Wer hat sich 4 Jahre beim Bund verpflichtet?

hallo ihr da draußen!es ist das erste mal,dass ich(26, die große Schwester) in dieser form im internet nach hilfe und rat suche und hoffe sehr, dass jemand, der bereits erfahrungen gemacht hat, das hier liest.
mein bruder(im februar 2011 18jahre) ist total auf dem trip „ich werde mich 4 jahre beim bund verpflichten,weil da bekomme ich einfach so meine ausbildungsstelle und verdiene viel geld.“ auf die frage hin, was er darüber denkt,dass er auch im ausland eingesetzt wird, kommt:„ja, mir passiert schon nix.für das geld würde ich das risiko schon auf mich nehmen.“

heute hatte er seinen musterungstermin und hat sich total daran aufgegeilt wie gut er abgeschnitten hat. T 1 und hin und her.ich habe das gefühl,dass die dem noch voll eine extra gehirnwäsche drauf gesetzt haben.
„ja,die haben mir auch ne cd mitgegeben.die camps im ausland sind richtig cool. da kann man billiard spielen…“ einfach so richtig hängen geblieben! ich sehe meinen bruder in irgendeinem krisengebiet in gefahr und er stellt sich vor, dass er da mal schön gemütlich irgendwo spaß haben wird…

wer ist mit derselben oder ähnlichen einstellung zum bund?wer hat sich 4 jahre verpflichtet?wie war das mit der ausbildung und den einsätzen als soldat?

Ich bin nicht beim Bund, aber ich bin auch im Ausland und kann Billard spielen.
Ich kann sogar einkaufen gehen und am Wochenende einfach irgendwohin fliegen, wenn ich will. Dein Bruder wird das nicht können, wenn er in Krisengebiete geht.

Dein Bruder wird sich aber wahrscheinlich nicht davon abbringen lassen. Ich meine, du kannst ja mal alle Nachteile zusammensuchen - auch mit sowas simplen wie „rausgehen und spielen, fahrradfahren, spazieren gehn, Freunde treffen, abends weggehn usw“, denn das wird er nicht können, wenn er in den Krieg geht. Und in Afghanistan - sollte er sich irgendwie darauf freuen - ist das einzig schön und gesund leuchtend Grüne, was er sieht, der Billardtisch. Ansonsten gibt´s da nur trockene Steinwüste.

Dass er täglich sein Leben riskiert, wird er wahrscheinlich überhören.

War er denn vorher auch schon so euphorisch oder hat ihn lediglich der Billardtisch so fasziniert?

mein bruder(im februar 2011 18jahre) ist total auf dem trip
"ich werde mich 4 jahre beim bund verpflichten,

Woran ja auch nichts verwerfliches ist.

weil da bekomme ich einfach so meine ausbildungsstelle und verdiene :viel geld."

Ziemlich fragwürdige Motivation. Zum einen bekommt er als Soldat auf Zeit (SaZ) für 4 Jahre keine Berufsausbildung (das geht ab 8 Jahren aufwärts los) und zum anderen möchte ich persönlich wenn es hart auf hart kommt keinen Kameraden neben mir stehen haben, der nur des Geldes wegen Soldat geworden ist und keine anderen Gründe, die seine Motivation aufrecht erhalten hat.
Abgesehen davon ist die Bezahlung relativ zu sehen. Klar, welcher ungelernte Arbeiter bekommt vom ersten Tag an 1350€ netto im Monat? Aber nach oben hin ist da nicht mehr viel für ihn drin und als SaZ 4 hat er auch nur eingeschränkte Weiterbildungsmöglichkeiten für seine zivile Zukunft, denn Berufssoldat werden kann er nicht.

auf die frage hin, was er darüber denkt,dass er auch im
ausland eingesetzt wird, kommt:„ja, mir passiert schon nix.für
das geld würde ich das risiko schon auf mich nehmen.“

:wink: Also mir ist meine Gesundheit kein Grundgehalt und eine Tageszulage von maximal 110€ wert. Das ist ein gut gemeinter Versuch des Ausgleichs von Härten, aber nicht mehr.
Meine Motivation ziehe ich daraus, dass ich es für absolut sinnvoll halte, dass es Menschen geben muss, die unseren Staat und unsere Gemeinschaft schützen, damit wir hier in eine relativen Sicherheit leben können. Und dafür riskiere ich auch gerne meine Gesundheit und mein Leben.

heute hatte er seinen musterungstermin und hat sich total
daran aufgegeilt wie gut er abgeschnitten hat. T 1 und hin und
her.

