Na ja, speziell die hätte mich eben interessiert. Denn die 40% sind schon recht … knackig.
Aber bei Destatis findet sich der Knackpunkt, auf den ich hinauswollte. Es werden nämlich nicht die gezahlten Stundenlöhne verglichen, sondern der Bruttomonatsverdienst incl. Sonderzahlungen. Aus Deinem Link
Beim Reallohnindex wird die Entwicklung der Verdienste der Preisentwicklung gegenüber gestellt. Aus dem Nominallohnindex wird die Veränderung der durchschnittlichen Bruttomonatsverdienste inklusive der Sonderzahlungen im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungsbereich berechnet.
Wenn nun die Anzahl von Beschäftigten sehr stark anstieg (was sie tat) und der Anteil der Teilzeitarbeitenden in Relation zu den Vollzeitbeschägtigen dabei erheblich zunimmt (was der Fall war), dann bekommt der untere Teil derjenigen, die Einkommen erzielen dabei natürlich insgesamt viel weniger als früher.
Ein zugespitztes, fiktives Beispiel mit inflationsbereinigten Zahlen:
(1990) 10 Mill. Beschäftigte, 100% Vollzeitbeschäftigte, durchschnittl. Lohn Reallohn 1000 Euro.
(2016) 20 Miil. Beschäftigte, je 50% Voll- und Teilzeitbeschäftigte, durchschnittl. Reallohn Lohn 750 Euro.
Ui, der durchschnittliche Reallohn ist um 25% gesunken. Die unterste Hälfte (Teilzeitarbeiter) erhält gar nur 50% von, was man 1990 als Reallohn erhielt.
Tatsächlich haben aber alle einen stabilen Lohn von X Euro pro Stunde erhalten.
Ich gehe noch weiter. In 1990 gab es 10 Milll. Ehepaare, von denen jeweils nur ein Teil arbeitete (Vollzeit). Die Zahlen blieben in 2016 stabil, aber es arbeiteten beide (1xVollzeit und 1x Teilzeit). Der statistische Reallohn (wie er von Destatis berechnet wird) ist gesunken. Aber das Paar hat jetzt 1500 Euro erwirtschaften können, was ihre Situation um 500 Euro verbessert hat.
Von daher könnte hinter dieser plakativen Zahl von 40% zu ganz und gar nicht unerheblichen Teilen eine Änderung in der Arbeitswelt liegen, hinter der mehr Teilzeit und mehr befristete Arbeit steckt, nicht aber in einem Unterschreiten früherer Bezahlung. Und dieser Effekt wird zunehmen, je mehr Leute in Teilzeit arbeiten wollen, weil sie sich bspw. gemeinsam mehr um die Familie kümmern möchten.
Das Mehr an geschaffenen Arbeitsplätzen seit 1990 sind eben keine Vollzeitarbeitsplätze, die früher die absolute Regel (Normalität) waren. Dass es in vielen Bereichen prekäre Arbeitsverhältnisse gibt, die gerade mal eben so zum Überleben befähigen, will ich damit nicht in Abrede stellen. Früher waren die Leute dann eben Dauerarbeitslose, deren Anzahl ja immerhin gesunken ist.
Ich stelle auch nicht in Abrede, dass noch einiges verbessert werden muss und die Gesetzgeber auch rumpfuschten mit ihrer Zielrichtung der Arbeitsmarkt"flexibilisierung". Da hatten sie eben tlw. Scheuklappen auf.
Gruß
vdmaster