Wer hätte das gedacht? Die ärmsten Deutschen leben im Laschetland

Von den siebzig ärmsten Wahlkreisen in Deutschland liegen 19 in NRW.
Der ärmste Wahlkreis ist Gelsenkirchen, gefolgt von zwei Wahlkreisen in Duisburg.

Nicht nur mit seinem in jeder Hinsicht missglückten Wahlkampf, auch mit seinem Versagen als Landeschef hat Laschet die Weichen für die SPD gestellt. Die CDU/CSU hätte die Wahl mit einem Kandidaten Söder leicht gewinnen können. Die Granden der CDu, allen voran Schäuble, wollten das nicht. Zu unserem Glück wird Laschet wohl kein Kanzler werden.

Aber über wieviel Chuzpe muss man verfügen, um mit dieser erbärmlichen pölitischen performance das Kanzleramt anzustreben?

Schönes Wochenende
Hans-Jürgen Schneider

Gibt es irgendwo eine Information, wie hier „reich“ und „arm“ definiert wurde?

Das scheinen mir diese Zahlen zu sein:
Liste der Landkreise nach Einkommen – Wikipedia

Nur finde ich das Pro-Kopf-Einkommen nicht wirklich hilfreich. Kreis Kleve und Kreis Heinsberg sind stockkonservative Regionen. Da gibt es wohl überdurchschnittlich oft nur einen Verdiener im Haushalt. Mal als Beispiel: beim pro Kopf-Einkommen liegt der Kreis Kleve auf Platz 300, aber beim Haushaltseinkommen lag Issum im Kreis Kleve immer mit an der Spitze in NRW.

Mal abgsehen davon, daß Laschet für die strukturellen Probleme in NRW nach vier Jahren Amtszeit eher weniger viel kann.

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Ich bin nun auch alles andere als ein Fan von Laschet, aber hier versuchst Du in höchst unzulässiger Art und Weise jemand etwas anzuhängen, der dafür herzlich wenig kann. Der Strukturwandel in der Montanindustrie hat das Ruhrgebiet extrem hart getroffen, und dies nicht erst in den letzten vier Jahren. Dafür sind in den letzten 30 Jahren vergleichsweise geringe Mittel in die Sanierung des Ruhrgebiets geflossen, während man sich stark im Osten engagiert hat.

Als jemand mit familiärem Hintergrund im Ruhrgebiet mit über die Jahre weggestorbener Verwandtschaft sind die Besuche vor Ort massiv zurückgegangen und die Zeiträume dazwischen deutlich größer geworden. Dies macht Unterschiede deutlicher erlebbar, als wenn man einen schleichenden Prozess mit minimalen Veränderungen unmittelbar begleitet. Und da habe ich mich über deutlich mehr als die letzten vier Jahre dann immer wieder massiv erschreckt, wie es teilweise dort aussieht. Gerade gestern sah ich mir die Aufzeichnung eines Beitrags zur aktuellen Entwicklung in Bottrop an, der einerseits die ein oder andere positive Entwicklung aufzeigte, andererseits aber auch die Erkenntnis brachte, dass es seit meinem letzten Besuch offenbar noch eine erhebliche Senke in der Entwicklung gegeben hat. Recklinghausen besuchte ich vor einigen Jahren mit einem ganz erheblichen zeitlichen Abstand zum letzten Besuch davor, und es hätte mich bald der Schlag getroffen. Rund um Dortmund und Richtung Münsterland in meiner Geburtsstadt hatte es sich vor Jahren sehr gut entwickelt. Muss unbedingt mal wieder hin, habe aber ehrlich gesagt ein wenig Angst, dass es da auch zu einer Umkehr der Entwicklung gekommen sein könnte. Aber das wären alles Dinge, die man nicht dem MP der letzten vier Jahre anhängen könnte.

