Paar Bedenken.
Hi,
ich will (nicht schon wieder) den Teufel an die Wand malen, aber andererseits folgende paar Gedanken in Deine Entscheidungsfindung einfließen lassen.
Die erforderliche Bitrate um einen Film ruckelfrei abzuspielen hängt einerseits von der gewünschten Anzahl der Bildpunkte ab, da hast Du mit Full HD, vermutlich 1920x1080, einen Wunschwert geliefert. Ein Blick in die Tabelle bei
http://de.wikipedia.org/wiki/H.264
zeigt Dir, dass für diese Auflösung je nach gewünschter Anzahl Bilder/Sekunde eine Datenrate zwischen 50 und 500 MBit erforderlich ist. Wow, das nenne ich mal Streuung! Dazu kommt, dass die Bilddaten komprimiert vorliegen und vom Endgerät wieder dekomprimiert werden. Die Leitung sieht nur den komprimierten Datenstrom. Leider kann man nicht vorhersagen, wie gut sich ein Film komprimieren lässt, und wenn man nachmisst sieht man, dass das je nach Bildinhalt schwankt, jeder Film hat also seine „Spitzen“, wo er die Leitung arg stresst, und Phasen wo die Leitung wegen guter Komprimierbarkeit der Bildinhalte eher weniger zu tun hat. Ich habs auch mal nachgesehen, allerdings ist das eine Weile her, aber das Schlimmste was ich damals gefunden habe war … ein Abspann. Kleine weiße Buchstaben auf schwarzem Hintergrund, die langsam nach oben scrollen. Dieses Bild hat damals derart Stress verursacht dass der (Microsoft) Codec sich in einen Blue-Screen flüchten musste.
Vorausberechnen ist also nicht. Erfahrungswerte? Immer gefährlich, weil man ja nie weiß, ob die EInsatzbedingungen bei dem der „Erfahrung“ hat die gleichen sind. Das Gröbste was ich auf meinem Streamingserver im Keller ab und zu auf der Netzwerkschnittstelle als Ausgangslast sehe sind an die 30 MBit. Das sind allerdings eher seltene Spitzen, und die kann sogar die CLientseitige Pufferung von einigen Sekunden Bildmaterial abfedern. Aber nehmen wir das doch mal als Richtschnur.
LAN mäßig sind wir bei 30 MBit gut auf der sicheren Seite. Die langsamsten Schnittstellen, die heutzutage verbaut werden, liefern 100MBit, die schnelleren 1 GBit. Beide haben gut Respektsabstand zu den 30Mbit, daher würde man sich an der LAN Schnittstelle eines Repeaters oder anderen Geräts deswegen keine Sorgen machen.
Damit wäre Deine Frage eigentlich beantwortet. Jetzt mein „aber“.
30 Mbit sind also die Nutzdaten, die zu übertragen sind. Da wäre man mit einem 300 Mbit WLAN doch eigentlich gut dabei, die könnte sogar die 100Mbit LAN Schnittstelle noch gut mit Daten überfüttern - meint man. Dem ist leider nicht so.
Erstens flunkern die WLAN Anbieter schamlos bei der Datenrate, die ihre Kästchen liefern. Ein 100MBit LAN Kabel leistet - das kann jeder nachmessen - real auch ziemlich genau 100 MBit, abzüglich TCP/IP Overhead und ein bisschen Broadcast (sieh das als Verlust für die Netzwerk-Bürokratie) bleiben real so irgendwas um die 85 bis knapp über 90 MBit übrig, und das - auch das ist entscheidend - weitgehend konstant. Die Paketchen fließen wie die Glieder einer gut geölten Fahrradkette weitgehend störungsfrei vom Sender zum Empfänger, und das 24/7 wenns sein muss.
