Wer hat’s erfunden?

Letzte Woche wollte ich in einer Einkehrgaststätte in Winterthur/Schweiz etwas essen,
ich bestellte eine Suppe.
Die Kellnerin sagte: „Suppe ischt fertig.“
„Fein,“ sag ich, „Suppe nehm ich.“
Die Kellnerin: „Suppe ischt fertig!“
Ich: „Gut. Ich nehm eine.“
Kellnerin: „Aber Suppe ischt fertig !!
Ich: „Ja, ich nehm sie eh gleich.“
Kellnerin: „Suppe ISCHT FERTIG !!! du Hornochs!“
Jetzt kapierte ich, „ist fertig“ heißt bei den Spezis offenbar „ist aus“.
Ich hab mich schon öfters gefragt, warum die Schweizer nicht einfach
ganz normales Deutsch reden so wie andere normale Leute auch.
Und heute Mittag wollt ich in Wien ein Gulasch essen, aber der Wirt sagt:
„Gulasch ist gar. Darf’s was anderes sein?“
(„Essen ist gar“ heißt bei uns „Essen ist aus“.)
Darum versteht man die Leute in Österreich auch viel besser als die Schweizer.

Faszinierend!!!:smile:

Ach seufz… Also wenn hier im wilden Westen des Ruhrgebiets die
Kellnerin „suppe fertig“ hat, dann ist sie FERTIG. *g*
Und wenn der Wirt den „Gulasch gar“ hat, dann ist er (der Gulasch!)
ordentlich DURCHGEBRUTZELT. *gg*
Deswegen verstehe ich die Leute hier vielleicht noch viel besser als
die in Österreich und der Schweiz… *fg*

Grüße Mac

Ganzkörperzitat gelöscht. Fritz MOD

Hi Michael,

Klasse Geschichte, hab herzlich gelacht! Du würdest auch in Südtirol deine Probleme haben, wenn Dich alle mit dem Dialekt anreden würden. Man versteht sich hier aber gut aufs Hochdeutsch reden. z.B. sagen wir auch „Die Suppe isch förtig.“ und „Is Essen isch gor.“, wobei bei beidem gemeint ist, es ist nix mehr da.

Schönen Gruß,
Rudy

Was ist ‚normales‘ Deutsch?
Hallo.
Genau so:
„Die Suppe ist aus!“
„Wohin? Wann kommt sie wieder? Kann man so lange warten?“
(:wink:)))))
Mit freundlichen Grüßen
Alexander Berresheim

Ganzkörperzitat gelöscht. Fritz MOD

fertig !!"
gar

Wenn eng fertig und gar inhaltlich beieinander stehen, zeigt ein Blick in den Kluge und noch mehr der in den Grimm.

Aber es sind zweiungzwanzig Seiten zu lesen, wenn man gar alles fertig lesen will. Aber wers wirklich wissen will, wirds willig wahrnehmen.

Ich zitiere nur den Kluge, der man schneller lesen kann.

_ fertig
Adjektiv Standardwortschatz (10. Jh.), mhd. vertec, vertic, mndd. verdich, mndl. vaerdich Stammwort. Abgeleitet von Fahrt (s. unter fahren), also „bereit zur Fahrt, zum Aufbruch“, dann übertragen „bereit zu etwas“ bei anderen Dingen (buß-, friedfertig usw.) und schließlich allgemein „bereit“, mit Verschiebung des Gesichtspunkts „abgeschlossen“ (ursprünglich mit den Vorbereitungen, dann mit der Arbeit). In dieser Bedeutung auch das Faktitivum fertigen mit dem Abstraktum Fertigung. Auf den seelischen Bereich übertragen bedeutet fertig „am Ende, völlig erschöpft“; hierzu fertigmachen „schlecht behandeln“. S. auch Fertigkeit, rechtfertigen. deutsch s. fahren_

_ gar
Adjektiv Standardwortschatz (8. Jh.), mhd. gar(e), ahd. garo, as. garo Stammwort. Aus g. *garwa- Adj. „bereit, fertig“, auch in anord. gOrr, ae. gearo. Herkunft umstritten. Die Bedeutung war früher allgemein „bereit“ (auch z.B. von Personen gesagt), deshalb gehört hierher auch gerben. Der Anschluß an g. *arwa- „schnell, bereit“ in anord. Orr „bereit(willig)“, as. aru „bereit, reif“ aus ig. *orwo- „schnell, bereit“ in avest. aurva „schnell, tapfer“, toch. A Arwar, B Arwer „bereit, fertig“, weiter zu gr. órnymi „treibe an, setze in Bewegung“ usw. (so zuletzt Sanders) wird wahrscheinlich gemacht durch Heidermanns: Zu g. *arwa- „bereit“ wird die verbale Ableitung g. *g(a)-arwija- „bereitmachen“ gebildet. Zu diesem ist g. *garwa- „bereit“ eine Rückbildung. Diese Annahme wird dadurch gestützt, daß anord. gOrr das Partizip von anord. gorva „bereiten“ vertritt.
Ebenso nndl. gaar.
Kabell, A. ZVS 87 (1973), 26-35;
Sanders, W. FS Kolb (1989), 558-568;
Heidermanns (1993), 233f. west- und nordgermanisch_

Zu „gar“ und „gar nichts“ und „sogar“ gibt es grad im Deutschbrett einen Faden.

