Hallo, Dieter,
das Erzeugen von Geräuschen durch die Extremitäten gebrauchen schon unsere Vettern und Basen aus dem Tierreich, inden sie etwa auf den Boden stampfen oder gegen Bäume schlagen.
Die Primaten schlagen sich auch gegen den eigenen Körper - Gorillas etwa auf die Brust, andere benützen Zweige, Äste, Steine oder schlagen auch die vorderen Extremitäten gegeneinander, um Aufmerksamkeit, Respekt zu erregen, um eine Warnung abzugeben, einen Alarm hervorzurufen; man macht das auch, um ein Wir-Gefühl zu demonstrieren, sich gegenseitig zu stärken oder auf eine gemeinsame Aktion einzustimmen.
Die Kämpfer nahezu aller Nationen und Zeiten schlugen mit den Schwertern gegen ihre Rüstungen oder Schilde und nutzten diese als Schallverstärker. Sie verfertigten eigene Lärminstrumente wie Trommeln, Pauken, Klanghölzer, Schwirrhölzer, Luren, Trompeten, Quäken, Tröten, Flöten, Ditscheridus zu diesen Zwecken.
Einige davon dienen eben auch der Akklamation. Die Spartaner hielten das Gesetz für beschlossen, auf das am lautesten gebrüllt wurde.
Das Klatschen in die Hände, das Klopfen mit den Fingerknöcheln auf die Vorlesungssaaltische, das Trampeln mit den Füßen im Zirkus, das Pfeifen mit Fingern und auf Schlüsseln, Bravorufen, Standing Ovations sind weitere solche Zustimmungs- und Beifallsbekundungen.
Können aber auch das Gegenteil bedeuten. Dann ruft man bloß nicht Bravo oder Hurra oder Zugabe und Da capo, sondern Buuhhh!
Das wurde durch die Claqueurs sogar professionalisiert.
Dazu:
_ Claqueurs (franz., spr. klakör), die bezahlten »Klatscher« in den Theatern, deren Gesamtheit während einer Vorstellung oder überhaupt die Claque genannt wird. In Paris entstanden, hat sich die Claque auch auf die Hauptstädte andrer Länder, besonders England, Deutschland (Berlin), Österreich (Wien) und Amerika, verbreitet. Sie hat zunächst den Zweck, das Publikum zum Applaus zu reizen und dadurch einem Stück oder Darsteller Erfolg zu sichern. Schon 1820 errichtete in Paris ein gewisser Sauton eine Assurance de succès dramatiques, welche die C. in der nötigen Zahl stellte und ebenso einen Applaus besorgte, wie sie auch für eine bestimmte Summe einen Nebenbuhler auspfeifen ließ. Die C. werden in Paris gewöhnlich Chevaliers du lustre genannt, weil sie sich meist in die Mitte des Parterres unter den Kronleuchter setzen. Eingeteilt werden sie in Tapageurs, die häufig und stark applaudieren; Connaisseurs, die nur durch beifälliges Murmeln oder gelegentliche Bemerkungen ihrem Nachbar den Dichter oder Schauspieler zu empfehlen suchen; Rieurs, die so herzlich zu lachen wissen, daß auch ihre Nachbarn davon angesteckt werden; Pleureurs, die gleiches Geschick im Gerührtsein haben; Chatouilleurs, die vor Anfang des Stückes und in den Zwischenakten die Nachbarn freundlich stimmen; Chauffeurs, die bei Tage vor den ausgehängten Theaterzetteln stehen bleiben und die Schönheit des Stückes preisen, in Kaffeehäusern günstige Rezensionen vorlesen, ungünstige beiseite schaffen etc.; Bisseurs, Dakaporufer. So hat sich dieses Unwesen nach und nach zu einem System ausgebildet und ist zu einem ziemlich einträglichen Geschäft geworden. Das französische Publikum übt gegen die C. nicht selten strenge Justiz aus, wenn sie ihre Unverschämtheit übertreiben, während das deutsche Publikum sich bisher noch sehr nachsichtig gezeigt hat.
[Lexikon: Claqueurs. Meyers Großes Konversations-Lexikon (1905), S. 34183
(vgl. Meyer Bd. 4, S. 173)]_
Diese Claqueurs zeigen auch, dass es keineswegs so sein muss, dass man den richtigen Leuten Beifall klatscht. Wenn ich das deutsche Privatfernsehen betrachte oder die Politiker will mir sogar scheinen, dass heutzutage fast nur die falschen Leute Applaus erhalten.
Wie sonst wäre ein Applaus für Benedeppo 16. zu erklären oder für Roland Koch oder für Kurt Beck oder für Verona Pooth oder für Dieter Bohlen? Die Liste ist beliebig fortsetzbar.
Gruß Fritz