieder zur Toleranz…nicht jeder ist wie du
oder muss sich gar benehmen wie du. Genauso kannst du auch
nicht erwarten, dass sich jeder Lehrer so benimmt, wie du das
gerne hättest. Alleine vom Zuschauen glaubt man immer alles
besser machen zu können.
Du drehst Dich im Kreis. Das kam oben schonmal und ist weder Argument noch Ausrede.
Toleranz ist hier der absolut falsche Ansatz und ich extrapoliere hier ganz und gar nicht von meinem damaligen Verhalten.
Wir waren alle keine Unschuldsengel - es blieb aber immer in einem gesunden Rahmen. Gegenwärtig hat das alles Dimensionen angenommen, die jenseits von „ertragbar“ oder „zulässig“ sind; das gilt allerdings nicht nur für die Schule, sondern eben auch in bezug auf Erziehung und gesellschaftliche Werte.
Ich muss mich in einigen Stunden auch zurückhalten, damit ich
nicht dem Lehrer dazwischenfunke (und Handys/Stifte/sonstwas
wegnehme, irgendwen rausschmeisse, etc.), sondern mich ganz
dezent auf meinen eigenen Job konzentriere.
Das zeichnet Dich doch gerade aus: Du MUSST noch Zurückhaltung üben und hast Dich nicht schon längst resignativ gehen lassen - oder doch?
wenn ich nunmal beim Handyklingeln nicht gleich
die gesamte Klasse zum Nachsitzen verdonner.
Das wäre ja auch in erster Näherung purer Blödsinn. Es muß immer erst (und meistens auch nur) den individuell Schuldigen treffen.
Außerdem: Vielleicht hab ich ja dann auch meine Gründe, die eben für
einen Außenstehenden nicht so leicht erkennbar sind.
Dann hattest Du aber schon genug Zeit, diese in Umrissen darzulegen, statt hier um den heißen Brei herumzutanzen.
)
MfG