Hallo!
Deine Meinung, dass dem Gesamtschulkonzept nicht die Zukunft
gehöre, mag für Bayern und BaWü gelten. Aber sie gilt nicht
für den Rest der Republik.
Das mag sein, heißt aber nicht, dass Gesamtschulen besser sind. Die Leistungsstreuung an Gesamtschulen ist nachweislich niedriger, was aber nicht daran liegt, dass jeder sein Potenzial optimal ausschöpft, sondern daran, dass die leistungsstärksten Schüler ihr Potenzial nicht optimal ausschöpfen, das wurde für England bereits in den 60er Jahren bewiesen. Da die Studie aber nicht mit der politischen Richtung zu der Zeit konform war (die Gesamtschulen wurden ja gerade eingeführt, weil sie angeblich für jedes Potenzial gerechter waren, was die Studie aber eindrucksvoll widerlegen konnte), verschwand sie ganz schnell in der Schublade und ist heute nur noch mit enormem Aufwand aufzufinden. Interessant ist, dass die Grammar Schools, also Gymnasien (befinden sich in den Regionen, wo man sich gegen Gesamtschulen entschieden hat) die englandweiten Schulleistungstabellen anführen, aber dass die Schulen, die unter den schlechtesten sind, zumeist gerade nicht in den Gegenden zu finden sind, wo es auch Gymnasien gibt, sondern in den stärksten Bastionen der „Gleichheit“.
Akzeptanz: von Eltern mit Kindern mit Haupt-
und Realschulempfehlung. Den IGS fehlt also die
Leistungsspitze…
Das ist Humbug. In Niedersachsen gibt es für die Aufnahme in
die 5. Klasse wegen der hohen Anmeldezahlen an IGSen das
qualifizierte Losverfahren ; in anderen Ländern dürfte es
ähnlich sein.
In NRW nicht. Da ist die Gesamtschule hauptsächlich ein Zufluchtsort für Kinder mit Hauptschulempfehlung, die zahlenmäßig am häufigsten abgewiesen werden, um zumindest einigermaßen zu garantieren, dass die Kinder mit Gymnasialempfehlung nicht absolut unterrepräsentiert sind. Außerdem hat eine Studie in NRW bereits bewiesen, dass die Gymnasialkurse an IGSen in NRW lange noch kein Gymnasialniveau erreichen. Sie liegen meist knapp hinter Realschülern an reinen Realschulen. Im Zentralabi schneiden sie in den Prüfungen deutlich schlechter ab als die Gymnasiasten.
Das bedeutet, dass es 3 Lostöpfe gibt, in welche die
Anmeldungen je nach Durchschnittsnote in bestimmten Fächern
sortiert werden. Aus diesen Töpfen werden so viele Lose
gezogen, dass ihr prozentualer Anteil identisch ist mit der
Prozentzahl, welche die Schüler im Einzugsbereich der IGS für
diese Durchschnittsnoten erreicht haben [Entschuldigung, ich
kann mich nicht korrekt mathematisch ausdrücken und hoffe,
dass es dennoch verständlich ist].
Hab ich schon verstanden.
An meiner IGS waren die 3 Lostöpfe immer übervoll, und die
Leistungsspitze also der Statistik entsprechend vertreten.
Ja, aber welcher Lostopf war am vollsten?
Die Töpfe sind übrigens immer noch übervoll, obwohl vor 2
Jahren in etwa 15 km Entfernung eine neue IGS gegründet wurde,
bei der die Zahl der Anmeldungen die Aufnahmekapazität seit
Beginn weit übersteigt.
Ganz aktuell:
_Haben Sie Ihr Kind für den neuen 5. Jahrgang der IGS
Wilhelmshaven angemeldet? Dann wird es am Montag, den
20.6.2011 spannend - von 14-18 Uhr tagt der Aufnahmeausschuss.
Es sind termingerecht **313 Mädchen und Jungen angemeldet worden
Und wie willst du mir jetzt beweisen, dass von den 313 wirklich 1/3 Kinder mit Gymnasialempfehlung sind?
Neenee, die Gesamtschule hat keine Zukunft …
Oder glaubst Du etwa, dass die hiesige Bevölkerung
bildungspolitisch und pädagogisch besonders interessiert oder
gar progressiv ist?
Ne. Weil ich Gesamtschulen nämlich ohnehin nicht für progressiv im Sinne von wirklich fortschrittlich halte, zumindest nicht IGSen mit Kurskonzept, weil die nämlich teilweise fatale Auswirkungen auf das Selbstkonzept der Schüler haben. Und die Gymasialkurse kein Gymnasialniveau erreichen.
Und ist es nicht seltsam, dass ausgerechnet eine I dioten
G esamt S chule dieses Jahr den Deutschen Schulpreis
erhalten hat?
Nein, das ist nicht seltsam, wenn man dieses liest:
_ Deutscher Schulpreis 2006 – 2008
Es fällt ins Auge, dass die Verteilung der Preise keineswegs
der Teilnahmequote der Schulformen folgt. Besonders auffällig
ist, dass die Gesamtschulen 11% der Teilnehmer stellen, aber
fast die Hälfte der Preise bekommen haben.
Auf die Schulen, die sich die Förderung aller Kinder und
Jugendlichen zum Programm gemacht haben, also die Grund- und
Gesamtschulen, entfallen 65 % der Schulpreise. Und wenn man
sich unter der übrigen Preisträgerschulen umschaut, dann
vertreten und praktizieren viele eine integrative Pädagogik,
z.T. im Widerspruch zu der landläufigen Praxis ihrer
„Artgenossen“. Etwas vereinfachend könnte man sagen: Die
Robert-Bosch-Stiftung ist ausgezogen, gute Schulen zu suchen,
und hat integrativ arbeitende gefunden_ .
http://www.ggg-bund.de/index.php?option=com_docman&t…
(S. 4, mit Tabelle)
Die Robert-Bosch-Stiftung ist aber auch in einer gewissen politischen Richtung angesiedelt. Außerdem arbeitet doch die prämierte IGS nicht mit dem weitverbreiteten Kurskonzept, wenn ich das richtig mitbekommen habe, oder?
Was den Rest der Welt betrifft, da ist das Konzept
Gesamtschule schon längst Realität und keine Zukunftsvision
mehr.
Ja, und wenn man sich das Wissen der Schüler an den entsprechenden Schulen anschaut, kann einem schlecht werden. Was für ein deutsches Abitur Standard ist, kommt in Frankreich am Ende des Bachelors dran. Oxford und Cambridge gelten weltweit als hyperelitär - aber die Studenten machen dort, was für mein Fach hier einfach von allen verlangt wird. Mit ein paar Extraübungsstunden in extrem viel kleineren Gruppen.
Auf der Webseite der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule
(GGG) gab es einmal eine Übersicht über das Schulsystem der
westlichen Länder, die ich nicht mehr finde. Dort waren nur
Deutschland, Luxemburg, Österreich, die Schweiz und
Nordirland als Länder mit einem selektiven Schulsystem
aufgeführt.
Nicht ordentlich recherchiert. Liechtenstein gehört auch dazu. Und Ungarn. Und - oh Schreck oh Graus - FINNLAND. Die selektieren nur später. Außerdem hat Nordirland die höchste soziale Mobilität GBs.
LG, Sarah