Welchen Genauigkeitsbereich hat das absolute Gehör?

Guten Tag!

Leute mit absolutem Gehör hören eine bestimmte Tonhöhe bis auf 10 Cents, aber mindestens auf 100 cents genau.

Kann man das so stehen lassen? Oder sind 100 Cents zu hoch angesetzt?

In dem Wikipedia-Artikel „Absolutes Gehör“ (abgerufen am 26.12.2016) ist zu erfahren:

So können manche Absoluthörer den richtigen Ton auf wenige Cents genau vorhersagen, während andere lediglich auf einen Halbton (hundert Cents) genau hören.

Wer das absolute Gehör hat kann den Kammerton A ohne Stimmgabel bestimmen und wiedergeben und somit auch nach Gehör Instrumente stimmen.
ramses90

Hallo!

Vorab, ich habe nicht wirklich Ahnung von der Materie.

Aber wenn man sich da ein wenig einliest, so lautet die einfachste und allgemeine Definition doch, daß eine Person mit absolutem Gehör einem Ton die korrekte Note zuweisen kann. Dafür muß sie also mindestens die Halbtöne unterscheiden können, also mindestens auf 100Cents genau hören können.

Damit wäre deine Aussage korrekt.

stimmt so, was die Vorposter schreiben. In welchem Cent-Bereich sich das abspielt weiß ich nicht, die Erfahrung zeigt aber, dass die meisten Absoluthörer sehr, sehr genau hören.

nochwas dazu: das Gegenteil von „absolut hören“ ist nicht „nicht absolut hören“ sondern „relativ hören“. D.h. auch wenn Absoluthörer sehr genau hören, heißt das nicht, dass sie automatisch besser hören als Relativhörer. Absolut zu hören ist wohl angeboren, aber „gut“ oder „genau“ zu hören ist vor allem Trainingssache.

Äh, ja, danke… und wieviel Hertz hat der noch …? (um auf die Frage des Ursprungsposters zurückzukommen …

Das stimmt auch nur ungefähr …

Sebastian

Das absolute Gehör hat auch mit Erfahrung zu tun. Es muß nicht unbedingt angeboren sein.
Für Musiker mit absolutem Gehör ist dies nicht unbedingt nur ein Vorteil.

Hier wurde ein ziemliches Durcheinander veranstaltet.
Zunächst: Das „absolute Gehör“ hat nichts mit Musikalität zu tun; es ist eine Erinnerungsfunktion. Es heißt so, weil es losgelöst (lat. absolvere=ablösen) vom musikalischen Zusammenhang festgelegte Tonhöhen erinnert.
Das „absolute Gehör“ ist trainierbar. Wer es von Geburt an hat, ist als Musikerin oder Musiker ziemlich arm dran. Warum? Die Stimmung des Kammertons a reicht von 438 Hz bei Palestrina bis 444 Hz bei Karajan. Die „absoluten Tonhöhen“ sind also im Laufe der Jahrhunderte immer höher geworden. Eine Freundin (Sopranistin) hat ein absolutes Gehör, das den Kammerton immer auf 438 Hz hört. Jede (heute übliche) Stimmung kommt ihr „falsch“ vor. De Folge davon ist, daß sie streßfrei nur noch in Renaissance- und Barockensembles singen kann. Man kann durchaus sagen, daß das absolute Gehör - bedenkt man diesen Umstand - eine besondere Form einer Körperbehinderung darstellt.
Entscheidend für „Musikalität“ ist ein gutes relatives Gehör, das heißt, zu hören, wie zusammenklingende oder nacheinanderklingende Töne sich aufeinander beziehen (von lat. relatio=Verhältnis). Viel nützlicher und auch viel trainierbarer als das sog. „absolute Gehör“. Es macht unglaublich Spaß, diese Fähigkeit zu trainieren, zu hören, was in einem spätromantischen Stück (z.B. von Anton Bruckner) harmonisch geschieht.
Zum Stimmen eines Instruments brauche ich selber einen Referenzton, danach stimme ich „nach Gehör“. Meist stimmt der Referenzton mit dem erinnerten Ton ungefähr überein; dies wäre das erinnerte absolute Gehör, das bei mir sehr ungenau ist. Zu tief, wenn deprimiert, zu hoch, wenn heiter. Ich finde das ganz ok so.