– Ich muß morgen
in den Keller den Struwelpeter aus der Kiste holen und das
nochmal nachlesen.
Nicht nötig. Struwwelpeter ist längst dem Copyright entkommen:
http://www.poetenweb.de/geschichten/struwwelpeter/sc…
Es ging spazieren vor dem Tor
Ein kohlpechrabenschwarzer Mohr.
Womit wir bei der Diskussion über Hautfarben im Kulturbrett angelangt wären. „Schwarz“ kann politisch definiert sein, „kohlpechrabenschwarz“ ist eine Farbe, die kein Mensch sein kann, auch nicht tintenschwarz.
Die Sonne schien ihm aufs Gehirn
Da nahm er seinen Sonnenschirm.
Das Bild ist ja auch so realistisch und so überhaupt nicht rassistisch: nackiger Afrikaner mit Superschlauchbootlippen!
Da kam der Ludwig hergerannt
Und trug sein Fähnchen in der Hand.
Der Kaspar kam mit schnellem Schritt
Und brachte seine Bretzel mit;
Und auch der Wilhelm war nicht steif
Und brachte seinen runden Reif.
Die schrie’n und lachten alle drei
Als dort das Mohrchen ging vorbei,
Weil es so schwarz wie Tinte sei!
Tinte --> siehe oben
Und der Diminutiv ist ja auch eindeutig.
Da kam der große Nikolas
Mit seinem großen Tintenfass.
Der sprach: Ihr Kinder, hört mir zu,
Und lasst den Mohren hübsch in Ruh’!
Was kann denn dieser Mohr dafür,
Dass er so weiß nicht ist, wie ihr?
Ist halt ne arme Sau, dass er schwarz ist, aber er ist ja nicht dran schuld.
Die Buben aber folgten nicht,
Und lachten ihm ins Angesicht,
Und lachten ärger als zuvor
Über den armen schwarzen Mohr.
Arme Sau, sag ich doch.
_Der Nikolas wurde bös und wild, -
Du siehst es hier auf diesem Bild!
Er packte gleich die Buben fest,
Beim Arm, beim Kopf, bei Rock und West’,
Den Wilhelm und den Ludewig,
Den Kaspar auch, der wehrte sich.
Er tunkt sie in die Tinte tief,
Wie auch der Kaspar : „Feuer!“ rief.
Bis über’n Kopf ins Tintenfass
Tunkt sie der große Nikolas.
Du siehst sie hier, wie schwarz sie sind,
Viel schwärzer als das Mohrenkind!_
Keine weißen Augen und keine roten Lippen.
Der Mohr voraus im Sonnenschein,
Die Tintenbuben hintendrein;
Und hätten sie nicht so gelacht,
Hätt’ Nikolas sie nicht schwarz gemacht.
Schwarzsein als Strafe.
Wie gesagt: vor 150 Jahren mag das fortschrittlich gewesen sein (wenn ich mir die Aussagen von Alexandre Dumas, dem Älteren, über seien Abstammung aber so ansehe, dann doch auch wieder nicht), aber das Buch heute als „anti-rassistisch“ verkaufen zu wollen - das ist dann doch ein bisschen extrem.
Gruß
Elke