Kann es sein, dass du deinen Bruder nicht ernst nimmst und noch dazu Vorurteile gegenüber der Bundeswehr hast?

ich habe das gefühl,dass die dem noch voll eine extra gehirnwäsche :drauf gesetzt haben.

Bei der Musterung wird über die körperliche Eignung beschieden, nicht mehr, nicht weniger.
Und ich kann dich beruhigen, dass es in der gesamten Bundeswehr noch nie Gehirnwäschen für irgendjemanden gegeben hat. :wink:

„ja,die haben mir auch ne cd mitgegeben.die camps im ausland
sind richtig cool. da kann man billiard spielen…“ einfach so
richtig hängen geblieben!

:wink: Ok, das ist tatsächlich eine irritierende Form von ihm so wichtige Informationen zu reflektieren.
Ich habe auf Grund deiner Erzählung das Gefühl, dass er für sein Alter noch etwas unreif ist (ok, das kommt bei Jungs oft später als bei Mädchen, bei manchen auch nie). Keine gute Voraussetzung für das Treffen einer solch wichtigen Entscheidung.

ich sehe meinen bruder in irgendeinem krisengebiet in gefahr und er :stellt sich vor, dass er da mal schön gemütlich irgendwo spaß haben :wird…

Das bestätigt meinen Verdacht in Bezug auf seine Reife (wobei er diesbezüglich bei der Bundeswehr nur gewinnen könnte :wink: ).
Ich finde es zum einen toll, wie du dich sorgst zum anderen wirst du aber leider akzeptieren müssen, dass dein Bruder seine eigenen Entscheidungen treffen muss (und auch wenn sie dir nicht gefallen solltest du ihn dabei unterstützen).

Normalerweise würde ich raten, dass er mal einen Termin beim Wehrdienstberater (Karriereberater der Bundeswehr) machen soll, um sich mal einen Eindruck in Bezug auf Chancen, Berufsbild und Entwicklungsmöglichkeiten bei der Bundeswehr zu verschaffen. In diesem Fall bin ich da aber geteilter Meinung, denn er scheint dazu zu neigen nur das an Informationen aufzunehmen, was ihm gefällt und aus meiner eigenen Erfahrung als Wehrdienstberater kenne ich solche Fälle nur zu gut.
Ich würde dir aber vorschlagen dass dein Bruder eventuell trotzdem einen Termin beim Wehrdienstberater macht und du einfach mitgehst und dir das mal anhörst und auch Fragen stellst.

In jedem Fall würde ihm bei so einem Gespräch klar gesagt werden, dass der Soldatenberuf 5 Dinge mit sich bringt die man in Kauf nehmen muss und an denen nichts vorbeiführt:

  1. Ein Soldat muss bereit sein sein Leben und seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen (an sich der abstrakteste Punkt, denn mit dem eigenen Tod beschäftigen wir uns selten). Hier ist es auch wichtig zu wissen, wie Freunde und Familie dazu stehen, wenn man Soldat wird. Was machen meine Freunde/meine Familie, wenn ich Tos bin? Was ist, wenn ich ein lebenslanger Pflegefall werde?
  2. Ein Soldat muss bereit sein Dienst an der Waffe zu leisten und diese auch offensiv - also außerhalb von Notwehrsituationen - zum Töten einzusetzen.
  3. Ein Soldat ist jederzeit bundesweit einsetz- und versetzbar, es gibt keinen Anspruch auf eine bestimmte Verwendung oder einen bestimmten Standort.
  4. Die Teilnahme an Auslandseinsätzen ist selbstverständlich.
  5. Wer Vorgesetzter werden will muss führen und Verantwortung für die Leben anderer und für hohe Sachwerte übernehmen wollen.

Ich habe das Gefühl, dass dein Bruder sich irgendwie nur die kleinen Rosinen aus einem sehr großen Kuchen herauspicken will, aber das klappt nicht.

Ob er als SaZ 4 an einem Auslandseinsatz teilnimmt ist übrigens kein Automatismus!

Ich persönlich würde meinen Beruf zwar immer wieder wählen, weil es meine Berufung ist, aber der Beruf passt definitiv nicht zu jedem.
Ich weiß nicht, was er für einen Schulabschluss hat, aber mit 17 kann da noch nicht viel mehr als ein Realschulabschluss drin sein. Ich persönlich würde ihm empfehlen, dass er weiter zur Schule gehen oder einen Berufausbildung machen sollte, um eine feste Grundlage für sein Berufsleben zu schaffen.
Vier Jahre als Mannschafter bei der Bundeswehr bringen einem zwar einzigartige Erfahrungen, aber ansonsten hat man sich kaum weitergebildet, ist vier Jahre älter und für etwaige Arbeitgeber evtl. unatraktiver.

