Moin,
Kein Thema.
Dazu mal ein kleiner Ausflug in die aktuelle Realität, wird ein wenig länger.
Wir haben in Europa ein Verbundnetz, was ganz grob bedeutet, dass meine Steckdosen hier im Norden elektrisch mit allen anderen Steckdosen und auch den Kraftwerken im gesamten Verbundnetz verbunden sind. Nun produzieren wir ja Wechselspannung, dazu dann auch eine Analogie:
Stell dir eine Schiffschaukel auf einer Kirmes vor, ein Kind will schaukeln, kann es aber nicht selber. Das entspricht den vielen Millionen Verbrauchern im Netz, von der einfachen LED bis hin zu einem elektrische betriebenen Schmelzofen. Kind ruft „will Anschub!!!“ und du (du spielst jetzt ein Kraftwerk) gibst diesen. Die Schaukel muss mit 50 Hertz schaukeln (ganz wichtiger Punkt!). Ganz schnell und instinktiv gibst du synchron zur Bewegung der Schaukel den Anschub.
Soweit kein Problem.
Auf die Schaukel wollen aber mehr Kinder, deine Kraft alleine reicht nicht, um die 50 Hertz zu stemmen. Es kommt Hilfe in Form von 2 weiteren Personen. Auch die wissen ganz schnell und instinktiv, dass alle Anschubser zum gleichen Zeitpunkt ihre Kraft richtig einsetzen müssen, damit die Schaukel nicht langsamer wird. Nun hängen da aber viele Millionen Schaukeln gleichzeitig (oben: Verbundnetz) und einige hundert Menschen müssen zum richtigen Zeitpunkt synchronisiert ihre Kräfte an die Schaukeln abgeben. Das ist schon eine echte Aufgabe.
Verlagerst du diese zwingende Synchronisation auf viele Millionen Solaranlagen oder BHKW, dann hoffe ich, dass du dir vorstellen kannst, dass das keine leichte und einfache Aufgabe ist. Ich halte sie für lösbar, aber eben nicht „mal eben“.
Bisher ist es (auch grob) so, dass ein Wechselrichter einer Solaranlage nur dann Strom ins Netz gibt, wenn dieses seinerseits funktioniert. Keine 50 Hz aus dem Netz: Wechselrichter arbeitet nicht.
Das betrifft aber nahezu alle Anlagen, die kein „richtiges Kraftwerk“ sind und irgendwie Strom erzeugen, der ins Netz eingespeist wird. Es gibt noch Inselanlagen, aber die sind hier nicht relevant.
Wenn jetzt Großkraftwerke vom Netz genommen werden, müssen sich die anderen Teilnehmer absprechen, wer die 50 Hz vorgibt, da kann nicht jeder einfach so machen, wie er gerne will.
BHKW gibt es übrigens für kleinere Häuser seit über 40 Jahren. Das eigentliche Problem in der Praxis ist die Laufzeit. Ein Automotor, der 200000 km hält bei einem Durchschnitt von 100 km/h, lebt somit rund 2000 Stunden. Ein einzelnes Jahr hat aber schon 8760 Stunden und da man von einen solchen BHKW durchaus 10 Jahre Betrieb erwartet, reden wir über fast 90000 (neunzig tausend) Stunden Laufzeit für einen Verbrennungsmotor.
Ganz genau, wobei es nicht nur um Kommunikation geht, sondern um Steuerungs- und Regelungstechnik vom Allerfeinsten mit hohen Ansprüchen an funktionale Sicherheit. Unser Verbundnetz ist durchaus empfindlich.
Das ist mit einer der Folgen des 2. Hauptsatzes der Thermodynamik: https://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Hauptsatz_der_Thermodynamik Energie lässt sich nur mit einem bestimmten Wirkungsgrad in einer andere Form umwandeln, den Rest erhalten wir als Wärme. Auch dein Smartphone (so du eines hast) erzeugt reichlich Wärme aus der elektrischen Energie, die du beim Aufladen reingesteckt hast. Das möchtest du bitte nicht mit Temperatur verwechseln. Auch ein Desktop PC mit Monitor erzeugt nahezu nur Wärme. Wenn du einen hast, der 200 Watt als elektrische Leistung aufnimmt, dann erzeugt der grob 190 Watt Wärme. Was für nahezu alle Gertäe gilt, die mit Strom betrieben werden und nicht explizit für Heizzwecke gedacht ist.
Auch dazu möchte ich noch einmal meinen bösen Senf abgeben, denn deine Frage halte ich nicht nur für dämlich, sie ist unreflektiert dämlich.
Ein Häuslebauer, der eine Solaranlage aufs Dach haben möchte, dazu noch ein BHLW und dann noch eine Wärmepumpe, wird auf dem Angebot irgendwas als Hausnummer 50000 (fünfzigtausend) Euro stehen haben. Da rechne ich dann für eine WP rund 15000, für eine Solaranlage mit rund 6 kWp und Batteriespeicher auch 15000 und ein BHKW wird geschätzt bei 20000 Euro liegen. Ergibt geschmeidige 50000 Euro.
Was macht Otto Normalverbraucher, wenn er ein Angebot für eine konventionelle Gasheizung für rund 10000 Euro bekommt? Der wird das machen, was ich auch bei dir vermute: die Gasheizung wird gekauft. Das andere kostet ja 40000 Euro mehr. Dafür könnte ich dann aber doch lieber das kaufen und das da …
Es geht weniger um knapp. dafür ist schließlich das Verbundnetz da. Damit kommen wir zu den 50 Hz von oben (liest du noch mit @ceestmoi ). Alle Kraftwerke achten penibel darauf, dass die 50 Hz Netzfrequenz eingehalten wird. Wird zu viel Strom produziert oder zu wenig abgenommen, dann steigt sie an und bei 50,2 Hz ist Ende der Fahnenstange. Dann wird im Extremfall ein Kraftwerk in die Notabschaltung gehen, wenn es nicht rechtzeitig seine Leistung drosseln konnte. Und da kämen dann die Batterien in den Autos zum Zuge, denn die wären in der Lage, die Übermenge an Energie kurzfristig im Sinne eines Kraftwerkes zu speichern, was die Netzfrequenz stabilisiert.
Das bidirektionale Laden ist sicherlich eine feine Sache, unsere Zoe und die Wallbox können das leider nicht, aber der Otto Normalverbrennerfahrer wird dann umso mehr zu den BEV sagen: „Es könnte ja gleich ein Anruf kommen und ich muss 1000 km nach München fahren. Jetzt sorgt noch ein System dafür, dass mir mein Stromtank ausgesaugt wird? Never! Wer garantiert denn, dass da noch was übrige bleibt?“
Mal davon abgesehen, kostet die Speicherung 1 kWh (nur die Kosten der Speicherung!) rund 0,25 Euro pro kWh bei einem Batteriespeicher für die heimische Solaranlage.
So, genug in aller gebotenen Kürze
-Luno