Wenn Milch über 1 € kostet hat dann der Bauer mehr davon?

Suche die weißen Schafe unter den Molkereien, wer zahlt seinem Milchlieferanten (Bauern) 40 cent oder mehr pro Liter und unter welchen Marken kann man diese Milch kaufen?

Hallo Jochen,

kaufe Demeter-Milch oder Bio-Milch, allerdings aus dem Bio-Laden. Auch Berchtesgartener Milch zahlt einen fairen Preis.

Lieber Gruss, Gabi

Hi

die Upländer Bauernmolkerei macht das.

Wie weit deren Verkaufsgebiet gefasst ist, weiß ich nicht, hier gibt es deren Milch im normalen Supermarkt.

Evtl. mal nach lokalen Molkerein suchen oder uns mitteilen, in welchem Teil Deutschlands du wohnst.

Gruss,
Little.

vierzig (in Worten vierzig) Cent???

Schöne Grüße

MM

Servus,

neugierhalber: Weshalb wünschst Du Dir einen derart überzogenen Erzeugerpreis zurück? Das hatten wir über vierzig Jahre lang, mit gruseligen Folgen - so wurden etwa im küstennahen Nordwesten Sprühtürme für die Erzeugung von Magermilchpulver gebaut, die ihre Produktion ausschließlich „in die Intervention“ lieferten.

Es gibt haufenweise bäuerliche Milchviehbetriebe, die mit 20 bis 25 Cent / L richtig gut zurechtkämen. Wofür willst Du die, die damit nicht zurechtkommen, noch extra subventionieren?

Schöne Grüße

MM

Die bekommen nie den Hals voll, ob wir mehr oder weniger bezahlen. Selbst die Biobauern bekommen nicht genug sagen sie​:kissing::nerd_face:

Lt. Homepage aktuell 47 ct / l
Ich kann allerdings nicht beurteilen, ob es sich dabei um einen fairen Preis handelt.

Das ist übrigens ein Zusammenschluss regionaler Bauern.

Servus,

es handelt sich um einen Preis, der ungefähr auf der Höhe der Interventionspreise der 1970er Jahre liegt - „Richtpreise“ in dieser Höhe führten zu einer massiven Überproduktion von Milch in Europa - wenn diese nicht durch staatliche Eingriffe in der genau entgegengesetzten Richtung mit „Milchquoten“ halbwegs im Zaum gehalten worden wäre („halbwegs“ heißt: Trotz Quoten geisterte Milchpulver für ein paar Pfennige / kg auf dem Weltmarkt herum), hätten die Interventionsläger der EG bald noch in den Baumärkten Milchpulver als Spachtelmasse und Butterschmalz als Schmiermittel verkloppt, weil es einfach keine Chance mehr gab, das ganze Zeug irgendwo in den Markt für Lebensmittel hineinzudrücken.

Diese Massenproduktion hat übrigens in der Zeit ca. 1970 - 1990 stark zum Zurückfallen der Qualität der deutschen Käse im Vergleich zu den Milchländern außerhalb der EG Österreich und Schweiz geführt - aber das gehört woanders hin.

Schöne Grüße

MM

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Nenn mal einen.
Bäuerlichen natürlich, keine Milchfabrik.

Gruß, Paran

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So einfach ist die Sachlage nicht, wie man oft hört: Die Wertschöpfungskette bei der Milch ist lang. Es sind viele aufwändige Schritte bis man die Milch aus dem Regal nimmt. Beim Bier stört es uns jedenfalls nicht, wenn die Brauerei für eine „Halbe“ im Fass angeliefert 60 Cent bekommt und der Gast am Stammtisch dafür € 3,20 bezahlt. Ein Paar Schuhe aus China kosten den Importeur im Einkauf € 6.- und der Kunde im Laden zahlt dann € 60.- (fiktive Beispiele). Wollte nur darauf hinweisen, dass die Kette an Dienstleistungen naturgemäß auch bezahlt sein will.
Ich frage mich, warum die politisch so starken Bauernverbände die Vermarktung ihrer Milch nicht selbst in die Hand nehmen.
Udo Becker

Servus,

z.B. Mock, Markdorf
Käppeler, Seelfingen-Stockach
Großhans, Weinheim
Neuhauser, Dietenheim
Cording, Hiddigwarden

Schöne Grüße

MM

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Hallo,
eine Moeglichkeit, beim Bauern kaufen, wenn in der Naehe Milch angeboten wird http://www.moinmoin.de/fileadmin/user_upload/Osterh-Milchtankstelle-ug-2.jpg

Hallo paran,

jetzt hab ich ein bissele mehr Zeit für eine Erläuterung:

Zu welchen Kosten ein Liter Milch produziert werden kann, hängt stark vom Grad der Mechanisierung und Automatisierung sowohl im Stall als auch bei der Gewinnung des hofeigenen Rauhfutters ab. Es gibt Betriebe, die den Liter Milch zu 35 Cent produzieren und andere, die das für 15 Cent hinkriegen. Dabei ist der Gewinn pro Liter produzierter Milch nur dann ein geeigneter Maßstab für die „Existenzfähigkeit“ eines landwirtschaftlichen Betriebs, wenn er ins Verhältnis mit den aufgewendeten Arbeitsstunden gesetzt wird.

