Wenn wir Menschen nicht wissen, wer wir eigentlich sind, außer der Zufallsprägung von Natur und Kultur, dann ist die im vorigen Thread angesprochene Frage nicht, wie ein User meinte, sinnlos, sondern die sinnvollste Frage seit dem Entstehen der Philosophie überhaupt. Es kann keine jemals sinnvollere Frage für Philosophierende geben!
In seinem Buch „Kampf der Kulturen“ des in der ganzen Welt berühmt gewordenen Harvard-Professors P. Samuel Huntington, der fünf Jahre vor dem Anschlag vom 11.September einen kulturellen Konflikt zwischen Islam und Christentum prognostizierte, wird deutlich, was die neueren Forschungen in den Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften als die Frage aller Fragen interessiert:
Wer sind wir eigentlich wirklich?
Der US-Politologe wurde aufgrund seiner damals sehr provokanten Theorie, dass die Zukunft vom WISSEN über die Identität der Kulturen abhängt, zwar mit hoher Aufmerksamkeit bedacht (er wurde zum Beispiel eingeladen, vor dem deutschen Bundestag seine Theorie zu erklären), aber nicht so ernst genommen, wie es möglich hätte sein können. Sofort nach dem Erscheinen des inzwischen zum Klassiker gewordenen Buches „Kampf der Kulturen - The Clash of Civilizations - Die Neugestaltung der Weltpolitik im 21 Jahrhundert“, Europaverlag 1996, wurden alle westlichen Geheimdienste aktiv, ohne jedoch den 11. September verhindern zu können.
Das Thema, das im vorigen Thread bei der Mehrheit von Usern im Brett auf besondere Ablehnung stieß, bleibt weiterhin unbewusst außen vor, weil diese Frage, die unsere tiefsten innersten Überzeugungen und Werte berührt, Angst macht und daher verdrängt wird. Lieber interessieren sich User zum Beispiel nur für ganz oberflächliche Frage, wie dem Namen des Hundes von Schopenhauer. Wenn es stimmt, was der Politikwissenschaftler Huntington sagt, dass wir unserer Identität vor allem erst dann sicher zu sein scheinen, wenn wir WISSEN, wer der Feind ist, gilt das auch für die Philosophie.
Anknüpfend an vorigen Thread noch einmal der Verweis auf Feuerbach im unteren Link, mit der Frage an die User, wie sie das sehen, die hier in überwiegender Mehrheit sind? Vielleicht lässt sich ja über diese Frage aller Fragen unter Philosophierenden, die für sich ja die Liebe zur Weisheit reklamieren, die wichtigste Frage aller Fragen vernünftig diskutieren?