Wer braut "Heller Seggl" von REWE?

Liebe Konsodalen in rebus Dionysiis,

heute mit einiger Enttäuschung eine Flasche „Heller Seggl“ (Eigenmarke von REWE) ausgetrunken und weggestellt. Das einzige, was daran wirklich gut ist, ist der Name.

Eine „Fette Halbe“ mit fünf und mehr Umdrehungen im Stil „Flüssiges Brot“ der Südstaaten kann man, da nicht so streng gehopft, halt bloß mit einer gscheiden Gerste und vor allem einem gscheiden Hopfen machen - es genügt bei weitem nicht, wenn man zu Ehren der Zutatenliste auf Hopfenextrakt verzichtet.

Weil man sich dort auf die Arbeit mit Doldenhopfen versteht und auch, weil man dort mit dem „Kurpfalzbräu Helles“ die Euro-Flasche wieder bearbeiten kann, hab ich ja Welde / Plankstadt im Verdacht. Aber würde sich ein Braumeister, der süddeutsches Lager so gut beherrscht, für eine derartig lahme Brühe hergeben - zumal es bei Welde ja nicht gar so schlimm zu laufen scheint?

Für Hinweise zur Aufspürung des Täters dankt

MM

Hallo M.,

schönen Sonntag erst mal!

Wo das von dir beschriebene „Sauzeugs“ nun explizit „verbrochen“ wird, kann ich dir leider auch nicht sagen.

Aber den Markennamen, den REWE sich ausgesucht hat, halte ich für einen geradezu unverschämten Versuch, sich an dem verdienten Ruhm des „Schlappe-Seppel“ aus Grossostheim ein wenig mit aufzuwärmen.

Wehret solchen ebenso durchsichtigen wie unerfreulichen Versuchen!

Herzliche Grüße

Helmut

Beim heiligen Arnulf - besagtes Produkt wird ja ausdrücklich mit der (freilich nicht allzu präzisen) Herkunftsangabe „aus dem Ländle“ beworben. Und das (kur)pfälzische Plankstadt gehört da ja nun wirklich nicht verortet - auch, wenn die ihre Gose als „badisch“ verkaufen, was selbstredend (aus schlechtem Gewissen geborener?) Etikettenschwindel ist. Die Werbefuzzis von Rewe würden doch wohl nicht die Verbraucher arglistig täuschen, oder? Das wäre ja ganz was Neues …

Servus,

es gibt meinem Eindruck nach schon eine deutliche Mehrheit, die der Ansicht ist, „Baden-Württemberg“ sei etwas anderes als eine Verwaltungseinheit. Der Irrtum, die Kurpfalz gehöre zu Baden, grassiert schon länger. Mit „Ländle“ kann also durchaus auch Plankstadt gemeint sein.

Aber ich glaub, ich hab’s: „Die beiden Stuttgarter Dinkelacker und Hofbräu, denen ich so eine fade Plörre zutraute, füllen meines Wissens nicht mehr auf Euro-Flaschen ab“, Und dann ist mir eingefallen, dass der Versuch von Dinkelacker, die Brauerei Wulle als Marke wiederzubeleben, eben gerade auf Euro-Flaschen gefüllt wird, und dass er sich genau durch die selbe Fadess auszeichnet wie der „Helle Seggl“.

Schöne Grüße

MM

Servus,

die Ähnlichkeit des „Hellen Seggls“ mit dem

ist eher zufällig.

„Seggl“, wörtlich = männliches Geschlechtsorgan, bildet zusammen mit „Siach“, „Simpl“ und „Waidag“ die wichtigsten schwäbischen Anredeformen.

Und bei dem Namen für das Bier wird mit der doppelten Bedeutung von „hell“ gespielt, im Schwäbischen ist „hell“ auch = „aufgeweckt, gescheit“ recht gebräuchlich.

Ein Schönheitsfehler allerdings, dass von den oben angezogenen Titulierungen eher der „Siach“ geeignet wäre: Dieser, wörtlich = „Sieche“, kann je nach Kontext und auch je nach Attribut ziemlich despektierlich „Deeschd doch a bleeder Siach, a saubleeder“ sein oder auch als Kompliment für einen gescheiten Kerle benutzt werden: „Bischs a Siach!“ ist ganz ähnlich wie „Bischd a Käpsele!“

Mit einem „Hella Siach“ würde allerdings das Publikum stark eingeschränkt: Der ‚Seggl‘ wird in der Nachbarschaft noch verstanden, der ‚Siach‘ aber kaum mehr.

Schöne Grüße

MM