Welchen Wert hat der Berufsabschluss kaufmännischer Assistent

Hallo meine Lieben,

gestern war ich lauschender Teil einer hitzigen Diskussion, zu der ich selbst leider wenig beitragen konnte.
Eine Bekannte kann folgendes vorweisen:

  • Ausbildung zur kaufmännischen Assistentin (resultiert glaube ich aus BK1 und BK2)
  • Vordiplom Tourismus-BWL
  • mehrere Jahre Berufserfahrung in kaufmännischen Tätigkeiten.

Nun hatte sie Probleme eine Anstellung zu finden und war furchtbar verärgert, weil man ihr bei der Agentur für Arbeit sagte, sie solle erst mal einen besseren kaufmännischen Abschluss machen.
Irgendwer sagte „Klar, das ist in Summe weniger wert als eine geprüfte Bürokauffrau“ und schon ging das Theater los.
Sie selbst ist der Meinung, ihre Ausbildung wäre deutlich darüber, allein schon wegen dem Vordiplom… andere sehen sie auf gleicher Stufe, wieder andere nur als kaufmännische Hilfskraft oder Sekretärin.

Was ist denn nun wirklich richtig?

Hallo Tobias,

was ist BK1 und BK2, und WAS für kaufmännische Assistentin? Ich kenne schon zwei verschiedene (für Wirtschaftsinformatik und für Fremdsprachen und Korrespondenz), möglicherweise gibt’s noch weitere.
Was ich dir aber sagen kann: das ist eine schulische Ausbildung, mehr oder weniger ohne jeglichen Praxisbezug (es wird zwar auch „Praktisches“ in der Schule gemacht, aber das ist nichts im Vergleich zur Praxis eines Auszubildenden während der dreijährigen Ausbildung). Das ist etwas für Leute, die nach der mittleren Reife keinen Ausbildungsplatz bekommen haben aber natürlich noch schulpflichtig sind.

Es hatte schon seinen Grund, warum das Vordiplom kein berufsqualifizierender Abschluss war. Ich selbst habe auch beim Bachelor meine Zweifel, aber das steht hier nicht zur Debatte.
Warum hat sie das Studium nicht zu Ende gemacht, doch etwas überfordert gewesen?

Einbildung ist auch eine Bildung …

Das wäre auch meine persönliche Einschätzung.

Gruß
Christa

Hallo Christa,

welche RIchtung genau oder warum das Studium nicht beendet wurde, weiß ich leider auch nicht.
War wie gesagt nur unfreiwilliger Teilnehmer der Diskussion und dann aus persönlicher Neugier daran interessiert zu erfahren, was eigentlich richtig ist.

Hi

Kaufmännischer Assistent ist kein Berufsabschluss - wie der Name irgendwie schon sagt ist man damit befähigt einem ausgebildeten Kaufmann zu assistieren…

Ein Vordiplom ist kein Berufsabschluss … das ist gerade mal ein Hinweis drauf dass man ggf das Studium zu Ende bringen könnte, wenn man es denn könnte.

Ohne abgeschlossene Berufsausbildung ist sie auf dem Arbeitsmarkt ein ‚Muster ohne Wert‘ wird also nur als ungelernte Hilfskraft eingestellt und bewertet

Sie sollte ein/e Ausbildung/Studium erfolgreich abschliessen… dann steigt auch ihr Arbeits-Markt-Wert

Gruß h

Das ist in Deutschland ein „Hilfsarbeiterdiplom“ mit grosser Klappe (und oft nichts dahinter).
Bei so einer Konstellation graust es jedem (Personal-)Chef.
Die ARGE liegt da völlig richtig.

Allein ein gutes Arbeitszeugnis mit qualifizierter Tätigkeitsbeschreibung könnte da was retten.
Aber selbst dann ist es in Deutschland schwierig bis unmöglich ohne Diplom oder Abschluss einer richtigen Berufsausbildung einen passenden Job zu bekommen.

Also hat sie quasi die Qualifikation als Sekretärin und das abgebrochene Studium nach dem Vordiplom wird von Personalern zudem negativ ausgelegt?

