Wenn Milch über 1 € kostet hat dann der Bauer mehr davon?

Wir haben einen Haus-und-Hof-Lieferanten, bei dem alles Bio oder Demeter ist, und auch alles (bis auf die Exotischen Dinger) aus der Region stamm.
Ich weiß nicht, wie viel der Bauer bekommt, aber der Liter kostet mich 1,65 bzw. 1,50 Euro (wer kauft schon fettarme Milch) und da ist oben eine 2 cm fette Rahmschicht… - und da gehe ich davon aus, dass er mehr bekommt als 40 Cent. Ist eine Molkerei-Genossenschaft in Baden-Württemberg

Vielleicht gibt es bei dir in der Nähe auch so etwas … ist halt nicht billig.

Servus,

warum gehst Du denn davon aus?

Wenn Du einen Liter Milch für 80 Cent kaufst, bekommt der Landwirt davon ungefähr zwanzig. Wenn Du einen Liter für 1,50 kaufst, dürfte die Auszahlung an den Bauern in der Gegend von 35 - 37 Cent liegen. Wenn Du dabei berücksichtigst, dass ein Demeter-Bauer leicht zu den doppelten bis dreifachen Kosten eines konventionellen Milchviehbetriebs produziert, schaut der Anthroposoph ziemlich genauso in die Röhre wie sein konventionell erzeugender Nachbar.

Moral: Das Böse ist immer und überall.

Schöne Grüße

MM

Naja, wenn sie mehr kosten haben, aber denselben Preis bekämen, dann wären sie ja Dauerpleite.

Du kannst ja auch selbst schauen, bzw. bei Berchtesgadener Land
https://bergbauernmilch.de/molkerei/unsere-fairness/fairer-milchpreis-2/

Servus,

wieso denn „denselben Preis“? Hast Du jetzt ein neues Axiom aufgestellt, das lautet „25 = 37“?

Wenn ein konventionell produzierender Betrieb bei einem Auszahlungspreis von 25 Cent alle variablen Kosten decken kann und für die eigene eingesetzte Arbeitskraft eine Entlohnung erzielt, die dem persönlichen Existenzminimum entspricht, kann er übrigens eine ganze Weile mit Verlust arbeiten, bis er pleite ist. Rate mal, wie.

Jo, und wenn ein Demeter-Betrieb bei einem Auszahlungspreis von 37 Cent in genau dieser Situation ist, weil er zu höheren Kosten produziert, hat dieser auch noch eine Menge Abschreibungen zu verfrühstücken, bevor er pleite ist. Und Du wirst lachen - genau das ist die Situation, in der sich rund ein Drittel der Milcherzeuger derzeit befinden, die mittelfristig nicht konkurrenzfähig sind, aber derzeit noch am Markt bleiben. Weil der wertmäßig weitaus größte Teil der Maschinen und Anlagen für die Milchviehhaltung keinen Verkehrswert hat, ist es beiläufig durchaus nicht unvernünftig, eben weiter zu machen, solange ein positiver Deckungsbeitrag erzielbar ist, auch wenn man dabei nicht (voll)kostendeckend arbeitet.

Und ja, es gibt einen riesigen Unterschied zwischen einem Auszahlungspreis von 25 Cent und 37 Cent - das ist nicht „fast das gleiche“. In der ganzen Wertschöpfungskette vom Sojaacker bis zum Kassenband wird in der Milchwirtschaft mit großen Volumina (entsprechend Umsätzen), aber kleinen Margen und vergleichsweise winzigen Gewinnen (wenn überhaupt) gearbeitet. Da sind der Bauer, der Sojabroker, der Landmaschinenhersteller, der Mischfutteproduzent, die Käserei allesamt in einem Boot - wenn ich Dir erzählen würde, was es kostet, einen Zug mit 26 Tonnen Milchleistungsfutter von Mannheim nach Saverne zu fahren, würdest Du es kaum glauben.

Übrigens: Bei Berchtesgadener sind die Auszahlungspreise für Demeter-Milch das 1,39fache der Preise für konventionell erzeugte Milch. Meine Schätzung lag also mit dem 1,48fachen deutlich zu hoch. In Wirklichkeit geht es dem Demeter-Bauern, der Dir Deine Milch für 1,50 € liefert, noch wesentlich schlechter, als ich glaubte - er kriegt bei diesem Preisverhältnis bloß 35 und keine 37 Cent, wenn der konventionell wirtschaftende Bauer 25 bekommt.