Fürs WLAN gibt es nur „bis zu“ Angaben, und die Bürokratie wird prinzipiell nicht abgezogen. Sie beträgt - auch das kann jeder nachmessen - nicht etwa genügsame 5 -15% wie beim Kabel-LAN, sondern bis zu happigen 60-70%. Von den 300 MBit Funksymbolrate bleiebn also real gut 1/3, also 100 MBit übrig. Ah ja, man braucht sich also um die 100 MBit Schnittstelle nicht zu sorgen, im Gegenteil, eine GBit Schnittstelle wäre am 300 MBit WLAN Repeater schade ums Geld gewesen. Ein Techniker hat also ein vernünftiges Gerät entworfen. Der Einzige der EInspruch erheben kann ist der Boss der Marketingabteilung, weil er denkt, dass unerfahrene Leutchen eventuell nur auf die technischen Rohdaten linsen und daher denken könnten, dass eine 1GBit Schnittstelle am Kistchen ihnen eine bessere Übertragung bringen würden. Daher gibt es, z.B. bei den Fritzboxen, den an sich abstrusen Fall dass man 4 1GBit Schnittstellen verbaut hat, wenn man sie aber real nachmisst kommt man drauf, dass alle 4 zusammen nur an die 200 Mbit Durchsatz schaffen. Marketing ist eben auch was Schönes.
Aber weiter bei dem was für Dich interessant ist. Ein 100 Mbit Kabel liefert also annähernd 100 MBit an das angeschlossene Endgerät, Ein 300 MBit WLAN, wie wir gesehen haben, auch. Prima. Allerdings ist da noch der „Bis zu“. Die 300 Mbit erreicht das WLAN nur in absolut störungsfreier Umgebung (Böse Zungen sagen dass es das nur in den abgeschirmten Laboren der Hersteller gibt), und nur auf wenige Meter Distanz. Jede Wand im Funkweg reduziert das Signal, und die WLAN Geräte reagieren darauf mit einer Reduzierung der Übertragungsrate, vergessen aber tunlichst, das dem Anwender zu sagen.
Wie viel also bei Dir am Repeater oder dahinter ankommen wird kann Dir keiner auf der Welt sagen, außer er würde Dich zu Hause besuchen und nachmessen (man stellt dazu einen Access Point als Testsender auf und schlappt mit einem Testempfänger (Laptop mit ein wenig Software) im Haus rum und macht sich einen Plan wo wie viel ankommt. Das Ergebnis schaut dann z.B. so aus:
http://e-spincorp.com/espinv3/images/ekahau-site_sur…
Oops. beachte z.B. den Raum links vom mittleren Access Point. Im selben Raum hast Du gelb bis cyan. Leider ist das Bild so schlecht dass ich die Legende nicht entziffern kann, aber ich wollte mal nur ziegen wo das Problem liegt.
Aber es kommt noch schlimmer.
Völlig außer Acht gelassen wird fast immer, dass eine einzige minimale Störung nicht einfach ein Bit aus einem Netzwerkpaket ballert, und der Rest kommt an, sondern dass dann das komplette Paket, also etwa 1500 Bytes, neu übertragen werden müssen. Das geht natürlich voll zu Lasten der Nutzdaten, denn es gibt ja keinen zweiten Übertragungsweg. Wie hoch die Paketfehlerrate Deines WLAN ist hängt von vielem ab, außer von der Distanz noch davon welchen Garagentoröffner Dein Nachbar hat, welches Bluetooth Handy Du hast, wie gut Deine Mikrowelle abgedichtet ist und wo sie steht, ob Du einen Funkkopfhörer am Fernseher hast, und so weiter. Alle diese Gerätchen - und noch viele mehr - ballern immer wieder Netzwerkpakete kaputt, die neu übertragen werden müssen. In der Stadt ist es naturgemäß schlimmer als auf dem freien Land. Bei einem Kabelnetz ist die Paketfehlerrate messbar nahe Null, bei einem WLAN, nun ja, abhängig von … und … in der Regel nicht nachvollziehbar, wer hat schon die Möglichkeit alle potenziellen Störer einzupeilen und dann irgendwie auszuknipsen.
