Wer hat Erfahrungen mit Waldorfschulen?

Wir überlegen unseren Sohn im nächsten Jahr auf eine Waldorfschule zu schicken, da uns das Konzept sehr gut gefällt! Allerdings sind wir uns nicht sicher, ob wir als Eltern so gut dort hinein passen, da wir nicht ausschließlich antroposophisch leben. Wird in den Eingangsgesprächen viel Wert auf den allgemeinen Lebensstil der Familie gelegt?

Vielen Dank!

Moin,

Allerdings sind wir uns nicht sicher, ob wir als
Eltern so gut dort hinein passen, da wir nicht ausschließlich
antroposophisch leben.

jede Waldorfschule ist ein Unikum, weil die meisten in der Trägerschaft eines Elternvereins sind. Daher läßt sich keine allgemeine Aussage treffen, noch nicht mal eine stabile Aussage zu einer speziellen Schule, weil sich das im Laufe der Zeit auhc (deutlich) ändern kann.

Wird in den Eingangsgesprächen viel
Wert auf den allgemeinen Lebensstil der Familie gelegt?

Kennt ihr Eltern, die ihre Kinder vor kurzem dort eingeschult haben?
Mit denen sprechen.

Mit Waldorfschulen hab ich keine direkten Erfahrungen, aber meine Kinder waren in einem Waldorfkindergarten und ich kenne einige Familien, die ihre Kinder in einer Waldorfschule haben.
Keiner von denen ist ein 104 %iger Steinerjünger.
Mit dem Konzept solltet ihr euch aber auseinandergesetzt haben und auch (grob) konform gehen, sonst wird das nichts.
Auch die Bereitschaft, sich intensiv einzubringen, zeitlich wie materiell, sollte vorhanden sein.
Ich erinnere mich an etliche Termine, an denen wir im Garten und am Haus gröbere Arbeiten erledigt haben und bei Festivitäten ist Engagement mehr oder weniger Pflicht.
Dazu die Treffen der Elternschaft zu den verschiedensten Gelegenheiten, das alles kostet Zeit und manchmal auch Nerven.

Aber wenn es passt, dann ist das für die Kinder (und für euch) eine gute Lösung.
Auch wenn gleich sicher etliche andere Meinungen kommen werden.

Gandalf

Moin,

es ist Ferienzeit, und viele w-w-w-ler mit eigener Erfahrung dürften in Urlaub sein. Du solltest Deine Frage nach dem Ende der Hauptsaison noch einmal stellen, wenn Du hier nicht viele Antworten bekommst.
Du kannst Dir schon mal den Artikelbaum aus dem Archiv zu Gemüte führen; eine Frage zur Waldorf-Pädagogik hatten wir vor etwa einem Monat, und dort wurde auch einiges an eigenen Erfahrungen berichtet, glaube ich.
/t/rudolf-steiner-und-waldorfpaedagogik/6493465/18

Grüße
Pit

Ich habe eine Reihe von Waldörfschülern kennengelernt, die fürs Abitur aufs Gymnasium wechseln mussten. Allen war gemein, dass sie starke Defizite gegenüber Schülern der gleichen Klassenstufe hatten, was zu einer ziemlichen Lernbelastung bzw. Aufholjagd führte. Nicht wenige davon haben abgebrochen oder standen kurz davor.

In kurz:

Wenn dein Kind kein Abitur braucht und nicht studieren will, ist so eine Waldorfschule bestimmt nicht schlecht. Wenn es einen höheren Abschluss erreichen will, machst du es ihm mit einer Waldorfschule unnötig schwer.

Hallo,

wie Gandalf schon richtig angemerkt hat, ist das von Schule zu Schule durchaus etwas unterschiedlich.

Alle Waldorfschulen bieten regelmäßig öffentliche Veranstaltungen wie Theater, Sommerfest, Monatsfeier oder Kennenlerntag. Fahrt doch mal hin und seht euch die Eltern an.