Schöne Grüße

MM

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Den Link angeschaut, da ist ein weiterer Link - ein PDF, wollte es nicht direkt verlinken - da stehen andere Preise; ich weiß jetzt nicht, woher du deine Preise hast…

Linklinklinklinklink

Deine „anderen Preise“ sind die von einer einzelnen Molkerei, die seit langem die höchsten Auszahlungspreise für Milch in D hat, d.h. alles andere als repräsentativ.

Dass ich diese sehr wohl zur Kenntnis genommen habe, hättest Du feststellen können, wenn Du den Abschnitt ab „Übrigens“ in meinem Beitrag gelesen hättest.

Eine halbwegs gute Recherche steht am Anfang, wenn man solche hübschen Hypothesen aufstellen möchte wie „Bio-Milcherzeuger haben keine Schwierigkeiten mit den Auszahlungspreisen“ usw.

Damit Du auch mitreden kannst: 25 Cent ist der derzeitige durchschnittliche Auszahlungspreis bei normalem Fettgehalt für Milch in Bayern - in anderen Teilen Deutschlands liegt er bei 20 Cent und darunter. Als Quelle empfehle ich das LfL Bayern.

Den Auszahlungspreis für Demeter-Milch habe ich auf der Basis Deiner Angaben zum Endverpraucherpreis geschätzt.

Die Kosten für die Erzeugung von Milch sind ebenfalls vom LfL Bayern veröffentlicht. Man muss mit den veröffentlichten Werten zu Kosten und Deckungsbeiträgen allerdings ein bissle umgehen können, damit ein brauchbares Modell draus wird.

Und nu?

Außer Deiner ziemlich aus der Luft gegriffenen Hyptothese

ist ja noch nicht besonders viel Substanz da. Vielleicht lieferst Du noch ein wenig?

Schöne Grüße

MM

Servus,

Du wirst lachen: Ich habe den Gehilfenbrief als Landwirt, und ich habe ihn in einem Betrieb erworben, der außer einigen interessanten und nicht nur körperlich anspruchsvollen Dingen wie Hopfenbau auch Herdbuchzucht für Allgäuer Braunvieh betrieb und zeitweise Emmentalermilch lieferte (jetzt darfst Du raten, was das ist).

Und wenn man uns beide vor je vier Milchkühe setzt, mit der Aufgabe, sie leer(!)zumelken und dabei keine anderen Hilfsmittel als einen Melkschemel, einen Melkeimer, ein wenig Melkfett und zwei Hände zu benutzen, bin ich einigermaßen sicher, dass ich zuerst - und vor allem ohne Mastitisrisiko für die Kühe - damit fertig sein werde.

In diesem Sinne

MM

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Danke, endlich mal wer, wo die Frage angekommen ist. :blush:

Da hast bestimmt recht. Und ich bin Konsument und suche mit meinem Beitrag nach Molkereien die den Bauern faire Preise zahlen, da helfen mir Deine Antworten wenig. Danke für Deine Bemühungen, mich von dieser Suche abzubringen.

Österreich :wink:

ich denke weil sie keine vertriebsstruktur zum endverbraucher haben.

Inhaltlich stimmt es allerdings nicht, dass Bio- und Demeter-Erzeuger generell bessere Erzeugerpreise bekommen - höheren Auszahlungen stehen höhere Kosten gegenüber, und es gibt genug Molkereien, bei denen sich das grade die Waage hält und die Erzeuger ganz genauso gestellt sind wie die konventionell Produzierenden.

Aber glaub einfach, was Du willst - was soll ich mir weiter das Maul fusselig reden, wenn Dich das Thema überhaupt nicht interessiert.

Und Tschüs

MM

Servus,

von einer sinnlosen, weil inhaltslosen Suche hätte ich Dich in der Tat gerne abgebracht: Weder hast Du eine halbwegs klare Vorstellung, was ein „fairer Preis“ ist, noch hast Du irgendeine Idee, was eine artifizielle Erhöhung der Erzeugerpreise (und nichts anderes kann mit ‚fairen Preisen‘ gemeint sein) auf dem Milchmarkt anrichten würde. Und zuletzt weißt Du auch überhaupt nicht, wer oder was denn eigentlich der „gute Bauer“ sein soll, den Du da in einem ziemlich diffusen Gegensatz zur bösen „Milchfabrik“ suchst.