Gruß Fritz

Trappa hat fertig
Ihr Lieben, jetzt verstehe ich endlich das eigentlich besonders gute Deutsch von Giovanni Trappatoni: „Ich habe fertig“ ist nicht nur eine Vermeidung des mißverständlichen „Ich BIN fertig“, sondern auch eine den eigentlichen Sinn am besten wiedergebende und als Kurzfassung korrekte wortwörtliche Übersetzung aus dem Italienischen: „Ho finito!“
Nun ist er allerdings hier gar ganz fertig. Aber wir schlauer.
GARanTIERT.
Grossi baci, Stopplastop.

Die Kellnerin sagte: „Suppe ischt fertig.“
„Fein,“ sag ich, „Suppe nehm ich.“

Hallo Michael

Die hätte ich auch nicht verstanden. „d’Suppe isch fertig“ heisst auch hier, dass die Suppe bereit (gekocht) ist. Vielleicht hat sie die Sprache auch nicht ganz beherrscht (20% der Einwohner in der Schweiz sind Ausländer, im Service überproportional).

In diesem Zusammenhang ist mir ein anderer Begriff in den Sinn bekommen, den Du mir als Sprachexperte sicher beantworten kannst:
„Fix und Fertig“ was heisst hier „fertig“???

Viele Grüsse
Stephan

oT aus und gar
*
*
*

aus’is und gor’is,
und schad is, daß wor’is

(Aus ist es und gar ist es,
und schade ist es, daß es wahr ist.)

*
*
*

Zitat aus des Volkes Stimme

Gerhard

Lieber Michael,

alle Völkerstämme, die im südlichen deutschen Sprachraum leben und reden, haben den beachtlichen Vorteil, dass sie nicht glauben, sie sprächen Deutsch. Im Gegensatz dazu ein Zitat von einer Kommilitonin aus dem Wangerland: „Asso ich find dat s-köin dass mann bei uns nich höat wo wia wechkomm“…

Zum Trost: Bestell doch einmal im Baselbiet einen „Kaffee fertig“ und lasse Dich angenehm überraschen.

Schöne Grüße

MM

Zum Trost: Bestell doch einmal im Baselbiet einen „Kaffee
fertig“ und lasse Dich angenehm überraschen.

Kaffee fertig ist in der ganzen „deutschsprachigen“ Schweiz zu haben, dünner Kaffee im Glas, mit Zucker und Trester.

Andere heissen Kaffee Luz, Schümli Pflümli (mit geschlagener Sahne) oder wie immer.

Schöne Grüße

auch

Stephan

Hallo Stephan,
so „dünn“ ist der Caffe fertig aber nicht Überall. Aus Zug kenn ich ein Rezept mit Zuger Kirsch.
Nimm eine Tasse und gib so viel Caffe rein, bis du den Boden nicht mehr siehst, dann gieß so viel Kirsch drauf, bis du den Boden wieder siehst. Nach Bedarf Zucker. (Geht auch in den Gläsern)
Von einer späteren Autofahrt würde ich abraten.:smile:

Gruß
Gerhard

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Wir können alles, außer Hochdeutsch!
Lieber Martin,

gestatte mir, dass ich dazu

alle Völkerstämme, die im südlichen deutschen Sprachraum leben
und reden, haben den beachtlichen Vorteil, dass sie nicht
glauben, sie sprächen Deutsch.

ergänze, dass wir hier unten so gut Deutsch können, wie die Leute überall sonst auch; nur mit dem „Hochdeutschen“ tun wir uns nicht ganz so leicht:
Aber da hast du sicher Recht, dass manch anderen in diesm Punkt ein Star zu stechen ist.

Aber das haben wir hier schon öfter festgestellt.

Gruß Fritz

Direkt unter dir, Stephan, finden sich Zitate aus dem Kluge, die deine Frage beantworten könnten.
Fritz

so „dünn“ ist der Caffe fertig aber nicht Überall. Aus Zug
kenn ich ein Rezept mit Zuger Kirsch.
Nimm eine Tasse und gib so viel Caffe rein, bis du den Boden
nicht mehr siehst, dann gieß so viel Kirsch drauf, bis du den
Boden wieder siehst. Nach Bedarf Zucker. (Geht auch in den
Gläsern)
Von einer späteren Autofahrt würde ich abraten.:smile:

Hallo Gerhard

Da hast Du recht, ich habe mich nicht richtig ausgedrückt. Stark verdünnt ist richtig.

Stephan

gar = fertig oder aus:

Mein Mann, dessen Eltern aus dem oberfränkischen stammen, hat mich immer irritiert, wenn er sagte: „Ich trink mein Bier noch gar aus.“ Ich hab mich immer über diesen verwirrenden Ausdruck geärgert; „gar“ bedeutet für mich halt „fertig gekocht“.

Bis ich mir dann bewußt gemacht hab, daß bei uns im Schwäbischen dieser Satz hieße: „I trink mei Bier no voll aus.“ Für Nichtschwaben muß diese Feststellung ja noch viel verwirrender sein!

Grüßle
Regina

Jaja, die Schwaben! :wink:

Für Nichtschwaben muß diese Feststellung ja noch viel verwirrender sein!

Na klar! Das Schwäbische ist eben eine höchstelaborierte Sprache, hinter deren Feinheiten man auch als Schwabe erst nach Jahren kommt.

Als Richtwert gilt 40 Jahre nach dem Spruch:

Der Schwabe wird mit vierzig gscheit!
Die andern nicht in Ewigkeit! :wink:

Grüßle

Auch dir!
Fritz