Hallo Tim,
Die Antwort auf die Frage ist nicht ganz so einfach, wie die Frage auf den ersten Blick klingt…
Man muss ein bisschen ausholen und den geschichtlichen Hintergrund betrachten…
Um die Zeitenwende herum wurde den Juden das Recht auf Vollstreckung der Todesstrafe durch die Römer entzogen. Ab diesem Zeitpunkt mussten Todesurteile in der römischen Provinz Iudaea von dem Prokurator bestätigt und von den Römern vollstreckt werden. Vorher war es verbreitet, dass die Juden die Verurteilten einfach steinigten. Dies wäre wohl im Fall von Jesus auch so gewesen, da der Hauptanklagepunkt durch die Juden „Gotteslästerung“ war, und darauf stand die Todesstrafe, die Steinigung.
Nun wurde Jesus vor den jüdischen Behörden („Dem Hohen Rat“ oder „Dem Sanhedrin“) wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt. Die Gotteslästerung bestand darin, dass er sich zum Sohn Gottes, und damit zu Gott selbst, erklärte. Nun durften die Juden die Strafe aber nicht selbst vollstrecken.
Und deshalb kommen die Römer ins Spiel… Der zu der Zeit amtierende Prokurator Pontius Pilatus musste das Urteil bestätigen und die Bestrafung veranlassen. für die Bestätigung des Urteils bastelten die Juden eine neue Anklage, die vor einem Römer bestehen könnte, nämlich die Anklage des Hochverrats („maiestas“), da Jesus sich selbst zum König erklärt hatte. (Wenn auch sein Reich, wie er Pilatus gegenüber erklärte, „nicht von dieser Welt war“) Dies war eindeutig ein Angriff auf die Herrschaft des Kaisers und wurde mit dem Tod bestraft. Daher war Pilatus gezwungen, das Urteil zu bestätigen und die Todesstrafe zu vollstrecken.
Somit muss man, historisch betrachtet, deine Frage wie folgt beantworten:
Die Juden haben Jesus zum Tode verurteilt und haben alle notwendigen Schritte eingeleitet, um das Urteil auch vollstreckt zu sehen. Die Römer haben Jesus dann tatsächlich umgebracht (durch die Kreuzigung). Die treibende Kraft hinter seinem Tod waren die Juden, die ausführende Kraft waren die Römer.
Zur Bemerkung deiner Mutter wegen der Götter der Römer und dass diese in irgendeinem Zusammenhang mit der Verurteilung stehen sollten:
Den Römern war es schlichtweg „wurscht“, woran ihre Untertanen glaubten, solange sie friedlich blieben und ihre Steuern bezahlten. Deshalb wurden den Juden sogar einige Sonderrechte eingeräumt, damit sie ihren Glauben frei ausüben konnten.
Noch ein Hinweis… Theologisch gesehen waren es die Sünden der ganzen Welt, die Jesus ans Kreuz gebracht und die ihn getötet haben. Wegen der oben genannten Fakten nun einfach zu behaupten, die Juden wären „Christusmörder“ bzw. „Gottesmörder“ (wie es in der Geschichte ja leider allzu häufig passiert ist) und sie deswegen zu schikanieren, zu drangsalieren und zu töten, ist viel zu kurzsichtig. Theologisch gesehen ist jeder Mensch schuld am Tod von Jesus.
Wenn sich weitere Fragen ergeben, werde ich natürlich sehr gerne versuchen, weiterzuhelfen. Ich hoffe, ich konnte dir/euch ein wenig helfen. In diesem Sinne frohe Ostertage.
Viktor