Dominanz und Bilderwelt
Hallo Grilla,
Doch denke ich, dass
Bilder eher Wunschdenken als Realitäten wiedergeben, selbst
bei Fotografien kann man das feststellen.
Unsere Welt ist sehr stark durch Bilder bestimmt. Und die meisten (nicht alle) Bilder, auf denen Frauen und Männer abgebildet sind, stellen die Frauen in archaisch unterwürfigen Posen dar. Das ist natürlich nicht so platt aufzudecken wie jetzt in dem Beispiel mit der Kehle, aber wenn man sich ein bisschen ins Thema einarbeitet (+ selektiv guckt ), kann man viele Szenerien finden.
Ich lerne also über Bilder (auch im Fernsehen/Kino), wie ich mich als Frau zu verhalten habe, um dem allgemeinen Bild zu entsprechen.
Bilden diese Bilder nun Realitäten ab? Nein. Und da hast Du also vollkommen Recht.
Trotzdem stelle ich fest, dass viele Frauen versuchen, diesen - unrealistischen - Visionen gerecht zu werden. Zum Beispiel versuchen, schön und elegant zu sein und gleichzeitig ihren stressigen Alltag zu bewältigen.
Vielleicht sollten wir Frauen uns nichts vormachen, nämlich
dass immer noch sehr viele von uns sich als Unterlegene
gegenüber der Männer sehen, auch wenn davon einige ihre Frau
stehen und keinen Grund für dieses Selbstbild haben.
Das ist wohl eine anerzogene und eben auch visuell verstärkte Neigung. Und: Auch die Männer spielen ihre Rolle dabei, ob nun bewusst oder unbewusst. So bald ein Mann einer Frau etwas nicht zutraut, greifen diese alten Traditionen und beide haben es schwer, dagegen anzukämpfen.
Ich glaube, dass immer weniger Männer an unterlegene Frauen
interessiert sind, schon allein weil solche Frauen für eine
Partnerschaft anstrengend sind
Auch da gebe ich Dir Recht. Zumal starke Frauen wunderbar angenehm für einen Mann sind. Wenn sie (fast) alles alleine hin kriegen, muss der Mann sich nicht übermäßig anstrengen sondern kann sein Leben genießen. Viele Männer sagen mir, dass sie gerne zuhause bei den Kindern bleiben würden, wenn ihre Frau genug Geld verdienen würde (was natürlich wieder ein neues Diskussionsfeld ist…).
Kann dieser Mann das denn auch nach außen zugeben? Ich glaube, das ist schon schwerer. Und: Kann die Frau das nach außen zugeben? Denn das bedroht das klassische Familienbild und daran hängen doch noch ziemlich viele Leute.
Und die wirtschaftliche Situation tut das ihre dazu, vorallem
wenn Frauen Geld verdienen müssen. Da würden Empfindungen von
Ergebenheit ihre lebensnotwendige Entschlossenheit ziemlich
verschlechtern.
Stimmt, aber trotzdem gibt es das Bild vom männlichen Chef und der weiblichen Sekretärin. Untergeordnete Positionen sind häufiger von Frauen besetzt als Chefsessel. Warum? Frauen sind ja nicht dümmer oder weniger durchsetzungsfähig.
Ich glaube, die Macht der Bilder ist enorm und darf nicht unterschätzt werden. Spätestens wenn man mal diese Optik umkehrt, fällt auf, wie verkehrt sich das anfühlt. Das ist vermutlich ähnlich wie wenn man auf einmal die „weibliche“ Rechtschreibung anwendet. Alle finden es komisch und unpraktisch ist es auch noch.
Ich finde es wie du nicht besonders prickelnd, wenn
„Mann-beißt-Frau-in-die-Kehle-Bildchen“ in solch großer
Überzahl herumschwirren. Aber die umgekehrte Pose finde ich
genauso dämlich.
Ach, so ein hingegossener Mann zu meiner Verfügung auf einem seidenen Laken… das finde ich schon keine allzu schlimme Vorstellung. Nein, im Ernst: Diese Bilder haben ihre Berechtigung, ob Mann oder Frau in der unten liegenden Position.
Was mich unglücklich macht, ist die deutliche Verteilung; also dass es kaum oben positionierte Frauen gibt. Und selbst auf diesen Bildern werden die Männer nicht in dem Maße passiv dargestellt, wie im umgekehrten Fall die Frauen.
Puh. Ich wollte gar nicht so viel schreiben. So wichtig ist das nicht, vor allem dieses Kehlenbeißerbeispiel nicht. Aber was mir schon wichtig ist, ist eine geschärfte kritische Aufmerksamkeit, was den Einfluss von Bildern auf unseren Alltag angeht.
Herzliche Grüße
Trilli