Gruß Andreas

Lieber Andreas, zunächst erstmal vielen vielen Dank für deine differenzierte Rückmeldung!Ich schätze das sehr. Gestern,als ich den Beitrag verfasst habe,war ich ziemlich durch den Wind.Jetzt,nachdem ich eine Nacht mal drüber geschlafen,das Gespräch mit meinem Bruder nochmal reflektiert habe,haben sich mir auch ein paar neue Denkperspektiven eröffnet.

Ein Gedanke ist,dass ich tatsächlich auch das Gefühl habe, dass er einfach noch etwas unreif ist.Weisst du, er hat seinen Hauptschulabschluss durchschnittlich gepackt, begann dann (durch meine Hilfe) eine Ausbildung zum Karosseriebauer(was auch wirklich seinen Interessen enspricht). Allerdings wurde er dort vor 2 Monaten(nach über einem Jahr als Lehrling) raus gekickt,weil er einfach nicht mehr hin ging.Mir leuchtet ein,dass er für sich derzeit einfach keine Perspektiven wirklich erkennen kann und in der Bundeswehr eine Art Chance sieht. Dadurch,dass er „T1“ eingestuft wurde, hat es ihn erst recht nochmal bestärkt und gibt ihm in seiner derzeitigen Lebenslage wahrscheinlich Hoffung, doch gebraucht und wichtig zu sein. Vielleicht,so habe ich mir auch überlegt, will er einfach auch nur mal weg von zu Hause, will „zum Mann werden“. Er sagte mir nämlich auch:„Ich will einfach mal so richtig hart ran genommen werden und Disziplin erleben“. Diese Einschätzung kann daher kommen,weil unsere Mutter zum größten Teil alleinerziehend war und er also über viele Jahre hinweg mit 3 Mädels(Mutter und zwei älteren Schwestern) zusammen gelebt hat,wo ihm einfach auch ein gewisser Input gefehlt hat(Vaterrolle).

Ich bemühe mich wirklich ihn ernst zu nehmen, doch gerate ich in einen inneren konflikt mit mir selbst, weil ich zum einen absolut gar nichts mit Gewalt/Krieg anfangen kann und zum anderen,weil ich einfach große Angst um ihn habe und befürchte,dass er tatsächlich durch seine derzeitig Situation bedingte, eingeschränkte Sichtweise, ja sogar Wahrnehmungsstörung hat. Ich habe ihm auch gesagt, wenn er tatsächlich aus Überzeugung Soldat werden möchte,weil er eine Notwendigkeit darin sieht,könnte ich persönlich besser damit umgehen. Dann könnte ich es akzeptieren lernen.Dadurch,dass er aber sagt, er will einen gesichertn Ausbildungsplatz haben,weil er ihn mit der Einstufung in T1 in jedem Fall ganz einfach bekommen kann,…das macht mich einfahc traurig.In seiner Wahrnehmung scheint die Berufsausbildung an erster Stelle zu stehen und die Tatsache „Soldat sein zu müssen“ sein nur sowas wie eine Nebenwirkung,die er eben in Kauf nehmen müsse/aushalten müsse.

Andreas,du hast an einigen Stellen auch konkrete Fakten genannt.
Aus den Erzählungen meines Bruder kamen kaum derartige Infos hervor.
Ich gebe zu,ich habe Vorurteile gegenüber der Bundeswehr. das kommt daher,weil ich einfach nicht informiert bin,aber auch weil ich meine eigene Überzeugung habe bezüglich „sich für andere opfern oder nicht“. Du und auch viele andere Menschen mögen darin eine Notwendigkeit sehen. Ich tue es nicht. Und dennoch verstehe ich,dass es sein muss,dass es sowohl die einen als auch die anderen geben muss.

