Welcher Obstbaum gedeiht auf diesem Boden?

N’Abend,

bei uns in der Gegend sind leider sehr unliebsame Bodenverhältnisse vorherrschend. Dabei hätten wir so gern ein oder zwei kleine Obstbäume. Gibt es irgendetwas, das mit diesem Boden klarkommt(?):
Eine uralte geologische Karte von 1912 nennt den Boden hier

Schotter aus herzynem, wenig einnheimisch mesozoischen und nordischen Material bestehend

Ich würde es als verdichteten, mit vielen kleinen bis mittelgroßen Kiesel- und Feldsteinen durchsetzten Lehm bezeichnen. Ein Loch kann man, wenn kein Bagger da ist, nur mit Spitzhacke oder pneumatischem Meißel graben.

Hinzu kommt übrigens leider noch, dass der Boden durch jahrzehntelanges Bergbau- und Hüttenwesen seit der frühindustriellen Zeit Schwermetallkontaminationen aufweist (Blei 200-400 mg/kg, Cadmium 2-10 mg/kg). Gewisse Obstsorten sollen - meine ich gelesen zu haben - unanfällig gegenüber Aufnahme von Schwermetallen in die Früchte sein.

Gruß
Marius

Servus,

Dann ist es ein sehr toniger Podsol, Pseudogley oder Braunerde (hängt von der Lage ab). Idealerweise wengistens durch die Schotterpackung ein wenig drainiert, wahrscheinlich aber kalt und staunass.

Lehmböden, wie Du sie in den Bördelandschaften findest, sind die fruchtbarsten Ackerböden überhaupt. Ton wird ohne Not landläufig als „Lehm“ bezeichnet, das führt dann leicht zu Missverständnissen und Verwirrung.

Sämtliches Steinobst kannst Du auf staunassem Ton vergessen, am ehesten könnten noch Äpfel, vielleicht auch Birnen funktionieren. Vor Blei in den Früchten brauchst Du keine so große Angst zu haben - zwischen Wurzeln und Früchten liegt ein ganzer Stoffwechsel, und bereits die Wurzeln sind keine Strohhalme, durch die die Bodenlösung 1:1 in die Pflanze übergeht, falls denn überhaupt nennenswerte Mengen Pb2+ in Lösung gehen - hier liegt der Knackpunkt: Bei pH-Werten im deutlich sauren Bereich (unter 6) kann das schwierig werden.

Also kein Beerenobst, das pH-Werte von 6 und weniger benötigt, sondern zusehen, dass der pH-Wert etwa neutral (Apfelbäume: 6,5 - 7,5) ist. Hierzu zur Vorbereitung im Frühjahr und Herbst, dann später in der Kultur jährlich im Frühjahr messen, die handelsüblichen Tests sind ausreichend genau. Wenn der pH-Wert angehoben werden soll, nicht schnell und brutal, sondern in kleineren, gut auf mindestens 30 cm eingearbeiteten (wiegende Bewegungen mit der Grabgabel, in solchen „Minutenböden“ geht das immer nur ziemlich kurz nach Niederschlägen) Gaben von Dolomitkalk.

Welche Apfelsorten örtlich gepflanzt wurden, siehst Du entweder an erhaltenen Resten von Streuobstwiesen, oder Du kannst es beim Landkreis oder beim Landwirtschaftsamt in Erfahrung bringen.

Schöne Grüße

MM

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