mein bruder(im februar 2011 18jahre) ist total auf dem trip
"ich werde mich 4 jahre beim bund verpflichten,
Woran ja auch nichts verwerfliches ist.
weil da bekomme ich einfach so meine ausbildungsstelle und verdiene :viel geld."
Ziemlich fragwürdige Motivation. Zum einen bekommt er als Soldat auf Zeit (SaZ) für 4 Jahre keine Berufsausbildung (das geht ab 8 Jahren aufwärts los) und zum anderen möchte ich persönlich wenn es hart auf hart kommt keinen Kameraden neben mir stehen haben, der nur des Geldes wegen Soldat geworden ist und keine anderen Gründe, die seine Motivation aufrecht erhalten hat.
Abgesehen davon ist die Bezahlung relativ zu sehen. Klar, welcher ungelernte Arbeiter bekommt vom ersten Tag an 1350€ netto im Monat? Aber nach oben hin ist da nicht mehr viel für ihn drin und als SaZ 4 hat er auch nur eingeschränkte Weiterbildungsmöglichkeiten für seine zivile Zukunft, denn Berufssoldat werden kann er nicht.
auf die frage hin, was er darüber denkt,dass er auch im
ausland eingesetzt wird, kommt:„ja, mir passiert schon nix.für
das geld würde ich das risiko schon auf mich nehmen.“
Also mir ist meine Gesundheit kein Grundgehalt und eine Tageszulage von maximal 110€ wert. Das ist ein gut gemeinter Versuch des Ausgleichs von Härten, aber nicht mehr.
Meine Motivation ziehe ich daraus, dass ich es für absolut sinnvoll halte, dass es Menschen geben muss, die unseren Staat und unsere Gemeinschaft schützen, damit wir hier in eine relativen Sicherheit leben können. Und dafür riskiere ich auch gerne meine Gesundheit und mein Leben.
heute hatte er seinen musterungstermin und hat sich total
daran aufgegeilt wie gut er abgeschnitten hat. T 1 und hin und
her.
Kann es sein, dass du deinen Bruder nicht ernst nimmst und noch dazu Vorurteile gegenüber der Bundeswehr hast?
ich habe das gefühl,dass die dem noch voll eine extra gehirnwäsche :drauf gesetzt haben.
Bei der Musterung wird über die körperliche Eignung beschieden, nicht mehr, nicht weniger.
Und ich kann dich beruhigen, dass es in der gesamten Bundeswehr noch nie Gehirnwäschen für irgendjemanden gegeben hat.
„ja,die haben mir auch ne cd mitgegeben.die camps im ausland
sind richtig cool. da kann man billiard spielen…“ einfach so
richtig hängen geblieben!
Ok, das ist tatsächlich eine irritierende Form von ihm so wichtige Informationen zu reflektieren.
Ich habe auf Grund deiner Erzählung das Gefühl, dass er für sein Alter noch etwas unreif ist (ok, das kommt bei Jungs oft später als bei Mädchen, bei manchen auch nie). Keine gute Voraussetzung für das Treffen einer solch wichtigen Entscheidung.
ich sehe meinen bruder in irgendeinem krisengebiet in gefahr und er :stellt sich vor, dass er da mal schön gemütlich irgendwo spaß haben :wird…
Das bestätigt meinen Verdacht in Bezug auf seine Reife (wobei er diesbezüglich bei der Bundeswehr nur gewinnen könnte ).
Ich finde es zum einen toll, wie du dich sorgst zum anderen wirst du aber leider akzeptieren müssen, dass dein Bruder seine eigenen Entscheidungen treffen muss (und auch wenn sie dir nicht gefallen solltest du ihn dabei unterstützen).
Normalerweise würde ich raten, dass er mal einen Termin beim Wehrdienstberater (Karriereberater der Bundeswehr) machen soll, um sich mal einen Eindruck in Bezug auf Chancen, Berufsbild und Entwicklungsmöglichkeiten bei der Bundeswehr zu verschaffen. In diesem Fall bin ich da aber geteilter Meinung, denn er scheint dazu zu neigen nur das an Informationen aufzunehmen, was ihm gefällt und aus meiner eigenen Erfahrung als Wehrdienstberater kenne ich solche Fälle nur zu gut.
Ich würde dir aber vorschlagen dass dein Bruder eventuell trotzdem einen Termin beim Wehrdienstberater macht und du einfach mitgehst und dir das mal anhörst und auch Fragen stellst.
In jedem Fall würde ihm bei so einem Gespräch klar gesagt werden, dass der Soldatenberuf 5 Dinge mit sich bringt die man in Kauf nehmen muss und an denen nichts vorbeiführt:
- Ein Soldat muss bereit sein sein Leben und seine Gesundheit aufs Spiel zu setzen (an sich der abstrakteste Punkt, denn mit dem eigenen Tod beschäftigen wir uns selten). Hier ist es auch wichtig zu wissen, wie Freunde und Familie dazu stehen, wenn man Soldat wird. Was machen meine Freunde/meine Familie, wenn ich Tos bin? Was ist, wenn ich ein lebenslanger Pflegefall werde?
- Ein Soldat muss bereit sein Dienst an der Waffe zu leisten und diese auch offensiv - also außerhalb von Notwehrsituationen - zum Töten einzusetzen.
- Ein Soldat ist jederzeit bundesweit einsetz- und versetzbar, es gibt keinen Anspruch auf eine bestimmte Verwendung oder einen bestimmten Standort.
- Die Teilnahme an Auslandseinsätzen ist selbstverständlich.
- Wer Vorgesetzter werden will muss führen und Verantwortung für die Leben anderer und für hohe Sachwerte übernehmen wollen.
Ich habe das Gefühl, dass dein Bruder sich irgendwie nur die kleinen Rosinen aus einem sehr großen Kuchen herauspicken will, aber das klappt nicht.
Ob er als SaZ 4 an einem Auslandseinsatz teilnimmt ist übrigens kein Automatismus!
Ich persönlich würde meinen Beruf zwar immer wieder wählen, weil es meine Berufung ist, aber der Beruf passt definitiv nicht zu jedem.
Ich weiß nicht, was er für einen Schulabschluss hat, aber mit 17 kann da noch nicht viel mehr als ein Realschulabschluss drin sein. Ich persönlich würde ihm empfehlen, dass er weiter zur Schule gehen oder einen Berufausbildung machen sollte, um eine feste Grundlage für sein Berufsleben zu schaffen.
Vier Jahre als Mannschafter bei der Bundeswehr bringen einem zwar einzigartige Erfahrungen, aber ansonsten hat man sich kaum weitergebildet, ist vier Jahre älter und für etwaige Arbeitgeber evtl. unatraktiver.
Gruß Andreas