Jetzt habe ich soviel geschrieben… Nun noch ein paar (viele) Fragen…
Dein Vorschlag mit dem Wehrdienstberater hört sich gut an. Darf ich denn überhaupt da mit gehen? Und,(wieder ein Vorteil?) sind die Wehrdienstberater denn nicht sowieso der Überzeugung,dass jemand,der T1 eingestuft worden ist, auf jeden Fall gut ist,um sich 4 jahre lang zu verpflichten und dass dieser Berater diese Überzeugung zum Ausdruck bringt?Wie ist das genau mit der verpflichtung? ist es so,dass er erst seine berufsausbildung(z.bsp. als Karosseribauer) macht und dann 4 jahre lang verpflichtet ist, eingesetzt werden zu dürfen?(also zeit der ausbildung+4 jahre) Oder ist es so, dass er von Anfang an irgendwo ins Ausland geschickt werden kann?(also zeit insegsamt 4 jahre) Oder ist es ganz anders?

Gibt es so etwas wie Informationsveranstaltungen, bei denen man mit(ehemalige) Soldaten in den Dialog treten kann?

Herzliche Grüße,
Gisele

Ein Gedanke ist,dass ich tatsächlich auch das Gefühl habe,
dass er einfach noch etwas unreif ist.Weisst du, er hat seinen
Hauptschulabschluss durchschnittlich gepackt, begann dann
(durch meine Hilfe) eine Ausbildung zum Karosseriebauer(was
auch wirklich seinen Interessen enspricht). Allerdings wurde
er dort vor 2 Monaten(nach über einem Jahr als Lehrling) raus
gekickt,weil er einfach nicht mehr hin ging.

Also hier würde ich schonmal behauten, ist ein Knackpunkt. Ich weiss nicht, warum er zu dieser Ausbildungsstelle nichtmehr hin ging, er muss sich aber im Klaren darüber sein, dass das bei einer Verpflichtung bei der Bundeswehr nicht geht. Wenn er nach einem Jahr nichtmehr will, kann er beim Bund nicht einfach nach Hause gehen. Von daher muss der Entschluss, sich zu verpflichten, schon sehr gut überlegt sein und meines Erachtens sind die Gründe, die er dir nennt, alles andere als ausreichend.

Dein Vorschlag mit dem Wehrdienstberater hört sich gut an.
Darf ich denn überhaupt da mit gehen? Und,(wieder ein
Vorteil?) sind die Wehrdienstberater denn nicht sowieso der
Überzeugung,dass jemand,der T1 eingestuft worden ist, auf
jeden Fall gut ist,um sich 4 jahre lang zu verpflichten und
dass dieser Berater diese Überzeugung zum Ausdruck bringt?Wie
ist das genau mit der verpflichtung?

Ich kann dir nicht sagen, ob du zum Wehrdienstberater mitkannst, denke aber schon. Und ich schätze, dass die Wehrdienstberater auch nicht „Boah! Klasse! T1! Den schnappen wir uns für x Jahre!“ sagen. Gerade im Hinblick auf den (wohl) bevorstehenden Umbau in eine Berufsarmee ist das wohl eher unwahrscheinlich. Ist der WDB verantwortungsbewusst, wird er wahrscheinlich sogar versuchen, deinem Bruder die Verpflichtung auszureden, wenn er merkt, dass dein Bruder sich aus den falschen Gründen verpflichten will. Der WDB kann euch wohl dann auch sagen, wie das abläuft mit Ausbildung etc. (meines Wissens sind es derzeit ein paar Monate Grundausbildung macht und die Berufsausbildung dann hinterher). Das fällt wohl auch alles in die Verpflichtungszeit, also in die 4 Jahre.

Gibt es so etwas wie Informationsveranstaltungen, bei denen
man mit(ehemalige) Soldaten in den Dialog treten kann?

Ab und zu finden Ausbildungsmessen in Berufsschulen und Arbeitsämtern statt. Manchmal sind dort auch Vertreter der Bundeswehr anwesend, wahrscheinlich auch Wehrdienstberater. Ebenso trifft man dort auf Soldaten, die sich verpflichtet haben, bzw. Berufssoldaten.

Ich denke auch, dein Bruder sieht das Thema „Auslandseinsatz“ ein wenig zu locker. Ein sehr guter Freund von mir hatte sich Mitte der 90er für 12 Jahre verpflichtet (er hat’s dann bis zum StUfz geschafft). 1999 ging er zum Auslandseinsatz im Kosovo. Er kam gewaltig verändert zurück. Das meine ich aber nicht positiv. Bei seiner Rückkehr war er ziemlich kaputt, gebrochen könnte man sagen. Ich weiss bis heute nicht, was er da unten gesehen hat, es muss aber ziemlich brutal gewesen sein. Ich schätze mal (genau kann ich’s nicht sagen, da ich kein Psychologe bin), dass da das sogenannte PTBS (->Wikipedia) vorliegt. Unter anderem zeigt er öfters mal das „1000-Yard-Starren“ (Wikipedia: Thousand-Yard-Stare), was absolut kein schöner Anblick ist und mir schon mehr als einmal einen kalten Schauer über den Rücken gejagt hat. Er war niemand, den ich als zart besaitet bezeichnet hätte, aber es scheint im Kosovo wohl etwas vorgefallen zu sein, was ihn gebrochen hat und ehrlich gesagt möchte ich auch garnicht wissen, was es war.

