Wer bringt Mathematik dahin, wo sie gebraucht wird?

Hallo,
man hört ja oft, dass Mathematik Schlüsselwissenschaft ist und sie überall gebraucht wird.
Zum Beispiel bei der Optimierung von Modellen, diskret oder kontinuierlich oder bei Simulationen von Prozessen, bei der Datenanalyse bzw. mathematischen Datenverarbeitungen oder bei beliebigen stochastischen Berechnungen.
Hier stößt man mit der Standard-Mathematik, die man zum Beispiel in einem Studium lernt, oft an die Grenzen.

Nun ist meine Frage, wie nun der Wissenstransfer von Leuten, die sich besser mit Mathematik auskennen, zu denen die Bedarf nach fundierten mathematischen Kenntnissen haben, funktioniert?
Wie kommen zum Beispiel schnellere numerische Verfahren oder passendere Modelle für die Beschreibung eines Problems inklusive der Mathematik zur Lösung der entsprechenden Gleichungen zu den Leuten, die sie brauchen können?

Ich denke nicht, dass sich selbst große Unternehmen hier Leute leisten, die bei mathematischen Problemen die Universitäten abklappern und nach Lösungen suchen?
Oder wird das tatsächlich so gemacht, dass man Mathematiker für solche Zwecke hat, dich sich besser mit Mathematik auskennen, die das ein oder andere Paper lesen um dann in einem Unternehmen mathematisches Know-how erarbeiten, das über ein Standardwissen in Mathematik hinausgeht?
Oder geben Firmen einen Auftrag an Unis bzw. Softwareunternehmen, wenn sie etwas berechnen müssen, aber dort keiner weiß wie?

Das Problem ist ja, dass normalerweise kein Unternehmen direkt Forschung betreibt und schon gar nicht in Mathematik, aber irgendwie Bedarf an Know-how da ist, wenn man zum Beispiel ein Modell hat, an dem man Untersuchungen günstig oder überhaupt nur am Computer durchführen möchte.

Kann das jemand erläutern oder hat Erfahrung wie dieser Wissenstransfer so abläuft?

Hallo Tim!

Ist eine Frage des Studiums.

Du lieferst gerade eine sehr schöne Beschreibung des Handwerkszeugs von Informatikern und Ingenieuren.

Gruß
Wolfgang

Wie in jeder anderen Disziplin.

  • externe Experten bezahlen (Uni oder Forschungsinstitut)
  • selbst aneignen (für Dein konkretes mathematisches Problem in Deinem Kontext bist Du erstmal der eifrigste Forscher)
  • kaufen falls nicht gemeinfrei. (als Software, Library oder gar als gedrucktes Buch für wiederkehrende Aufgaben) Selbst die mathematischen Funktionen in Excel gehen in Summe über die Kenntnisse eines Mathematiker hinaus (von einer nummerischen Umsetzung ganz zu schweigen).

Servus,

es gibt durchaus Mathematiker, die sich mit solchen Anwendungen beschäftigen. Ich kenne einen, der in der Luftfahrtindustrie Verfahren entwickelt, mit denen man Fehler in hausgemachter Software finden kann - „Ausprobieren“ ist manchmal ganz schlecht, wenn das Flugzeug mal oben ist. Der sagt allerdings, seine Tätigkeit sei eine Art Mischung aus Großmutters Kochbuch und purer, abstrakter Logik, so dass er grade so gut auch „Philosophie oder Physik oder sowas“ hätte studieren können. Bei seinem Arbeitgeber ist es wichtig, dass an dieser Stelle keine Informatiker sitzen, weil man wohl Betriebsblindheit befürchtet.

Schöne Grüße

MM

Moin moin,

also meines Wissen nach bezahlen Firmen und Unternehmen Leute dafür, dass sie ihr (mathematisches) Wissen dafür anwenden, um die Firma oder das Unternehmen möglichst positiv voranzubringen. Soll also heißen, dass solche Leute meist schon zu den Standardpersonal größerer Unternehmen gehören. Diese sind da auch nur für ihren (mathematischen) Bereich verantwortlich.

Wolfgang hat es schon richtig gesagt. Informatiker und Ingenieure sind zwei Berufe, in denen auf jeden Fall viel Mathematik benötigt wird. Sicher benötigt man in diesen Berufsgruppen auch noch Kenntnisse über diverse andere Dinge.

Ein anderes Beispiel sind die Energiekonzerne. In regelmäßigen Abständen kommt jemand und liest den Zählerstand eines Strom-, Gas- oder Wasserzähler ab. Diese Werte müssen weiter verarbeitet werden und das kann bei vielen Kunden zu einem sehr hohen Aufwand führen und ist dabei auch noch sehr komplex. Sicher haben diese Unternehmen bereits Programme dafür, die einen großen Teil dieser Arbeit machen, aber auch diese müssen in hin und wieder verändert, gewartet und aktualisiert werden.

Sich in der Mathematik aus zu kennen bedeutet ja nicht Gleichungssysteme zu lösen oder Bruchrechnung zu beherrschen. Es geht eher darum, dass man Probleme mithilfe von mathematischen Wissen lösen kann. Und viele Probleme, die sich mit Mathematik elegant lösen lassen, tauchen bei Ingenieuren, Informatikern,… auf.

LG
Planck

@Tim Wenn ich meinen Mathematikkollegen aus Prag richtig verstanden habe sind die mathematischen Verfahren auf klassischen Computern ziemlich ausgereizt. Die bei einer gegeben Hardwaregeschwindigkeit erreichbare maximale Groesse eines numerisch lösbaren linearen Gleichungssystems ist aus Sicht praktischer Numerik in den naechsten Jahren als nicht wesentlich ausbaubar anzusehen.

Dies ist die Sicht der Numerik. Durch die Verbesserung der Softwarequalität wohl aber auch bei linearen Gleichungssystemen mehr Leistung möglich.

Freundliche Grüße

Thomas Korn
http://space.arcor.de/thomas.korn.duesseldorf