Aber was solls - derartigen mystischen Suchen haben sich schon viele hingegeben: Nach dem Heiligen Gral, nach der untergegangenen Stadt Vineta, nach dem Land El Dorado, nach der Blauen Blume usw. usw. - scheint eine menschliche Neigung zu sein, auf der Suche nach selbsterdachten Traumgebilden wabernd über weite Flur und wogendes Meer zu wallen…

Schöne Grüße

MM

entbehrliches Kommentar … gell :wink:

Schön das ich das jetzt auch weis. Leider Wissen das ich nicht verstehe, weil ich nicht den Bildungsweg durchlaufen habe, den Du mir hier in schriftlicher Form vermitteln willst. Mir ist das zu hoch. Ich werde weiter Suchen und sollte ich den heiligen Gral entdecken, lass ich es Dich wissen. Immerhin habe ich jetzt einen Bauern, 2 Milchtankstellen und 3 Molkereien gefunden, wo ich guten Gewissens einkaufe. Hier wird mir vermittelt das die Preise für den Bauern fair sind. Mehr wollte ich nicht. Danke MM

Aus Deiner Perspektive, in der in diffuser Weise alles gleichzeitig richtig und falsch sein kann und zum Hinbiegen halt neue Begriffe erfunden werden, wenn man welche braucht, entbehrlich. In der Tat.

Oh Sancta Simplicitas, erneut hast Du wunderbarlich geholfen!

+++

Zusammenfassend, es kommt

  • darauf an, wie der Bauer seine Produktionskosten im Griff hat.
  • wie die Molkereien diese Kosten durch Ihren Einkaufspreis für den Bauern decken.
  • welche Förderungen der Bauer bekommt.
    Das eine Molkerei dafür die Veranwortung trägt, zu welchen Kosten der Bauer produziert ist nicht anzunehmen.
    Das Molkereien generell den Preis drücken, stimmt so nicht, sondern ist eine Frage der Nachfrage an Milchprodukten.
    Produkte bei denen die Kette von der Produktion bis auf den Tisch des Konsumenten stimmig scheint.
  • Demeter-Milch
  • Bio-Milch im Bio-Laden
    Molkereien denen dies auch nachgesagt wird sind:
  • Berchtesgardener Milch
  • Upländer Bauernmolkerei
  • kleinere lokale Molkereien, meist Genossenschaften wie die Molkerei
    Genossenschaft Baden-Würtemberg
    Danke für die zahlreichen Kommentare mit Ausführung bis in die Volkswirtschaftlichen Auswirkungen.

Servus,

das hat mit „Vertriebssturkturen zum Endverbraucher“ natürlich nichts zu tun - diese „Strukturen“ sind bei Lebensmitteln die verarbeitende Industrie und der Lebensmitteleinzelhandel, beides steht natürlich Bauern genauso offen wie jedem anderen Erzeuger.

In der Milchwirtschaft ist übrigens der Anteil der genossenschaftlich organisierten verarbeitenden Betriebe im Vergleich zu Fleischproduktion und Ackerbau sehr hoch; es gibt allerdings Genossenschaften, die nach außen nicht mehr sichtbar werden, weil sie zu klein wurden bzw. nicht genug wuchsen, um weiterhin als Produzenten am Markt bleiben zu können. Diese bestehen weiter als organisierte Anbieter von Milch.

Das früher größte milchverarbeitende Unternehmen in Deutschland, die Südmilch AG, war vollständig in Bauernhand. Das dürfte übrigens ein wichtiger Grund für ihre Pleite gewesen sein, weil im Aufsichtsrat niemand war, der dieser Funktion die nötige Zeit hätte widmen können, so dass es dem Aufsichtsrat entging, dass Wolfgang Weber die scheinbar gut aufgestellte Bauern-AG in die Insolvenz führte.

Schöne Grüße

MM

Deine Frage geht, wie ein Großteil der öffendlichen Diskussion, am Problem vorbei.

  1. 80 % der Milch geht in die Produktion von Käse, Quark, Jogurt und Milchpulver.
    Daher ist der Milchpreis im Laden relativ unwesentlich.

  2. Die Politik der Bauernverbände bestimmen die Großbauern. Und die haben
    aktuell keine Probleme mit dem Milchpreis.

  3. Ursache der aktuellen Milchschwemme ist unsere (politische) Weigerung Milch
    nach Russland zu verkaufen. Da hilft der Ladenpreis auch kaum.

Grundsätzlich ist es eben so, dass es Milcherzeuger (mit dem Begriff Bauer tu ich
mir da schwer) gibt, die auch bei unter 20 Cent pro Liter noch gut verdienen dank
einem Subventionsmanagement, das sich kein Bauer leisten kann.

Wenn du für dich und einige Bergbauern was tun willst, bestell per Netz bei einer
kleinen Molkerei in Bauernhand. Die liefern über Nacht bundesweit und du merkst
wie Käse wirklich schmeckt: http://www.kaeserei-weizern.de/