in ein paar Monaten rund um die Welt, da warst du „überall“ und hast nicht viel gesehen. Dazu kommt, dass du den Dunstschweif der anderen Traveler nie verlässt. Du lernst nicht die Einheimischen und ihr Leben kennen, sondern die anderen Europäer und Amis die unterwegs sind. Man liest und folgt dem selben Travel-guide und besucht die selben Orte. Das ist der Fluch, wenn du mit knapper Zeit und wenig Geld unterwegs bist, denn ein paar Monate sind nix um mehrere Lander oder gar die ganze Welt zu bereisen.
Ich habe vor ein paar Jahren einen jungen Mann beraten, der mit dem Motorrad per Schiff nach Argentinien wollte um von dort in Richtung Norden zu starten. Er wollte das in 6 Monaten machen. Ich habe ihm klargemacht, dass er da nicht viel zu sehen bekommt und ständig unter dem Stress stehen wird, vorwärts kommen zu müssen. Er zog es durch und fuhr bis Honduras in Mittelamerika. Ab Panama musste er praktisch durchfahren, hielt nur noch zum Essen und Schlafen. Zeit die defekte Vorderbremse zu reparieren blieb nicht, er fuhr die letzten 8000km nur mit der Hinterbremse. Muss trotzdem eine beeindruckende Reise gewesen sein. Auch wenn man nur dran vorbei fährt, ist Südamerika natürlich trotzdem ein berauschend schöner Kontinent. Leute die er unterwegs traf waren fast ausschließlich andere Reisende, die in den selben Hostels übernachteten. Der einzige intensivere Kontakt zu Einheimischen war am Schlusspunkt der Fahrt. In Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras halfen ihm Freunde von mir, das Motorrad legal im Land zu lassen. Er konnte die letzten paar Tage vor Abflug bei ihnen wohnen. Er hat hinterher nichts davon erzählt. Ich hatte den Eindruck, dass er leicht geschockt darüber war, wie einfach eine lateinamerikanische Mittelschichtsfamilie lebt. Das zu beobachten hatte er offensichtlich auf der 6-Monatsfahrt nicht geschafft.
Das war jetzt ein sehr lebendiges Beispiel dafür, wie man mit wenig Zeit und viel zu viel Weg keinen Kontakt zum realen Leben im bereisten Land findet. Viele wollen diesen Kontakt auch garnicht. Und es kann ja auch interessant sein, in fremder Umgebung auf Gleichgesinnte aus der Heimat zu stoßen und sich mit denen auszutauschen.
Eine tolle Sache habe ich selbst vor einigen Jahren erlebt. Wir sind zu zweit, mit Rucksack, Reiseführerbuch, Flugticket und drei Monaten Zeit, nach Guatemala geflogen. Das ist ein traumhaft schönes Land, man kann mit öffentlichen Verkehrsmitteln reisen, Vulkane sehen oder besteigen, Maya-Ruinen sehen und in jeder Mittelgroßen Stadt einen Spanischkurs belegen. Das kostete damals 120 $ pro Woche und beinhaltete 5 Stunden Einzelunterricht am Tag, 5 Tage pro Woche, Unterkunft bei einer einheimischen Familie mit echtem guatemaltekischem Essen.
Auch da läuft man natürlich ständig in den selben Pfaden mit anderen Rucksacktouristen und man tascht sich überwiegend mit denen aus, aber ein noch intensiverer Kontakt auch zur Bevölkerung ist für unerfahrene Leute ohne gute Sprachkenntnisse kaum möglich. Ich habe bisher in keinem Land eine vergleichbare Situation gefunden. Wirklich einzigartig!
Falls ich Interesse geweckt habe, bin ich bereit noch mehr Infos rauszusuchen.
Erstmal: Viel Spass bei der Vorbereitung und Reise!
Rolf