Welchen Sinn hat es das längst Verdrängtes plötzlich “auftaucht“?

Hallo an alle,

ich merke wie mich meine Medikamente (Antidepressiva) relativ gut stabilisieren.

Und nun habe ich das Bedürfnis ALLES aus meinem Leben jemandem zu erzählen.

Ich habe sehr, sehr viel Mist erlebt, um es nett auszudrücken und spüre in mir so einen brodelnden Vulkan der verdrängten Gefühle…

Langsam aber sicher bahnt sich alles seinen Weg an die Oberfläche sozusagen.

Ich muss nochmal erläutern, dass ich in meinem Leben hauptsächlich durch Dissoziation gut funktionieren konnte und gar nicht mehr gewusst habe, was in meinem Leben so alles war.

Deshalb habe ich trotz meiner Vergangenheit viel erreicht…

Dann eines Tages tauchte, ausgelöst durch einen Trigger, alles wieder auf. Ich dachte ich werde verrückt…

Flashbacks, Intrusionen, Alpträume, Panikattacken und schwere Depressionen welche irgendwie plötzlich da waren, plagen mich seitdem. Obwohl es wirklich bergauf geht mittlerweile…

Ich habe seitdem ein Gefühl der Leere und des Persönlichkeitsverlustes. Ich bin nicht mehr die, die ich einmal war… mein Psychiater meint, das ist auch nicht erstrebenswert, weil mein altes Ich mich nun so fühlen lässt…

Ich frage mich, warum das Verdrängte plötzlich auftaucht? Was hat es für einen Sinn?

Es wäre doch viel leichter,wenn es einfach archiviert wird sozusagen, oder weg ist. Dann stört es nicht mehr. :wink:

Vielleicht hat jemand eine Idee dazu…

P.s ich habe schon mehrere Therapeuten rausgesucht und morgen versuch ich einen Termin zu bekommen. Was natürlich dauern kann…leider…

Lg norma

Servus,

uffbasse!

Versuche vor allem, sehr schnell einen Termin beim behandelnden Arzt zu bekommen - man kann das auf die Entfernung nicht sagen, aber es könnte gut sein, dass da mit der Medikation etwas nicht läuft wie es sollte.

Schöne Grüße

MM

Häh? :wink:

Nein es geht mir durch die Medikamente besser. Ich kann alles besser kanalisieren sozusagen. Die anderen Beschwerden habe ich ja schon länger…

Gut geht es mir noch lange nicht. Ich möchte einfach wieder normale Affekte haben sozusagen.

(Meine Frage ist ja, welchen Sinn das ganze hat?)

Lg nj

Verdrängtes will verarbeitet werden. Jetzt scheinst du dafür bereit zu sein.
War bei mir genauso: Wenn du soweit bist, kommt es hoch und präsentiert sich dir mit einer Vehemenz, die du nicht mehr verdrängen kannst.
Kann sein, dass es dich nochmal runterzieht, dafür hast du dann hoffentlich den Therapeuten.

Hab keine Angst!

Wenn du das mit einem guten Therapeuten vernünftig aufarbeitest, kann dein Leben so schön und unbeschwert werden - und gleichzeitig lernst du soviel über dich selbst, auch, was für ein toller Mensch du bist!
Lass dich drauf ein und glaube daran, dass du da rauskommst!! Diesen Glauben darfst du nie verlieren, auch wenn noch ein paar Täler zu durchschreiten sind.

Ich rufe dir das von der Anhöhe zu, auf der ich jetzt stehe, nachdem ich all die Täler hinter mich gebracht habe.
Auch auf dich wartet ein Gipfel!

Alles Gute!!!

Gruß, Diva

Dankeschön, das macht mir sehr viel Mut. :blush:

Kann bei einer Therapie auch was schiefgehen? Das wär blöd. Das dumme sind echt die langen Wartezeiten.

Aber ich frage mich immernoch, warum Verdrängtes nicht verdrängt bleiben kann. Was steckt da für ein Sinn dahinter?

Lg norma

Das freut mich sehr!

Ich glaube, es hat keinen Sinn, das ist einfach so :wink:

Es gibt ja viele verschiedene theoretische Modelle, die das erklären.
Klassisch tiefenpsychologisch ist es der „Normalfall“, also quasi Leben im default-Modus, dass man ziemlich ‚durchlässig‘ ist. Nur wenn die psychischen Gegebenheiten es erfordern, dass bestimmte Dinge verdrängt oder andersartig abgewehrt bleiben müssen, bleiben sie unter Verschluss, allerdings unter nicht wenig psychischem Aufwand.
In dem Moment, in dem man stabiler wird, brauchts den Aufwand nicht so und Dinge können an die Oberfläche kommen.
Ist in Psychotherapien übrigens auch schön zu beobachten, wie Dinge aus Themenkreise plötzlich auftauchen, weil man an sachlich völlig anderen Themenkreise Fortschritte erzielt hat.
(Auch deshalb muss man in der Therapie keineswegs jeden Themenkreis für sich abklappern, sondern springt guten Gewissens munter herum. Das war ja auch mal eine Frage von dir.)

Das ist übrigens ziemlich positiv, dass du das spüren kannst.
Gibt dir eine gute Prognose und lässt in mir die Hypothese aufsteigen, dass es bei dir eher um konkrete Traumatisierungen geht als um Borderline als genereller Entwicklungsstörung.
Beides steht bei dir, so wie ich dich hier mitbekomme, ja im Raum.

