Hi und danke für deine lange, engagierte Antwort!
Und daraus resultierend ein erster Rat, den ich für wichtig halte: Geh zu einem Arzt Deines Vertrauens und lass Dich durchchecken. Vielleicht ist es irgendwas simpel körperliches, was Deine Beschwerden verursacht.
Irgendwie hab ich kaum noch Vertrauen zu Ärzten. Sie sehen das Röntgenbild und wollen mich operieren. Der Hinweis auf die Schmerzen in beiden Beinen wird geflissentlich ignoriert.
Aber ich hab nun einen Termin und werde auch auf Infektionen testen lassen wollen.
Zu Deiner eigentlichen Frage: Du hast offensichtlich gelernt, Dich zusammenzureißen, Dich nicht so anzustellen, Deine Befindlichkeiten nicht so auszudrücken, wie Dir eigentlich zumute ist. Das wird Dir nun zum Verhängnis: Jeder glaubt der vorgespielten Fröhlichkeit, Du hast das offensichtlich ganz gut gemacht mit dem Theaterspiel.
Ehrlich gesagt kann ich dir nicht so ganz zustimmen: Ich spiele kein Theater. So, wie ich bei der Arbeit bin, bin ich eigentlich! Vor meiner OP vor 4 Jahren war ich immer ein extrovertierter, bunter, fröhlicher Vogel.
Und so will ich auch wieder werden, ohne dabei ständig Federn (=Energie) zu lassen.
Woher genau Dein Automatismus kommt, der Dich zwingt, energischer zu wirken als Du Dich fühlst - das könnte Dir ein Psychologe nach ein paar Gesprächen sicher sagen. Aber vielleicht kommst Du ja auch selbst drauf, wenn Du in Ruhe drüber nachdenkst…
Es hat sicher mit meiner Gewissenhaftigkeit zu tun und damit, dass ich meinen Beruf liebe. Ich möchte meine Schülerinnen nicht hängen lassen, bin gern im Unterricht.
Und den anderen kann man nicht wirklich was vorwerfen: Die nehmen gern an, was Deine Maske zeigt. Es ist ja immer einfacher anzunehmen, dass es anderen gut geht, anstatt sich mit Problemen anderer Leute zu beschäftigen.
Meine Taktik wäre: Ziehe nach und nach Menschen ins Vertrauen, an deren echtem Verständnis Dir besonders viel liegt. Erzähle ihnen genau das, was Du hier schreibst und wie Dich das nervt, dass z.B. keiner Deine Humpelei „würdigt“.
Nun, die, die da über mich witzeln, kennen meinen „Leidensweg“ (eigentlich gar nicht in Anführungsstrichen!). Die wissen, dass ich seit 4 Jahren nur Probleme habe.
Beobachte aber vor allem auch, wie Du auf Nachfragen in solchen Situationen reagierst - ablehnend, verschlossen, selbst herunterspielend? Oder dankbar und Dich ein wenig öffnend?
Ich bin nicht dankbar für Mitleid, ich erzähle einfach, warum ich humpele und dass es mir nicht immer so toll geht. Einer dieser Kollegen hat selbst 2 neue Hüften…
Und, noch ein wenig Handtaschenpsychologie: Würdigst Du selbst denn Deine Erschöpfungszustände genügend? Erlaubst Du sie Dir? Nimmst Du sie richtig wahr, erstmal ohne sie zu beurteilen? (Auch das trägt man nach außen)
Ich möchte sie nicht „würdigen“. Sie regieren mein ganzes Leben!
Ich möchte meine Lebensenergie zurück, weil diese Erschöpfungszustände nichts Normales sind, was ich zu akzeptieren habe!
Zur Erschöpfung: Bedenke, dass das Theaterspielen auch anstrengend ist und dass davon Dein Energielevel zusätzlich sinkt. Und ja, das kann sehr lange klappen, daran sieht man, wie stark manche Menschen doch „eigentlich“ sind. Das kann über Jahrzehnte gehen, die Erschöpfung wird aber am Ende einfach noch umfassender ausfallen.
Die Erschöpfung kommt nicht vom Theaterspielen, sondern von den Schmerzen.
Wenn ich „Theaterspiele“, dann weil ich so sein will, wie ich sonst immer war.
Was soll daran falsch sein, dass ich mich der Erschöpfung nicht anheim geben will, sondern zurück will zu meinem eigentlichen Leben?
Noch ein Punkt: Es gibt Menschen, die funktionieren nicht stetig, sondern in einem stetigen Auf und Ab zwischen Aktivität und Ruhe, zwischen auftanken und Energieverschwendung. Das ist an sich nichts Schlimmes. Man sollte es nur erkennen und insoweit regelnd eingreifen, dass die „Ausschläge“ der Amplitude ein erträgliches Maß nicht überschreiten.
Das ist an sich ein sehr guter Tipp, denn ich habe längst herausgefunden, dass es bei mir viele Extreme gibt und wenig Mittelmaß. Daran arbeite ich gerade mit meiner Heilpraktikerin.
Was ich aber schon vor Jahren gelernt habe ist, nicht auf jeder Hochzeit tanzen zu müssen und mir selbst viel Raum und Zeit für mich selbst zu geben.
Klingt alles schön theoretisch, ich weiß. So etwas zu verändern geht nicht von heute auf morgen. Umso wichtiger, dass man zeitig damit anfängt 
Grundsätzlich stimme ich dir zu. Aber das Thema hab ich lange im professionellen Rahmen bearbeitet.
Und wahrscheinlich sollte ich wirklich auf der physischen Ebene abklären, ob die Erschöpfung nicht einen handfesten Grund hat. Mein (ehemaliger) Therapeut jedenfalls ist ratlos und sieht keinen psychischen Grund für die Erschöpfung.
Krötengrüße
Ich danke dir sehr für deine vielen Gedanken!
Grüße zurück