Wer erklärt mir deutungsmuster?

Hallo,
ich muss im rahmen meines studiums mich mit deutungsmustern auseinandersetzen und werde aus büchern und zeitschriften einfach nicht schlau. Wer kann mir also deutungsmuster erklären und vlt sogar ein kleines beispiel dafür geben?? Ich verzweifel allmählich :frowning:
Lg :smile:

Das ist nicht allzu kompliziert. Ein Deutungsmuster kann man sich wie eine Brille vorstellen, ohne die sich niemand in der Welt zurecht finden würde. Die unzähligen Fakten, Ereignisse und Phänomene, mit denen wir jeden Tag konfrontiert sind, würden uns hoffnungslos üerfordern, wenn wir sie nicht immer schon »deuten« würden. Da aber individuelle »Deutungen«, wie sie z.B. im Deutschaufsatz über ein Gedicht verlangt werden, uns ebenfalls überfordern würden, stehen uns vorgefertigte Muster zur Verfügung. Diese Muster sind immer kulturabhängig und so alltäglich, dass sie teilweise nur in Form von Wörtern vorliegen, die wir ganz unwillkürlich verwenden. Uns ist oft gar nicht klar, dass wir allein durch die Art und Weise, wie wir über etwas sprechen, schon deuten. Zum Beispiel: Hinter dem einfachen Wort »Intelligenz« steckt eine ganze Weltsicht. Ich sage über jemanden: »Der ist hochintelligent« – ich könnte tausend andere Dinge erwähnen, um ihn zu charakterisieren, aber ich entscheide mich unwillkürlich für seine Intelligenz. Das tue ich, weil in unserer Kultur geistes Vermögen so hoch geschätzt wird wie kaum etwas anderes. Intelligenz ist ein Deutungsmuster, mit dem wir meinen, Menschen unterscheiden und bestimmte Entwicklungen erklären zu können. Jemand verhält sich unverständlich – ist halt unintelligent! Einwanderer aus arabischen Ländern machen schlechtere Schulabschlüsse – erblicher Intelligenzmangel! Dabei war das nicht immer schon so. In der Vormoderne wurde das, was wir heute Intelligenz nennen, zwar nicht gering geachtet; es genoss aber als »technisches« Vermögen ein viel geringeres Ansehen als etwa die »Ehre« oder die »Tugendhaftigkeit« eines Menschen. Und auch das sind natürlich Deutungsmuster. Man kann einfach nicht ohne, die eine Kultur hat diese, die andere jene. Und jeder von uns übernimmt diese Muster von der eigenen Kultur und Epoche. Aber man kann diese Muster natürlich als solche erkennen und sich fragen, ob man sie nicht durch andere ersetzt. Wenn man das erfolgreich tut, wird das, was heute eine individuelle Abweichung ist, morgen vielleicht ein kollektives Deutungsmuster sein. Kleiner Tip: Noch besser als durch einzelne Wörter kommt man Deutungsmustern oft durch Sprichwörter oder Redewendungen auf die Spur. »Morgenstund hat Gold im Mund« – »Schuster, bleib bei Deinen Leisten« – »Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr« – hinter diesen Sprüche stecken ja keine ewigen Weisheiten, sondern Anleitungen, um sich in der eigenen Kultur zurechtzufinden.
Beste Grüße, pl

wie lautet das genaue Thema der Arbeit?
Mit dieser Mitteilung kann niemand etwas anfangen.

Hallo,
also ich kann deine Probleme gut verstehen, ich hatte glücklicherweise ein wunderbares Seminar zu diesem Thema, dort ging es allen Teilnehmern so wie dir. Wir haben uns in interessanten Diskussionen immer näher an „die Lösung“ rangetastet.
Ich empfehle dir auf jeden Fall mal diese Seite:
http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Deutungsmuster…
Da ist es recht gut erklärt.

Das hat mir wirklich gut geholfen! Letztendlich geht es darum, dass alles in unterschiedlichen Sinnzusammenhängen gesehen wird. Alles lässt sich in einem gewissen Rahmen betrachten. Die Texte von Alfred Schütz sind eigentlich ganz gut verständlich, Hubert Knoblauch kann ich dir noch vorschlagen. Parsons ist auch thematisch dort, aber ich persönlich komme mit Parsons nicht gut zurecht.
Vor allem solltest du mal mit Kommilitonen oder Dozenten über dieses Thema zu diskutieren. Die meisten Themen lassen sich so am besten verstehen, was ja aucb Sinn der Sache ist und oftmals muss man sich auch davon lösen, alles so zu verstehen wie 1+1=2.