Der technische Fortschritt und der Strukturwandel in der Landwirtschaft ist nichts ganz Neues. Wo 1980 noch ein Betrieb mit vierzig oder fünfzig Milchkühen als existenzfähig gelten konnte, ist es heute einer mit hundertvierzig oder hundertfünfzig. Heute werden Ställe für Milchvieh gebaut, deren Kosten pro Kuhplatz bei einem Bruchteil desjenigen liegen, die 1980 die damals hochmodernen Boxenlaufställe kosteten, die die Anbindeställe ablösten.

Sehr viele technische Möglichkeiten, die Kosten der Milchproduktion zu senken, können nur bei einer entsprechenden Größe des Bestandes eingesetzt werden; dass es z.B. bis heute so wenige vollautomatischen Melkanlagen in Deutschland gibt, liegt an den zumindest im Westen größtenteils für diese Technik zu kleinen Beständen.

Heute wie damals können landwirtschaftliche Betriebe nur in die für eine rentable Produktion notwendige Größe hineinwachsen, wenn die dafür benötigten Flächen von anderen Betrieben aufgegeben werden, die keine Zukunft in der landwirtschaftlichen Produktion haben.

Dieser Übergang zu größeren Betrieben wurde über viele Jahrzehnte mit allen möglichen Unterstützungen abgemildert: Landabgaberente, Produktionsaufgabeprämie usw.; heute sind solche Instrumente viel weniger geworden, aber andererseits muss man sagen, dass auch die Älteren unter der jetzt grade aktiven Generation von Landwirten bereits zur Betriebsübernahme wussten, dass sie auf die mittlere Sicht ohne Perspektive des Wachstums keine tragfähige wirtschaftliche Zukunft haben könnten; dass das ganze aufgeblasene System von staatlichen Lenkungs- und Unterstützungsinstrumenten, von Preisregulierung und Interventionskäufen, von Produktionsquoten und Obergrenzen für den Viehbesatz pro Fläche usw. keine lange Zukunft mehr haben würde, konnte in den 1970er/1980er Jahren jeder Landwirt wissen.

Die Inhaber von Betrieben, die heute zu klein für eine rentable Produktion sind, haben sich also in eigener Verantwortung dazu entschlossen, keinen anderen Beruf zu ergreifen, sondern sich auf eine Existenz ohne Zukunft festzulegen.

Sie können ihre Betriebe, solange sie noch aktiv sind, genauso auslaufen lassen wie Hunderte von Wagnern, Stellmachern, Hutmachern, Schustern, Damastwebern, Müllern, Käsern, Tischlern usw. usw.

Das nicht vorhersehbare Einbrechen der Milchpreise durch den plötzlichen Wegfall des sehr wichtigen Absatzmarktes Russland ist in der gegebenen Situation das Einzige, was „die Politik“ gegebenenfalls zu verantworten hat und wo es sicherlich nützlich wäre, wenn die Opfer dieser Preissenkungen in irgendeiner Art entschädigt würden. Welcher Anteil des Rückgangs der Erzeugerpreise für Milch auf die russischen Boykottmaßnahmen zurückgeht, ist schwer zu schätzen - ich würde mal die letzten ca. 4 Cent diesem Effekt zurechnen.

Mit welcher dramatischen Überproduktion die Landwirtschaft auf einen wie auch immer festgesetzten Milchpreis von 40 - 50 Cent reagieren würde, kann man sich ungefähr vorstellen, wenn man sich vor Augen führt, wie sich die Milchproduktion in den 1970er Jahren entwickelt hat.

Was sollte man mit diesen Unmengen Milch tun, die niemand braucht?