Bei uns ist eine wirklich gute Mischung aus Wollbesockt, Anzugbekleidet, Langbehaart, Faltenberockt, Jeansbestückt und Lederbehost.

Etwas mehr Vegetarier als im Durchschnitt der Bevölkerung und etwas mehr Interesse an Diskussionsgruppen als gewöhnlich.

Ansonsten ganz normal. Nix is mit: alle Öko, alle Anthroposophen, alle Grün, alle Körnerfresser, alle Steinzeit…!

Die Eltern bringen sich etwas stärker mit ein und ungefähr einmal im Monat ist eine Schulveranstaltung (Elternabend, Basar, Gartentag etc.) bei dem die Eltern zur Mithilfe aufgefordert sind.

Wir fahren Auto, haben Computer, haben eine PS3, schauen TV und essen Fleisch. Ganz normale Klamotten; auch Adidas, Bench und Björkvin; Urlaub in Spanien, Einkauf bei Aldi und Lidl - alles ganz easy…

Schaut euch in der Schule um - habt ihr ein gutes Gefühl, dann vereinbart doch mal eine Woche zur Probe (oder zwei). Das geht bei fast allen Waldorfschulen.

Laßt euch nicht abschrecken von wüsten Kommentaren (hier und anderswo). Entscheidet ganz individuell nach euren Bedürfnissen.

Viele der „Kommentatoren“ haben selbst keine echten Waldorferfahrungen gemacht und berichten nach Hörensagen.
Oder schließen von schlechten Erfahrungen auf einer einzigen Schule gleich auf alle Waldorfschulen der Welt!

Bei uns machen im Durchschnitt 60% der Schüler ein 13. Schuljahr und beenden dieses erfolgreich mit einem bestandenen staatlichen Abitur (gemeinsame externe Prüfung an einem Gymnasium).

Es grüßt recht herzlich
Yvisa

Meine Erfahrung mit Kindern auf Waldorfschulen ist die, dass diejenigen, deren Eltern keine pädagogischen Fähigkeiten mitbrachten, nicht lesen gelernt haben. Darunter haben sie sehr gelitten, weil es einfach peinlich ist für ein 10-jähriges Kind, wenn es nicht lesen kann.

Sie hatten Englisch und Russisch vom ersten Schuljahr an, aber diese Sprachen haben sie leider auch nicht gelernt. Kinder nach einem halben Jahr Gymnasium konnten besser Englisch als sie.

Ganz tolle Strick- und Häkelarbeiten wurden dort gemacht. Darum haben wir sie beneidet.

Die betreffenden Kinder sind später auf die Realschule gewechselt und haben dort wohl viel nachholen können.

Es ist bei dieser Schulform bestimmt sehr wichtig, dass die Eltern eventuelle Defizite im Lehrplan auffangen können.

Viele Grüße

Hey :smile:

Habe heuer meine Matura gemacht und hatte ein Mädchen in meiner Klasse, das 3 Cousinen hat, die allesamt eine Waldorfschule besucht haben. Alle 3 Cousinen haben ohne Probleme die Matura geschafft und hatten keine Defizite.

Wenn du dein Kind gut unterstützt, gerade wenn es später wirklich auf eine „normale“ Schule wechseln will, glaube ich das es keine Probleme geben sollte.

