Ich würde gerne wissen ob es im Koran eine sure gibt welche man mit dem Schöpfungsautrag in der Bibel vergleichen kann …
Vielen Dank
Ich würde gerne wissen ob es im Koran eine sure gibt welche man mit dem Schöpfungsautrag in der Bibel vergleichen kann …
Vielen Dank
Hi,
ganz schnell war es ergoogelt: http://www.religionen-entdecken.de/lexikon/s/schöpfungsgeschichte-des-islam
die Franzi
Hallo,
mit „Schöpfungsauftrag“ meinst du die im christlichen Sprachgebrauch übliche Bezeichnung für die Passage im ersten (texthistorisch zweiten) jüdischen Schöpfungsmythos 1. Mose 1.28:
„… seid fruchtbar und vermehrt euch und füllt die Erde und unterwerft sie (hebr. כבשה khib’šuha, Septuaginta κατακυριεύσατε katakyrieusate) und herrscht (hebr. רדן redu, LXX ἄρχετε archete) über die Fische des Meeres …“.
Diese Formulierung wird so im Qur’an nicht wiedergegeben. Aber sehr wohl gibt es - in zahlreichen Suren bzw. einzelnen Versgruppen verstreut - viele (meist eher zusammenfassende) Erwähnungen von Details sowohl aus dem 6-Tagewerk, als auch aus dem zweiten (texthistorisch früheren) sog. Paradiesmythos.
Aber dabei ist das Herrschaftsverhältnis, das sich im hebr. כבש khabaŝ = „unterwerfen“ und רדה radah „(königlich) beherrschen, regieren“, ausdrückt, in der Regel umgekehrt: Es ist vielmehr der Schöpfer selbst, der nach dem Werk auf dem königlichen Thron sitzt und seine Herrschaftstätigkeit beginnt, wie z.B. in Sure 25.59. Die Geschöpfe haben jedoch bei den meisten quranischen Bezugnahmen sowohl auf 1. Mose 1.1ff als auch auf 1. Mose 2.4ff die Aufgabe, dem Menschen zu Diensten zu sein (unter anderem auch zu seinem Genuß und zu seiner Freude).
Gruß
Metapher
Mit Franzis Hinweis auf eine kitschige und sachlich irreführende Seite für Schulkinder ist es sicher nicht getan. Ich kann das komplexe Thema hier aus Zeitgründen natürlich nicht mal im Ansatz ausschöpfen, versuche aber ein paar wesentliche Dinge darzustellen. Der koranische Schöpfungsauftrag an Adam wird vor allem in Sure 2,30 angesprochen, indem dieser als Statthalter (chalifa = Kalif) bestimmt wird:
Und als dein Herr zu den Engeln sagte: „Ich bin dabei, auf der Erde einen Statthalter einzusetzen“, da sagten sie: „Willst Du auf ihr etwa jemanden einsetzen, der auf ihr Unheil stiftet und Blut vergießt, wo wir Dich doch lobpreisen und Deiner Heiligkeit lobsingen?“ Er sagte: „Ich weiß, was ihr nicht wisst.“
Hier ergeht der Auftrag der Statthalterschaft ´auf Erden´ an Adam und nicht, wie es die o.g. Kinderseite irreführend behauptet, an „die Menschen“. Zu diesem (virtuellen) Zeitpunkt ist Eva ja noch gar nicht geschaffen (dann natürlich aus Adam heraus). Im Unterschied zur koranischen Darstellung ergeht der biblische Schöpfungsauftrag in Gen 1,28 an beide Menschen, Adam und Eva („Macht euch die Erde untertan“).
Dann lehrt Allah in 2,31 Adam „alle Namen“, womit die magische Macht, die das Wissen um einen Namen im altorientalischen religiösen Denken hatte, zum Ausdruck kommt. In der Genesis ist es Adam, der in 2,20 in eigener Initiative allen Tieren Namen gibt.
Als Allah in 2,34 die missgelaunten Engel (siehe oben) auffordert, sich vor dem neu geschaffenen Adam (ohne Eva, wohlgemerkt) niederzuwerfen, weigert sich der Engel Iblis (= Satan). Die Forderung wird auch an anderen Stellen im Koran erwähnt, z.B. 38,71-72):
Es ist mein Wille, einen Menschen (Adam) aus Ton zu erschaffen. Und wenn ich ihn gebildet und Meinen Geist in ihn eingehaucht habe, dann fallt vor ihm nieder.
In Sure 38,76 begründet Iblis/Satan seine Weigerung so:
Ich bin besser als er; Du erschufst mich aus Feuer und hast ihn aus Ton erschaffen.
Als Konsequenz aus dieser Konstellation wird das Verhältnis zwischen dem Mensch und Satan von Allah für alle Zeiten verflucht:
2,36: Wir sagten: „Geht fort! Einige von euch seien der anderen Feind…"
Ich erwähnte das alles das, weil es narrativ in den direkten Kontext des Schöpfungsauftrags von 2,30 gehört, da Adams Aufgabe als Statthalter Allahs ´auf Erden´ seinen Status über die Engel erhoben und damit Iblis/Satans Widerstand herausgefordert hat, was dessen Verführerrolle zum ´Bösen´ provoziert.
Etwas Wesentliches muss betont werden: Die ´Statthalterschaft auf Erden´ wird nicht ´den Menschen´ verliehen, sondern dem ´ersten Propheten´ Adam. Es sind also nicht ´die Menschen´, die von Allah den Schöpfungsauftrag erhalten, sondern die prophetischen Mittlerfiguren zwischen Allah und den Menschen, die den Regeln zu gehorchen haben, die ihnen von den Mittlerfiguren/Propheten mitgeteilt werden. Nicht ´der Mensch´ ist Statthalter, vielmehr manifestiert sich diese Funktion in einer hierarchischen Kette, die von Allah über die Propheten, in erster Linie natürlich Mohammed, bis zu den ´Kalifen´ reicht, die in Mohammeds Nachfolge die Erde zu regieren bestrebt sind.
´Weiß ich nicht, aber es ist sicher, dass wir Gottes Kinder heißen sollen (1.Joh.3,1).