Als Beispiel kann ich dir von Alfred Schütz " Don Quijote und das Problem der Realität" empfehlen! Das war für mich der Schlüssel zur Erkenntnis, aber erst nach vielen Diskussionen. Immer das Selbe Spiel: Lesen, Gedankenmachen und Diskutieren…so ist die Soziologie „leider“

Ich wünsche dir viel Erfolgt und genug Durchhaltevermögen! Ich hab auch
oft an so mancher Theorie genagt, aber das gehört halt dazu :wink:
Liebe Grüße

Hallo MrsMonster,

2 Dinge vorneweg:

  1. Der erste, der sich damit auseinandergesetzt hat war Alfred Schütz. Ich empfehle dir aber die Texte von Ulrich Oevermann und Talcot Parsons, die beide (vor allem Oevermann aufgrund seiner langjährigen Dozentur an der Uni Frankfurt) leicht zu lesen sind. (Als Tipp für die Hausrarbeit)
  2. Ich hasse es auf Wikipedia zu verweisen, aber in diesem Fall, hat sich einer echte Gedanken dabei gemacht, das Thema verständlich und vor allem richtig zu erklären. Such einfach nach Deutungsmuster auf wikipedia.

So und nun zur Erklärung:
Stell dir ein Neugeborenes Kind vor, dass ganz blank zur Welt kommt und weder Mimik noch Gestik noch soziale Verhaltensweisen oder sonstwas kennt. Irgendwann erkennt das Kind, dass da eine Frau ist, die leuchtende Augen bekommt und die Mundwinkel nach oben verzieht und dafür sorgt, dass sich das Neugeborene wohlfühlt. Das Kind merkt also: >Aha! leuchtende Augen + Mundwinkel nach oben = Zufriedenheit.In diesem einen Fall war das jetzt ausnahmsweise mal so. Mal schauen, ob sich das bewahrheitet oder nicht.Grundsätzlich gilt leuchtende Augen + Mundwinkel nach oben = immer Zufriedenheit.Siehste, ich hatte Recht! Wenn ich also zeigen will, dass ich zufrieden bin, dann muss ich leuchtende Augen bekommen und die Mundwinkel nach oben ziehen.Ach komm, ich mach mal ein Auslandssemester. China ist gerade total im kommen, da flieg ich hin.Wow, denen geht’s aber gut. Die sind ja alle ständig zufrieden.Häh?!? Kann nicht sein. Was soll das denn?Die Chinesen sind alle total merkwürdig und stehen darauf fertig gemacht zu werden. Außerdem sind sie ein total hinterhältiges Volk, denn ihr Lächeln ist falsch!

Hallo! ich würde dir gerne weiter helfen, vorab aber brauche nähere Informationen im Rahmen welchen Studienganges machst du dieses Thema? Ist es Symbolischer Interaktionismus aus Soziologie, wenn ja, dann welche Theoretiker brauchst du genau?
Warte auf Antwort, dann schauen wir weiter, ok? :wink:)
LG

Hallo Strangelove,
also habe ich völlig richtig gedacht! Ich danke dir sehr für deine ausführliche Antwort :smile:

Hallo Mrs. Monster,

da könnte man in der Tat viel zu erzählen! Ich versuche es mal einfach:
Deutungsmuster ist wie man die Welt deutet oder wahrnimmt. Und das ist weis Gott nicht bei allen dieselbe. Der Automechaniker sieht ein Auto anders als eine Soziologiestudentin, vielleicht sieht ein Mann sogar ein Auto anders als eine Frau. Das ist natürlich auch wieder eine Frage der Erziehung und Sozialisation. Der Amokläufer hat z.B ein wohl eher düsteres Weltbild, weil er im Leben schlechte Erfahrungen gemacht hat. Er deutet die Welt anders als Sie (hoffentlich). Seine Welt erscheint ihm feindlich obwohl er objektiv (d.h. wahrgenommen ohne Deutung oder Deutungsmuster) in der viellicht gleichen Welt lebt wie Sie. Ein Deutungsmuster ist eine Interpretation der Welt oder auch einer bestimmten Sache. Man kann sagen, dass jeder seine eigenen Deutungsmuster hat, dann wird es aber kompliziert und es trifft die Sache nicht ganz. Eher ist es so, dass bestimmte gesellschaftliche Gruppen (z.B. Mittelschicht, Sportler, versch. Berufe, Männer, Frauen, Alte, Junge, Ausländer, Religionsgruppen wie Islamisten etc.) auch bestimmte Deutungsmuster der Welt teilen. Deutungsmsuter können dann auch bestimmte Vorurteile sein.
Deutungsmuster sind also bestimmte Annahmen mit denen Gruppen- Teil oder sogar Gesamtgesellschaften die Welt oder die Lebenswirklichkeit interpretieren. Es existiert auch gar nichts Anderes als Deutungsmsuter, denn wer könnte von sich behaupten die Welt ganz und gar objektiv oder neutral betrachten zu können.

So, das wars erst mal. Bei weiteren Fragen wieder schreiben.

Gruß

Hallo!

„Deutungsmuster“ ist ein Begriff, der in verschiedenen Fachdisziplinen ganz unterschiedlich verwendet wird, z.B. in der (Wissens-)Soziologie, Psychologie, Psychotherapie usw.

Um weiterhelfen zu können, wäre es daher interessant, in welchem Kontext Du Dich mit „Deutungsmustern“ beschäftigen mußt (Welches Fach? Welcher Zusammenhang? Welche Literatur?), was Du schon herausbekommen hast, und was für konkrete Fragen noch bestehen.

So eine Frage kann man dann auch ganz gut ins entsprechende Brett des Wer-weiss-was-Forums stellen.

Grüße!