Hallo Herr Hansemann,
ich kenne gar keinen Kindergartenfinder - ich suche als Erzieherin ja nicht, also benutze ich auch keinen.
Was mir aber spontan einfällt, was hilfreich zum Vergleich sein könnte:
Öffnungszeiten;
wie sind diese buchbar:Auch einzelne Tage längere Betreuung oder generell den ganzen Monat zum Beispiel;
wie viele Erwachsene kümmern sich gleichzeitig um die Kinder (oft täuscht die Aussage"8 Erzieherinnen kümmern sich um die circa 50 Kinder" - viele sind in Teilzeit, das Kind hat ständigen Wechsel von Bezugspersonen, die Kolleginnen decken eine lange Öffnungszeit ab, sind also nicht stets alle gleichzeitig da…);
welche Ausbildung hat das Personal;
wie arbeiten die Erzieherinnen: Schwerpunkte? Offene Gruppen oder geschlossene (mit welcher Begündung! - es gibt Kolleginnen, die etwas nur machen, weil es jeder macht und welche, die aus guten Gründen handeln - ich ziehe jederzeit eine fundierte Haltung, die nicht völlig meiner entspricht, einem Allgemein-Wischi-Waschi-Kindergarten vor);
wird regelmäßig erhoben, was Eltern wünschen (wohlgemerkt: Ich finde das ernst gemeinte Fragen/Evaluieren wichtig, aber auch hier nicht das "Hauptsache-jedem-Wunsch-entsprochen-haben);
wie oft ist der Kindergarten geschlossen (Ferien, Fortbildungen/Planungstage,…);
Ich persönlich halte all diese Zertifikate „Bewegungskindergarten“ oder „Sing-Mit-Projekt“, „Komm ins Zahlenland“ und dergleichen für nicht aussagekräftig: All zu oft spult man dort das herunter, was vorgefertigte Anleitungen anweisen, anstatt nach den Kindern und ihren konkreten Bedürfnissen zu schauen - oder man nimmt „in Gottes Namen“ jedes Jahr an irgendwas teil, um das Zertifikat nicht zu verlieren, anstatt auch hier zu schauen, woran die Kinder aktuell Interesse oder wo sie Förderbedarf haben. Aber ich weiß: Genau das ist der Punkt, den man am schwersten von Außen sehen kann.
Ein Qualitätshandbuch (zertifiziert) ist eine gewisse Grundlage für ein Urteil.
Aber auch hier las ich schon Handbücher, die mit der Realität verglichen eher absurd (Papier ist geduldig) schienen. Und außerdem gibt es nicht wenige Kolleginnen, die sich diesem „Ich kann alles nachweisen“-Wahn entziehen, weil sie ihre Arbeitszeit direkt an die Arbeit mit den Kindern, an die Elternarbeit, an konstante Weiterbildung rücken wollen, anstatt endlos viel Zeit mit Dokumentation… zu „verplempern“. Und dort gibt es durchaus gute bis sehr gute Einrichtungen, die mit keinem Qualitätshandbuch werben können.
Vielleicht wäre das Erheben der Elternmeinung eine Hilfe.
Ich mag das nicht.
Aber ich sehe natürlich, was dafür spricht.
Trotzdem: Zu leicht kann einzelnen Erzieherinnen Unrecht getan werden, nur weil sie eine andere Sicht auf die Dinge hat, als die vier, fünf bewertenden Eltern. Außerdem können Einrichtungen schlecht bewertet werden, nur weil sie zum Beispiel versuchen, neue Wege zu gehen: Wir hatten beispielsweise ein Projekt, das der Suchtprävention von Menschen dient: „Der spiezeugfreie Kindergarten“. Vorbereitet durch einen Elternabend (Referentin vom KVJS), sehr achtsam eingeleitet (dasSpielzeug fehlte nicht von heute auf morgen); aufmerksam begleitet von den Erzieherinnen… - aber letztlich sollten die sich als Spielpartner immer mehr zurück nehmen, weil genau das der springende Punkt ist, dass Kinder selber, aus sich schöpfend, tätig werden. Nun, es fiel manchen Kindern sehr, sehr schwer, in ein Leben ohne Spielzeug hinein zu finden. Laut begleitender Psychologin vom Landkreis ein klarer Hinweis darauf, dass gerade diese Kinder sich völlig darauf verlassen, dass Trost, Freude, Ideen… von außen kommen - was hochgradig suchtgefährdet macht!. Aber die Eltern dieser Kinder hätten uns am liebsten gekreuzigt.
Sie schürten überall gegen das Erzieher-Team, sie regten sich von Woche zu Woche mehr auf - wir hätten in einem Bewertungsforum in diese Zeit miserabel abgeschnitten!!! Sie verstehen: Gerade in Zeiten, wo etwas neu und unbekannt ist und manche Kinder sich mit dieser Neuerung vielleicht anfangs schwer tun - da werden Bewertungs-Foren grauenvoll. Mag sein die jeweiligen Eltern hätten vier Wochen später niemals mehr so etwas geschrieben - aber dann steht es schon drin.
Ich beneide Sie nicht um die Aufgabe, die Sie sich da gestellt haben.
Aber ich wünsche herzlich „Gutes Gelingen“!
Ernei