Hallo !
Heute gibt es drei unterschiedliche Weltzeiten :
Der Physiker ist dem Satellitenmenschen um 19 sec voraus.
der Astronom liegt 32 sec zurück.
Ursache ist die Erde. Früher war sie unumschränkt das Maß der Zeitrechnung - eine Umdrehung, ein Tag.
Für Astronomen gilt das immer noch. Aber die Erde ist eine schlechte Uhr : Sie geht nach.
Die Tage werden immer länger, weil der Mond die Meere im Takt der Gezeiten schwappen läßt. So bremst der Mond allmählich die Erdrotation.
Die Physiker messen die Zeit nach der Strahlung von Cäsium-Atomen. Diese Zeit verläuft in äußerst exaktem Gleichmaß.
Und diese Atomuhren zeigen : Die Erde hat seit Beginn dieser Zeitmessung (1958) schon 32 sec verloren. Allerdings wird sie nicht gleichmäßig langsamer. Die Bremswirkung hängt von vielen Faktoren ab - sogar von den Winden, die im Wechsel der Jahreszeiten mal so und mal anders gegen die Gebirgsketten blasen.
Eine eigene Behörde überwacht das wankelmütige Drehverhalten des Planeten Erde : der „International Earth Rotation Service“ in Paris. Wann immer dieser Umdrehungsdienst den Zeitpunkt nahen sieht, da die Erde wieder um eine volle Sekunde hinter die Atomzeit zurückfällt, ordnet er weltweit eine Schaltsekunde an. Die Zeit wird quasie angehalten, bis der Erdball mit seinen Umdrehungen hnterherkommt.
Die Frage ist, ob das ewig so weitergehen kann. Eine Schaltsekunde ist jedes Mal ein heikler Vorgang, vor allem für die vernetzten Computer, die auf Millisekunden genau im Gleichtakt arbeiten. Nicht alle werden umstandslos damit fertig, dass hin und wieder die letzte Minute vor Mitternacht 61 Sekunden haben soll. Die Betreiber befürchten eine Art Datenschluckauf und die Umstellung macht viel Arbeit.
(Aus : „Der Spiegel“)
mfgConrad