Lg Sabine

Hallo,
es ist von Waldorfschule zu Waldorfschule unterschiedlich, wieviel Wert auf Lebensstil und philosophische Ansichten (Anthroposophie…) gelegt wird. Es gibt Schulen, die sich quasi ihre Schüler aussuchen können (siehe USA), und andere, die praktisch jeden aufnehmen, weil es weniger Nachfrage gibt.
Die in Frage kommende(n) Schule(n) solltet ihr euch gut anschauen, wie schon erwähnt wurde vielleicht auf Monatsfeiern und andere Feste gehen, mit den Eltern reden usw.
Ich war wie meine Schwester auf der Waldorfschule, komme aus einer Akademikerfamilie (Vater o.Univ.-Prof. etc.) und wir haben beide eine eher akademische Laufbahn eingeschlagen.
Was ich schade finde, ist, daß nur wenige Lehrer es geschafft haben, mich richtig zu fördern/fordern, die anderen waren zufrieden, wenn ich ohne Anstrengung besser war als die anderen….
Dafür konnte ich aber meine Persönlichkeit entwickeln und bis zur Matura war ich jeden Tag gerne in der Schule! Den Gedanken, daß man evtl. nicht studieren mag, weil man genug vom ewigen Lernen hat, konnte ich nie nachvollziehen.
Sehr gut finde ich, daß man auf der Waldorfschule praktisch nie einen ganzen Tag lang nur kopfigen Unterricht hat, sondern immer auch etwas handwerkliches oder so. Das hat allerdings meine Art zu lernen beeinflußt - ich kann (ohne an ADHS o.ä. zu leiden) bis heute nicht den ganzen Tag sitzen und lernen. :wink:
Kurzum: schaut euch die betreffenden Schulen gut an. Von Schule zu Schule gibt es unterschiedliche Besonderheiten. Bei uns gibt es z.B. das „bewegte Klassenzimmer“, ich weiß aber nicht, ob es das auf jeder Waldorfschule gibt.
Viele Grüße,
Corinna

Erfahrungen mit beiden Schularten
Ein Wechsel von der Wd-Schule auf eine staatliche Schule ist möglich, ohne größere Schwierigkeiten.

Unsere Tochter wechselte nach der 4. auf ein staatliches Gymnasium weil wie mit der Situation und der Lehrerin nicht mehr klar kam und gehörte danach immer zum vorderen Leistungsdrittel.

Unser Sohn wechselte nach der 10. aufs Gymnasium, weil wir ihm das Abitur leichter machen wollten.
Auch er gehörte immer zum ersten Drittel.

Unterstützung durch die Eltern beim Lernen brauchen Kinder heute auch auf dem staatlichen Gymnasium, nach meiner Erfahrung.

In der WdS findet ein Aufnamegespräch zwischen Eltern und Lehrer statt und irgendwann wird auch der Klassenlehrer bei Euch zu Hause vorbei schauen.
Die häufigen Elternabende fand ich auch etwas nervig, auch weil ich dem typischen Anthroposophen gegenber eher allergisch bin.

Es ist individuell sehr unterscheidlich, wie die Kinder mit der Situation auf der Wd-Schule klar kommen. Bei uns waren die Klassen sehr groß, über 30 Kinder. Der Klassenlehrer war bis zur 7.Klasse der/dieselbe was ein großer Nachteil sein kann, weil es natürlich auch dort ausgesprochene Nieten gibt. Dann nix wie weg.
Auch gibt es dogmatische und liberalere Schulen.

Gut finde ich z.B. den Epochenunterricht und die umfassende musische Schulung.
Wenn dein Kind eher so veranlagt ist, dass es gerne malt, Musik macht und singt, kanne es dort in den ersten jahren Vorteile haben.

Dass Kinder nach den ersten beiden Jahren nicht korrekt lesen und schreiben können, gehört zum Konzept.

Gruß MacG

Hallo,

wir haben hier im umkreis mehrere waldorfschulen, und die qualität und auch das konzept ist von schule zu schule unterschiedlich. einiges ist positiv und negativ.

was mir aufgefallen ist, das die schüler einer bestimmten schule in ihrem waldorfleben geblieben sind, also waldorferzieher wurden, an einem antrop. krankenhaus div. ausbildugnen gemacht haben,etc. und das an dieser schule auch ein klassisches bild gelehrt wurde was den „rest“ der welt anging.

wir haben in nächster nähe auch ein waldorfgymnasium, wo sicher die häkfte der eltern NICHT anthro sind und da gut mit zurechtkommen.

liebe grüße

Brenna