Hallo Wolfgang,
welche Importe aus welchen Ländern nähmen denn zu, wenn die Deutschen im Mittel (oder meinetwegen auch bestimmte Einkommensgruppen) mehr Geld zur Verfügung hätten?
Und wieso ist ein Außenhandelsdefizit überhaupt das Problem des Exporteurs = Verkäufers? Wenn ich mich recht entsinne, hast Du doch in der Vergangenheit nicht nur einmal darauf hingewiesen, daß die griechische Wirtschaft strukturelle Probleme hat, die sich nicht mit dem Mehrverkauf von Olivenöl & Co. sowie Holzkohle (mein damaliger Einwurf) lösen lassen? Den größten Außenhandelsüberschuß erzielt Deutschland ggü. Großbritannien und den USA mit jeweils rd. 50 Mrd. Euro. Ist es wirklich ein Problem Deutschlands, daß diese beiden Länder (aus sehr verschiedenen Gründen) praktisch nichts zu exportieren haben als Potenzmittel und andere Pharmazeutika, Waffen und Luftfahrttechnik? Und welche Nachfrageeffekte für diese beiden Volkswirtschaften erhoffst Du Dir, wenn in Deutschland die verfügbaren Einkommen steigen?
Im übrigen ist es eine linke Träumerei, daß höhere Nettoeinkommen (woher sie auch kommen sollen) nachhaltig zu mehr Konsum im Bereich der kurzlebigen Konsumgüter und anschließend zu allgemeiner Glückseligkeit führt. Jeder kann an sich selbst beobachten, was bei einer Einkommenserhöhung passiert: Belohnungskonsum (Urlaubsreise, Essen gehen, neue Klamotten) und anschließend werden die dauerhaften Ausgaben nach oben geschraubt (neue Wohnung, größeres Auto, neue Abonnements usw.) und die Sparquote gesteigert. Das läßt sich ganz vortrefflich verallgemeinern und ist auch so empirisch nachgewiesen.
Natürlich wird bei steigendem Einkommen auch der Lebensstandard im Konsumbereich etwas angepaßt, aber wer profitiert davon? Vielleicht auch die französischen und spanischen Winzer, aber die alltäglichen Konsumausgaben fließen entweder nach Fernost oder in Lebensmittel, wovon aber nur in sehr geringfügigem Maße die Länder profitieren, mit denen Deutschland einen Handelsüberschuß erzielt.
Eine Veränderung eines Ungleichgewichtes im Handel zwischen zwei Ländern erreicht man nicht, indem man dem einen mehr Geld in die Hand drückt und hofft, daß er es beim anderen ausgibt, was er schon bisher nicht für nötig hielt, sondern nur dadurch, daß derjenige, der das Ungleichgewicht auf seiner Seite vermutet, dafür sorgt, daß er attraktive Waren und Dienstleistungen anzubieten hat und das auch noch zu einem vernünftigen Preis.
Und da sind wir dann doch wieder beim Euro - zumindest, was den zweiten Aspekt angeht.
Gruß
Christian