MfG,
TheSedated

Kompromiss
Hallo Gisele,

zunächst finde ich Deine Beschreibung sehr eindrucksvoll in ihrer Differenziertheit. Du machst Dir wirklich „einen Kopf“. Schön.

Zur Sache: wenn ich das richtig verstehe, ist Dein Bruder jetzt doch stellungslos? Dann würde ich einfach Antrag auf vorzeitiges Einziehen zu Bundeswehr stellen, bevor das ab 1.Juli gar nicht mehr geht. Sechs Monate Wehrpflicht als Berufspraktikum quasi. Und als W6 kommt man sicher nicht ins Ausland.

Die Wehrpflichtzeit kann bis auf 23 Monate verlängert werden, wenn er sich bewährt, also beide Seiten das wollen. Dann hat er den Betrieb von innen gesehen, und die Bundeswehr kann beurteilen, ob er nicht nur tauglich, sondern auch fähig ist.

Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Dein Bruder an der Sache reifen kann. Und dann kommt es darauf an, das ist aber Aufgabe des Wehrdienstberaters, eine Truppengattung zu finden, die ihm auch zivil nützt. In seinem Fall zum Beispiel die Instandsetzungstruppe (vulgo Werkstatt). Wenn er sich z.B. später (das kann man auch aus der Wehrpflicht heraus) für zwölf Jahre verpflichtet, ist u.U, sogar die Meisterschule finanziert. Aber wie gesagt: Wehrdienstberater!

Und Du vergiss nicht, dass die Bundeswehr keineswegs Interesse an kleinen Rambos hat. Die wollen körperlich UND geistig leistungsfähige Leute.

Gruß und alles Gute,
Andreas

Ein Gedanke ist,dass ich tatsächlich auch das Gefühl habe,
dass er einfach noch etwas unreif ist.Weisst du, er hat seinen
Hauptschulabschluss durchschnittlich gepackt, begann dann
(durch meine Hilfe) eine Ausbildung zum Karosseriebauer(was
auch wirklich seinen Interessen enspricht). Allerdings wurde
er dort vor 2 Monaten(nach über einem Jahr als Lehrling) raus
gekickt,weil er einfach nicht mehr hin ging.

Das wird sich als Bumerang erweisen. Mit diesem Hintergrund sehe ich karrieretechnisch pauschal wenig bis gar keine Chancen für ihn bei der Bundeswehr, was aber nicht heißt, dass er seinen Grundwehrdienst trotzdem ableisten kann.
Ein durchschnittlicher Hauptschulabschluss ist heutzutage keine gute Basis mehr für einen Start ind Berufsleben, das muss ihm unbedingt klar werden. Eine Abgebrochene Berufsausbildung, dann auch noch wegen Nichterscheinens des Azubis ist ein absolutes NoGo - die Wahrscheinlichkeit, dass er noch mal eine Chance - egal bei welchem Arbeitgeber bekommt - halte ich für annähernd ausgeschlossen. Ist ihm klar, dass er gerade auf dem besten Wege ist sich sein Leben komplett zu verbauen?
Ich würde ihm raten zuzusehen schnell wieder zur Schule zu gehen.
Abgesehen dürfte er derzeit auch noch schulpflichtig sein.

Mir leuchtet ein,dass er für sich derzeit einfach keine Perspektiven
wirklich erkennen kann und in der Bundeswehr eine Art Chance
sieht. Dadurch,dass er „T1“ eingestuft wurde, hat es ihn erst
recht nochmal bestärkt und gibt ihm in seiner derzeitigen
Lebenslage wahrscheinlich Hoffung, doch gebraucht und wichtig
zu sein.

Die Bundeswehr wird für ihn keine Verwendung haben. Es gibt selbst für die Mannschaftslaufbahn zig Bewerber mit Berufsausbildung und/oder realschulabschluss, da fällt ein Bewerber nur mit Hauptschulabschluss und Tendenzen zum „vom Dienst fernbleiben“ schlicht hinten runter.
Und T1 ist schlicht eine Aussage über die körperliche Eignung für den Wehrdienst und nicht über seine Eignung eine Laufbahn als Soldat einzuschlagen. Dafür bedarf es einem Bewerbertest zudem er wohl nicht mal eingeladen werden würde, wenn er sich bewirbt.