Richtig deutliche Borderliner spüren verdrängte Gefühle eigentlich gar nicht, sondern agieren sie nur ständig aus. Stark und früh Traumatisierte haben vieles mit Borderlinern gemeinsam, bei denen ist eine etablierte Verdrängungsabwehr vor den Spaltungen (Dissoziationen) infolge der Traumatisierung aber schon mal etabliert gewesen, so dass man da viel verschüttete „Gesundheit“ aufdecken kann, während man mit deutlichen Borderlinern vieles erstmals entwickeln muss.

Gruß
F.

Okay, dann ist es einfach so.

Ich weiß auch nicht, ich bin eher schüchtern aber lebhaft zugleich. Wenn es mir gut geht. Keine Ahnung…Borderline…ads/adhs Mischtyp oder DDNOS, wer weiß was bei mir wirklich Sache ist. Irgendwie bekomme ich überall nur Diagnosen, aber keine Lösungen.

Ich kämpf mich weiter durch.

Danke und gute Nacht :wink:

Lg nj

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Das darfst du nicht so dichotom sehen … Diagnosen sind auch nur Arbeitshypothesen für Lösungsansätze. Es muss halt was auf den Weg gebracht werden, aber das scheint mir bei dir derzeit eh in eine gute Richtung zu laufen.

Auch dir Gute Nacht!
F.

der offenbar ziemlich plötzlich und heftig aufgetretene Drang, ununterbrochen jemandem was zu erzählen, kann sich aus der Nähe als sehr posititve, aber auch als problematische Entwicklung zeigen. Deswegen der Vorschlag, mal kurz den behandelnden Arzt aufzusuchen, der aus seiner Warte einen besseren Eindruck haben kann als irgendjemand weit weg in einem anonymen Forum.

Einen Sinn?

Einen Sinn hat das nicht, so wenig wie Beethovens fünfte Symphonie oder Lammrücken mit Auberginen-Zucchini-Gemüse oder eine Wanderung in der Wutach-Schlucht einen Sinn haben.

Schöne Grüße

MM

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Die erste Frage dazu lautet: Warum wird überhaupt verdrängt?

Das lässt sich relativ einfach erklären:
Dinge, die wir zunächst nicht verarbeiten können, werden solange im Unterbewusstsein eingelagert, bis sie bearbeitet werden können. Und traumatische Erlebnisse müssen wir verarbeiten, um sie als Teil unseres Lebens ins unser Dasein integrieren zu können. Wenn das nicht sofort gelingt, wartet die Seele auf einen anderen Zeitpunkt.

Das Blöde daran ist, dass diese Erfahrung unsere weitere Existenz beeinflusst. Das Einlagern stellt halt nicht den Zustand her, als ob nichts passiert wäre.
Es ist eine Schutzfunktion, denn es gibt Situationen, in denen wir schlimme Erlebnisse nicht bearbeiten können - beispielsweise, wenn sich viele schlimme Ereignisse aneinanderreihen.

Die Seele baut Schutzmechanismen auf, damit man trotz dieser Erlebnisse weiterleben kann. Es ist nur keine unbeschwertes Weiterleben mehr.

Leider ist es auch so, dass die Strategien, die man als Kind dafür entwickelt hat, dann im Erwachsenenleben nicht mehr so funktionieren.

Man macht dann als Erwachsener die Erfahrung, dass man immer wieder die gleichen „Fehler“ macht, ohne zu wissen, warum. Dann ist es Zeit für eine Therapie. In der Therapie kann man herausarbeiten, was einen verletzt oder traumatisiert hat, warum man sich so verhalten hat, wie man es bislang getan hat - und welche Alternativen man in der Zukunft hat.

Für mich ist das immer wieder spannend gewesen zu sehen, was mit mir so los war. Ich war immer bereit, hinzusehen. Das war ein langer Prozess, aber dafür stehe ich heute - nach Jahren - an so einem tollen Punkt in meinem Leben, dass ich alles, was passiert ist, wertschätzen kann.
Ohne das geht es nicht.
Wenn du inneren Frieden gefunden hast, kannst du alles aus Gottes Hand nehmen, was dir in deinem Leben passiert ist. Und andersrum wird auch ein Schuh draus: Wenn du alles annehmen kannst, wie es passiert ist, dann wirst du dadurch inneren Frieden finden.

Persönlichkeiten werden nicht geformt durch eine rosarote Kindheit. Guck dir mal Menschen mit Charakter an - die sind alle durch etwas durchgegangen! Nimm dein Päckchen, pack es aus und nimm es als Geschenk an.

Ein kleiner Videotipp (sofern du Englisch kannst): „One Life“, eine Video-Reportage und Interview von Joyce Meyer. Sehr inspirierend! (besonders ab Minute 40).

Was mich bei dir an mich erinnert ist deine schönungslose Offenheit hier bei www.
Du stellst immer wieder Fragen, du willst wissen, du willst vorankommen. Genau das braucht es, um alles zu überwinden, und du hast es bereits.

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Vielen Dank! :wink: lg nj

Ja offen bin ich, aber das bin ich nur hier…:grin:…ist eben alles anonym. Im Real life, spiele ich immer meine Rollen. Aber auch nicht immer. Es ist wie es ist.

Lg nj

Ich meinte damit die Offenheit in der Therapie. Da ist die wirklich wichtig.

Ja klar, da bin ich offen. :wink:

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