Welcher Netzwerk-Switch für IPTV, braucht es wirklich einen (web-)managed Switch?

Hallo liebe Netzwerk-Spezialisten,

in meinem Heimnetzwerk, das mehrheitlich via LAN-Kabel verbunden ist, übernimmt (neben dem Router, einer FRITZ!Box 7390) ein Netgear-Switch GS108 die zentrale Verteilung der Daten.

Mittlerweile nutzen bereits vier Geräte im Wohnzimmer recht intensiv eine Netzwerkanbindung. Bisher ist aber mangels weiterer Anschlüsse nur mein T-Entertain-Receiver per LAN angeschlossen, die drei anderen Geräte gehen über WLAN ins Netzwerk.
Man merkt bei diesen WLAN-angebundenen Geräten bei großen Datenmengen eine gewisse Verzögerung, die bei einer kabelgebundenen Verbindung nach Aussage meines HiFi-Verkäufers (der an einer Aufrüstung nichts verdienen würde ;-)) nicht so ausgesprägt wäre.

Deshalb möchte ich dort nun einen weiteren Netzwerkswitch installieren. Bei der Recherche habe ich festgestellt, dass Netgear für IPTV etc. aus dem eigenen Sortiment die ProSafe Plus-Familie empfiehlt. Diese Produktreihe gehört zu den sog. webmanaged Switches. Beim Kauf meines vorhandenen Switches GS108 von Netgear vor einigen Jahren war mir diese Einschränkung nicht aufgefallen. Meine Suche über Google hat gerade lediglich ergeben, dass man für IPTV auf das IGMP Snooping Version 3 achten muss. Im Datenblatt des gemanagten Switches, der in Frage käme, ist das erwähnt, im Datenblatt meines vorhandenen non-managed Switches nicht.

Deshalb hier nun meine einzelnen Fragen:

  • Würdet Ihr auch (web-)managed Switches für die Anwendung mit IPTV empfehlen?
  • Bedeutet das für den non-managed Switch nicht erwähnte IGMP, dass der das nicht beherrscht?
  • Rät Netgear deshalb zu den anderen Geräten für IPTV?
  • Warum funktionieren meine IPTV-Anwendungen mit dem non-managed Switch trotzdem ohne merkbare Probleme?

Wäre super, wenn Ihr meine Fragen beantworten könntet, vielen Dank dafür!

Viele Grüße
Fabian

Hallo!

Der Hintergrund ist folgender:

Stell dir vor, auf vier Fernsehern bei dir zu Hause wird ZDF per IP-TV geguckt.
Es wäre ja schon doof, wenn der telekom-Server die Daten vier mal an dich schickt, und die Daten dann auch vier mal durch dein Netzwerk übertragen werden. Denn so erzeugt man viel Last auf den Geräten, und Traffic in den Leitungen.

Besser wäre ein Multicast. Das heißt, die Daten werden nur einmal geschickt, haben aber mehrere Empfängeradressen. Hängen dann vier Fernseher direkt an der Fritzbox, so wird diese jedem Fernseher eine Kopie der Daten senden.

Hängt hinter der Fritzbox ein Switch, und an diesem vier Fernseher und ein Computer, gibt es ein Problem: Einfache Switches schicken solche Multicast-Daten an alle angeschlossenen Geräte, auch den Computer.

Und jetzt stell dir vor, daß alle vier Fernseher unterschiedliche Programme empfangen. Der Switch empfängt also die Daten von vier Sendern, und leitet alle an alle Geräte weiter. Der Computer wird jetzt mit vier unerwünschten Datenströmen zugebombt. Wenn Sohnemann grade Daten von dem Computer auf seinen Laptop zieht, wird er merken, daß das langsamer als sonst ist.

Hier kommt jetzt das IGMP snooping ins Spiel. Kann ein Switch das, dann weiß er genau, daß er die Daten an die vier Fernseher, nicht aber an den Computer senden muß.