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Völlig richtig. In dem Kontext ist auch wichtig zu wissen, daß sich die SPD, die NRW von den späten 60ern an ziemlich genau 40 Jahre lang regierte, insbesondere unter Rau dem Strukturwandel entgegenstellte und versuchte, ihn zu verhindern, anstatt ihn abzumildern oder in eine konstruktive Entwicklung zu überführen. Selbst als klar war, daß deutsche Steinkohle und einfacher Stahl aus deutscher Produktion nicht konkurrenzfähig waren (bei ersterer wußte man das allein schon deshalb, weil man den Abbau mit Irrsinnssummen subventionierte), unterstützte man lieber die Streiks der Arbeiter, anstatt die Subventionsgelder in Projekte zu stecken, die den Aufbau anderer Wirtschaftszweige gefördert hätten oder zumindest die Rahmenbedingungen zu verbessern.

Aus dem Strukturwandel, der letztlich vor allem eine Einstellung der Kohleförderung und der Stahlproduktion (mit wenigen Ausnahmen) war, resultiert die Situation insbesondere im Ruhrgebiet und in einigen Gegenden am Niederrhein. Wobei auch gerne vergessen wird, daß an den Industriezweigen natürlich auch viel mehr hing als nur die reine Förderung und Produktion des Endproduktes, sondern daß es auch Zulieferbetriebe gab, Logistikunternehmen und nicht zuletzt den Einzelhandel vor Ort, der unter der schwindenden Nachfrage der Endkunden litt und leidet. Die Städte litten wiederum unter den wegbrechenden Steuereinnahmen, was wiederum zu einem Verfall sowohl der Verkehrsinfrastruktur als auch der übrigen kommunalen Infrastruktur (Bildung, Kultur, Freizeit) führte. In der logischen Folge wurden natürlich die betroffenen Städte natürlich nicht attraktiver für Unternehmen und Bevölkerung.

Kurz gesagt: das ist nichts, woran ein Laschet in vier Jahren etwas ändern kann.

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Und die parallele Entwicklung in Bezug auf den Untergang der großen Kaufhäuser und diverser älterer Einkaufszentren muss man dabei auch berücksichtigen. Z.B. die Innenstadt von Bottrop bestand über Jahrzehnte aus Karstadt und Hansa-Center als Magneten, die die Leute in die Fußgängerzone zogen und damit auch die restlichen Geschäfte mit Laufkundschaft versorgten. Als es mit den beiden bergab ging, ging es auch mit dem Rest der Innenstadt bergab. Das waren nicht nur Folgen der insgesamt problematischen wirtschaftlichen Entwicklung vor Ort, sondern dieses Phänomen war auch in vielen wirtschaftlich stabileren Regionen zu beobachten.

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Hallo Wiz, hallo C_Punkt,

Ich gebe Euch Recht: Mein Beitrag ist ungerecht. Natürlich weiß ich, was die Montanunion war und kenne auch die unselige Politik der SPD in NRW. Diese fehlgeleitete Politik war der Beginn des Niedergangs im Ruhrgebiet.

Gewundert habe ich mich nur, dass die Wahlkreise mit den geringsten Pro-Kopf-Einkommen nicht in den neuen Bundesländern zu finden sind. Hin und wieder schaue ich westart. Da sehe ich kein Elend, sondern eher positive Ansätze für eine neue Kultur des Ruhrgebiets.

Gruß, Hans-Jürgen Schneider.

Hallo,

leider ist das pro-Kopf-Einkommen ein Mittelwert. Im Osten können dem tatsächlich niedrige Gehälter zugrundeliegen. Im Westen ist eine Analyse schwieriger. Im Ruhgebiet sehen wir die Folgen des Strukturwandels mit Arbeitslosen, hoher Zahl an niedrig qualifizierten Migranten der 1., 2. und 3. Generation, Folgen der niedrigen Kaufkraft beim örtlichen Handel usw.

Im Kreis Kleve sehe ich die Ursache im eher „traditionellen“ Rollenverständnis - d.h. der Mann geht arbeiten, die Frau kümmert sich um Nachkommen und Haushalt. Beim Kreis Heinsberg bin ich mir nicht so sicher bzw. da sehe ich unterschiedliche Effekte.

Aber insgesamt ist es schon so, daß niedrige Einkommen keine reine Ost-Sache mehr sind. Das kann man als gut bezeichnen.

Gruß
C.