Nein hat sie nicht. Kaufmännische Assistentin ist eine schulische Ausbildung ohne jeden Praxisbezug und wird obendrein noch von Bundesland zu Bundesland anders bewertet. Siehe hier.
Wie gesagt, mit einem vernünftigen Arbeitszeugnis und vor allem praktischer Erfahrung hat sie die Chance auf einen guten Job. Die meisten AG möchten eine Bürokauffrau bzw. Kauffrau für Bürokommunikation, wie es seit einiger Zeit heißt. Das Vordiplom kann sie sich in die Haare schmieren.

Data

Nicht einmal das …

Hallo,

kleine Korrektur. :wink: Es gab Bürokaufleute und Kaufleute für Bürokommunikation, die aktuelle Bezeichnung ist Kaufleute (also Kaufmann/Kauffrau) für Büromanagement.

Und zum

Das wollte ich auch noch schreiben, denn eine „Sekretärin“ (den Ausbildungsberuf gibt’s ja nicht, es sind die von dir angesprochenen Berufe) hat auch neben der Schule ihre dreijährige Berufserfahrung, wo sie speziell auf den Beruf vorbereitet wurde und nicht nur

ohne jegliche Anleitung eines Ausbilders vorzuweisen hat.

Viele Grüße
Christa

Verstehe… nun steht in Wikipedia allerdings das hier:

„Die Ausbildung zum Kaufmännischen Assistenten wird als eine berufliche Erstausbildung angesehen. Die Berufsausbildung zum Kaufmännischen Assistenten vermittelt Wissen zu den Fachschwerpunkten Wirtschaft, Sprachen und Datenverarbeitung.
Bei dem Ausbildungsgang zum Kaufmännischen Assistenten handelt es sich
um eine landesrechtlich geregelte schulische Ausbildung an Berufsfachschulen.
Die Ausbildung wird je nach Bundesland auch unter der Bezeichnung
Wirtschaftsassistent mit einem entsprechenden Zusatz angeboten.
Die Voraussetzung zu dieser vollzeitschulischen kaufmännischen
Ausbildung ist eine abgeschlossene mittlere Reife oder ein als
gleichwertig anerkannter Abschluss. Die Ausbildungsdauer beträgt zwei
Jahre. Wird die Fachhochschulreife zum Bestandteil der Ausbildung, so
beträgt die Dauer drei Jahre. Diese Vorgaben der KMK wurden in den
Bundesländern unterschiedlich umgesetzt. In Bayern wird nur eine
zweijährige Ausbildung angeboten - das Fachabitur muss man anschließend
in einem Jahr auf der Berufsoberschule erwerben. In NRW gibt es eine
zweijährige Ausbildung nur für Hochschulzugangsberechtigte. Kandidaten
mit mittlerem Schulabschluss besuchen die dreijährige Berufsfachschule
bis zum Berufsabschluss mit Fachabitur.“

Also doch eine anerkannte Berufsausbildung?

Tobias,

was du dort zitiert hast, ist die Theorie. Ich habe dir aus der Praxis berichtet. Fakt ist, ich kenne keinen einzigen kaufmännischen Assistenten für Wirtschaftsinformatik, der in seinem „Beruf“ arbeitet, und ich habe immerhin 4 Generationen von ihnen unterrichtet.
Ich dachte, bei denen für Fremdsprachen und Korrespondenz sähe es besser aus, bis mich eine Kollegin, die in dem Bereich unterrichtet, „aufgeklärt“ hat, dass die allerwenigsten von ihnen in dem „Beruf“ arbeitet.

Gruß
Christa

Ah ok… für mich ist die ganze Thematik Neuland, daher habt bitte Verständnis, wenn ich etwas begriffsstutzig wirke.
Aber ich denke, so langsam versteh ich es…

Der kaufmännische Assistent ist zwar eine von staatliche Seite anerkannte Berufsausbildung, rangiert wertmäßig jedoch unter dem geprüften Kaufmann und wird im praktischen Leben nicht wirklich ernst genommen sondern als Hilfsarbeiter-Qualifikation betrachtet.

So in etwas richtig?