Schöne Grüße

MM

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In der nähe von Bad Füssing an der österreichischen Grenze. :smile:

Mir ging es um einen fairen Preis, weil rundherum immer weniger Bauern Milchkühe halten.
Deine Erklärung erscheint mir logisch (Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis) und das würde bedeuten, dass die milchverarbeitende Industrie Ihren Lieferanten den Bauern, egal wie dessen „Einstellung - Gewinnspanne, etc.“ ist mal mehr, mal weniger Luft lässt.
Folgerichtig ist der faire Preis sehr individuell.
Vielleicht sollte ich meine Frage anders formulieren: Wie schaffen wir es, das die kleinen Bauern erhalten bleiben? Wenn es der Milchpreis nicht ist, was kann ich dann als Konsument dafür tun? Mir viel dazu nur der Boykott der Marken ein, die den Bauern nicht genügend zahlen.

Servus,

derzeit erhalten Bauern Geld aus der europäischen Kasse schon alleine dafür, dass sie Bauern sind und eine bestimmte Fläche bewirtschaften. Wenn das politisch gewünscht ist und irgendjemand bereit ist, das zu bezahlen, kann man diese Zahlungen beliebig aufstocken, auch an Bedingungen knüpfen (z.B. Auflagen im Zusammenhang Natur- und Landschaftsschutz wären hier ganz passend, alldieweil Landwirte unabhängig von der Betriebsgröße hier hie und da wüten wie die Berserker, wenn es darum geht, irgendwelchen „Dreck wegzumachen“).

Irgendwann wird es dann eben auffallen, dass Hutmachern, Schustern, Stellmachern, Gürtlern, Skalpellschleifermeistern, Damastwebern und anderen selten gewordenen Handwerken kein Geld dafür bezahlt wird, dass sie ihren Beruf ausüben, sondern eher für die Waren und Leistungen, die sie anbieten.

Schöne Grüße

MM

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  • Als die Bäume in den 1980er Jahren aufhörten, in den Himmel zu wachsen, halfen sich Landwirte in für Ackerbau ungeeigneten Dauergrünland-Gebieten in verschiedener Weise selbst: Mutterkuhhaltung, Ammenkuhhaltung und Weidemast bringen seither Spitzenqualitäten von Rindfleisch hervor; es gibt Damhirsche aus bäuerlicher Weidehaltung (das ist das billige Hirschgulasch, das in den Gaststätten nicht „Wild“ heißen darf), es gibt Bisonsteaks, es gab bis zum dramatischen und traurigen Ende der Haltung im Schwarzwald einen Hof mit Kamelen, es gibt auf der Schwäbischen Alb Wasserbüffel, es gibt örtlich Strauße, es gibt hervorragendes Putenfleisch aus Freilandhaltung usw.

Natürlich ist es schwer, wenn man in ein Produktionsverfahren investiert hat, nicht an diesem zu kleben bis zum bitteren Ende, sondern dann etwas anderes anzufangen, was besser funktioniert. Das geht aber nicht nur den Landwirten so, es ist eine normale Erscheinung in der Marktwirtschaft, dass man unter Risiko getroffene Entscheidungen manchmal falsch trifft und dann zusehen muss, wie man sie mit begrenztem Schaden revidiert kriegt.

Schöne Grüße

MM

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Das ist wohl keine Antwort auf wie schaffen wir es die kleinen Bauern zu erhalten … sorry verstehe das nicht was du da schreibst.

Es ist eine kurze Darstellung, wie sich nicht wenige Milchbauern selber erhalten haben, als es in den 1980er Jahren mit den politisch diktierten Milchpreisen ein bissel weniger komfortabel wurde. Bauern sind nämlich keine Klein-Doofis, mit denen „wir“ irgendwas machen müssen, „um sie zu erhalten“. Sie sind in der Regel selba doß, und sie kommen schon klar, wenn man sie nicht allzu sehr gängelt und jedem einzelnen von ihnen drei Verwaltungsbeamte auf den Rücken setzt, die sie kontrollieren und beaufsichtigen. Das vertragen sie nämlich ganz schlecht.

Und es ist eine Hinterfragung, warum denn eigentlich nicht existenzfähige landwirtschaftliche Unternehmen „erhalten“ werden sollten, während andere Handwerke, die von der technischen und wirtschaftlichen Entwicklung genauso überholt wurden, eben nicht erhalten wurden, sondern verschwanden.

Wenn ein Fünfkuhbauer so etwas Schönes und Wichtiges ist, kann man ja auch z.B. in Museumsdörfern welche halten - das kommt allemal billiger, als wenn man Hunderte davon irgendwie am Ruin vorbei päppelt.

Schöne Grüße

MM

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Sorry Aprilfisch, aber du vergleichst Äpfel mit Birnen. Wir sprechen von einem Grundnahrungsmittel wie Milch und nicht von einem Gut, das durch die technische Revolution ersetzt wurde. Geh Du nur in den Supermarkt. Ich suche weiter Bauern.
Danke für Deine Stellungnahmen.