Die schlechten Nachrichten gehen aber noch weiter. Im LAN hat jedes Endgerät die vollen 100 MBit für sich, im WLAN teilen sich alle Endgeräte eine „Wolke“. Überträgt einer, haben alle anderen Sendepause. Würden alle Endgeräte voll Daten übertragen, und bekäme jedes etwa die selbe Bandbreite, müsstest Du die reale Übertragunsrate, die Dein WLAN leisten kann, durch die Anzahl der Endgeräte teilen. So lange Du mit dem Fernseher nur einen datentechnischen Großverbraucher hast, mag das kein Problem sein. Hast Du aber dero noch einen, z.B. ein PC der auch einen Film abruft, oder ein Backup macht, müssen sich die beiden die Bandbreite teilen, oder anders rum, jeder bekommt noch die Hälfte.
Und Du planst, einen Repeater einzusetzen. Bequem alle Mal, aber datentechnisch nicht gut. Der wird auch Teilnehmer der selben Wolke, und sendet Daten wie verrückt weil er dazu da ist - er halbiert also die zur Verfügung stehende Bandbreite für die Endgeräte schon mal von Haus aus. Es gibt daher einige hochpreisige Modelle mit 2 Transceivern, hast Du Dir so eins augekuckt, und wenn ja, ist in Deinem Luftraum noch genügend Platz für ein zweites schnelles WLAN? Auf dem Land … ziemlich sicher, in der Stadt … meistens eher nicht.
Fassen wir zusammen. Jeder Vorhersage einer Datenrate für ein fremdes Gebäude, und daher auch eine Aussage „geht“ oder „geht nicht“ oder „geht manchmal“ ist reine Spekulation. Man bestellt sich daher sinnvoller Weise ein Gerät seiner Wahl im internet und testet es im eigenen Haus aus, Für eine ausreichend gute Beuteilung reichen 2 PCs mit Iperf und einer mit WLAN und der INSSider Software.
WLAN zieht gegen Kabel in jeder Beziehung den Kürzeren. Unter idealen Bedingungen kann es dennoch ausreichend gut sein, man braucht ja nicht unbedingt „perfekt“, „gut genug“ reicht auch. Es hat aber, darüber muss man sich klar sein, vergleichsweise eingeschränkte Diagnosemöglichkeiten und, wenn man die Geschwindigkeit aausreizen muss nur einen hauchdünnen Sicherheitsrahmen. Daher wird es immer ein Sensibelchen bleiben, und genau genommen müsste man bei jeder Neuanschaffung eines Gerätes, das auch funkt, erst mal zittern und seinen Einfluss aufs WLAN ausmessen, und das auch bei Geräten die der Nachbar anschafft durchsetzen.
Und selbst davon abgesehen teilen sich alle Deine Endgeräte eine WLAN Wolke und eine Bandbreite. Wenn Du alleine lebst, ist das kein Problem, dann kannst Du das gut steuern. Hast Du so wie ich noch 4 Teenies und eine Frau im Haus, und sonst noch einen Haufen PCs und anderes Zeugs, dann entbrennen über kurz oder lang Verteilungskämpfe um die WLAN Bandbreite, oder Du wirst - als der Experte - ständig angemault, dass da was kaputt sein muss, weils mal wieder ruckelt, und in Geschwisterkriege hineingezogen.
Und ich hatte außerdem (mit DLAN, aber da sind die vrehältnisse ähnlich wie beim WLAN) einen Horrortrip der besonderen Art mit einem WD TV Live Media Player, der sensibelst auf Paketfehler reagiert. Er ist deshalb ständig abgestürzt, manchmal bis zu 3,4 Mal pro Film. Am Kabel läuft er seint Monaten stabil.
Was ich damit sagen (und begründen) wollte: mach Dir um die Geschwindigkeit der LAN Schnittstelle keine Gedanken, was immer da drinnen steckt wird niemals ein Problem werden.
Es wären eher die anderen „Abers“ die mir Sorgen machen würden.
Gruss Amrin.-