Danke, ist an mir vorbeigegangen, die Bezeichnungen haben in den letzten Jahren fast inflationär gewechselt. Mal schauen, wenn wir einmal in der Runde sind, geht’s wieder mit der Sekretärin los, natürlich muss erst noch ein Ausflug ins Englische gemacht werden; Büromanagement haben wir ja schon. Hast du nicht einen Vorschlag? Consultant Office oder was anderes Schönes, was kein Mensch halbwegs vernünftig übersetzen kann?

Data

Genau so sehe ich das auch. Die Ausbildung zum Kaufmann ist ja schon nicht gerade besonders anspruchsvoll. Und wenn es da dann nur zum „Assistenten“ eines ausgebildeten Kaufmanns reicht dann ist das nicht gerade sehr viel.

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Ist es schon, hat ja auch keiner bezweifelt. Nur eben keine sehr tiefgehende oder/und flexible. Und an der entsprchnden Stelle bei Wikipedia steht „vermittelt Wissen zu…“ nichts von wegen tiefgehend etc., und aufgelistet sind dann auch sehr allgemeine Gebiete.

die Franzi

Servus,

im vergangenen Jahrhundert wurde im Zuge der inflationären Abwertung des Hauptschulabschlusses und der Generallinie, dass „wir“ im Westen viel mehr höher Qualifizierte haben als die dummen Brüder und Schwestern aus der Sowjetzone, für diesen Zusammenhang der Beruf „Bürokaufmann“ erfunden, der ab und zu formal aufgewertet wurde, aber inhaltlich von Anfang an nur hieß: „Kann im Wesentlichen Lesen und Schreiben, beherrscht die vier Grundrechenarten mit zweistelligen Zahlen und kann alphabetisch ablegen, wenn man daran erinnert, dass die Joseph Hirnbein GmbH nicht mit H oder mit G anfängt, sondern mit J.“

Schöne Grüße

MM

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Das war auch mein erster Gedanke, als ich die neue Bezeichnung sah. :smiley: Ein Bekannter von uns hatte, bevor er in Rente ging, eine Visitenkarte auf der „Facility Manager“ stand. In Wirklichkeit war er so eine Art Bote und Hausmeister bei einer Versicherung.

Viele Grü0e
Christa

Hallo,

zum kfm Assisstenten steht alles bei Wiki

Da es sich hier zumeist nur um eine 2-jährige Fachschule handelt, ist der „Wert“ eher unterhalb des Kaufmanns für Büromanagement (3-jährige duale Ausbildung) anzusiedeln.

und ein Vordiplom ist kein Berufsabschluss.

Grüße
miamei

Servus,

was meinst Du zu der Reihe, nach Berufserfahrung gestaffelt:

  • junior CEO’s daughter-in-law
  • confirmed CEO’s daughter-in-law
  • elder CEO’s daughter-in-law
  • superior holder of missed chances

Schöne Grüße

MM

Hallo TobiasKN,

die Ausbildung als kaufmännische Assistentin ist offiziell eine abgeschlossene Berufsausbildung. Bei der Bewerberauswahl der Betriebe hat sie aber mehrere Nachteile:

  • wenig Praxiserfahrung: wie funktioniert ein Betrieb? Umgangsformen? technische Hilfsmittel? Arbeitszeiten? …

  • Lehrer, Lehrpläne und EDV-Programme haben oft einen sehr alten Stand

In den Unternehmen wird den Absolventen als kfm. Assistentin daher meist ein Ausbildungsplatz angeboten (ggf. verkürzte Ausbildungsdauer).

Das Vordiplom zeigt, dass sie weitere Vorkenntnisse, aber auch dass sie das Studium abgebrochen hat.

Sie sollte bei Gelegenheit klären, was ihre ehemaligen Mitschüler nach dem Schulabschluss gemacht haben.

Die regionale Arbeitsmarkt- und Bewerberlage ist auch sehr wichtig. München lässt sich da überhaupt nicht mit MecPom vergleichen.

Je länger Schulabschlus und Vordiplom her sind, umso mehr sind Arbeitgeber an den Zeugnissen von den bisherigen Arbeitgebern interessiert.

Gruß
RHW