Also: IPTV kann dein Netzwerk zum Glühen bringen. Solange es nicht zu viele Fernseher sind, und das Netz schnell genug ist, wird man kaum Einbußen bemerken, und deshalb funktioniert das ganze auch mit nem alten Switch.

Aber klar ist auch, daß ein intelligenterer Router mit IGMP snooping besser ist, und an irgendeiner Stelle sogar notwendig werden kann.

Zu der Sache mit dem „web-managed“:

Die typischen alten Switches für den Privatgebrauch sind recht simpel. Netzwerkkabel dran, Strom dran, läuft. Die sind „unmanaged“. Dagegen gibt es „managed“ Switches, die irgendwelche Einstellungsmöglichkeiten haben, an die man über für die meisten Leute etwas steinige Wege dran kommt. „web-managed“ switches haben eine Konfigurationsseite, die sich per Browser aufrufen lässt - ganz so wie die Konfigurationsseiten deiner Fritzbox.
Um das IGMP snooping zu konfigurieren, muß der switch also „managed“, am besten „web-managed“ sein.

Ich versuche mich mal an einer vereinfachten Antwort:

IP-TV läuft bei der Telekom als Multicast, also EIN „Sender“, eine unbestimmte Anzahl „Empfänger“.
Das reduziert (!) das Datenvolumen zunächst mal.
Wollen vier Geräte RTL2 gucken, dann läuft dieser Datenstrom nur einmal über den Anschlus und nur einmal ins eigene Netzwerk.

Problematisch wird es beim kabelgebundenen Netzwerk eigentlich NIE:
Was über ein (V)-DSL Leitung zu dir ins Haus kommt, wird die heute normalen internen 1GBit/s Leitungen nicht nennenswert belasten.
Sehen vier kabelgebundene Geräte: RTL, RTL2, Erotic TV und TVN, dann bringt das zunächst mal deine VDSL Leitung zum Glühen.
Intern wird jedes Gerät alle Datenströme bekommen.
Auch auf dem Netzwerkkabel, was zum Fernseher geht, welcher RTL2 anzeigt, laufen die anderen drei Datenströme auf, werden aber vom Fernseher ignoriert.

Grundsätzlich sollte das interne Netz immer eine Größenordnung schneller sein als der Internetanschluss, dann sind überhaupt keine Probleme zu erwarten.

Probleme gibt es aber im WLAN.
Denn dort sind die tatsächlich verfügbaren Datenraten oft nur ein Bruchteil der Werbeaussagen („300MBit/s“, „Gigabit-WLAN“).
Ganz realistisch dürfte ein „300MBit/s WLAN“ eher zweistellig Datenraten haben.
Somit wird klar:
Muitcast macht das WLAN dicht!
Daher sollte der Router „IGMP Snooping“ können, als IPTV Datenströme nicht ins WLAN leiten, wenn dort kein Gerät seine „Teilnahme“ am Emfpang genau dieses Datenstroms mitgeteilt hat.

Wenn man einen „dummen“ WLAN AccessPoint (nicht im Router integriert) einsetzt, dann wird dieser die ganzen Multicast-Sendungen ungefiltert ins WLAN jagen. Hier ist dann ein intelligenter Switch (mit IGMP Snooping) sinnvoll, da dieser dann dem WLAN AccessPoint nur bei Bedarf den Multicast weitergibt.

Oder kurze Antwort:
Im Szenario „WLAN im Router integriert“ ist ein IGMP-Snooping-Switch nicht notwendig, das IGMP Snooping sollte im Router aktiviert werden (falls der Router so eine Einstellmöglichkeit hat).

Sobald Multicast über andere, wackelige, langsame Medien (DLAN, externer WLAN AccessPoint) geschickt wird, ist dagegen eine Ausfilterung unnötigen Datenverkehrs dringend angeraten, vor der langsamen Strecke würde dann ein intelligentes Gerät für die Aussortierung unnötiger Multicasts sorgen.