Dadurch,dass er aber sagt, er will einen gesichertn Ausbildungsplatz
haben,weil er ihn mit der Einstufung in T1 in jedem Fall ganz
einfach bekommen kann,…das macht mich einfahc traurig.

Und es ist vor allem völliger Unfug, weil T1 hier keinerlei relevanz hat, außer, dass er eine von diversen Minimalanforderungen erfüllt. Aus meiner Erfahrung heraus kann ich dir sagen, dass er keine Chance haben wird bei der Bundeswehr eine Berufsausbildung zu machen, weil er sich bereits im Vorauwahlverfahren für die Bewerber nicht durchsetzen können wird.

Dein Vorschlag mit dem Wehrdienstberater hört sich gut an.
Darf ich denn überhaupt da mit gehen?

Klar, wieso nicht?

Und,(wieder ein Vorteil?) sind die Wehrdienstberater denn nicht :sowieso der Überzeugung,dass jemand,der T1 eingestuft worden ist, auf
jeden Fall gut ist,um sich 4 jahre lang zu verpflichten und
dass dieser Berater diese Überzeugung zum Ausdruck bringt?

Nein, denn um Dienst als Soldat zu leisten muss man mit T1 oder T2 tauglich sein - das ist quasi Voraussetzung, damit sich der Wehrdienstberater für einen interessiert, weil man erst dann sicher zu seiner Zielgruppe gehört. Als erstes werden dann mal andere Grundvoraussetzungen abgefragt, wie z.B. keine Vorstrafen, Verfassungstreue und eben Schulbildung.
Der Wehrdienstberater weiß also ziemlich schnell, wen er da vor sich hat, ob die Vorstellungen des Interessenten reell sind und ob der Interessent für die Bundeswehr interessant ist. In diesem Fall hält sich das Interesse (optimistisch ausgedrückt) in Grenzen.

Wie ist das genau mit der verpflichtung? ist es so,dass er erst
seine berufsausbildung(z.bsp. als Karosseribauer) macht und
dann 4 jahre lang verpflichtet ist, eingesetzt werden zu
dürfen?(also zeit der ausbildung+4 jahre) Oder ist es so, dass
er von Anfang an irgendwo ins Ausland geschickt werden
kann?(also zeit insegsamt 4 jahre) Oder ist es ganz anders?

Es ist ganz anders. Wie ich bereits schrieb kann eine Berufsausbildung erst ab einer Mindestverpflichtungszeit von 8 Jahren in der Laufbahn der Unteroffiziere des Fachdienstes absolviert werden. Zunächst erhält der Soldat dann seine militärische Basis- und Vorgesetztenausbildung und absolviert dann eine ein- bis anderthalbjährige Zivile Aus- und Weiterbildung, die mit einem staatlich anerkannten Berufsausbildungsabschluss endet.
Nachdem der Soldat alle Ausbildungsabschnitte (militärisch und zivil) durchlaufen hat steht er nach ca. 3 Jahren für den Dienst zur Verfügung und damit auch für Auslandseinsätze.

Gibt es so etwas wie Informationsveranstaltungen, bei denen
man mit(ehemalige) Soldaten in den Dialog treten kann?

Mit Ehemaligen kannst du an sich überall in Kontakt treten, denn die Bundesrepublik ist voll von ehemaligen Soldaten. :wink: Ob deren Eindrücke aber noch die heutige Realität widerspiegeln ist allerdings zweifelhaft.
Ich empfehle wie gesagt einen Termin mit einem Wehrdienstberater zu machen, wo auch du Fragen stellen kannst. Ansonsten findest du Wehrdienstberater regelmäßig auch auf Berufsmessen oder je nach regionaler Notwendigkeit auch zu festen Terminen im BIZ in der Arbeitsagentur.

Gruß Andreas

Hallo Grußlos,

kann deine Aussage nicht verstehen.
Damit steckst du alle Berufssoldaten in die Schublade von geistig minder
Bemittelten.Als sind zum Beispiel Bundeswehrärzte und Sanitäter in deinen Augen nicht klar denkende Menschen???
Eine Diskussion möchte ich aber trotzdem nicht mit dir führen,weil dein Standpunkt dich ganz einfach disqualifiziert.

Ebenso Grußlos und Kopfschüttelnd Bollfried