Liebe Experten, kann mir jemand von euch einen Hinweis geben, um welche Sprache es sich hier handelt?
Der Text steht auf einem Überwurf. Oder sind das nur Verzierungen? Die Zeichen jedenfalls sehen sehr symmetrisch aus. Vielen Dank im Voraus!
Liebe Experten, kann mir jemand von euch einen Hinweis geben, um welche Sprache es sich hier handelt?
Das Schriftband ist symmetrisch/spiegelbildlich: Das Symmetriezentrum ist hier das Zeichen ganz links, das wohl kein Buchstabe ist. Das eigentliche Wort ist in dem Bildausschnitt zu sehen.
Die Schrift ist Ge’ez (oder auch „äthiopische Schrift“). Die Sprache mutmaßlich amharisch. Die Buchstaben sind allerdings extrem ornamentalisiert. Die Zeichen sind Konsonanten, die zugehörigen Vokale werden an verschiedenen Stellen des Konsonaten durch diakritische Zeichen angehängt, die aber in dem Ornament kaum identifizierbar sind.
Gruß
Metapher
Hallo Metapher,
vielen Dank, eine interessante Antwort und eine große Hilfe!
Beste Grüße!
Metapher ist ein echtes Genie. Er kennt sich mit allem gut aus.
Wäre schön, noch etwas Weiteres zu dem Umhang(?) zu erfahren. Wo hast du ihn her? Und vielleicht ein Foto von dem ganzen Stück?
Umhang(?)
Ich wette auf Teppich
Unwahrscheinlich - einen Teppich würde man nicht als
bezeichnen (siehe https://www.duden.de/rechtschreibung/Ueberwurf:
1. loser Umhang, Mantel; loses Gewand, das über anderer Kleidung getragen wird
2. (österreichisch und schweizerisch, sonst landschaftlich) Decke, die als Zierde über Betten o. Ä. gelegt wird)
Gruß
Kreszenz
Gerne, auch wenn ich nicht viel mehr dazu sagen kann. Er stammt von einer Tante aus der Schweiz, die ihn dort auf einem Flohmarkt gekauft hat. Ich würde das Stück als Überwurf bezeichnen, den man vielleicht über ein Möbel legt. Am rechten Rand des Bildes seht ihr, dass es ein dünner Stoff ist - also eher kein Teppich.
Wow! Ein interessantes Stück.
Da es
ein dünner Stoff
ist, und am Bildrand rechts unten Fransen zu erkennen sind (?), möchte ich vermuten, daß es sich um eine feierliche Tischdecke handelt. Oder um eine Decke für einen (jedenfalls lehnelosen) Diwan. Der Grundriss ist rechteckig. Für eine Tischdecke spricht auch, daß die Schriftzüge (von denen oben die Rede war) nach außen orientiert sind, nicht nach innen: Sie sind dann der Überhang, der von der Tischseite aus lesbar ist.
Die Ornamentik ist zweifellos orientalisch, auch das ziemlich komplexe Rankenmuster in allen vier Ecken. Die anderen Ornamente teils nordafrikanisch, teils auch persisch (woher ja die arabische, später islamische Ornamentik ihren Ausgangspunkt hatte).
Meine Neugier betraf hauptsächlich die schriftartige Musterung am oberen Rand deines ersten Photos. Die kann ich keiner bekannten Schrift zuordnen. Nun zeigt sich auf dem hiesigen Photo Folgendes:
1: Das Zeichenband besteht aus 5 Teilstücken (im vorderen Bildteil), jeweils unterbrochen von einem kreisförmig umrahmten Zeichen. An den Seiten der Decke aus 4 Teilstücken.
2: Das Zeichenband ist bezüglich der Hauptachse der Decke komplett symmetrisch. D.h. die Zeichenfolge ist von der Deckenmitte aus nach rechts außen spiegelbildlich dieselbe wie die nach links außen. Also anders als die Zeichenfolge der großen ge’ez Schrift, die sowohl in dem rechteckigen Zeichen (das einen Worttrenner darstellt) als auch in dem amharischen Buchstaben „Š“ (Shaut, der wie ein großes W aussieht) eine Spiegelachse hat.
3: Wenn man aus dem Zeichenband die 1. und die 2. Partie vergleicht (beide von rechts nach links „gelesen“):
dann sieht man, daß sie um die horizontale Achse gespiegelt sind: Der erste Schriftzug steht gegenüber dem zweiten auf dem Kopf. Dasselbe dann nochmal (spiegelbildlich) auf der rechten Seite des vorderen Randes der Decke.
4: Eine seltsame Attitüde, wenn es sich tatsächlich um einen „Text“ handeln sollte in einer mir nicht erkennbaren Schrift. (Ge’ez ist jedenfalls ganz sicher nicht). Zumal einige der Zeichen durch seltsame Bänder zusammengeschlossen sind.
Und, um das Ei zum Schluß noch rund zu machen:
Die Ge’ez-Buchstabenfolge in dem amharischen Schriftzug (siehe oben), die ich zu erkennen glaube, ist:
ዞ ዘ የ ሠ zo-za-ya-Ša („sosajaSHA“, das letzte größer geschrieben, weil der Buchstabe größer gewebt ist). Meine Lexika rücken aber keine Erkenntnis dazu raus. Vielleicht ist es ein Akronym für einen bekannten Spruch.
Schönen Gruß
Metapher
addendum:
ዞ ዘ የ ሠ ሀ = zo-za-ya-ŠaHa (sosaya ShaH). Der Buchstabe unter dem großen Š gehört ja dazu.